Lehrer haben die Aufgabe, den Unterricht zu eröffnen, zu gestalten, zu leiten und am Ende der Unterrichtsstunde wieder zu schließen. Doch wie verhält es sich genau mit der Organisation des Unterrichts? Lehrer können die Organisation des Rederechts im schulischen Unterricht beispielsweise sehr offen gestalten und ihre dominierende Rolle bezüglich der Redeanteile abgeben und den Schülern die Verantwortung über die Zuteilung der Redebeiträge im Unterricht überlassen. Genauso gut kann die Themensteuerung aus der Perspektive des Lehrers auf verschiedene Weisen konstituiert werden. So hat der Lehrer beispielsweise die Möglichkeiten nach dem „laissez-faire“-Prinzip vorzugehen und egal, was komme, die Schüler einfach machen zu lassen. Diese Themensteuerung entspräche einer formalen Ordnung. Typische Satzstrukturen dieser so genannten formalen Themensteuerung wären zum Beispiel „Was meinen die anderen?“ oder „Was will uns der Autor damit sagen?“.
Die vorliegende Arbeit soll die Sprechwechselorganisation, im Speziellen die Themensteuerung aus der Perspektive der Lehrenden im schulischen Unterricht untersuchen. Im Aufmerksamkeitsfokus stehen somit die kommunikativen Verhältnisse in der Schule, deren institutionelle Organisation in einem ersten theoretischen Teil erläutert werden soll (Kap. 2). Darin soll zudem geklärt werden, welchen Einfluss die Institution auf die kommunikativen Verhältnisse haben kann. Nachdem also die institutionellen Voraussetzungen geliefert worden sind, wird die Organisation von Unterricht näher erläutert (Kap. 2.2). Das Unterrichtsgeschehen wird in diesem Kapitel differenziert vorgestellt. Unter anderem bedienen sich die Lehrer Phasen (Kap. 2.2.2) und Strukturen (Kap. 2.2.3), um den schulischen Unterricht übersichtlicher und besser informell und formell organisieren zu können. Im anschließenden Kapitel werden die Interaktionsaufgaben der Schule (Kap. 2.3), die BOETTCHER (2007) in Interaktionsorganisation (Kap. 2.3.1), Themensteuerung (Kap. 2.3.2) und Beziehungsgestaltung (Kap. 2.3.3) unterteilt hat, vorgestellt. In den Bereich der Interaktionsorganisation fällt unter anderem auch die turn-Organisation, also die Ausgestaltung von Redebeiträgen, die ein zentrales Thema in dieser Arbeit darstellen wird. Dass schulischer Unterricht abhängig von der Organisation durch den Lehrenden ist, soll in der Betrachtung der drei verschiedenen kommunikativen Ordnungen deutlich werden (Kap. 2.4): Kommunikative Ordnungen [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretische Grundlagen: Institutionelle Kommunikation und Unterrichtsorganisation
- Institutionen und ihr Einfluss auf die Kommunikation
- Die Organisation des schulischen Unterrichts
- Einführung
- Phasierungen
- Strukturierungen
- Sequenzen
- Interaktionsaufgaben der Institution Schule
- Interaktionsorganisation
- Themensteuerung
- Beziehungsgestaltung
- Modi der kommunikativen Ordnung
- Empirische Untersuchung
- Einführung in die empirische Analyse
- Literaturunterricht als Analysegegenstand
- Empirische Untersuchung: Lehrerzentrierter Literaturunterricht
- Erkenntnisse aus der empirischen Untersuchung / Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Organisation des Rederechts im schulischen Unterricht, insbesondere mit der Themensteuerung aus der Perspektive der Lehrenden. Sie untersucht die kommunikativen Verhältnisse in der Schule und ihren institutionellen Rahmen, um den Einfluss der Institution auf die Kommunikation zu beleuchten.
- Die Organisation des schulischen Unterrichts und ihre Phasen, Strukturen und Sequenzen
- Die Interaktionsaufgaben der Schule: Interaktionsorganisation, Themensteuerung und Beziehungsgestaltung
- Die verschiedenen Modi der kommunikativen Ordnung im Unterricht: Lehrerzentriert, Schülerzentriert und Verfahrensregelungen
- Eine empirische Untersuchung des Lehrerzentrierten Literaturunterrichts
- Erkenntnisse aus der empirischen Untersuchung und Schlussfolgerungen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Organisation des Rederechts im Unterricht und die Rolle des Lehrers in diesem Kontext beschreibt. Kapitel 2 legt die theoretischen Grundlagen für die Untersuchung, indem es institutionelle Kommunikation und Unterrichtsorganisation analysiert. Dabei werden verschiedene Aspekte beleuchtet, wie zum Beispiel die Merkmale von Institutionen, der Einfluss von Institutionen auf die Kommunikation und die Organisation von Unterricht durch Phasen, Strukturen und Sequenzen. Kapitel 2.3 widmet sich den Interaktionsaufgaben der Institution Schule, darunter Interaktionsorganisation, Themensteuerung und Beziehungsgestaltung.
Kapitel 2.4 untersucht die verschiedenen kommunikativen Ordnungen im Unterricht. In Kapitel 3 erfolgt eine empirische Untersuchung des Lehrerzentrierten Literaturunterrichts, die durch Transkriptausschnitte illustriert wird. Die Arbeit endet mit den Erkenntnissen aus der empirischen Untersuchung, die auch als Schlussbetrachtung der Arbeit verstanden werden kann.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf Themen wie institutionelle Kommunikation, Unterrichtsorganisation, Themensteuerung, Lehrerzentrierter Unterricht, Interaktionsorganisation, kommunikative Ordnung, Literaturunterricht und empirische Untersuchung.
- Quote paper
- Katharina von Lehmden (Author), 2009, Organisation des Rederechts im schulischen Unterricht , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/155873