Wilhelm Raabes 'Der Regenbogen' - Ein Novellenzyklus?


Mémoire de Maîtrise, 2010

88 Pages, Note: 2,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1 Einordnung des Gesamtwerks Raabes durch die wissenschaftliche Literatur und Forschung

2 Der Schriftsteller und Mensch Wilhelm Raabe
2.1 Biographische Eckdaten
2.2 Wilhelm Raabe: der Dichter
2.2.1 Raabes schriftstellerische Tatigkeit im Uberblick
2.2.2 Raabes Selbstverstandnis als Schriftsteller
2.2.3 Die Entstehungsphase des Regenbogens

3 Der Zyklus
3.1 Aktueller Forschungsstand der zyklischen Dichtung
3.2 Der Zyklus-Begriff in den Kunsten
3.3 Ein Versuch: Anwendung der Kriterien zyklischer Dichtung auf Prosatexte

4 Der Regenbogen
4.1 Eine physikalische Definition
4.2 Die kulturelle, religiose und mythologische Bedeutung der Regenbogen- Symbolik
4.3 Bedeutung des Regenbogen-Symbols in der Malerei
4.4 Bedeutung des Regenbogen-Symbols in der Literatur

5 Untersuchung der Novellensammlung Der Regenbogen von Wilhelm Raabe
5.1 Zyklische Elemente in Wilhelm Raabes Der Regenbogen
5.1.1 Die starke Frauenfigur als Verbindungsglied
5.1.2 Die Sozialkritik als motivisches Apriori der Novellensammlung
5.2 Der Regenbogen-Titel als Spiegelbild menschlichen Strebens

6 Schlussbetrachtungen

Literaturverzeichnis

Primarliteratur

Sekundarliteratur

Nachschlagewerke

Einleitung

Wilhelm Raabe ist einer der bedeutendsten Schriftsteller des burgerlichen Realismus im Deutschland des 19. Jahrhunderts, der seine auBerordentliche Hingabe zu seinem Be- rufsstand unter anderem durch seine hohe literarische Produktivitat bezeugt. Aufgrund der fruhen Kategorisierung seines schriftstellerischen Konnens in den Bereich der Hei- matliteratur ist es Raabe zu seinen Lebzeiten nicht moglich, eine groBe sowie von ihm praferierte Leserschaft zu erreichen und bleibt im Schatten anderer Vertreter jener Epo- che zuruck. Dabei geht es ihm, wie auch anderen Dichtern des Realismus, vielmehr um eine bessere Veranschaulichung schwieriger Sachverhalte und Stoffe, die dem Volk durch den direkten Bezug auf nachvollziehbare Begriffe wie ,Heimat‘ zuganglicher gestaltet werden. Doch Raabes direkter, sozialkritischer Ton und seine Vorliebe fur un- bequeme Stoffe stoBt beim Publikum haufig auf Ablehnung. In einer Zeit, die von poli- tischer Unsicherheit und Orientierungslosigkeit gepragt ist, erkennt Raabe die Verloren- heit des Individuums und beschreibt dessen Kampf gegen die Widrigkeiten des Lebens vor dem Hintergrund historischer Ereignisse. Raabe reiBt seine Figuren nicht aus ihrem naturlichen Umfeld heraus, sondern lasst sie, vorwiegend als Sonderlinge oder AuBen- seiter, in ihrem kleinburgerlichen Lebensraum agieren.

Unter dem Titel Der Regenbogen veroffentlicht Raabe 1868 sieben Geschichten, die sich mit der Thematik des Kampfes des Einzelnen gegen die Ungerechtigkeiten dieser Welt auseinandersetzen und die in der hier vorliegenden Arbeit auf ihre etwaige vor- handene zyklische Form untersucht werden. In der von Raabe gewahlten Reihenfolge handelt es sich um die folgenden Texte: Die Hamelschen Kinder, Else von der Tanne, Keltische Knochen, Sankt Thomas, Die Ganse von Butzow, Gedelocke und Im Sieges- kranze. Jene Geschichten werden im Verlauf dieser Untersuchung als ,Novellen‘ be- zeichnet, da die Unterscheidung der Raabeschen Texte in ,Novelle‘ und ,Erzahlung‘ fur die hier angestellten Betrachtungen von eher geringer Bedeutung ist, grundsatzlich je- doch ein interessantes Forschungsgebiet darstellt.

Fur den Rahmen dieser Arbeit ist ein deduktiver Ansatz gewahlt worden, da dieser kon- krete Aussagen uber Raabes Schaffen direkt aus der Untersuchung des Textes abzulei- ten vermag. AuBerdem unterstutzt der Mangel an entsprechender Forschungsliteratur und hilfreicher Aussagen des Autors uber den Regenbogen jene Vorgehensweise. Doch bevor es zu einer genauen Textanalyse der Einzeltexte kommen kann, wird die Rezepti- on des Raabeschen Gesamtwerks zunachst aus Forschungssicht dargestellt, um Raabes Stellenwert im Literaturbetrieb des 19. Jahrhunderts exakter einzukreisen. Die nachfol- gende Darstellung des Lebens Wilhelm Raabes ermoglicht einen besseren Einblick in das Selbstverstandnis des Schriftstellers. Im Anschluss daran wird der theoretische An- satz zyklischer Dichtung vorgestellt, mit dessen Grundlagen spater die Untersuchung des Raabeschen Novellenzyklus durchgefuhrt werden soll. Der Titel des Zyklus wird ebenfalls Teil der Untersuchungen sein, da dieser die Auswertung der Einzeltexte zu- satzlich unterstutzen und sie miteinander verknupfen kann. In der Betrachtung der ein- zelnen Novellen werden die sieben Texte auf zwei potentielle Verbindungsglieder, das der ,starken Frauenfigur‘ sowie das der ,Sozialkritik‘, untersucht. Das daraus resultie- rende Ergebnis wird bei der Beantwortung der im Titel dieser Arbeit gestellten Frage, ob es sich bei Raabes Regenbogen um einen Novellenzyklus handelt, von grundlegender Bedeutung sein.

Es ist das Ziel dieser Arbeit, eindeutige Leitmotive in allen sieben Geschichten heraus- zuarbeiten, die die Novellen zyklisch miteinander verbinden, um auf dieser Grundlage Aussagen uber den motivischen Schwerpunkt des Regenbogens treffen zu konnen.

1 Einordnung des Gesamtwerks Raabes durch die wissenschaftliche Literatur und Forschung

Die Raabe-Forschung ist seit nunmehr hundert Jahren auf der Suche nach Antworten und Erkenntnissen, die den Schriftsteller Wilhelm Raabe und sein Werk, konkreter und selbstbewusster als bisher geschehen, in den Kanon der wichtigsten deutschen Vertreter des burgerlichen Realismus einordnen lassen.[1] Hierbei handelt es sich jedoch um kein simples Unterfangen, da Raabes schriftstellerisches Wirken in Nachschlagewerken des 19. Jahrhundert kaum oder uberhaupt keine Erwahnung findet. So geschehen beispiels- weise in Rudolf Kassners Buch Das neunzehnte Jahrhundert, Ausdruck und Grofie von 1947. Kassner beschaftigt sich mit Wagner, Nietzsche, Busch, Keller sowie mit vielen weiteren wichtigen GroBen, Raabe jedoch wird im Dunkel des 19. Jahrhunderts verges- sen. Welchen Umstanden verdankt Raabe dieses ungerechtfertigte Schicksal? Um sich mit dieser Frage zu beschaftigen, ist es von Vorteil, sich zunachst damit vertraut zu ma- chen, was genau Kassner, dessen Uberblick uber das geistige Erbe des 19. Jahrhunderts in der deutschen Nachkriegszeit entstanden ist, von Wilhelm Raabe bekannt gewesen ist und welche Stellung ihm in dieser Zeit innerhalb der deutschen Literatur zugesprochen wird. Daher soll nun im weiteren Verlauf dieses Kapitels dargestellt werden, was sich vor 1947 in der Raabe-Forschung ereignet hat, um fur jenes Raabe-Bild, dem nicht nur Kassner Glauben schenkt, verantwortlich zu sein.

