Die vorliegende Arbeit untersucht die spezifische Funktion der Herausgeberfiktion in Pierre Choderlos de Laclos' "Les Liaisons Dangereuses" und analysiert deren narrative sowie paratextuelle Bedeutung. Im Mittelpunkt steht die Frage, warum der Autor eine ungewöhnliche Aufspaltung der Herausgeberfigur in einen "Herausgeber" und einen "Sammler der Briefe" vornimmt und welche Effekte diese Struktur auf die Leserinnenrezeption hat. Dabei wird herausgearbeitet, dass die Widersprüchlichkeit der beiden Vorwörter eine gezielte narrative Strategie darstellt, um die Authentizität der Briefe zu hinterfragen und die Grenzen zwischen Fakt und Fiktion bewusst zu verwischen. Durch die methodische Anwendung der Theorien Gérard Genettes zur Paratextualität sowie Uwe Wirths Konzept der Herausgeberfiktion wird gezeigt, wie Laclos seine Leserinnen aktiv in den Deutungsprozess einbindet und sie zur Reflexion über narrative Autorität, Textwahrheit und literarische Manipulation anregt. Die Untersuchung verdeutlicht, dass die Herausgeberfiktion in "Les Liaisons Dangereuses" nicht nur eine konventionelle narratologische Technik ist, sondern ein wesentliches Mittel zur Inszenierung der thematischen Ambivalenz des Romans und der Machtstrukturen innerhalb der erzählten Welt.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einführung
- 2 Hauptteil
- 2.1 Die Herausgeberfiktion als paratextuelles Arrangement im Briefroman.
- 2.2 Die Herausgeberfiktion in „Les Liaisons Dangereuses“.
- 2.2.1 Analyse des Verhältnisses beider Vorwörter
- 2.2.2 Formulierung der Forschungsfragen in Hinblick auf die Motive des Autors.
- 2.3 Die Aufspaltung der Herausgeberfiktion
- 2.3.1 Funktionen fiktiver Vorwörter und Motive des Autors.
- 2.3.2 Gründe für den Rückgriff auf zwei Vorwortautoren
- 2.4 Widersprüchlichkeit der Vorwörter.
- 2.4.1 Die Zuverlässigkeit des Vorwort-Kommentars.
- 2.4.2 Auswirkungen der Ambiguität auf die Leser*innenrezeption.
- 3 Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Besonderheiten der Herausgeberfiktion in Pierre Choderlos de Laclos' „Les Liaisons Dangereuses“. Ziel ist es, die narrative Funktion dieser Fiktion und die Motive des Autors zu analysieren. Die Untersuchung konzentriert sich auf die Aufspaltung der Herausgeberfiktion und deren Auswirkungen auf die Rezeption des Romans.
- Analyse der Herausgeberfiktion als paratextuelles Element im Briefroman
- Untersuchung der narrativen Funktion der doppelten Herausgeberfiktion in „Les Liaisons Dangereuses“
- Analyse der Widersprüchlichkeit der Vorworte und deren Einfluss auf die Authentizität der Briefe
- Erforschung der Motive des Autors hinter der gewählten Erzählstruktur
- Betrachtung der Auswirkungen der Ambiguität auf die Leser*innenrezeption
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einführung: Die Einführung stellt Pierre Choderlos de Laclos' „Les Liaisons Dangereuses“ vor und hebt dessen historische und literarische Bedeutung hervor. Der Roman wird als innovativer Briefroman beschrieben, der durch seine komplexe narrative Struktur und die innovative Nutzung der Herausgeberfiktion besticht. Die Arbeit fokussiert auf die Forschungsfragen, die sich aus der Analyse der Herausgeberfiktion ergeben: Warum wählte Laclos eine Aufspaltung der Herausgeberfiktion, und welche Auswirkungen hat die Widersprüchlichkeit der Vorworte auf die Authentizität der Briefe und die Leser*innenrezeption? Die Arbeit verspricht eine tiefgründige Analyse von Laclos' strategischer Entscheidung, die Leser*innen herauszufordern und zum aktiven Mitgestalter der Geschichte zu machen.
