Der in London lehrende österreichisch-britische Kunsthistoriker Ernst Gombrich (1909-2001) legte eine neue Kunsttheorie vor, die das alte Vorurteil widerlegte, dass Kunst eine Abbildung der Wirklichkeit sein muss. Dadurch gewinnt die Aktivität des Künstlers an Bedeutung als ein kreativer Schöpfungsakt, der nicht nur Reproduktion, sondern auch Innovation und Inspiration bedeutet.
Der kognitive ("nichtmateriale") Bestandteil der Kunst wurde lange unterschätzt. Kunst ist Ansporn zur vielschichtigen Bedeutungsdeutung, zur geistigen Wahrnehmung von Visionen, eher als nur ein Remake der lebensweltlichen Wirklichkeit. Die schematische oder mathematische Erfassung des Kunstgegenstandes ist auch Wahrnehmung, geistige Wahrnehmung des Kunstgegenstandes. Ernst Gombrichs Anliegen ist wichtig, gerade für die Erziehung der Jugend. Die Werke Salvadore Dalis (1904-1989) und Pablo Picassos (1881-1973) werden dadurch in ihrer Intention erkannt, von Kunstwerken als einer bloßen Nachempfindung unserer Lebenswelt abzulenken. Es geht darum Kunst darzustellen als eine Läuterung des menschlichen Geistes, von der sinnlichen Wahrnehmung zur Darstellung der geistigen Wirklichkeiten zu führen, oder auf geistige Wirklichkeiten hinzudeuten. Kunst bildet in erster Linie nicht ab, Kunst bildet nicht nur ab, sondern regt den Geist zu Kunstdeutungen an.
Inhaltsverzeichnis
- Kapitel 1: Die Kunst als Imitation der Wirklichkeit
- Kapitel 2: Gombrichs Modell des Kunstbegriffs
- Kapitel 3: Kunst als kreative Bedeutungsproduktion
- Kapitel 4: Soziale Konventionen und die Definition von Kunst
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Ernst Gombrichs bedeutenden Beitrag zur Kunsttheorie des 20. Jahrhunderts. Sie analysiert seine Kritik an traditionellen Kunstauffassungen und beleuchtet sein innovatives Modell des Kunstbegriffs. Die Arbeit zielt darauf ab, Gombrichs Thesen zu verstehen und ihren Einfluss auf das Verständnis von Kunst aufzuzeigen.
- Kunst als Imitation der Wirklichkeit vs. kreativer Akt
- Gombrichs "making and matching"-Theorie und die Rolle von Schemata
- Bedeutungsproduktion in der Kunst und die Überwindung von bloßer Wiedererkennung
- Der Einfluss sozialer Konventionen auf die Definition von Kunst
- Die Vielseitigkeit des Kunstbegriffs und seine historische Entwicklung
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1: Die Kunst als Imitation der Wirklichkeit: Dieses Kapitel beleuchtet die traditionelle Auffassung von Kunst als bloße Imitation der Wirklichkeit. Es wird die weit verbreitete Ansicht diskutiert, dass Kunstwerke ihren Gegenständen ähneln müssen, um als Kunst anerkannt zu werden. Die antike Vorstellung von der Kunst als Reproduktion der Wirklichkeit wird ebenso behandelt wie der daraus resultierende Illusionismus in der Kunst. Das Kapitel legt den Grundstein für Gombrichs spätere Kritik an diesem reduktionistischen Kunstverständnis, indem es die Grenzen und Unzulänglichkeiten dieser traditionellen Perspektive herausarbeitet und den Weg für eine umfassendere Betrachtungsweise ebnet. Die Vorstellung von der Kunst als reiner Reflexion des Bewusstseins wird als einseitig und unzureichend dargestellt.
Kapitel 2: Gombrichs Modell des Kunstbegriffs: In diesem Kapitel wird Gombrichs Gegenmodell zur traditionellen Kunstauffassung vorgestellt. Im Gegensatz zur bloßen Imitation der Wirklichkeit betont Gombrich die Bedeutung der "Mittel", mit denen ein Kunstwerk entsteht. Es geht um die kreative Kombination von Elementen und die Produktion neuer Bedeutungen. Gombrichs Konzept der "Schemata" – mentale Vorlagen, die Künstler verwenden und an den Gegenstand anpassen – wird als zentraler Bestandteil seiner Theorie erklärt. Das "making and matching" Prinzip wird detailliert erläutert und seine Relevanz für das Verständnis künstlerischen Schaffens hervorgehoben. Der Abschnitt analysiert, wie Erinnerungsmomente und kognitive Schemata in die Kunstproduktion einfließen und neue Bedeutungen hervorbringen.
Kapitel 3: Kunst als kreative Bedeutungsproduktion: Dieses Kapitel vertieft Gombrichs Vorstellung von Kunst als kreativem Akt, der über bloße Wiedererkennung von Naturbestandteilen hinausgeht. Kunst wird als "Bedeutungsproduktion" definiert, die geistige Wiedererkennung von Strukturen aus verschiedenen Quellen erfordert. Beispiele wie Kubismus und das Werk von Salvador Dalí veranschaulichen die Fähigkeit der Kunst, die menschliche Wahrnehmung zu "zerlegen" und neu zu interpretieren. Die Vielseitigkeit von Kunst und die ständige Neubestimmung ihres Wesens in verschiedenen Epochen werden betont. Der Fokus liegt auf der innovativen Kombination unterschiedlicher Elemente und der damit verbundenen Anregung des geistigen Vermögens des Betrachters. Die Arbeit unterstreicht die Offenheit des Kunstbegriffs und die Möglichkeit, dass die Ziele des Künstlers ganz unterschiedlich sein können.