Die von Peter Hille 1916 bezeugte „Harzfrische“[2], die sowohl im Raabeschen Wesen als auch in seinen Texten zu finden sei, bleibt bis ins letzte Werk, Altershausen, erhalten. Andere Deutungsversuche zu Wilhelm Raabe als Person und Schriftsteller sind von kurzerer Lebensdauer. Die von vielen Forschern vertretene These, Raabe sei nicht mehr als ein Schriftsteller der deutschen Gemutlichkeit und Volkstumlichkeit, kann sich al- lerdings bis in die sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts aufrechthalten. Von nun an ist ein Umbruch innerhalb der Raabe-Forschung spurbar und der undifferenzierten Vereh- rung des Raabeschen Werks folgt nun die genaue Interpretation seiner Texte.[3] Man nimmt Abstand von lange Zeit bestehenden Klischees, die dem Werk Raabes anhafteten und versucht sich in neuen Deutungsansatzen. Um sich jedoch das fruhere Raabe-Bild bewusst zu machen, wird nun ein Blick zuruck an den Anfang des 20. Jahrhunderts ge- worfen. Kritische Stimmen um Raabes schriftstellerisches Konnen hat es reichlich ge- geben. Diese haben jedoch zur Folge, dass ihre Kritik einen noch tieferen und genaue- ren Blick auf das Raabesche Gesamtwerk nach sich zieht, der Raabes ungeheure Kom- plexitat belegt.

Die erste Wende der Raabe-Forschung vollzieht sich bereits in den dreiBiger Jahren des 20. Jahrhunderts. Nichtsdestotrotz scheint es aber weiterhin die Eigenart Raabes zu sein, sich besonders in der Auswahl seiner Symbole auf das Gebiet der Volkstumlichkeit zu beschranken. Dennoch verlangt Josef Hofmiller 1931, dass Raabe, ebenso wie Charles Dickens in England geschatzt wird, auch in Deutschland Anerkennung erfahren solle. Einen weiteren Beitrag zur veranderten Sichtweise auf Raabe und sein Werk liefert Romano Guardini 1932 mit seinem Aufsatz „Uber Wilhelm Raabes Stopfkuchen“[4]. Der katholische Religionsphilosoph Guardini legt damit den Grundstein fur die kritische und moderne Raabe-Forschung und inspiriert dadurch weitere literaturwissenschaftliche Beitrage. Was Guardini betrifft, so unternimmt dieser eine Aufteilung des Raabeschen Werks in vier Ringe. Dem auBersten Ring ordnet er die flott erzahlten Geschichten zu, wie etwa Die schwarze Galeere.[5] Die besinnlich-gemutvollen sowie handlungsreichen Geschichten, wie die Chronik der Sperlingsgasse, Der Hungerpastor sowie die ver- schiedenen Erzahlungen aus dem DreiBigjahrigen Krieg bis zu den Leuten aus dem Walde, stellen den nachsten Ring dar.[6] Die schwermutig-dusteren Geschichten, wie Abu Telfan und SchUdderump, bilden den dritten Ring.[7] Die fur Guardini bedeutendsten und zugleich sehr ironischen Werke stellen den innersten Ring dar und sind fur ihn an GroBe nicht zu ubertreffen. Im einzelnen sind das: Frau Salome, Das Innerste, Keltische Kno- chen, Gedelocke, Wunnigel, Fabian und Sebastian, Das Odfeld, Der Lar, Die Akten des Vogelsangs, Altershausen sowie der Stopfkuchen.[8] Guardini erklart Stopfkuchen zu Raa­bes bestem Buch und teilt damit die personliche Meinung des Autors.

Funf Jahre spater, im Jahr 1937, veroffentlicht Wilhelm Fehse seine Wilhelm Raabe Biographie[9], die bis heute nicht in Vergessenheit geraten ist. Fehses Arbeit ermoglicht einen umfangreichen Blick auf den Menschen Raabe, fokussiert dabei mehr auf Biogra- phisches als auf das Gebiet der Werkanalyse.

Georg Lukacs, aus Ungarn stammend, verfolgt 1939 eine andere Art der Raabe- Deutung. In seinem Buch Deutsche Realisten des neunzehnten Jahrhunderts[10] ist der Einfluss des Marxismus nicht zu leugnen, mit dem Lukacs herangewachsen ist und macht dadurch eindringlich auf die Notwendigkeit aufmerksam, niemals auBer Acht zu lassen, durch welche politisch-sozialen Hintergrunde das jeweilige Literaturverstandnis gepragt worden ist. Lukacs spricht Raabe zwar gewisse Bedeutsamkeit zu, jedoch ledig- lich in der Kategorie des volkstumlichen Schriftstellers. Er kritisiert Raabes Heldenfigu- ren, die nichts weiter als „entwurzelte Sonderlinge“[11], bemitleidenswerte Opfer des Krieges oder anderer ubermenschlichen Machte seien. Was er vermisst, sind die wahren Heldenfiguren, die, ausgestattet mit prototypischen Eigenschaften wie Starke, Mut und Standfestigkeit in der Lage sind, die schrecklichsten Krisen zu meistern. AuBerdem be- mangelt Lukacs Raabes Alternativen zur damaligen Gesellschaftsordnung. Raabe fluch- te sich in langst vergangene Zeiten, die Zeit der Befreiungskriege, die Zeit des Mittelal- ters, und sehe in ihnen zukunftstrachtige Gesellschaftsmodelle. Fur Lukacs bleibt Raabe ein Moralist, der die Menschen in seinen Werken erproben will.[12] Lukacs verkorpert die Sichtweise des Ostens und bedeutet dadurch eine wichtige Bereicherung fur die Raabe- Forschung.

Fur Karl Hoppe ist das Bezeichnende in Raabes dichterischem Schaffen sein symboli- scher Realismus. Dieser sei imstande, konkrete Erlebnisse auf einen hoheren Sinnzu- sammenhang zu bringen. In seinem Beitrag „Wilhelm Raabe einst und heute“[13] von 1961 versucht sich Hoppe an der Erklarung, aus welchem Grund Raabe in seinen Wer­ken des Ofteren Zuflucht in wirklichkeitsfernen Weltanschauungssystemen vergangener Zeiten, wie etwa dem Mittelalter, gesucht habe. Es sind dadurch Werke entstanden, die jahrhundertealte Kriege und Konflikte wieder aufleben lassen. Hoppe sieht Raabes Ver- halten durch die zunehmend negativen Erfahrungen in seinem Leben begrundet, die seine ursprunglich positive Lebenseinstellung stark in Mitleidenschaft gezogen haben. Interessant erscheint auch Hoppes These, zwischen Raabes Hang zu schweren, dusteren Stoffen und personlichen Niederlagen oder Tiefen bestehe keinerlei Verbindung. Seine Lebensumstande hatten niemals pragenden Einfluss auf seine schriftstellerische Tatig- keit ausgeubt.

