In dieser Arbeit soll das erst seit den 1990er Jahren beforschte, in der Kategorie „Zwangsstörungen und verwandte Störungen“ verortete Störungsbild betrachtet werden: Die Diagnosekriterien, die Bedeutung gehorteter Gegenstände für Betroffene, das Störungsprofil (Epidemiologie, Prognose, Komorbiditäten, Ätiologie und Störungsmodell) sowie (Differential-)Diagnostik. Wie kann diese psychische Erkrankung kognitiv-verhaltenstherapeutisch behandelt werden und ist diese Behandlung wirksam? Auf diese Fragen soll der letzte Teil der Arbeit Antworten geben.
Das Ansammeln, Lagern und Aufbewahren von Gegenständen ist an sich erst einmal nicht pathologisch – es handelt sich dabei grundsätzlich um gesunde menschliche Handlungsweisen, welche insbesondere evolutionär und archaisch gesehen – aber auch heute noch – eine sinnvolle Funktion erfüll(t)en. Zudem entwickeln viele Menschen im Laufe ihres Lebens eine Sammelleidenschaft für spezifische Dinge wie Figuren, Tassen oder Münzen. Und dann gibt es noch Personen, welchen es massiv schwerfällt oder denen es gar unmöglich ist, Besitztümer jeglicher Art zu entsorgen – auch wenn es sich dabei schlicht um beispielsweise Zeitungen handelt – und welche zusätzlich eine mit an Kaufsucht grenzende übermäßige Neuanschaffung von Gegenständen betreiben. Frost und Steketee (2010), zwei der prominentesten Forscher:Innen auf dem Gebiet der Hoarding Disorder, beschreiben die Grenze von der Sammelleidenschaft zum pathologischen Horten als überschritten, sobald durch entsprechende Sammel-Verhaltensweisen das Wohlergehen sowie das emotionale- und das Alltagsleben der betreffenden Person selbst oder das des sozialen Umfeld starks beeinträchtigt wird, beispielsweise weil das Hereinlassen von Besuch (aus Scham) nicht mehr möglich ist oder Angehörige beim Versuch zu helfen abgewiesen werden. Auch ist von Pathologischem Horten zu sprechen, sobald eine Person aufgrund ihrer Symptomatik subjektiven Leidensdruck (z.B. soziale Isolation) erlebt, dabei aber selbst nicht in der Lage ist, diesen Zustand zu beenden (ebd.; Külz & Voderholzer, 2018). Dieses Verhalten wurde deshalb nun im DSM-5 und ICD-11 offiziell als von der klassischen Zwangsstörung abgegrenztes, eigenständiges Störungsbild „Pathologisches Horten“ aufgenommen, verortet in der neu erschaffenen Gruppierung „Zwangsstörungen und verwandte Störungen“ (ebd; Rieger & Voderholzer, 2019; Stein et al., 2019). [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Das Störungsbild
- 2.1 Diagnosekriterien
- 2.2 Bedeutung der gehorteten Objekte
- 2.3 Epidemiologie und Prognose
- 2.4 Komorbiditäten
- 2.5 Ätiologie und Störungsmodell
- 3 Diagnostik
- 3.1 Differenzialdiagnose
- 3.2 Abgrenzung zur klassischen Zwangsstörung
- 3.3 Diagnostische Testverfahren
- 4 Kognitiv-Verhaltenstherapeutische Psychotherapie
- 4.1 Wirksamkeit
- 5 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Störungsbild des pathologischen Hortens. Ziel ist es, die Diagnosekriterien, die Bedeutung der gehorteten Objekte, epidemiologische Daten, Komorbiditäten und das zugrundeliegende Störungsmodell zu beleuchten. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der kognitiv-verhaltenstherapeutischen Behandlung und deren Wirksamkeit.
