Der Mythos Schinderhannes lebt: Bänkelsänger und Bühnenautoren, Journalisten, Juristen
und Politiker, vor allem aber die Erzählung des einfachen Volkes, haben zum Bild
beigetragen, dass noch heute wirkt. Seit über zweihundert Jahren ist die auf dem historischen
Vorbild des Räubers Johannes Bückler aus dem Hunsrück beruhende Figur damit bereits
präsent und kann als eine der wichtigsten Gestalten der deutschsprachigen Volkserzählung
gelten. Zwar müssen wir davon ausgehen, dass seit der Gründung der Bundesrepublik mit
veränderten Feindbildern innerhalb der Gesellschaft auch der Schinderhannes mehr und mehr
verblasst. Doch kann gerade seine Rezeptionsgeschichte zeigen, dass der Mythos immer dann
neu erblühte, wenn es zur Wiederbelebung der in ihm enthaltenen Feindbilder kam, auch
wenn er einige Jahrzehnte im Winterschlaf verbracht hatte.
Die vorliegende Arbeit soll die zugrunde liegende reale Person Johannes Bücklers auf den
mythischen Gehalt untersuchen, der ihr als Schinderhannes zugesprochen wurde. Zunächst
soll also versucht werden, das, was sich vom Leben des Johannes Bückler zweifelsfrei
darstellen lässt, herauszuarbeiten.
Danach soll es darum gehen, warum der Mythos Schinderhannes überhaupt entworfen werden
konnte. Hierfür soll zunächst ein theoretisches Modell dargestellt werden, dass den Ursprung
von Sagen und Mythen erklären kann und von Dorothee Meigen erarbeitet wurde. Wenn dies
bewerkstelligt ist, sollen der Mythos Schinderhannes, seine Verbreitung und die in ihm zum
Ausdruck kommenden Motive, näher untersucht werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das historische Vorbild: Johannes Bückler
- Die Herkunft Johannes Bücklers
- Erste Verbrechen: Kleinkriminalität und ein erster Mord
- Die Hochphase des Schinderhannes und seiner Bande
- Das Blatt wendet sich
- Was macht den Mythos?
- Verbreitung des Schinderhannesmythos
- Hauptmotive des Schinderhannesmythos
- Schinderhannes als edler Held oder Sozialrebell
- Schinderhannes als politischer Rebell für die Nation
- Schinderhannes als Antisemit
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die reale Person Johannes Bückler und seinen mythologischen Gehalt als Schinderhannes. Sie beleuchtet die historische Biografie Bücklers, untersucht die Entstehung des Schinderhannesmythos und analysiert die darin enthaltenen Motive.
- Die Lebensgeschichte des Johannes Bückler und seine kriminellen Aktivitäten
- Die Entstehung und Entwicklung des Schinderhannesmythos
- Die Verbreitung des Schinderhannesmythos in verschiedenen Medien und Gesellschaftsschichten
- Die Interpretation des Schinderhannesmythos und seine Bedeutung im historischen Kontext
- Die unterschiedlichen Motive und Aspekte des Schinderhannesmythos
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung präsentiert die Relevanz des Schinderhannesmythos und die Zielsetzung der Arbeit. Sie betont die Bedeutung der Figur für die deutsche Volkserzählung und die Notwendigkeit, den historischen Bückler vom mythischen Schinderhannes zu trennen.
- Das Kapitel "Das historische Vorbild: Johannes Bückler" befasst sich mit der Herkunft und den ersten Verbrechen des Räubers. Es beschreibt seine schwierige soziale Situation und seine frühzeitigen Kontakte zur kriminellen Unterwelt. Die Kapitel 2.1-2.3 bieten Einblicke in Bücklers Kindheit, seinen Weg in die Kocheme Gesellschaft und seine ersten kriminellen Aktivitäten, die bis hin zu Mord reichen.
- Das Kapitel "Was macht den Mythos?" beleuchtet die Frage, warum der Mythos Schinderhannes überhaupt entstehen konnte. Es wird ein theoretisches Modell zur Entstehung von Sagen und Mythen vorgestellt. Dieses Kapitel soll Einblicke in die psychologischen und gesellschaftlichen Bedingungen geben, die zur Entstehung von Mythen führen können.
- Das Kapitel "Verbreitung des Schinderhannesmythos" untersucht die unterschiedlichen Medien und Wege, über die sich die Geschichte des Schinderhannes verbreitete. Es analysiert die Rolle von Volkserzählungen, Literatur, Theater und Medien in der Gestaltung des Mythos.
- Das Kapitel "Hauptmotive des Schinderhannesmythos" beschäftigt sich mit den verschiedenen Interpretationen und Motiven, die sich in den Erzählungen über Schinderhannes finden. Es werden unterschiedliche Perspektiven wie die des edlen Helden, des Sozialrebellen oder des Antisemiten betrachtet.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen der Arbeit umfassen den Schinderhannesmythos, das historische Leben des Johannes Bückler, die Entwicklung von Mythen, die Verbreitung von Volkserzählungen, die Rolle des Räubers in der Gesellschaft und die unterschiedlichen Interpretationen seiner Figur. Weitere wichtige Schlüsselwörter sind Kocheme Gesellschaft, Räuberbanden, Hunsrück, Rheinlande, Sozialrebellion, Antisemitismus und historische Quellenanalyse.
- Citar trabajo
- Markus Dierson (Autor), 2009, Der Schinderhannes, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/156605