Friedrich Schillers „Kabale und Liebe“. Die Intrige als Katalysator einer inneren Krise


Trabajo de Seminario, 2003

12 Páginas, Calificación: 2,0


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Ursachen für den inneren Konflikt in der Liebesbeziehung zwischen Luise und Ferdinand
2.1. Der Einfluss der Erziehung
2.2. Die Vaterbeziehung
2.3. Ferdinand als Sturm-und-Drang-Held
2.4. Liebe als Religion

3. Fazit – Unüberwindbare Verständnisbarrieren

4. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Der Titel von Friedrich Schillers drittem Jugenddrama, dem bürgerlichen Trauerspiel „Kabale und Liebe“, lässt bereits auf einen engen kausalen Zusammenhang zwischen den beiden Begriffen schließen. Es ist die Liebe zwischen dem Adligen Ferdinand von Walter und der bürgerlichen Tochter eines Musikers, Luise Millerin, gemeint, die – so scheint es – durch eine Kabale zerstört wird. Diese höfische Intrige, angezettelt von Ferdinands Vater, Präsident von Walter, seinem Sekretär Wurm und der Lady Milford, treibt Ferdinand so weit, seine Geliebte und sich selbst durch Gift zu töten.

Bei genauerer Betrachtung stellt sich jedoch die Frage, ob äußere Einflüsse die Macht besitzen, wahre Liebe in todbringenden Hass umzuwandeln, denn dass ihre Liebe stark und sogar himmlisch sei, davon sind beide Figuren, sowohl Ferdinand als auch Luise, überzeugt. Man muss also untersuchen, welchen Anteil die Kabale am Scheitern der Liebe tatsächlich hat oder ob sie nur der Katalysator für eine bereits vorhandene Krise in der Beziehung zwischen der Bürgerstochter und dem Major ist.

Im Folgenden möchte ich die innere Problematik zwischen zwei Figuren beleuchten, die verschiedener kaum sein könnten. Dabei werde ich auf die einzelnen Ursachen der Verständnisbarrieren zwischen Luise und Ferdinand eingehen: auf ihre unterschiedliche Herkunft und Erziehung, ihr Vaterverhältnis und ihre moralischen sowie religiösen Vorstellungen.

2. Ursachen für den inneren Konflikt in der Liebesbeziehung zwischen Luise und Ferdinand

2.1. Der Einfluss der Erziehung

Die Autoritätsperson schlechthin in Luises Leben ist ihr Vater, Miller. Dieser ist folglich größtenteils für die Erziehung seiner Tochter verantwortlich. Dass die Mutter weder für Luises Erziehung noch im Drama überhaupt eine wichtige Rolle spielt, wird durch ihr plötzliches Verschwinden nach dem 2. Akt deutlich.

Luise ist in einer bürgerlichen Kleinfamilie aufgewachsen. Um den Begriff des Bürgertums in „Kabale und Liebe“ richtig zu verstehen, muss man wissen, dass es sich im ausgehenden 18. Jahrhundert nicht mehr um ein homogenes Bürgertum handelt, sondern dass es aus zwei Gruppierungen besteht. Auf der einen Seite gibt es das ständische Zunftbürgertum, das durch eine streng lutherisch-orthodoxe Religiosität geprägt ist; auf der anderen Seite beginnt sich ein liberales Bürgertum zu entwickeln, das das Ideal eines ständeübergreifenden Selbstverwirklichungsanspruch vertritt.[1] Die Familie Miller lässt sich dem ständischen Zunftbürgertum zuordnen.

Vater Miller hat seiner Tochter die Leitbegriffe des bürgerlichen Ideals eingeprägt: Er hat sie zu Tugend, Sittlichkeit, Pflichtbewusstsein, Vaterbindung, Moral und Religiosität erzogen, aber auch die Vermittlung des bürgerlichen Standesbewusstseins spielt eine große Rolle. Luise ist in dem Glauben aufgewachsen, dass die herrschende Ordnung des Feudalismus gottgegeben ist und sie akzeptiert ihre dem Adel untergeordnete Stellung. Dies führt zu einem Konflikt mit Ferdinands Vorstellungen von der weltlichen Ordnung, die mit den Gedanken des liberalen Bürgertums konform gehen.

Im Gegensatz zu Luise ist Ferdinand in der Welt des absolutistischen Hofes aufgewachsen. Sein Vater ist der Adlige Präsident von Walter, der am Hof eines deutschen Fürsten arbeitet. Durch seine Erziehung und dem höfischen Umgang weist Ferdinand verschieden höfische Eigenschaften auf, die die Beziehung zu Luise belasten. Er tritt ihr gegenüber fordernd auf und macht des Öfteren einen für ihn selbstverständlichen Herrschaftsanspruch gegenüber seiner Geliebten geltend:

„Du bist meine Luise! Wer sagt dir, daß du noch etwas sein solltest?“[2] (I, 4)

„Richter der Welt! Fodre sie mir nicht ab! Das Mädchen ist mein!“[3] (IV, 4)

Außerdem ist sein Misstrauen durch die Erfahrungen mit der höfischen Welt, in der Intrigen an der Tagesordnung sind, geschärft, so dass sein Vertrauen in Luise nicht besonders groß ist.

