Trotz seiner kurzen Regierungszeit als alleiniger Augustus von nicht einmal 20 Monaten ist Flavius Claudius Iulianus sowohl einer der bekanntesten als auch einer der umstrittensten Augusti in der Geschichte des Imperium Romanum.1 Für Hartwin Brandt „liegt [dies] zweifellos zum einen an der außergewöhnlich guten Quellenlage[2], zu der Julians eigene Schriften (Briefe und Reden) einen gewichtigen Teil beitragen, zum anderen an seiner gewaltigen politischen Energie und an seinen programmatischen Ansprüchen an sich selbst und seine Zeitgenossen.“3 Iulian war sehr gebildet und vielseitig begabt.4 Er machte Missstände im Römischen Reich aus und beabsichtigte eine ungeheure Reformtätigkeit zu entfalten, um das Reich von Grund auf zu restaurieren. Dass er seine Ziele dennoch nicht erreichen konnte und die Gründe dafür aufzuzeigen, ist das Anliegen dieser Arbeit. Das erste Bestreben meiner Hausarbeit ist daher der Versuch zu erklären, weshalb ausgerechnet Iulian, der letzte Spross der christlichen konstantinischen Dynastie, die Christen als besondere Übeltäter im Reich ansah. Aus seinen Vorbehalten gegenüber dem Christentum ergibt sich, dass das Hauptanliegen seiner Politik die Wiederherstellung des alten Götterkultes war. Das zweite Ziel meiner Arbeit ist aus diesem Grund, die Religionspolitik Iulians darzustellen. In diesem Zusammenhang können und sollen jedoch seine anderen Tätigkeiten nicht außer Acht gelassen werden, weil sich aus dieser Betrachtung unmittelbar die nächste Fragestellung ergibt. Als drittes wird geklärt werden, ob das Scheitern der heidnischen Restauration vorprogrammiert war und weshalb es wohl auch durch eine längere Regierungszeit Iulians nicht zu verhindern gewesen wäre. Bei all dem soll vor allem auch Iulian selbst „zu Wort kommen“. Gerade im Falle Iulians wäre es sicher interessant, die Frage zu diskutieren: „Was wäre gewesen, wenn ... ?“ Neben seiner beeindruckenden Persönlichkeit macht für mich gerade die Diskussion dieser Frage die Faszination des Kaisers aus. Weil es letztlich jedoch müßig ist, sich mit dieser Frage zu beschäftigen, soll dies im Rahmen dieser Arbeit auch nicht geschehen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Iulian bis zum Tod des Constantius
- 2.1. Kindheit und Jugend Iulians
- 2.2. Die Rückwendung zum alten Götterkult
- 3. Iulian als Alleinherrscher
- 3.1. Maßnahmen nach dem Regierungsantritt
- 3.2. Die Förderung der Städte
- 3.3. Wiederherstellung des alten Götterkultes
- 3.4. Reform des Heidentums
- 4. Das Scheitern der heidnischen Restauration
- 4.1. Iulian in Antiocheia
- 4.2. Der Perserfeldzug
- 5. Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der kurzen, aber bedeutenden Regierungszeit des römischen Kaisers Iulian, auch bekannt als "Julian der Abtrünnige". Das Hauptanliegen der Arbeit ist die Untersuchung der Gründe, die Iulian, den letzten Spross der christlichen konstantinischen Dynastie, dazu brachten, die Christen als besondere Übeltäter im Reich anzusehen. Die Arbeit analysiert Iulians Religionspolitik mit dem Fokus auf die Wiederherstellung des alten Götterkultes und beleuchtet seine anderen politischen Aktivitäten in diesem Kontext. Darüber hinaus untersucht die Arbeit, ob das Scheitern der heidnischen Restauration von vornherein unausweichlich war und ob auch eine längere Regierungszeit Iulians dieses Schicksal hätte verhindern können.
- Die Gründe für Iulians Antipathie gegenüber dem Christentum
- Iulians Religionspolitik und die Wiederherstellung des alten Götterkultes
- Andere politische Aktivitäten Iulians im Kontext seiner Religionspolitik
- Das Scheitern der heidnischen Restauration und die möglichen Ursachen
- Iulian selbst und seine Rolle im historischen Geschehen
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung: Die Einleitung stellt Iulian als eine der bekanntesten und zugleich umstrittensten Persönlichkeiten in der römischen Geschichte vor und erläutert die Ziele und den Aufbau der Arbeit.
- Kapitel 2: Iulian bis zum Tod des Constantius: Dieses Kapitel zeichnet die Lebensgeschichte Iulians bis zum Tod des Kaisers Constantius nach. Es beleuchtet seine Kindheit und Jugend, die politischen Umstände nach dem Tod Constantins des Großen und die entscheidende Rolle, die der arianische Bischof Eusebios von Nikomedeia bei seiner Erziehung spielte.
- Kapitel 3: Iulian als Alleinherrscher: Hier werden die Maßnahmen Iulians nach seinem Regierungsantritt behandelt. Neben der Förderung der Städte liegt der Fokus auf der Wiederherstellung des alten Götterkultes und der Reform des Heidentums.
- Kapitel 4: Das Scheitern der heidnischen Restauration: Dieses Kapitel befasst sich mit den Herausforderungen, die Iulians heidnische Restauration bewältigen musste. Es werden Iulians Aufenthalt in Antiocheia und sein Feldzug gegen die Perser beleuchtet, die letztlich zu seinem Untergang führten.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Regierungszeit des römischen Kaisers Iulian, auch bekannt als "Julian der Abtrünnige", und seine Religionspolitik mit dem Fokus auf die Wiederherstellung des alten Götterkultes. Zentrale Themen sind die Antipathie Iulians gegenüber dem Christentum, die heidnische Restauration und ihre Auswirkungen auf die römische Gesellschaft, sowie die politischen und militärischen Herausforderungen seiner Regierungszeit.
- Citation du texte
- Thorsten Dollmetsch (Auteur), 2002, Kaiser Iulian - Der gescheiterte Philosoph auf dem Thron der Caesaren, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/15613