Ein bis zum heutigen Tag grundlegendes Buch zum Leben und Werk Wilhelm Raabes wurde 1958 veroffentlicht. Der Autor jenes Buches[14], Hermann Pongs, machte sich be- reits 1927 durch den Band Das Bild in der Dichtung in der Fachwelt einen Namen. Mit seinem ausfuhrlichen Werk uber Raabe liefert der deutsche Literaturwissenschaftler eine wichtige Unterteilung seines Gesamtwerkes und seines Lebens. Er demonstriert dem Leser, aus welchem Grund er Raabe als reprasentativ fur sein Jahrhundert halt, indem er Raabes Lebenslauf mit denen einiger Schriftstellergenossen wie Keller, Meyer und Fontane vergleicht. Pongs kommt zu dem Ergebnis, dass Raabes Erfahrungsschatz den seiner Kollegen ubertrifft, da dieser das Biedermeier, die Bismarckzeit, die Wilhel- minische Zeit und den Expressionismus erlebt hat. Das Problem jedoch besteht fur Pongs in der unvollstandigen Erforschung des 19. Jahrhunderts im Allgemeinen. Ohne jenen geschichtlichen, sozialen und politischen Hintergrund konne sich Raabes repra- sentativen Charakter schwerlich fassen lassen. Er beschaftigt sich intensiv mit der Fra- ge, inwieweit Raabes Biographie Einfluss auf das eigene Werk gehabt hat. AuBerdem verweist er darauf, dass es bei Raabe eher eines Deuters bedarf als bei anderen Schrift- stellern, um sein Werk begreifen zu konnen, da sein Geheimnis in der Tiefe seiner Ge- mutswirkungen zu entdecken sei. Pongs pladiert uberdies fur eine Unterscheidung der Raabe-Forschung in Ost und West und stellt hierfur Ansatze jener Unterscheidung in seinem Buch bereit.

Fritz Martini widmet sich in Deutsche Literatur im burgerlichen Realismus 1848-1898[15] von 1962 umfangreich der Darstellung und Einordnung des Raabeschen Werkes in den Gesamtkontext der deutschen Literatur. Die Gemeinsamkeit mit Keller und Stifter sei die Thematisierung des menschlichen Schicksals mit all seinen Gefahren und Widrig- keiten; speziell im Hinblick auf einen Menschen, der sein Leben in volliger Abgeschie- denheit verbringt. Bei Raabe allerdings werde die Notwendigkeit des Absonderns von der AuBenwelt besonders deutlich. Dieser sich in die Isolation zuruckziehende Mensch, so Martini, hatte keine andere Wahl als den konsequenten Ruckzug, da er sonst seine ihn als Menschen konstituierenden Werte nicht erhalten konne. Raabes Grundmotiv sei das Problem der rechten Lebensbewaltigung. Er interessiere sich besonders fur die Fa- higkeit des Menschen, selbst in dunklen und unsicheren Zeiten Selbstfindung zu betrei- ben und dem Sinn des Lebens, trotz zahlreicher Hindernisse, nachzuspuren. Die bei Lukacs diskutierte Ruckwartsgewandtheit und Raabes Vorliebe fur geschichtliche Er- eignisse wird bei Martini weniger kritisiert als vielmehr festgestellt. Verdient gemacht hat sich Martini in der Raabe-Forschung, indem er zur Untersuchung von Feuerbachs Einfluss auf Raabe sowie zu einer starkeren Abgrenzung zu Stifter und Keller aufgefor- dert hat.

In seinem Aufsatz[16] zu Raabes Novelle Sankt Thomas von 1962 verdeutlicht Heinrich Stammler Schopenhauers Einfluss auf Raabes Gesamtwerk. Speziell die etwas dusteren Werke wie Die Hamelschen Kinder, Else von der Tanne, Drei Federn und Gedelocke nennt er in diesem Zusammenhang.

Mit seiner Anthologie Raabe in neuer Sicht[17] liefert Hermann Helmers eine Ubersicht uber die Raabe-Forschung im zeitlichen Rahmen von 1900 bis 1968. Fur ihn herrscht in diesem Zeitraum ein veralteter Blick auf das Raabesche Werk, welcher um 1968 von einer neuen Sichtweise abgelost wird. Die neue Raabe-Forschung entlarve den dem Au- tor lange Zeit zugeschriebenen Bereich der idyllisch-gemutlichen Dorfgeschichte als einseitig oder gar falsch und lenke den Fokus mehr auf Raabes technisches Konnen. In seinem Buch verfolgt Helmers das Ziel, einen anderen Blickwinkel auf das Raabesche Gesamtwerk zu wagen und neue sowie eventuell gewagte Deutungen zuzulassen. Von besonderer Bedeutung ist fur Helmers, dass die Raabe-Forschung sich nicht in inner- deutsch und auBerdeutsch, in Ost und West, aufteile wie beispielsweise Pongs zehn Jah- re zuvor gefordert hat. Denn nur ohne jedwede Spaltung sei es moglich, ein neues Raa- be-Bild zu erschaffen und der Raabeschen Erzahlkunst dadurch in vielerlei Hinsicht gerecht zu werden.

Im Jahr 1998 fordert Rudiger Gorner, Literaturwissenschaftler, Kritiker und Schriftstel- ler, eine Neuordnung Raabes im Dreigestirn deutscher Kunstprosa des spaten 19. Jahr- hunderts, welches er mit Storm und Fontane bilde.[18] Gorner betont Raabes Leistung, die schicksalhafte Verstrickung des Menschen in politischen Mechanismen zu zeigen, uber die dieser sich nicht hinwegzusetzen vermag.[19] Ebenfalls wichtig ist fur Gorner, Raabe nicht allein auf seine drei bekanntesten Prosawerken, Die schwarze Galeere, Der Hun- gerpastor, Die Chronik der Sperlingsgasse, zu reduzieren, sondern unbedingt einen genauen Blick auf das Gesamtwerk zu werfen, wodurch die Reichweite des Raabeschen Konnens erst vollstandig sichtbar werden konne.

Auf Fehler der Raabe-Forschung verweist Ulrike Koller in ihrem Nachwort der Reclam Ausgabe von Raabes Chronik der Sperlingsgasse.[20] Falsche Schlusse, die hinsichtlich Raabes Gesamtwerkes im Laufe der Zeit gezogen worden sind, konnten auf die Fehlin- terpretation seines ersten Romans zuruckgefuhrt werden. Bereits ab circa 1855 habe sich eine gefestigte Meinung uber sein erfolgreiches Erstlingswerk verbreitet, welche dazu beigetragen habe, dass sich ein bis heute nicht vollstandig verblasstes Raabe-Bild beim Publikum festgesetzt hat. Koller verweist auf die Tatsache, wie auch andere Ver- treter der gegenwartigen Raabe-Forschung, dass die fruhe Fehleinschatzung des Autors Raabe sowie seines Werkes dafur verantwortlich sei, dass er nach wie vor nicht im ers- ten, sondern im zweiten oder gar dritten Rang innerhalb der deutschen Literatur seinen Platz einnehme.