2 Hauptteil: Der Hauptteil gliedert sich in mehrere Unterkapitel, die sich mit verschiedenen Aspekten der Herausgeberfiktion in "Les Liaisons Dangereuses" befassen. Kapitel 2.1 beleuchtet die Herausgeberfiktion als paratextuelles Arrangement im Briefroman allgemein. Es beschreibt die Funktion der Herausgeberfiktion als fiktionsbegründende Strategie und Teil einer diskursiven Strategie, die den literarischen Kommunikationsprozess beeinflusst. Es wird die "Doppelrahmung" durch den fiktiven Herausgeber als "zweiter Autor" erläutert und die Rolle des Lesers im Prozess der Fiktionserzeugung hervorgehoben. Kapitel 2.2 konzentriert sich auf die spezifische Umsetzung der Herausgeberfiktion in Laclos' Roman. Hier wird die Analyse des Verhältnisses beider Vorworte behandelt und die Forschungsfragen hinsichtlich der Autorenmotive formuliert. Kapitel 2.3 geht auf die Aufspaltung der Herausgeberfiktion ein, analysiert die Funktionen fiktiver Vorworte und die Motive des Autors hinter dieser Entscheidung. Kapitel 2.4 beschäftigt sich mit der Widersprüchlichkeit der Vorworte und deren Auswirkungen auf die Rezeption. Die Zuverlässigkeit des Vorwort-Kommentars und die Auswirkungen der Ambiguität auf die Leser*innen werden untersucht.
Schlüsselwörter
Herausgeberfiktion, Briefroman, Les Liaisons Dangereuses, Pierre Choderlos de Laclos, narrative Funktion, Autorenmotive, Paratexte, Ambiguität, Authentizität, Leser*innenrezeption, Erzählstruktur, Vorwort, Doppelrahmung.
Häufig gestellte Fragen zu "Les Liaisons Dangereuses"
Worum geht es in dieser Analyse von "Les Liaisons Dangereuses"?
Diese Arbeit untersucht die Herausgeberfiktion in Pierre Choderlos de Laclos' "Les Liaisons Dangereuses". Ziel ist es, die narrative Funktion dieser Fiktion und die Motive des Autors zu analysieren, insbesondere im Hinblick auf die Aufspaltung der Herausgeberfiktion und die Auswirkungen auf die Rezeption des Romans.
Was sind die Hauptthemen der Analyse?
Die Analyse konzentriert sich auf die folgenden Themen:
- Die Herausgeberfiktion als paratextuelles Element im Briefroman.
- Die narrative Funktion der doppelten Herausgeberfiktion in "Les Liaisons Dangereuses".
- Die Widersprüchlichkeit der Vorworte und deren Einfluss auf die Authentizität der Briefe.
- Die Motive des Autors hinter der gewählten Erzählstruktur.
- Die Auswirkungen der Ambiguität auf die Leser*innenrezeption.
Was ist die Herausgeberfiktion?
Die Herausgeberfiktion bezieht sich auf die literarische Konvention, bei der der Autor vorgibt, ein Herausgeber zu sein, der die präsentierten Texte (z.B. Briefe) gefunden und zusammengestellt hat. Dies dient dazu, die Authentizität der Geschichte zu erhöhen und die Distanz zwischen Autor und Werk zu betonen.
Warum wird die Herausgeberfiktion als paratextuelles Arrangement bezeichnet?
Die Herausgeberfiktion, insbesondere in Form von Vorworten, gilt als Paratext, da sie den Haupttext (die Briefe) umrahmt und begleitet. Sie dient als "Schwelle" zum Werk und beeinflusst die Art und Weise, wie Leser*innen den Text wahrnehmen und interpretieren.
Was bedeutet die Aufspaltung der Herausgeberfiktion in "Les Liaisons Dangereuses"?
Laclos verwendet nicht nur einen, sondern zwei fiktive Herausgeber, die jeweils ein Vorwort verfassen. Diese Aufspaltung schafft zusätzliche Komplexität und Widersprüche, die die Leser*innen herausfordern, die Authentizität der Geschichte kritisch zu hinterfragen.
Welche Bedeutung haben die widersprüchlichen Vorworte für die Leser*innenrezeption?
Die Widersprüchlichkeit der Vorworte untergräbt die Zuverlässigkeit des Herausgeberkommentars und erzeugt Ambiguität. Dies zwingt die Leser*innen, sich aktiv mit dem Text auseinanderzusetzen, eigene Interpretationen zu entwickeln und die Motive der Charaktere und des Autors zu hinterfragen.
Was sind die Schlüsselwörter dieser Analyse?
Die Schlüsselwörter sind: Herausgeberfiktion, Briefroman, Les Liaisons Dangereuses, Pierre Choderlos de Laclos, narrative Funktion, Autorenmotive, Paratexte, Ambiguität, Authentizität, Leser*innenrezeption, Erzählstruktur, Vorwort, Doppelrahmung.
Was wird im Hauptteil der Analyse untersucht?
Der Hauptteil untersucht die Herausgeberfiktion als paratextuelles Element im Briefroman allgemein, analysiert das Verhältnis der beiden Vorworte, untersucht die Gründe für die Aufspaltung der Herausgeberfiktion und die daraus resultierenden Widersprüchlichkeiten und deren Auswirkungen auf die Leser*innenrezeption.
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- Fabian Hoppe (Author), 2024, Besonderheiten der Herausgeberfiktion in "Les Liaisons Dangereuses", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1559030