Mädchen sind von Natur aus die besseren Fremdsprachenlerner; ihnen liegt das im Blut. So sagen die Lehrer und Eltern. Aber auch die Wissenschaft beschäftigt sich seit einigen Jahren mit Geschlechterdifferenzen im Leistungsniveau der Kinder und sucht nach Ursachen und Erklärungsversuchen.
Während sich die Mehrheit der Forschungsarbeiten mit den
vermeintlichen Leistungsdefiziten der Mädchen in mathematischen und
naturwissenschaftlichen Bereichen beschäftigen, gibt es für die unterschiedlichen Leistungsniveaus im gesteuerten Fremdspracherwerb noch nicht annähernd viele wissenschaftliche Studien. Doch die weit verbreitete Auffassung der weiblichen Überlegenheit im Fremdsprachenerwerb kann nicht nur auf die Naturgegebenheiten
zurückzuführen sein.
Gibt es tatsächlich kognitive Geschlechtsunterschiede? Welche
Einflussfaktoren spielen neben den biologischen Faktoren außerdem eine Rolle? Wie kann das Geschlecht Interesse und Selbstkonzept beeinflussen und zu unterschiedlichen Leistungen im Fremdspracherwerb führen? Haben sich Geschlechterrollen durch wissenschaftliche Erkenntnisse verändert oder bleiben sie trotz moderner Konzepte und Theorien fest in der Gesellschaft verankert? Welche Maßnahmen müssten getroffen werden, um die Geschlechterdifferenzen im gesteuerten Fremdspracherwerb in der Schule zu verringern?
Da sich die Arbeit mit dem Geschlechtsbegriff und dem gesteuerten Fremdspracherwerb in der Schule beschäftigt, soll der erste Teil vorrangig der Einführung in das Forschungsfeld sowie der Darstellung grundlegender Begriffe dienen. Es werden u. a. die Lerntheorien und die Entwicklung sowie Bedeutung des Selbstbildes dargestellt. Des Weiteren wird auf die Entwicklung der Geschlechtsidentität als auch auf den Erwerb von Geschlechterrollen und die damit verbundenen geschlechtsspezifischen Verhaltensmuster kurz eingegangen. In dem letzten Abschnitt des ersten Teils der Arbeit werden nicht nur Geschlechterrollen und Geschlechtsstereotype im historischen Kontext betrachtet, sondern es soll hierbei auch einführend erklärt werden, weshalb Wissenschaftler, aber auch ein Großteil der Gesellschaft
der Meinung sind, dass Mädchen und Frauen im (gesteuerten) Femdsprachenerwerb den Jungen und Männern überlegen seien.Abschließend wird herauszustellen versucht, welche Konsequenzen sich aus der aktuellen Forschungslage und den entwickelten Konzepten für den zukünftigen Fremdsprachunterricht ableiten lassen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- TEIL I: GRUNDLEGENDE BEGRIFFE UND BEFUNDE
- GESCHLECHTSIDENTITÄTEN, GESCHLECHTERROLLEN UND ZUR ENTWICKLUNG VON GESCHLECHTSSPEZIFISCHEN UNTERSCHIEDEN IM FREMDSPRACHENERWERB
- Die Variable Geschlecht in verschiedenen wissenschaftlichen Kontexten
- Biologisch begründete Geschlechterdifferenzen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Zusammenhang von Geschlecht und gesteuertem Fremdspracherwerb in der Schule. Sie zielt darauf ab, die wissenschaftliche Debatte über Geschlechterunterschiede in diesem Bereich zu beleuchten und die Frage zu untersuchen, ob es tatsächlich kognitive Geschlechtsunterschiede gibt, die den vermeintlichen Vorteil von Mädchen im Fremdsprachenlernen erklären könnten.
- Die Bedeutung von Geschlechterrollen und Stereotypen im Kontext des Fremdspracherwerbs
- Der Einfluss von biologischen und sozialen Faktoren auf das Selbstbild und die Motivation von Mädchen und Jungen im Fremdsprachenlernen
- Die Rolle von kognitiven Geschlechtsunterschieden und deren Auswirkungen auf den Fremdspracherwerb
- Die Herausforderungen und Möglichkeiten, Geschlechterdifferenzen im Fremdsprachunterricht zu verringern
- Die Aktualität und Relevanz des Themas Geschlecht in der heutigen Gesellschaft und im wissenschaftlichen Diskurs
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Forschungsfrage ein und beleuchtet die gängigen Annahmen über weibliche Überlegenheit im Fremdsprachenlernen. Es werden historische und gesellschaftliche Kontexte sowie verschiedene Forschungsansätze betrachtet.
Das erste Kapitel widmet sich der Variablen Geschlecht und dessen Definitionen in verschiedenen wissenschaftlichen Kontexten. Es betrachtet die biologischen Geschlechterdifferenzen, die durch chromosomale und hormonelle Unterschiede entstehen, und diskutiert die Rolle von evolutionären Ansätzen sowie die Bedeutung der Interaktion zwischen genetischen und umweltbedingten Faktoren.
Schlüsselwörter
Geschlecht, Fremdspracherwerb, Geschlechterrollen, Geschlechtsstereotype, Selbstkonzept, Motivation, kognitive Geschlechtsunterschiede, Fremdsprachenforschung, geschlechtsspezifische Verhaltensmuster, Geschlechterdifferenzen, schulischer Kontext.
- Quote paper
- Stefanie Fuchs (Author), 2008, Bedingungen des SchülerInnenengagements im Fremdsprachenunterricht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/156149