„Die gelbe Tasche“ („A bolsa amarela“) von Lygia Bojunga Nunes erschien in Brasilien im Jahr 1976. Zu dieser Zeit herrschte dort die schon seit 1964 andauernde Militärdiktatur. Erst 1985 sollte diese beendet sein.
Unter der Militärdiktatur wurden viele Romane, die Kritik am Regime ausübten, zensiert, sodass Bojunga Nunes auf das Stilmittel der Metapher zurückgreifen musste, damit ihr Roman nicht ebenfalls unter Zensur geriet. Mit Hilfe von lebendigen Gegenständen, die typisch für die kinderliterarische Phantastik sind, konnte sie die Situation in Brasilien beschreiben.
Dadurch dass es sich um einen Roman für Kinder und Jugendliche handelt, wird dem Leser auf den ersten Blick die Kritik am Regime, die sich dahinter verbirgt, nicht deutlich. Erst wenn man weiß, dass die Autorin zur Zeit der Diktatur den Roman geschrieben und sie selbst sich für Demokratie und freie Meinungsäußerung eingesetzt hat, erkennt man ihre eigentliche Aussageabsicht.
Wie ist es einem Schriftsteller überhaupt möglich unter einer Diktatur zu arbeiten?
Wie gelingt es Bojunga Nunes die Militärdiktatur in Brasilien zu kritisieren, ohne dass sie dies zu offensichtlich tut?
Im Folgenden soll zunächst das Leben der Autorin und deren Werte dargestellt werden, anschließend erfolgt eine Untersuchung der Eingangssequenz des Romans und einiger Gegenstände, die sich in der gelben Tasche befinden. Wie eine Gesellschaft auch funktionieren kann, beschreibt Lygia Bojunga Nunes im Kapitel „Das Haus der Reparaturen“.
In einem abschließenden Fazit sollen die Werte, die Bojunga Nunes vertritt, mit den Inhalten des Romans verglichen werden und nochmals auf den Wunsch der Hauptfigur Rachel – Schriftstellerin zu werden – eingegangen werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kurze Biographie der Autorin
- Die Eingangssequenz
- Der Wunsch Schriftstellerin zu werden
- Rachels Roman
- Die gelbe Tasche
- Dinge, die sich in der gelben Tasche befinden...
- Der Hahn Afonso
- Die Regenschirmfrau
- Der Schreckliche
- Das Bild vom Garten, den Rachel so gerne hat
- Das Haus der Reparaturen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert Lygia Bojunga Nunes' Roman "Die gelbe Tasche" und untersucht, wie die Autorin in einer Diktatur Kritik am Regime üben konnte, ohne dass ihr Roman zensiert wurde.
- Kritik am Regime durch Metaphern
- Die Bedeutung von Fantasie und Kreativität in der Kinderliteratur
- Die Rolle der Autorin als Verfechterin von Demokratie und freier Meinungsäußerung
- Die Darstellung von Armut, Unterdrückung und politischer Verfolgung in Brasilien
- Die Bedeutung von Selbstverwirklichung und Mut in der Diktatur
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Kontext des Romans "Die gelbe Tasche" dar, der während der brasilianischen Militärdiktatur entstand. Die Arbeit beleuchtet die Notwendigkeit von Metaphern als Stilmittel, um Zensur zu umgehen. Die Kurze Biographie der Autorin zeigt Lygia Bojunga Nunes' Engagement für Demokratie und freie Meinungsäußerung. Die Eingangssequenz untersucht die Wünsche der Hauptfigur Rachel, insbesondere ihren Wunsch, Schriftstellerin zu werden. Im Kapitel "Die gelbe Tasche" werden die Gegenstände in der Tasche vorgestellt, die wichtige Metaphern für das Regime und die Situation in Brasilien darstellen. Die Arbeit geht auf die Symbolkraft von Gegenständen wie dem Hahn Afonso, der Regenschirmfrau und dem Schrecklichen ein. Das Kapitel "Das Haus der Reparaturen" analysiert, wie die Autorin eine alternative Gesellschaftsform darstellt, die auf Solidarität und Gemeinschaftlichkeit basiert.
Schlüsselwörter
Kinderliterarische Fantastik, Militärdiktatur, Brasilien, Metaphern, Zensur, Demokratie, freie Meinungsäußerung, Armut, Unterdrückung, politische Verfolgung, Selbstverwirklichung, Mut, alternative Gesellschaftsform.
- Citar trabajo
- Verena Büchel (Autor), 2009, Wie kann es einem Schriftsteller in einer Diktatur gelingen, Kritik am Regime auszuüben, ohne dass sein Roman unter Zensur gerät? , Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/154974