Einen Beweis dafur, wie konkret Raabes Schreibkunst verkannt und fehlinterpretiert worden ist, zeigt das Beispiel seines Romans Hungerpastor, der 1864 von Raabe been- det worden ist. Dieser wird von den Nationalsozialisten wahrend des Zweiten Weltkrie- ges als antisemitischer Roman verstanden und ausgelegt. Dabei erfahrt er bereits kurz nach seiner Veroffentlichung groBe Aufmerksamkeit und bleibt bis heute eines der be­kanntesten Werke aus der Feder Raabes. Der Hungerpastor wird noch bis in die spaten 50er Jahre des 20. Jahrhunderts als Lekture an Schulen behandelt und erst nach wirkli- chem Beginn der Aufarbeitung der Verbrechen des Zweiten Weltkrieges aus dem Schulkanon entfernt. Doch das Behandeln des Raabeschen Werks im Deutschunterricht beschrankt sich nicht nur auf den Hungerpastor. Raabes kleine Erzahlung die Schwarze Galeere beispielsweise wird bis heute vereinzelt im Unterricht behandelt, allerdings mehr aufgrund des hohen Spannungsgrades der Erzahlung, um die Schuler damit fur Literatur allgemein zu begeistern und sie zu unterhalten.[21] Raabes Roman Stopfkuchen ist als weiteres Werk in den Kanon des Deutschunterrichts aufgenommen worden und ist bis ins Jahr 2000 fur die Lektureliste des Leistungskurs Deutsch an Gymnasien emp- fohlen worden.[22] Selbstverstandlich ist es vom Ermessen des Lehrers abhangig, ob Raa- be tatsachlich behandelt oder ihm ein anderer Vertreter des burgerlichen Realismus vor- gezogen wird. Marion Bonnighausen formuliert dies konkreter und behauptet, dass an- stelle von Raabe haufig Fontane oder Keller herangezogen werden. Raabes Stopfkuchen sei, so Bonnighausen, seit den 80er Jahren nicht mehr im Kanon der Schullekture zu finden.[23] Was die Ursache fur diese Vernachlassigung des Schriftstellers Raabe ist, wel- che sich ja nicht nur im schulischen Deutschunterricht vollzieht, ist schwer zu beant- worten. Durch die Komplexitat seiner Werke und die anspruchsvolle Erzahlweise ist Raabes Werk vielen Lesern seit jeher verschlossen geblieben. Die moderne Raabe- Forschung bemuht sich jedoch intensiv, sein tiefgrundiges und umfangreiches Werk weiter zu erforschen, um jedem Interessierten den Zugang zur Raabe-Lekture zu er- leichtern.

Raabes Novellenzyklus Der Regenbogen ist jedoch bisher von der Forschung lediglich am Rande erwahnt worden. Mehr als einige Verweise auf dessen geheimnisvolle Zu- sammensetzung sind innerhalb der Raabe-Forschung nicht zu finden. Heinrich A. Stammler hat sich, wie bereits zuvor erwahnt, in Ansatzen mit den sieben Erzahlungen des Zyklus auseinandergesetzt und eine mogliche Lesart dafur vorgeschlagen. Ins Detail geht Stammlers Untersuchung aber nicht, da sie sich insbesondere mit der Novelle Sankt Thomas beschaftigt.

Ralf Georg Czapla hat durch seine Untersuchungen an den beiden Novellen Else von der Tanne[24] und Die Hamelschen Kinder[25] interessante und wichtige Ansatze hervorge- bracht, an denen diese Arbeit ansetzen wird. Besonders in seinem Aufsatz „Der Ratten- fanger unter dem Regenbogen“[26] wird die Verbindung zwischen der Novelle Die Hamelschen Kinder und dem Titel des Novellenzyklus, Der Regenbogen, naher betrach- tet. Czapla entscheidet sich fur die Ubertragung der naturwissenschaftlichen Definition des Regenbogen-Phanomens, „Beugung, Brechung und Reflexion“[27], in den Bereich der Literaturwissenschaft, die bei der Interpretation der sieben Novellen verwendet werden kann. Am Beispiel der Hamelschen Kinder untersucht Czapla jenen Ansatz, der auch dieser Arbeit als Inspirationsquelle dient.

Zusammenfassend lasst sich feststellen, dass die Raabe-Forschung nun seit vielen Jah- ren einen Weg eingeschlagen hat, der sich immer mehr von den fruheren Klischees trennt, mit denen das Raabesche Werk behaftet gewesen ist, und die Texte vor dem pri- vaten, politischen und gesellschaftlichen Hintergrund Raabes analysiert. Dennoch hat der betrachtliche Umfang seines Werkes es zusatzlich erschwert, eine Annaherung an eine umfassende Interpretation seines Gesamtwerkes zu erreichen, die sich mit jedem seiner Texte befasst. Es ist daher nicht verwunderlich, dass sich bislang kein Literatur- wissenschaftler ernsthaft mit Raabes Novellensammlung Der Regenbogen auseinander- gesetzt hat, da dies nicht nur eine Analyse der sieben Einzeltexte voraussetzt, sondern eine eingehende Beschaftigung mit der Beschaffenheit des lyrischen Gedichtzyklus so- wie dessen Ubertragung in den epischen Bereich beinhaltet.

Diese Arbeit knupft an die in diesem Kapitel vorgestellten Untersuchungen an, um eine weitere Ebene hinsichtlich des groBen Berges des Raabeschen Gesamtwerks zu er- schlieBen.

2 Der Schriftsteller und Mensch Wilhelm Raabe

In diesem Kapitel wird sowohl das Leben des Privatmenschen Wilhelm Raabe als auch das des Schriftstellers genauer beleuchtet. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse sind fur den weiteren Verlauf der hier vorliegenden Untersuchung durchaus hilfreich, da sie of- fenlegen, was Raabe im Innersten bewegt, antreibt oder inspiriert und ihn zu jenem Typ Schriftsteller werden lasst, dem er konsequent sein Leben lang die Treue halt.

2.1 Biographische Eckdaten

Wilhelm Karl Raabe ist am 8. September 1832 in Escherhausen im Herzogtum Braun­schweig geboren. Als Sohn von Gustav Karl Maximilian Raabe und Auguste Johanne Frederike Raabe, geborene Jeep, wachst er mit seinen beiden Geschwistern nahe Holz- minden heran. Da sein Vater, der neben seiner juristischen Tatigkeit auch Reisetagebu- cher und landesgeschichtliche Studien verfasst, mehrfach beruflich versetzt wird, befin- det sich Raabe in seinen jungen Jahren stets auf Reisen. Nichtsdestotrotz genieBt er eine unbeschwerte Jugend und kann sich ungestort seinen zeichnerischen und schriftstelleri- schen Talenten hingeben. Seinen Vater und GroBvater sieht Raabe als Mentoren an. Der GroBvater, Theologe und Aufklarungsschriftsteller, wird zeit seines Lebens sein Vorbild bleiben. Doch auch die Mutter ubernimmt eine nicht unwichtige Rolle in der literari- schen Entwicklung ihres Sohnes. Sie bringt ihm ab dem vierten Lebensjahr das Lesen bei, indem sie ihm unter anderem aus Robinson Crusoe vorliest. Da die berufliche Laufbahn des Vater keine kontinuierliche Schulbildung Raabes ermoglicht, besucht er mehrere Schulen, in Holzminden, Stadtoldendorf und letztendlich in Wolfenbuttel. Nach dem plotzlichem Tod ihres Mannes zieht die Witwe Raabe mit ihren drei Kindern nach Wolfenbuttel. Dort besucht Raabe das humanistische Gymnasium und verlasst es bereits 1849 mit der Sekundarreife. Das externe Nachholen des Reifezeugnisses miss- lingt. Die Grunde fur Raabes schulische Misserfolge sind auf eine nicht ausreichende Vorbereitung auf die Anforderungen des Gymnasiums zuruckzufuhren.

So beginnt er noch im selben Jahr eine Buchhandlerlehre in der Creutzschen Buch- und Musikalienhandlung in Magdeburg und befindet sich 1849, in der Revolutionszeit, in­mitten seiner Ausbildung. Vier Jahre spater bricht er seine Lehre ab und zieht 1854, nach erneutem Versuch, das Abitur nachzuholen, weiter nach Berlin. Dort versucht er, seinem sich wahrend der Lehre angelesenem Wissen uber europaische und deutsche Literatur mehr Struktur zu verschaffen. Raabe hat seine Zeit in der Buchhandlung nam- lich vor allem dazu genutzt, sich den groBen Schriftstellern seiner Zeit, der Unterhal- tungsliteratur sowie der Weltliteratur im Allgemeinen zu widmen. Infolgedessen kann Raabe nach den vier Jahren in der Buchhandlung zwar keine abgeschlossene Lehre vorweisen, dafur jedoch einen unglaublich groBen Schatz an Literatur, welcher ihm in seiner spater folgenden Profession als Schriftsteller von Vorteil sein wird.