Kapitel 4: Soziale Konventionen und die Definition von Kunst: Der abschließende Abschnitt widmet sich dem Einfluss sozialer Konventionen auf die Definition von Kunst. Konzepte wie "significant form" von Clive Bell werden diskutiert, um den Unterschied zwischen der Bestimmung des Wesens der Kunst und den sozialen Übereinkünften zu verdeutlichen, welche Werke als Kunst gelten. Die Arbeit hebt hervor, dass die Wertanerkennung von Kunst ein soziales Produkt ist, dies aber nicht die grundlegende Natur von Kunst selbst definiert. Gombrichs Beschreibung des kreativen Prozesses wird als besonders geistreich und einleuchtend hervorgehoben, da sie den künstlerischen Akt von sozialen Zwängen und gesellschaftlichen Zielen trennt und den Fokus auf das Schaffen neuer Bedeutungen legt.
Schlüsselwörter
Ernst Gombrich, Kunsttheorie, Imitation der Wirklichkeit, "making and matching", Schemata, Bedeutungsproduktion, kreativer Akt, soziale Konventionen, Illusionismus, Kubismus, Salvador Dalí, Clive Bell, "significant form".
Häufig gestellte Fragen
Was ist der Hauptfokus dieser Arbeit über Kunsttheorie?
Diese Arbeit untersucht Ernst Gombrichs Beitrag zur Kunsttheorie des 20. Jahrhunderts, seine Kritik an traditionellen Kunstauffassungen und sein innovatives Modell des Kunstbegriffs. Ziel ist es, Gombrichs Thesen zu verstehen und ihren Einfluss auf das Verständnis von Kunst aufzuzeigen.
Welche zentralen Themen werden in dieser Arbeit behandelt?
Die zentralen Themen sind: Kunst als Imitation der Wirklichkeit vs. kreativer Akt, Gombrichs "making and matching"-Theorie und die Rolle von Schemata, Bedeutungsproduktion in der Kunst und die Überwindung von bloßer Wiedererkennung, der Einfluss sozialer Konventionen auf die Definition von Kunst, und die Vielseitigkeit des Kunstbegriffs und seine historische Entwicklung.
Was wird im ersten Kapitel behandelt?
Kapitel 1 beleuchtet die traditionelle Auffassung von Kunst als bloße Imitation der Wirklichkeit. Es diskutiert die Ansicht, dass Kunstwerke ihren Gegenständen ähneln müssen, um als Kunst anerkannt zu werden, und behandelt die antike Vorstellung von Kunst als Reproduktion der Wirklichkeit und den daraus resultierenden Illusionismus.
Was ist Gombrichs Modell des Kunstbegriffs, das im zweiten Kapitel vorgestellt wird?
Kapitel 2 stellt Gombrichs Gegenmodell zur traditionellen Kunstauffassung vor. Er betont die Bedeutung der "Mittel", mit denen ein Kunstwerk entsteht, die kreative Kombination von Elementen und die Produktion neuer Bedeutungen. Gombrichs Konzept der "Schemata" und das "making and matching" Prinzip werden als zentrale Bestandteile seiner Theorie erklärt.
Wie definiert das dritte Kapitel Kunst?
Kapitel 3 vertieft Gombrichs Vorstellung von Kunst als kreativem Akt, der über bloße Wiedererkennung hinausgeht. Kunst wird als "Bedeutungsproduktion" definiert, die geistige Wiedererkennung von Strukturen aus verschiedenen Quellen erfordert. Beispiele wie Kubismus und das Werk von Salvador Dalí veranschaulichen die Fähigkeit der Kunst, die menschliche Wahrnehmung zu "zerlegen" und neu zu interpretieren.
Welche Rolle spielen soziale Konventionen bei der Definition von Kunst, wie im vierten Kapitel diskutiert wird?
Kapitel 4 widmet sich dem Einfluss sozialer Konventionen auf die Definition von Kunst. Konzepte wie "significant form" von Clive Bell werden diskutiert, um den Unterschied zwischen der Bestimmung des Wesens der Kunst und den sozialen Übereinkünften zu verdeutlichen, welche Werke als Kunst gelten. Die Arbeit hebt hervor, dass die Wertanerkennung von Kunst ein soziales Produkt ist, dies aber nicht die grundlegende Natur von Kunst selbst definiert.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für das Verständnis dieser Arbeit?
Relevante Schlüsselwörter sind: Ernst Gombrich, Kunsttheorie, Imitation der Wirklichkeit, "making and matching", Schemata, Bedeutungsproduktion, kreativer Akt, soziale Konventionen, Illusionismus, Kubismus, Salvador Dalí, Clive Bell, "significant form".
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- Aaron Fellbaum (Author), 2025, Ernst Gombrichs Umdeutung der Kunst., Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1560996