Stellen wir uns vor, wir hätten als Psychologen folgende Rollen bei einem recht delikaten Projekt zu verteilen: Im Tresorraum einer Bank muss eine Person mittels feinster Drehbewegungen und einem guten Gehör für das Klicken der Sicherungsmechanik die Zahlenkombination für den Tresor knacken, dazu muss man sich mehrere Minuten lang konzentrieren und nicht die Geduld verlieren, man darf sich nicht ablenken lassen und so lange an seine Kompetenz beim Tresorknacken glauben, bis man erfolgreich war. Zur Absicherung dieser Person muss aber eine zweite Person im Foyer vor dem Tresorraum stehen und mehrere Flure und Ausgangstüren sowie Alarmlampen und Überwachungsbildschirme im Auge behalten und bei der kleinsten Veränderung all dieser Indikatoren selbst Alarm schlagen und die Flucht einleiten.
Zur Besetzung dieser beiden Rollen stehen uns Ede und Fips zur Verfügung. Ede ist ein erfahrener Einbrecher, besonders ruhig und entspannt und lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Fips hat heute seinen ersten Einsatz als Bankräuber und macht sich vor Angst fast in die Hosen, er ist unruhig und seine Nerven liegen blank.
Wen würden wir als Panzerknacker und wen für die Schmiere einsetzen?
Rein intuitiv würde ein Großteil von uns Ede zum besonnenen Codeknacker und Fips zum nervenaufgeriebenen Schmieresteher machen. Der Grund liegt auf der Hand: Fips hat nicht die Ruhe dazu, den Safe zu knacken, er wäre dabei schlechter als Ede. Aber eine zweite Begründung ist genauso richtig: Edes Seelenruhe macht ihn zu einem schlechteren Alarmgeber, er wäre langsamer und weniger sensitiv als Fips.
Warum das Nervenbündel Fips den einen Job besser machen kann als den anderen, damit wollen wir uns in dieser Abhandlung beschäftigen.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Das emotionspsychologische Konstrukt Angst in den großen Würfen des 20. Jahrhunderts
- Anthroposophisch-philosophische Betrachtung
- Psychoanalytische Konzeptionen
- Pawlows experimentelle Neurose
- Watson & Raynors Konditionierungsexperiment
- Integration von Psychoanalyse und Behaviorismus
- Kognitive Angsttheorie von Lazarus
- Faktorenanalytische Angstkonstrukte
- Spielberger's State-Trait-Anxiety-Inventar
- Zur Phänomenologie der Angst
- Becker's thematische Gruppierung von Ängsten
- Statistik zur Verbreitung von Schulleistungsangst
- Der mechanistisch-behavioristische Blick auf Angst und Leistung
- Hulls Probleme und ein Exkurs in die Frage von Erregung und Verhalten
- Der kognitive Blick auf Angst und Leistung
- Schlussfolgerung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Abhandlung befasst sich mit der Frage, wie Angst sowohl leistungsfördernd als auch leistungshemmend wirken kann. Der Text beleuchtet verschiedene Perspektiven auf das emotionspsychologische Konstrukt Angst im 20. Jahrhundert und untersucht die Auswirkungen von Angst auf die Leistung anhand von behavioristischen und kognitiven Ansätzen.
- Das emotionspsychologische Konstrukt Angst im 20. Jahrhundert
- Behavioristische und kognitive Ansätze zur Erklärung des Zusammenhangs zwischen Angst und Leistung
- Die Rolle von Erregung und Verhalten bei der Leistungsbeeinflussung durch Angst
- Differenzierung von State- und Trait-Angst
- Die Phänomenologie der Angst und ihre verschiedenen Erscheinungsformen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einführung stellt ein Szenario vor, in dem zwei Personen mit unterschiedlichen Angstniveaus für verschiedene Aufgaben geeignet sind. Dies dient als Ausgangspunkt für die Untersuchung des Einflusses von Angst auf die Leistung.
Das zweite Kapitel beleuchtet das emotionspsychologische Konstrukt Angst aus verschiedenen Perspektiven des 20. Jahrhunderts, beginnend mit einer anthroposophisch-philosophischen Betrachtung. Es werden psychoanalytische Konzeptionen, Pawlows experimentelle Neurose, Watsons und Raynors Konditionierungsexperiment sowie die Integration von Psychoanalyse und Behaviorismus vorgestellt. Darüber hinaus wird die kognitive Angsttheorie von Lazarus und die Faktorenanalyse von Angstkonstrukten erläutert. Abschließend wird das State-Trait-Anxiety-Inventar von Spielberger vorgestellt und die Implikationen der Differenzierung von Angst und Ängstlichkeit für die Leistung beleuchtet.
Das dritte Kapitel befasst sich mit der Phänomenologie der Angst und ihren verschiedenen Erscheinungsformen. Es werden die unterschiedlichen Gesichter der Angst anhand von Becker's thematischer Gruppierung vorgestellt. Zudem wird eine Statistik zur Verbreitung von Schulleistungsangst zitiert.
Die folgenden Kapitel (Der mechanistisch-behavioristische Blick auf Angst und Leistung, Hulls Probleme und ein Exkurs in die Frage von Erregung und Verhalten, Der kognitive Blick auf Angst und Leistung) analysieren den Einfluss von Angst auf die Leistung anhand von behavioristischen und kognitiven Ansätzen.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Abhandlung sind Angst, Leistung, Behaviorismus, Kognition, Erregung, State-Trait-Angst, Phänomenologie, Schulleistungsangst. Die Arbeit beleuchtet verschiedene Ansätze zur Erklärung des komplexen Zusammenhangs zwischen Angst und Leistung und analysiert die Rolle von Erregung und kognitiven Bewertungsprozessen.
- Citation du texte
- Sascha Topolinski (Auteur), 2003, Leistungsfördernde und leistungshemmende Angst, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/15473