Diese Arbeit setzt sich mit der Beeinflussung nationalstaatlicher Politikfelder durch die Europäisierung auseinander. Bei Betrachtung dieser Entwicklung wird einem schnell klar, dass sich der Begriff „Europäisierung“ nicht als klare Analysegröße nutzen lässt, welche man empirisch belegen könnte. Das gleiche Problem bringt der Begriff „Renationalisierung“ mit sich, welcher das Gegenteil zum ersteren Begriff bezeichnet. Dennoch möchte ich mit beiden arbeiten und als grobe Entwicklungsrichtungen nutzen. Dies kann im Endeffekt jedoch leider nur zu einer Tendenzfeststellung führen. Zudem handelt es sich bei der Europäisierung außerdem um eine sich stetig im Wandel befindende Entwicklung.
Da das Politikfeld der Außen- und Sicherheitspolitik als Kernelement des Nationalstaates gilt, bietet es sich für die Untersuchung meines Themas an. Dabei wird die folgende Arbeit hinterfragen, inwiefern die EU es schafft, alle nationalstaatlichen Stimmen in der Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik zu vereinen. Dabei gehe ich davon aus, dass die Nationalstaaten unflexibler und nationaler werden, wenn die EU versucht, stärkeren Einfluss auf die Außen- und Sicherheitspolitik zu nehmen. „Unflexibler“ und „nationaler“ meint dabei, dass es für die Mitgliedstaaten schwieriger wird, einen gemeinsamen Nenner zu finden, da die einzelnen Nationalstaaten protektionistischer arbeiten und einer Europäisierung des Politikfelds entgegenwirken. Dies lässt sich gut anhand eines Zitates von Wolfgang Ischinger (1993) einleiten:
„Was in anderen Politikbereichen, etwa der Handelspolitik, längst selbstverständlich geworden war – die Einschränkung nationaler Handlungsfreiheit im Interesse gemeinsamer europäischer Ziele- erschien[…] für den außen- und sicherheitspolitischen Bereich nur schwer vorstellbar.“ (Ischinger 1993:122)
Für diese Arbeit möchte ich meine Untersuchung auf Frankreich und die Bundesrepublik Deutschland beschränken. Ich werde den Zeitraum des Jugoslawienkonflikts beispielhaft nutzen, da dieser als eine der ersten großen Herausforderungen für die EG-12 gilt. Zudem war Deutschland zu dieser Zeit gerade wiedervereinigt und es herrschte in einigen Mitgliedsstaaten und besonders Frankreich die Angst, vor dem Versuch Deutschlands, eine Vormachtstellung zu erreichen. Frankreich setzte in den frühen 90ern mehr Truppen zur Friedenserhaltung in der ganzen Welt ein als jedes andere Land (Gordon 1995) und sicherte sich damit eine wichtige globale Sicherheitsrolle.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Einführung in die Fragestellung
- Hauptteil
- Definitionen
- Europäisierung
- GASP
- Geschichte
- nationalstaatliche Rolle bei der europäischen Außenpolitikgestaltung
- deutsche und französische Europapolitik gegenüber dem ehemaligen Jugoslawien (1991-1995)
- Frage der Anerkennung Kroatiens und Sloweniens (1991)
- Erste Andeutungen einer Krise und die Reaktion der EG
- Der Anerkennungskompromiss vom 16.12.1991
- deutsche und französische Außenpolitik im Krieg in Bosnien-Herzegowina (1992-1995)
- Friedensvermittlung in Dayton/USA
- Gesamtbetrachtung
- Schluss
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Einfluss der Europäisierung auf nationale Politikfelder, wobei der Fokus auf die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) der EU liegt. Die Arbeit analysiert, inwieweit die EU in der Lage ist, nationalstaatliche Stimmen in der GASP zu vereinen, und wie die Reaktion der Nationalstaaten auf eine verstärkte europäische Einflussnahme in diesem Bereich aussieht.
- Die Definition von Europäisierung und Renationalisierung im Kontext der EU-Integration
- Die Rolle des Nationalstaates in der europäischen Außenpolitikgestaltung
- Die Herausforderungen der GASP in der Praxis anhand des Jugoslawienkonflikts (1991-1995)
- Der Konflikt zwischen nationalstaatlichen Interessen und den Zielen der europäischen Integration in der Außen- und Sicherheitspolitik
- Die Auswirkungen der Europäisierung auf die deutsche und französische Außenpolitik gegenüber dem ehemaligen Jugoslawien
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt die Fragestellung der Beeinflussung nationalstaatlicher Politikfelder durch die Europäisierung vor und erläutert die Problematik der Begriffe "Europäisierung" und "Renationalisierung". Sie argumentiert, dass die Außen- und Sicherheitspolitik ein geeignetes Politikfeld zur Untersuchung dieser Entwicklung darstellt, da sie als Kernelement des Nationalstaates gilt. Die Arbeit konzentriert sich auf die deutsche und französische Europapolitik gegenüber dem ehemaligen Jugoslawien (1991-1995) als beispielhafte Fallstudie.
- Hauptteil:
- Definitionen: Die Arbeit definiert die Begriffe "Europäisierung" und "Renationalisierung" und beleuchtet die Geschichte und die Herausforderungen der GASP.
- nationalstaatliche Rolle bei der europäischen Außenpolitikgestaltung: Der Fokus liegt auf der deutschen und französischen Europapolitik gegenüber dem ehemaligen Jugoslawien, wobei die Zeitspanne von 1991 bis 1995 in zwei Abschnitte unterteilt wird: 1. Frage der Anerkennung Kroatiens und Sloweniens (1991) und 2. Krieg in Bosnien-Herzegowina (1992-1995). Der Abschnitt beleuchtet die Rolle des Nationalstaates bei der Gestaltung der europäischen Außenpolitik im Kontext des Jugoslawienkonflikts.
Schlüsselwörter
Europäisierung, Renationalisierung, Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (GASP), Nationalstaat, EU-Integration, Jugoslawienkonflikt, deutsche und französische Europapolitik, Friedensvermittlung.
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- Merle Becker (Autor), 2009, Europäisierung, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/156428