2.2. Die Vaterbeziehung

Die Beziehungen zu ihren Vätern haben bei Ferdinand und Luise zur Ausbildung ganz unterschiedlicher Vaterbilder und zu verschiedenen Auffassungen hinsichtlich der Unterordnung unter den Vater als Autoritätsperson geführt.

Das Verhältnis von Präsident von Walter zu seinem Sohn Ferdinand beruht weniger auf Liebe als auf dem Wunsch, einen Stammhalter heranzuziehen, der einmal den Platz des Vaters einnehmen soll.

„Wem zulieb hab’ ich die gefährliche Bahn zum Herzen des Fürsten betreten? Wem zulieb bin ich auf ewig mit meinem Gewissen und dem Himmel zerfallen? – Höre, Ferdinand – ich spreche mit meinem Sohn – wem hab’ ich durch Hinwegräumung meines Vorgängers Platz gemacht – eine Geschichte, die desto blutiger in mein Inwendiges schneidet, je sorgfältiger ich das Messer der Welt verberge. Höre! Sage mir, Ferdinand: Wem tat ich dies alles?“[4] (I, 7)

Der Präsident benutzt seinen Sohn als Mittel zu mehr Macht, indem er ihn mit Lady Milford, der Mätresse des Fürsten, verheiraten will. Dadurch glaubt er seine politische Macht bei Hofe vergrößern zu können.

„Er weiß, Wurm, wie sehr sich mein Ansehen auf den Einfluß der Lady stützt – wie überhaupt meine mächtigsten Springfedern in die Wallungen des Fürsten hineinspielen. ... Damit nun der Fürst im Netz meiner Familie bleibe, soll mein Ferdinand die Milford heuraten ...“[5] (I, 5)

Ferdinand fühlt sich jedoch bei seinem Vater und in dessen adliger Welt nicht beheimatet. Er verachtet die höfische Intrigenwelt und seinen Vater für seine Taten. Obwohl von adliger Herkunft hat er ganz andere Lebensziele und Vorstellungen von persönlichem Glück.

„Feierlich entsag’ ich hier einem Erbe, das mich nur an einen abscheulichen Vater erinnert.“[6] (I, 7)

„Weil meine Begriffe von Größe und Glück nicht ganz die Ihrigen sind. – Ihre Glückseligkeit macht sich nur selten anders als durch Verderben bekannt. Neid, Furcht, Verwünschung sind die traurigen Spiegel, worin sich die Hoheit eines Herrschers belächelt – Tränen, Flüche, Verzweiflung die entsetzliche Mahlzeit, woran diese gepriesenen Glücklichen schwelgen, ... In meinem Herzen liegen alle meine Wünsche begraben!“[7] (I, 7)

Aufgrund dieser unterschiedlichen Lebensauffassungen zwischen Vater und Sohn kann Ferdinand keine solche emotionale und moralische Bindung zu seinem Vater aufbauen wie es bei Luise der Fall ist.

Deren Beziehung zu Miller ist geprägt von Liebe und Zuneigung. Miller liebt seine Tochter „abgöttisch“[8] (V, 1), nicht zuletzt deshalb, weil sie sein einziges Kind und damit auch seine Altersversicherung ist. Er will sie vor Ferdinand, dem adligen Verführer, welcher seine Tochter zur Hure macht und dann sitzen lässt, beschützen.[9] (I, 1)

[...]


[1] Maier, Konrad: Zerstörungsformen einer verabsolutierten Moral im Frühwerk Friedrich Schillers, Saarbrücker Beiträge zur Literaturwissenschaft, hrsg. von Karl Richter, Gerhard Sauder und Gerhard Schmidt-Henkel, Bd. 30, St. Ingbert: Röhrig, 1992, S. 329.

[2] Schiller, Friedrich: Kabale und Liebe, Husum: Hamburger Lesehefte, o. J., S. 11.

[3] Ebd., S. 59.

[4] Schiller, F.: Kabale und Liebe, S. 16.

[5] Ebd., S. 13.

[6] Ebd., S. 17.

[7] Ebd., S. 17.

[8] Ebd., S. 70.

[9] Vgl. dazu F. Schiller: Kabale und Liebe, S. 3 und 5.

Final del extracto de 12 páginas

Detalles

Título
Friedrich Schillers „Kabale und Liebe“. Die Intrige als Katalysator einer inneren Krise
Universidad
University of Bremen
Calificación
2,0
Autor
Año
2003
Páginas
12
No. de catálogo
V156665
ISBN (Ebook)
9783640697465
ISBN (Libro)
9783656446842
Tamaño de fichero
474 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Schiller, Kabale und Liebe, Sturm und Drang, Drama, Luise Millerin
Citar trabajo
Annika Milz (Autor), 2003, Friedrich Schillers „Kabale und Liebe“. Die Intrige als Katalysator einer inneren Krise, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/156665

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