An der Universitat Berlin ist er zwei Jahre lang Gasthorer literaturwissenschaftlicher, historischer, philosophischer und kunstgeschichtlicher Vorlesungen. Wahrend dieser Zeit beginnt Raabe mit seiner Tatigkeit als Schriftsteller und erzielt gleich mit seinem ersten Roman Chronik der Sperlingsgasse, den er 1856[28] unter dem Pseudonym Jacob Corvinus veroffentlicht, groBen Erfolg. Ermuntert durch die breite Akzeptanz beim Pub- likum und den Kritikern beschlieBt Raabe von nun an seinen Lebensunterhalt als freier Schriftsteller zu verdienen. 1856 kehrt Raabe nach Wolfenbuttel zuruck und arbeitet die folgenden Jahre auBerordentlich produktiv. Auf seiner Bildungsreise, die ihn 1859 unter anderem nach Wien, Prag und durch Suddeutschland fuhrt, sammelt er zahlreiche Ein- drucke, die sich spater in seinen Erzahlungen und Romanen niederschlagen. Der seit langerer Zeit politisch interessierte Raabe tritt dem Deutschen Nationalverein bei, wel­cher unter anderem eine einheitliche Gestaltung Deutschlands unter der Fuhrung Preu- Bens anstrebt. Zwischen 1860 und 1861 besucht er die Generalversammlungen des Deutschen Nationalvereins in Coburg und Heidelberg.

Eine bedeutsame Veranderung in seinem Privatleben vollzieht sich im Jahre 1862, da er Bertha Emilie Wilhelmine Leiste, die Tochter einer Wolfenbutteler Honoratiorenfami- lie, ehelicht und mit ihr nach Stuttgart zieht. Aus dieser Verbindung gehen vier Tochter, Margarethe, Elisabeth, Klara und Gertrud, hervor. Die Stadt Stuttgart ist in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts ein Zentrum der Literatur, des Buchs- und Verlagswesens und daher fur den hauptberuflichen Schriftsteller Raabe auBerst vorteilhaft. Doch Raabe knupft in dieser Zeit nicht nur viele berufliche Kontakte, sondern geht auch wertvolle private Verbindungen ein. Mit der Familie Jensen, dem Ehepaar Wilhelm und Marie Jensen, verbindet Raabe eine lebenslange Freundschaft, die durch die ungewohnlich enge geistige Beziehung zu Marie Jensen einen besonderen Stellenwert in Raabes Le- ben einnimmt. AuBerdem macht er mit Paul Heyse, Karl Gutzkow, Theodor Storm, Theodor Fontane, Ferdinand Freiligrath, Friedrich Theodor Vischer und Eduard Morike Bekanntschaft.

Ausgelost durch die Zuspitzung des Konflikts zwischen PreuBen und Osterreich um die Fuhrung Deutschlands wird Raabe Mitbegrunder der Deutschen Partei. Er ist im Ge- gensatz zur Mehrzahl seiner Freunde und Bekannten fur eine deutsche Einigung unter preuBischer Fuhrung. Aus seinen politischen Uberzeugungen macht Raabe auch in sei- nen Werken kein Geheimnis und stoBt durch sein Bekenntnis zu Bismarcks Politik so- wohl dem GroBteil seiner Leserschaft, als auch einigen Verlegern vor den Kopf. Raabe fuhlt sich dadurch immer starker isoliert und kehrt aus diesem Grund 1870 mit seiner Familie nach Braunschweig zuruck. Hier setzt er seine in Stuttgart begonnenen literari- schen Experimente fort und entwickelt seine unkonventionellen Erzahlformen weiter. Raabe lebt nunmehr zuruckgezogen und widmet sich vollig seiner Arbeit. Im Jahr 1874 verstirbt Raabes Mutter. Einen weiteren Verlust erleidet die Familie Raabe 1892 als Raabes jungste Tochter bei einem Unfall auf dem Schulhof ums Leben kommt. Dieser Schicksalsschlag trifft Raabe schwer. Seine schriftstellerische Tatigkeit beendet er 1902 und bezeichnet sich von nun an als „Schriftsteller a. D.“. Am 15. November 1910 stirbt Wilhelm Raabe und wird auf dem Hauptfriedhof in Braunschweig beigesetzt.

2.2 Wilhelm Raabe: der Dichter

Nachdem nun das Privatleben Raabes beleuchtet worden ist, richtet sich der Fokus im Folgenden auf sein Wirken als Kunstler. Raabe genieBt im Vergleich zu einigen seiner Schriftstellerkollegen, wie Storm, Fontane oder Keller, eine Sonderstellung im literari- schen Betrieb des ausgehenden 19. Jahrhunderts, da er nie einen zusatzlichen Beruf ausgeubt hat. Es gelingt ihm, seine Familie allein durch seine Schreibkunst zu ernahren. Aufgrund dieser mutigen Lebenssituation erscheint es auBerst interessant, woher Raabe sein Leben lang die Motivation zum Schreiben geschopft, zu welchen Themen er sich hingezogen oder gar verpflichtet gefuhlt und auf welche Art und Weise er sich selbst und sein Handwerk verstanden hat. Eben dies soll in den nachfolgenden Abschnitten behandelt werden.

2.2.1 Raabes schriftstellerische Tatigkeit im Uberblick

Ruckblickend auf sein literarisches Erbe teilt Raabe selbst sein Gesamtwerk in drei Pha- sen auf. Jene Einteilung des Raabeschen Schaffens in drei Kategorien hat die Forschung im Wesentlichen bestatigt. Allerdings variiert die Zuordnung von Raabes Texten zur jeweiligen Schaffensperiode, abhangig vom Betrachter. Die dreiteilige Aufgliederung seines Gesamtwerkes wird auch an dieser Stelle vorgenommen, da dadurch die spater erfolgende Analyse des Regenbogens besser in die verschiedenen Phasen seines Schaf- fens eingeordnet werden kann. AuBerdem liefert dieser Uberblick wichtige Hintergrund- informationen zur Entwicklung Raabes als Schriftsteller.

2.2.1.1 Erste Schaffensperiode (1854-1863)

Der Tag des 15. Novembers 1854 ist ein ganz besonderer Tag im Leben Wilhelm Raa­bes. An diesem namlich beginnt er mit der Niederschrift seines Erstlingsromans Die Chronik der Sperlingsgasse und kennzeichnet diesen in seinem Tagebuch als den „Fe- deransetzungstag“. Die ersten Schritte in seiner schriftstellerischen Entwicklungsphase macht er demnach in der Spreegasse in Berlin. Im darauffolgenden Fruhling hat Raabe den Roman vollendet, von dem er, neben dem spater verfassten Hungerpastor, finanzi- ell am meisten profitiert. Interessanterweise bilden diese beiden Romane laut Raabe auch die Eckpfeiler seiner ersten Schaffensphase. Dieser Einteilung folgen jedoch nicht alle Forscher. Hermann Pongs, der mit seiner umfassenden Arbeit von 1958 einen wich- tigen Beitrag zum tiefergehenden Verstandnis des Raabeschen Lebens und Werks ge- leistet hat, bezeichnet die Novelle Die Hamelschen Kinder, die 1863 beendet wird, als Schlusspunkt von Raabes Lehr- und Jugendjahren. Eine strenge Trennlinie zwischen den einzelnen Schaffensphasen wird von Pongs jedoch nicht gezogen.[29] Er belasst sie durchlassig und flexibel, was hinsichtlich Raabes Arbeitsweise durchaus logisch er- scheint. Raabe hat nicht selten mehrere Geschichten parallel angefertigt oder langere Pausen wahrend einer Ausarbeitung eingelegt. Dadurch hat er es fast unmoglich ge- macht, eine kategorische Einteilung seines Werkes erstellen zu konnen.30 Nichtsdesto- trotz erscheint es weiterhin sinnvoll, an einer Untergliederung Raabes Gesamtwerks festzuhalten, da diese im Umgang mit seinen Werken eine dienliche Grundstruktur des GroBen-Ganzen liefert, von der aus es leichter fallen wird, sich im Gewirr des literari- schen Erbes jenes Schriftstellers zurechtzufinden. Es darf allerdings nicht in Vergessen-[30] heit geraten, dass fur eine derartige Einteilung im Grande erkennbare Formen in der Konzeption der Figuren, der Textstruktur oder Erzahlweise vorliegen mussen, die dem jeweils eingegrenzten Zeitraum zugeordnet werden konnen. Eine genaue Untersuchung des Raabeschen Fruhwerks kann an dieser Stelle jedoch nicht erfolgen, da dieser Arbeit nicht das Fruhwerk Raabes als Untersuchungsobjekt unterliegt, sondern sich auf jene Werke konzentriert, die zwischen 1863 und 1866 entstanden sind und somit der Stutt- garter Zeit angehoren. Dennoch wird nun im Folgenden auch auf das Fruhwerk Raabes eingegangen, um dieses auf Besonderheiten oder Eigentumlichkeiten, die fur diese Ar­beit von Belang sein konnten, zu untersuchen.