- Diagnosekriterien und Klassifizierung des pathologischen Hortens
- Bedeutung der gehorteten Gegenstände und deren emotionaler Einfluss
- Epidemiologie, Prognose und Komorbiditäten des pathologischen Hortens
- Ätiologie und kognitiv-behaviorale Störungsmodelle
- Kognitiv-verhaltenstherapeutische Behandlungsansätze
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema des pathologischen Hortens ein und differenziert es von normalem Sammeln. Sie hebt die Bedeutung der neueren Klassifizierung im DSM-5 und ICD-11 als eigenständige Störung hervor und skizziert die zentralen Forschungsfragen der Arbeit: die Diagnosekriterien, die Bedeutung der gehorteten Objekte, das Störungsprofil (Epidemiologie, Prognose, Komorbiditäten, Ätiologie und Störungsmodell) sowie die kognitiv-verhaltenstherapeutische Behandlung und deren Wirksamkeit. Die Einleitung betont die Relevanz des Themas und die Lücke, die die Arbeit im bestehenden Forschungsfeld schließt.
2 Das Störungsbild: Dieses Kapitel beschreibt detailliert das Störungsbild des pathologischen Hortens. Es präsentiert die Diagnosekriterien aus der ICD-11, die die exzessive Ansammlung von Gegenständen und Schwierigkeiten beim Wegwerfen betonen, unabhängig vom tatsächlichen Wert der Gegenstände. Es wird die subjektive Bedeutung der horteten Objekte für die Betroffenen erörtert, die oft mit emotionalen Erinnerungen oder dem Gefühl des Verlusts von wichtigen Informationen verbunden ist. Die Epidemiologie, Prognose und Komorbiditäten werden beleuchtet, wobei eine hohe Rate an Begleiterkrankungen wie Depression, Angststörungen und ADHS hervorgehoben wird. Abschließend wird das kognitiv-behaviorale Störungsmodell vorgestellt, das genetische Disposition, Persönlichkeitsstruktur, Lerngeschichte und Informationsverarbeitungsprobleme als Risikofaktoren benennt.
3 Diagnostik: Das Kapitel Diagnostik befasst sich mit der Abgrenzung des pathologischen Hortens von anderen Störungen, insbesondere der klassischen Zwangsstörung. Es wird die Notwendigkeit differenzialdiagnostischer Verfahren betont, um eine korrekte Diagnose zu stellen und eine geeignete Therapie einzuleiten. Der Fokus liegt auf der Identifizierung und Anwendung diagnostischer Testverfahren, die eine zuverlässige Erfassung der Symptomatik ermöglichen und somit eine fundierte Basis für die Therapieplanung liefern. Die Beschreibung diagnostischer Verfahren soll hier umfassend sein und verschiedene Möglichkeiten zur Diagnosestellung berücksichtigen.
4 Kognitiv-Verhaltenstherapeutische Psychotherapie: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die kognitiv-verhaltenstherapeutische Behandlung des pathologischen Hortens. Es beschreibt die therapeutischen Interventionen und Strategien, die darauf abzielen, die zugrundeliegenden kognitiven Verzerrungen und dysfunktionalen Verhaltensweisen zu verändern. Der Fokus liegt auf der Wirksamkeit dieser Therapieform und die Betrachtung empirischer Evidenz für deren Erfolg bei der Behandlung des pathologischen Hortens. Die Diskussion umfasst verschiedene Aspekte der Therapie wie die Gestaltung von Therapiesitzungen, die Zusammenarbeit mit Angehörigen und den langfristigen Erfolg der Behandlung.
Schlüsselwörter
Pathologisches Horten, ICD-11, Diagnosekriterien, Komorbiditäten, kognitiv-verhaltenstherapeutische Psychotherapie, Wirksamkeit, Ätiologie, Störungsmodell, gehortete Objekte, Bedeutung von Gegenständen, Epidemiologie, Prognose.
Häufig gestellte Fragen
Was ist der Fokus dieser Arbeit über pathologisches Horten?
Diese Arbeit untersucht das Störungsbild des pathologischen Hortens. Ziel ist es, die Diagnosekriterien, die Bedeutung der gehorteten Objekte, epidemiologische Daten, Komorbiditäten und das zugrundeliegende Störungsmodell zu beleuchten. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der kognitiv-verhaltenstherapeutischen Behandlung und deren Wirksamkeit.
Welche Hauptthemen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Diagnosekriterien und Klassifizierung des pathologischen Hortens, die Bedeutung der gehorteten Gegenstände und deren emotionaler Einfluss, Epidemiologie, Prognose und Komorbiditäten des pathologischen Hortens, Ätiologie und kognitiv-behaviorale Störungsmodelle sowie kognitiv-verhaltenstherapeutische Behandlungsansätze.
