Das Ziel der vorliegenden Arbeit liegt darin, eine zukunftsfähige Finanzierungskonzeption für den tertiären Bildungsbereich herauszuarbeiten und dabei allokative und distributive Gesichtspunkte gleichermaßen zu berücksichtigen. Insbesondere werden dabei auch die Studiengebühren, welche inzwischen ihre politische Legitimation erlangt haben, vor allem im Hinblick auf den vereinheitlichten Erhebungsmodus kritisch gewürdigt.
Dazu werden im zweiten Kapitel allokative Überlegungen angestellt. Die Analyse zeigt, dass Hochschulbildung als solches kein reines öffentliches Gut ist und insoweit scheidet ein gebührenfreier Zugang zur Hochschulbildung aus. Allerdings lassen sich sowohl in der Bildungsproduktions- als auch in der Bildungsausreifungsphase vielfältige Externalitäten auf die Hochschulbildung zurückführen, die soziale Investitionen zwingend erforderlich machen. Ganz offensichtlich handelt es sich im Bereich der Hochschulbildung um ein Mischfinanzierungsgut.
Das dritte Kapitel behandelt die verteilungspolitischen Überlegungen. Die empirischen Befunde zeigen, dass die Studienabsolventen in einer Längsschnittsbetrachtung erheblich höheren Nutzen vereinnahmen als sie Kosten – durch Steuerzahlungen in der Erwerbsperiode – tragen, sodass im Ergebnis Umverteilungseffekte von einkommensschwächeren zu einkommensstärkeren Haushalten stattfinden, die verteilungspolitisch nicht gerechtfertigt sind. Demgegenüber sind die Ergebnisse der Querschnittsbetrachtung als politisch erwünscht einzustufen; obgleich das Redistributionsmaß als bescheiden angesehen werden darf.
Im vierten Kapitel werden die Ausgestaltungskriterien für eine kohärente Finanzierungskonzeption abgeleitet und grundlegende Überlegungen zu den Differenzierungsansätzen in der Gebührenerhebung diskutiert.
Im fünften Kapitel wird zunächst ein Differenzierungsansatz (Proportionalansatz) aus der Literatur kritisch gewürdigt. Es wird aufgezeigt, dass dieses differenzierte Studienentgeltmodell einen eklatanten Schwachpunkt aufweist. Dieses Modell impliziert, dass die Divergenz zischen privaten und sozialen Erträgen gleich null ist. Eine Fehleinschätzung mit weitreichenden Folgen für die Bildungsnachfrage, welche in diesem Fall abnehmen würde.
Als Gegenentwurf wird ein Kosten-Nutzen-äquivalentes Studienentgeltsystem modelliert, welches sowohl Steuerfinanzierungs- und Gebührenfinanzierungskomponenten, als auch einen Differenzierungsansatz berücksichtigt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problemstellung
- Aufbau
- Allokative Betrachtungen
- Allokationsfunktion
- Theorie der öffentlichen Güter
- Externe Effekte
- Produktivitätssteigernde externe Effekte
- Wohnortbezogene externe Effekte
- Atmosphärische externe Effekte
- Zusammenfassung allokativer Betrachtungen
- Theoretische und empirische Betrachtungen zur Distributionsfunktion
- Querschnittsbetrachtung
- Längsschnittsbetrachtung
- Zusammenfassung der Querschnitts- und Längsschnittsbetrachtung
- Ausgestaltungskriterien für die Hochschulfinanzierung
- Effizienzpolitische Ausgestaltungskriterien
- Distributionspolitische Ausgestaltungskriterien
- Grundlagen der Gebührendifferenzierung
- Differenzierung von Studiengebühren
- Differenzierte Studienentgelte nach dem Proportionalansatz
- Kosten- Nutzen-Äquivalent orientiertes Studienentgeltsystem
- Das Higher Education Contribution"-System (HECS)
- Nutzen-Äquivalente Studiengebühren
- Resümee
- Schlussfolgerungen
- Aktuelle Diskussion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Ausgestaltung der zukünftigen Hochschulfinanzierung unter allokativen und distributiven Gesichtspunkten. Sie analysiert die Notwendigkeit und die Gestaltung von Studiengebühren im Kontext der Kosten-Nutzen-Relation und der Effizienz und Verteilungsgerechtigkeit im Bildungssystem.
- Allokationseffizienz von Studiengebühren
- Distributionseffekte von Studiengebühren
- Theoretische und empirische Modelle zur Finanzierung der Hochschulbildung
- Kosten-Nutzen-Äquivalente Studiengebühren
- Differenzierte Studienentgelte und ihre Auswirkungen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problemstellung der Hochschulfinanzierung im Kontext des politischen und ökonomischen Wandels dar. Sie führt die Notwendigkeit von Studienbeiträgen als Ausdruck der Beteiligung der Studierenden an den Bildungsproduktionskosten ein und beleuchtet die Spannungen zwischen ökonomischen Theorien und politischen Entscheidungen.
Das Kapitel "Allokative Betrachtungen" befasst sich mit der Allokationsfunktion von Studiengebühren und analysiert die Rolle der Theorie der öffentlichen Güter sowie die Bedeutung externer Effekte im Bildungsbereich. Es werden produktivitätssteigernde, wohnortbezogene und atmosphärische externe Effekte im Detail betrachtet.
Das Kapitel "Theoretische und empirische Betrachtungen zur Distributionsfunktion" analysiert die Verteilungswirkungen von Studiengebühren unter Querschnitts- und Längsschnittsperspektive. Dabei werden die Auswirkungen auf unterschiedliche Bevölkerungsgruppen und deren Entwicklung über die Zeit untersucht.
Das Kapitel "Ausgestaltungskriterien für die Hochschulfinanzierung" beleuchtet die wichtigsten Kriterien für die Gestaltung eines Studiengebührensystems. Es werden sowohl effizienzpolitische als auch distributionspolitische Aspekte der Gebührendifferenzierung diskutiert.
Das Kapitel "Differenzierung von Studiengebühren" beschäftigt sich mit verschiedenen Modellen zur Gestaltung von Studiengebühren. Es werden der Proportionalansatz, das Kosten-Nutzen-Äquivalent orientierte Studienentgeltsystem, das HECS-System und nutzenäquivalente Studiengebühren im Detail vorgestellt.
Schlüsselwörter
Hochschulfinanzierung, Studiengebühren, Kosten-Nutzen-Äquivalent, Allokation, Distribution, Effizienz, Verteilungsgerechtigkeit, Theorie der öffentlichen Güter, Externe Effekte, Produktivität, Humankapital, Differenzierung, HECS, Bildungsökonomie
- Arbeit zitieren
- Burak Öztoprak (Autor:in), 2008, Ausgestaltung der zukünftigen Hochschulfinanzierung unter allokativen und distributiven Gesichtspunkten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/155938