In der ersten Schaffensphase, die ungefahr von 1854 bis 1863 dauert, entstehen sieben Romane, elf Erzahlungen und funf Novellen. Dieses Ergebnis bezeugt Raabes hohe literarische Produktivitat, welche allerdings unter dem Gesichtspunkt der finanziellen Abhangigkeit von seiner Schreibkunst nicht uberrascht. ,Erinnerung‘, ,Heimkehr‘ und ,Bildung‘ stellen immer wiederkehrende Motive in seinem Fruhwerk dar. Diese werden Raabe bis zum Ende seiner schriftstellerischen Tatigkeit beschaftigen. Die fur Raabe typischerweise stark akzentuierte Kritik an der Gesellschaft ist auch bereits zu Beginn seines Schaffens zu erkennen, allerdings noch von romantischen Elementen durchsetzt. Jene Restromantik kann beispielsweise im Roman Die Kinder von Finkenrode in der Gestalt des wahnsinnigen Kunstlers oder in der Novelle Die Hamelschen Kinder in der verzaubernden Wirkung der Musik deutlich gemacht werden. Doch trotz einer gewissen Grundsentimentalitat, die das Fruhwerk durchzieht, ist eine Tendenz zur kritischen Be- trachtung der Weltgeschehnisse erkennbar[31], die Raabe auf den Weg zum Sozial- und Gesellschaftskritiker bringt. Diesen Weg wird Raabe nicht wieder verlassen und perfek- tioniert sein Talent auf dem Gebiet der literarischen Gesellschaftskritik wahrend der Stuttgarter Jahre weiter.

Die zuvor erwahnten sentimentalen Zuge der ersten Schaffensperiode sind an Raabes optimistische Weltauffassung gekoppelt, welche unter anderem durch ein gewisses MaB an religioser Glaubigkeit begrundet werden kann. Beeinflusst vom philosophischen Ide- alismus Hegels, mit dem Raabe sich in der Phase seiner autodidaktischen Studien an der Berliner Universitat naher beschaftigt hat, verwendet Raabe in der Chronik der Sper- lingsgasse den Hegelschen Terminus des „Weltgeistes“. Bereits im FrUhling aber dis- tanziert sich Raabe wieder von Hegel, da er erkennt, dass Hegels Thesen rein spekulati- ver Natur entsprungen sind.[32] Nach Beendigung der ersten Schaffensphase wendet sich Raabe vollstandig von Hegels Philosophie ab, erwahnt ihn aber nochmals in Abu Telfan und in Villa Schonow.

Neben Hegel kommt auch Jakob Bohme eine bedeutende Rolle in der geistigen Ent- wicklung Raabes zu. Dessen Aurora oder Morgenrote im Aufgang ist Raabe bereits als Knabe in der Bibliothek seines Vaters zuganglich. Und da Raabes Glaube eher emotio­nal begrundet gewesen und weniger auf eine Entscheidung seines Verstands zuruckzu- fuhren ist, stellt die Hinwendung zur christlichen Mystik des Gorlitzer Schusters keine Uberraschung dar. Das Gottliche in Raabes Werken[33] wird im Sinne Bohmes als allge- genwartige, allumfassende Liebe dargestellt. In der Verehrung der Bohmschen Mystik wandelt Raabe auf den Spuren beruhmter Vertreter der Romantik wie Tieck und Nova- lis. Auch Friedrich Schlegel ist Anhanger der theosophischen Anschauungen Bohmes gewesen. Raabe folgt seiner Bewunderung fur Bohme jedoch nur begrenzt, da er die in ihm stets vorhanden gebliebene Lebensbejahung nicht aufgeben kann.

Die Kenntnis uber die Stoa hat Raabe aus den Vorlesungen in Berlin erlangt, die sich mit antiker Naturphilosophie beschaftigt haben. Das Gedankengut der Stoiker, mit dem Raabe sich auseinandergesetzt hat, dringt in manches Werk seiner fruhen Schaffenspha­se ein.[34] Es ist die Uberzeugung dieser philosophischen Schule, dass der Logos, eine einheitliche Naturkraft, die kosmische Ordnung erzeuge, in der alle Vorgange nach be- stimmten Gesetzen ablaufen. Die stoische Idee, das menschliche Schicksal werde durch die Sterne, den Kosmos bestimmt und beeinflusst, stoBt bei Raabe auf groBe Zustim- mung. Mit dieser Haltung steht er nicht alleine da: Sein Vorbild Goethe verarbeitet stoi- sches Gedankengut in Wilhelm Meisters Lehrjahre. Des Weiteren teilt Raabe die Uber­zeugung Platons, dass das Schone, das Wahre und das Gute in der Welt nie sterben werde.[35]

Parallel zu den geistigen Stromungen, die ihn in seinem christlich-idealistischen Opti- mismus des Fruhwerks bestarkt und begleitet haben, sind schon fruh auch pessimisti- sche Untertone in seinen Texten erkennbar. Jener Pessimismus existiert bereits seit der Chronik der Sperlingsgasse, wo er durch die Gestalt des Karikaturenzeichners Strobel und dessen Weltleiden verkorpert wird. Naturlich haben die Spatfolgen der Marzrevolu- tion 1848 und die daran geknupften, doch leider unerfullten Hoffnungen ihre Spuren in der Weltsicht des jungen Schriftstellers hinterlassen. Immer mehr wird Raabe bewusst, dass der Mensch sich gegen die gewaltigen Einflusse der Umwelt behaupten muss, die sein Tun und Handeln bestimmen. In seinem 1862 fertiggestellten Roman Die Leute aus dem Walde sind es die Sterne, die den Menschen vor die wichtigen Lebensentscheidun- gen stellen, ihm jedoch eine gewisse Selbstverantwortung fur seine Handlungen uber- lassen. Fur diese Anschauungsweise der jungeren Stoa ist Raabe sein Leben lang aufge- schlossen geblieben.