Was wird in der Einleitung der Arbeit behandelt?
Die Einleitung führt in das Thema des pathologischen Hortens ein und differenziert es von normalem Sammeln. Sie hebt die Bedeutung der neueren Klassifizierung im DSM-5 und ICD-11 als eigenständige Störung hervor und skizziert die zentralen Forschungsfragen der Arbeit: die Diagnosekriterien, die Bedeutung der gehorteten Objekte, das Störungsprofil (Epidemiologie, Prognose, Komorbiditäten, Ätiologie und Störungsmodell) sowie die kognitiv-verhaltenstherapeutische Behandlung und deren Wirksamkeit. Die Einleitung betont die Relevanz des Themas und die Lücke, die die Arbeit im bestehenden Forschungsfeld schließt.
Was wird im Kapitel über das Störungsbild behandelt?
Dieses Kapitel beschreibt detailliert das Störungsbild des pathologischen Hortens. Es präsentiert die Diagnosekriterien aus der ICD-11, die die exzessive Ansammlung von Gegenständen und Schwierigkeiten beim Wegwerfen betonen, unabhängig vom tatsächlichen Wert der Gegenstände. Es wird die subjektive Bedeutung der horteten Objekte für die Betroffenen erörtert, die oft mit emotionalen Erinnerungen oder dem Gefühl des Verlusts von wichtigen Informationen verbunden ist. Die Epidemiologie, Prognose und Komorbiditäten werden beleuchtet, wobei eine hohe Rate an Begleiterkrankungen wie Depression, Angststörungen und ADHS hervorgehoben wird. Abschließend wird das kognitiv-behaviorale Störungsmodell vorgestellt, das genetische Disposition, Persönlichkeitsstruktur, Lerngeschichte und Informationsverarbeitungsprobleme als Risikofaktoren benennt.
Was wird im Kapitel über Diagnostik behandelt?
Das Kapitel Diagnostik befasst sich mit der Abgrenzung des pathologischen Hortens von anderen Störungen, insbesondere der klassischen Zwangsstörung. Es wird die Notwendigkeit differenzialdiagnostischer Verfahren betont, um eine korrekte Diagnose zu stellen und eine geeignete Therapie einzuleiten. Der Fokus liegt auf der Identifizierung und Anwendung diagnostischer Testverfahren, die eine zuverlässige Erfassung der Symptomatik ermöglichen und somit eine fundierte Basis für die Therapieplanung liefern. Die Beschreibung diagnostischer Verfahren soll hier umfassend sein und verschiedene Möglichkeiten zur Diagnosestellung berücksichtigen.
Was wird im Kapitel über kognitiv-verhaltenstherapeutische Psychotherapie behandelt?
Dieses Kapitel konzentriert sich auf die kognitiv-verhaltenstherapeutische Behandlung des pathologischen Hortens. Es beschreibt die therapeutischen Interventionen und Strategien, die darauf abzielen, die zugrundeliegenden kognitiven Verzerrungen und dysfunktionalen Verhaltensweisen zu verändern. Der Fokus liegt auf der Wirksamkeit dieser Therapieform und die Betrachtung empirischer Evidenz für deren Erfolg bei der Behandlung des pathologischen Hortens. Die Diskussion umfasst verschiedene Aspekte der Therapie wie die Gestaltung von Therapiesitzungen, die Zusammenarbeit mit Angehörigen und den langfristigen Erfolg der Behandlung.
Welche Schlüsselwörter sind mit dieser Arbeit verbunden?
Pathologisches Horten, ICD-11, Diagnosekriterien, Komorbiditäten, kognitiv-verhaltenstherapeutische Psychotherapie, Wirksamkeit, Ätiologie, Störungsmodell, gehortete Objekte, Bedeutung von Gegenständen, Epidemiologie, Prognose.
- Citar trabajo
- Franziska Kraut (Autor), 2024, Pathologisches Horten. Störungsbild und Wirksamkeit des kognitiv-verhaltenstherapeutischen Behandlungskonzepts, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1563349