Des Weiteren hat sich Raabes Bildungsreise, welche er ab April 1859 fur ungefahr drei- einhalb Monate unternommen hat, pragend auf sein Wesen und gleichsam sein Werk ausgewirkt. Ursprunglich hatte ihn diese Reise auf den Spuren von Goethe und Heyse nach Italien fuhren sollen, doch aufgrund des Krieges zwischen Osterreich und Frank- reich-Sardinien ist Raabe gezwungen, seine Plane zu andern. Anstelle Italiens bereist er nun zuerst deutsche GroBstadte wie Dresden und Leipzig. Von dort fuhrt ihn sein Weg weiter nach Prag, wo er nicht nur literarisch Verwertbares erlebt[36], sondern auch sein Sinn fur Symbolisches erwacht. Einige Erinnerungen, die Raabe wahrend seines Auf- enthaltes in Wien in sein Tagebuch vermerkt, finden in sich in seinen spateren Werken wie zum Beispiel den Keltischen Knochen wieder. Eine seltsame aber inspirierende Stimmung herrscht im Nachkriegs-Wien fur Raabe. Seine Reise fuhrt in weiter nach Linz und Salzburg. In Hallstadt besichtigt Raabe das vorgeschichtliche Graberfeld, das nachher zur Novelle Keltische Knochen verwertet wird. Zuruck in Deutschland besucht er Munchen, Ulm, Stuttgart, Heidelberg und Koln. Die unzahligen Eindrucke und Be- kanntschaften der Reise haben nicht nur Raabes berufliche Moglichkeiten, sondern auch seinen geistigen Horizont um einiges erweitert. Insgesamt betrachtet wirken sich die unfreiwilligen Reiseplananderungen auBerst positiv auf Raabes Zukunft als Schriftstel­ler aus, da ihm dadurch viele Turen zu Verlegern und Freunden geoffnet worden sind.

Im Juli des Jahres 1861 zieht Raabe mit seiner Ehefrau Bertha nach Stuttgart, wo fur ihn eine produktive Schaffensphase beginnt. Unter anderem entsteht dort sein Erfolgsroman Hungerpastor und die Arbeit an der fur diese Untersuchung bedeutsame Novelle Die Hamelschen Kinder wird ebenfalls aufgenommen. Raabe experimentiert mit neuartigen und fur das Publikum bislang fremden Erzahltechniken und beginnt damit die nachste Phase seines Schaffens. Eben jene Phase ist, hinsichtlich des Themas dieser Arbeit, von besonderer Bedeutung, da in ihr die sieben Novellen des Regenbogens entstehen.

2.2.1.2 Zweite Schaffensperiode (1864-1870)

Die erste Schaffensphase, von positiv-optimistischer Lebensglaubigkeit gezeichnet, wird nun von einer neuen Phase abgelost, in der eine eher skeptische Sicht auf die Din- ge und die Welt dominiert. Raabe andert also nicht nur seinen Wohnort, auch seine Schreibgewohnheiten schlagen eine andere Richtung ein. Und tatsachlich vollzieht sich eine erkennbare Wandlung in dem Schriftsteller Raabe. Zu Beginn seiner Tatigkeit ver- steht er sich in der Nachfolge der Romantik, doch rasch entwickelt er sich zu einem wahrhaft realistischen Schriftsteller, der er bis zu seinem Ende bleiben wird und perfek- tioniert. Diese Abkehr von der Romantik verdeutlicht Raabe erstmals in seinem Roman Drei Federn, in dem keine Restelemente oder Klischees der romantischen Literatur zu finden sind. Stattdessen experimentiert er mit dem Ich-Erzahler des Romans, den er in drei Einzelerzahler aufteilt. Raabe folgt von nun an den eigenen Anspruchen an sich selbst und weniger denen des Publikums. In dieser Phase entstehen die sieben Novellen, denen in dieser Arbeit besondere Beachtung geschenkt wird. Die Hamelschen Kinder, bereits in Wolfenbuttel begonnen, beendet er in Stuttgart und schreibt die sechs ausste- henden Novellen innerhalb der nachsten drei Jahre nacheinander nieder. Lediglich die Erzahlung Theklas Erbschaft oder die Geschichte eines schwulen Tages fallt ebenfalls in jenen Schreibprozess hinein. Im Juni 1866 beendet Raabe die Arbeit an Im Sieges- kranze und hat damit alle die in der Sammlung enthaltenen Texte fertiggestellt.

Der Regenbogen erscheint 1868 in zwei Banden und ist bis heute weitestgehend uner- forscht geblieben. Was jedoch auffallt, ist der immer dunkler werdende Grundton der Raabeschen Erzahler, welcher groBtenteils auch die Regenbogen-Sammlung durch- dringt. Dieser zunehmende Pessimismus in seiner Dichtkunst ist auf die Schopenhauer- Lekture Raabes zuruckgefuhrt worden, die Raabe in dieser Zeit betrieben hat. Es ist jedoch wahrscheinlicher, dass Schopenhauer Raabes Weltsicht nicht zusatzlich getrubt, sondern seine bestehenden Vorstellungen lediglich bestatigt hat. Der in seinen fruhen Werken stets vorhandene Lebensoptimismus ist zwar weiterhin spurbar, jedoch in weit- aus abgeschwachter Nuance. Raabe beginnt immer deutlicher zu realisieren, dass der Mensch gewaltigen Machten gegenubersteht, die hochstwahrscheinlich nicht uberwun- den werden konnen. Diesbezuglich Verknupfungen zu seinem Privatleben herzustellen, sind ausreichend unternommen, aber von Raabe selbst stets abgestritten worden. Selbst- verstandlich ist es legitim, bestimmte Lebensumstande Raabes fur gewisse Veranderun- gen in seiner Schreibkunst verantwortlich zu machen. Doch wird es nun schon seit lan- ger Zeit in der Literaturforschung vermieden, den Autor mit dem Erzahler gleichzuset- zen. Jene Vorgehensweise der alteren Literaturforschung kann der komplexen und au- Berst vielschichtigen Bedeutung manchen Kunstwerkes, sei es nun das geschriebene Wort oder ein Gemalde, nur bedingt gerecht werden. Nichtsdestotrotz konnen Ereignis- se im Privatleben durchaus von Belang sein und die Entwicklung eines Schriftstellers grundlegend beeinflussen. Als Beispiel sei an dieser Stelle Raabes langjahrige und tiefe Bewunderung fur Marie Jensen angefuhrt. Es ist uberaus wahrscheinlich, dass sich diese einzigartige Beziehung nicht nur auf den Privatmann, sondern auch auf den Schriftstel­ler Raabe ausgewirkt hat. Eventuellen Einfluss auf die Konzipierung der Frauengestal- ten in Raabes Dichtung mag Marie Jensen durchaus zugesprochen werden, denn tat- sachlich sind die Frauengestalten in Raabes Stuttgarter Schaffensphase mit uberwiegend positiven Attributen versehen und verkorpern einen starken, unabhangigen Frauentyp[37]. Doch hierauf grundend die Behauptung aufzustellen, dies ware das zwangslaufige Re- sultat aus der Bekanntschaft Raabes mit Marie Jensen[38], ware zu weit gegriffen.

[...]


[1] Eben dieses fordert Rudiger Gorner, wenn er sagt: „[Raabe] ist [...] im Dreigestirn deutscher Kunstprosa des spaten 19. Jahrhunderts, das er mit Storm und Fontane bildet, neu zu orten“. Vgl. Gorner, Rudiger: „Zur Auswahl“. In: Wilhelm Raabe: Meistererzahlungen. Zurich: Manesse 1998 (Manesse Bibliothek der Weltliteratur). S. 626.

[2] Hille, Peter: Gesammelte Werke. Einl. v. Julius Hart. 2. Ausg., Berlin: Schuster u. Loeffler 1916. S. 444.

[3] Vgl. dazu Czapla, Ralf G.: „Gabriele Varo ,Feindlichkeit des Lebens und Lebensbewaltigung in den Romanen Wilhelm Raabes‘“. In: Jahrbuch der Raabe-Gesellschaft 1996. Hrsg. v. Heinrich Detering u. Ulf-Michael Schneider. Tubingen: Niemeyer 1996. S. 154.

[4] Guardini, Romano: Uber Wilhelm Raabes „Stopfkuchen“. 2. Aufl., Wurzburg: Werkbund-Verlag 1939.

[5] Ebd. S. 13.

[6] Ebd.

[7] Ebd.

[8] Vgl. Guardini, R.: Uber Wilhelm Raabes „Stopfkuchen“. S. 14-15.

[9] Fehse, Wilhelm: Wilhelm Raabe. Sein Leben und seine Werke. Braunschweig: Vieweg 1937.

[10] Lukacs, Georg: Deutsche Realisten des 19. Jahrhunderts. Bern: Francke 1951.

[11] Lukacs verweist auf die Figur Rudolf Gotz in Der Schudderump. Vgl. ebd. S. 235.

[12] Vgl. ebd. S. 242.

[13] Vgl. Hoppe, Karl (Hrsg.): „Wilhelm Raabe einst und heute“. In: Jahrbuch der Raabe-Gesellschaft 1961. Tubingen: Niemeyer 1961. S. 7-20.

[14] Pongs, Hermann: Wilhelm Raabe. Leben und Werk. Heidelberg: Quelle & Meyer 1958.

[15] Martini, Fritz: „Wilhelm Raabe“. In: Deutsche Literatur im burgerlichen Realismus 1848 - 1898. 3.

Aufl. Stuttgart: Metzler 1974.

[16] Stammler, Heinrich A.: „Ironie und Pathos in Raabes Novelle Sankt Thomas“. In: Jahrbuch der Raabe- Gesellschaft 1962. Tubingen: Niemeyer 1962. S. 86-98.

[17] Helmers, Hermann (Hrsg.): Raabe in neuer Sicht. Stuttgart: W. Kohlhammer 1968.

[18] Vgl. Gorner, R.: Wilhelm Raabe. S. 625-626.

[19] Vgl. ebd.

[20] Vgl. Koller, Ulrike: „Nachwort“. In: Wilhelm Raabe: Die Chronik der Sperlingsgasse. Stuttgart: Reclam 2003. S. 222-223.

[21] Diese Behauptung ist einem Radiointerview des Bayerischen Rundfunks mit Herrn Prof. Dr. Wolfgang Fruhwald entnommen. Fruhwald ordnet diese Erzahlung der Raabeschen Unterhaltungsliteratur zu. Denn seiner Meinung nach habe Raabe einerseits geschrieben, um Geld zu verdienen und anderer- seits, um kunstlerisch tatig zu sein. Vgl. BR-Online: Stationen der Literatur: Wilhelm Raabe. Prof. Dr. Wolfgang Fruhwald im Gesprach mit Dr. Walter Flemmer. http://www.br- online.de/content/cms/Universalseite/2009/02/17/cumulus/BR-online-Publikation-ab-05-2009-- 57387-20090605135123.pdf (Zugriff am 14.10.2009).

[22] Vgl. Einecke, Gunther: Lektureliste fur Leistungskurse Deutsch - Gutenberg-Gymnasium Bergheim 2000. http://www.fachdidaktik-einecke.de/9f_Literatur_Link_Hinweise/leseempfehlungen_ganzschriften.htm (Zugriff am 14.10.2009).

[23] Bonnighausen, Marion: „Appetit auf Stopfkuchen? Wilhelm Raabe im Unterricht“. In: Raabe-Rapporte. Literaturwissenschaftliche und literaturdidaktische Zugange zum Werk Wilhelm Raabes. Hrsg. v. Sig- rid Thielking. Wiesbaden: DUV 2002. S. 140.

[24] Czapla, Ralf G.: „Mythen im Wandel. Zur nordischen Mythologie in Wilhelm Raabes ,Else von der Tanne‘ und Arno Schmidts ,Die WasserstraBe‘“. In: Jahrbuch der Raabe-Gesellschaft 1996. Hrsg. v. Heinrich Detering u. Ulf-Michael Schneider. Tubingen: Niemeyer 1996. S. 69-91.

[25] Czapla, Ralf G.: „Der Rattenfanger unter dem Regenbogen. Zur sozial- und literaturkritischen Adaption eines Sagenstoffes in Wilhelm Raabes Novelle ,Die Hamelschen Kinder‘“. In: Fabula. Zeitschrift fur Erzahlforschung 39. Hrsg. v. Rolf W. Brednich u. Hans-Jorg Uther. Berlin: de Gruyter 1998. S. 1-20.

[26] Ebd.

[27] Ebd. S. 5.

[28] Der Roman erscheint 1856, ist jedoch auf 1857 vordatiert.

[29] In Wilhelm Raabe. Leben und Werk. unternimmt Pongs die folgende Gliederung des Raabeschen Werkes: Jugend- und Lehrjahre in der Heimat, Mannesjahre in Schwaben, Ubergangsjahre in Braun­schweig, Alterswerk.

[30] Fritz Martini ist der Ansicht, Raabes erste Schaffensphase ende mit der im November 1862 fertiggestellten Novelle Die Leute aus dem Walde. Seiner Meinung nach zeichne sich diese Anfangsphase „[...] durch einen vagen lyrisch-idealistischen Optimismus aus, lasst aber bereits eine gewisse Welt- skepsis und Weltklage erkennen, welche das Raabesche Werk in den Stuttgarter Jahren deutlicher kennzeichnen wird“. Vgl. Martini, F.: Deutsche Literatur im burgerlichen Realismus 1848 - 1898. S. 694.

[31] Martini spricht von „Weltskepsis und Weltklage“. Vgl. Martini, F.: Deutsche Literatur im burgerlichen Realismus 1848 - 1898. S. 694.

[32] Vgl. dazu Mayer, Gerhart: „G. W. F. Hegel“. In: Die geistige Entwicklung Wilhelm Raabes. Dargestellt unter besonderer Berucksichtigung seines Verhaltnisses zur Philosophie. Gottingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1960. S. 14-17.

[33] Zum Beispiel in der Chronik der Sperlingsgasse, im Hungerpastor, in den Leuten aus dem Walde.

[34] Zum Beispiel in Die Leute aus dem Walde.

[35] Dies wird auch spater noch in den eher „dusteren Werken“ wie Else von der Tanne und Im Siegeskranze deutlich: Trotz groBem Leid und Ungerechtigkeiten, besteht am Ende ein kleiner Funken Hoffnung.

[36] Der Verleger Kober fuhrt ihn durch Prag und u.a. durch den Prager Judenfriedhof, der bei Raabe blei- benden Eindruck hinterlasst. Etwa drei Jahre nach seiner Reise, entsteht daraus seine Erzahlung Die Holunderblute.

[37] Beispiele: Else von der Tanne als heilsgeschichtliche Gestalt verkorpert das Gute, das Reine und die Rettung fur Pfarrer Leutenbacher; eine starke Frauengestalt findet sich ebenfalls in der Novelle Sankt Thomas: Dona Camilla Drago tritt eher dem Feind gegenuber, als ein behutetes Frauendasein zu fris- ten. Auch sie ubt eine sehr anziehende Wirkung auf die mannlichen Charaktere ihrer Geschichte aus.

[38] Zur weiteren Lekture siehe Else Hoppe: „Wilhelm Raabe und Marie Jensen, Mythos einer Freund- schaft“. In: Jahrbuch der Raabe-Gesellschaft 1966. Braunschweig: Waisenhaus-Buchdruckerei 1966. S. 25-57.

Fin de l'extrait de 88 pages

Résumé des informations

Titre
Wilhelm Raabes 'Der Regenbogen' - Ein Novellenzyklus?
Université
University of Freiburg
Note
2,0
Auteur
Année
2010
Pages
88
N° de catalogue
V155736
ISBN (ebook)
9783640687183
ISBN (Livre)
9783640687343
Taille d'un fichier
952 KB
Langue
allemand
Mots clés
Wilhelm Raabe, poetischer Realismus, bürgerlicher Realismus, Novellenzyklus, 19. Jahrhundert, Regenbogen
Citation du texte
Sabrina Birn (Auteur), 2010, Wilhelm Raabes 'Der Regenbogen' - Ein Novellenzyklus?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/155736

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