Dem zeitgenössischen Tenor entsprechend, publiziert Anne Louise Germaine Baronin von Staël- Holstein 1800 in ihrem Essay „De la littérature considérée dans ses rapports avec les institutions sociales“ ein negatives Bild über die Italiener, aufgrund der Unterentwicklung des Landes, der Rückständigkeit der italienischen Zivilisation, des Mangels an Freiheit und der Herrschaft des Katholizismus.
Sieben Jahre später, nach ihren Reisen nach Deutschland und Italien, veröffentlicht Madame de Staël ihren Roman „Corinne ou l`Italie“, der europäische Dimensionen annimmt.Das Werk, das im epochengeschichtlichen Schnittpunkt von Aufklärung und Romantik entstanden ist, setzt neue Schwerpunkte. Bereits der Titel bringt die thematische Vielfalt des Romans zum Ausdruck und deutet auf eine semantische Analogie hin. Sowohl die Protagonistin Corinne als auch Italien bilden das Subjekt des Romans. Anhand von Corinne stellt die Autorin nicht nur das weibliche Verwirklichungsstreben dar, das an gesellschaftlichen Vorurteilen scheitert, sondern auch den Gegensatz zwischen Norden und Süden, wobei der Norden durch den Engländer Lord Nevil und der Süden durch Corinne repräsentiert werden. Sachliche Informationen werden mit einer romantischen Liebesbeziehung in Verbindung gebracht. Besonders in der ersten Hälfte des Romans befasst sich Madame de Staël mit der Darstellung der italienischen Hauptstadt Rom und deren Bevölkerung. Die ausführlichen und zugleich kontroversen Beschreibungen der italienischen Kultur und Landschaften, lassen auf den Charakter der Italiener schließen, deren Sitten und Bräuche deutlich im Kontrast zur Moral der Nordeuropäer dargestellt werden. In diesem Zusammenhang zieht Madame de Staël nicht nur die Vergangenheit, sondern vor allem die italienische Gegenwart in Betracht. Auf diesem Weg liefert die französische Autorin ein signifikantes literarisches Porträt der Italiener.
Im Folgenden soll untersucht werden, wie Madame de Staël die italienische Gesellschaft in „Corinne ou l`Italie“ porträtiert. Zudem sollen auch die Intentionen der Autorin näher beleuchtet werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Italien zur Zeit Madame de Staëls
- Zur Darstellung der italienischen Gesellschaft
- Die Unabhängigkeit des weiblichen Genies
- Die Italiener im Kontrast zum Norden
- Die Ambivalenz des italienischen Charakters
- Einflüsse auf den italienischen Charakter
- Die ambivalente Natur in Italien
- Die italienische Literatur als Reflektor der Gesellschaft
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Essay analysiert Madame de Staëls Roman „Corinne ou l'Italie“ und beleuchtet, wie die Autorin die italienische Gesellschaft im Kontext der politischen und kulturellen Veränderungen des frühen 19. Jahrhunderts porträtiert. Der Essay zielt darauf ab, die Intentionen der Autorin zu ergründen und ihre Darstellung des italienischen Charakters, seiner Kultur und seiner Geschichte im Kontext des europäischen Kontextes zu untersuchen.
- Die Darstellung der italienischen Gesellschaft durch Madame de Staël
- Die Ambivalenz des italienischen Charakters und seine Beziehung zur europäischen Kultur
- Der Einfluss der französischen Revolution und Napoleons Herrschaft auf Italien
- Die Rolle der Kunst und Literatur als Spiegelbild der Gesellschaft
- Der Konflikt zwischen Norden und Süden in Europa und die Rolle der Nationalität
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt Madame de Staëls negative Sicht auf Italien in ihrem Essay „De la littérature considérée dans ses rapports avec les institutions sociales“ dar und zeigt, wie ihre Reise nach Italien und ihre Begegnungen mit der italienischen Kultur ihre Sichtweise veränderten.
- Italien zur Zeit Madame de Staëls: Dieses Kapitel beleuchtet die politische und kulturelle Situation Italiens im frühen 19. Jahrhundert, die von innerer Zersplitterung und der französischen Dominanz geprägt war. Der Fokus liegt auf der Rezeption Italiens in zeitgenössischen Reiseberichten und Madame de Staëls anfänglichen Vorbehalten gegenüber dem Süden.
- Zur Darstellung der italienischen Gesellschaft: Hier werden die zentralen Elemente von Madame de Staëls Darstellung der italienischen Gesellschaft in „Corinne ou l'Italie“ analysiert. Die Autorin hebt die Unabhängigkeit des weiblichen Genies hervor und kontrastiert die Italiener mit den Nordeuropäern. Sie untersucht auch die Ambivalenz des italienischen Charakters, die durch die Geschichte und die Kultur des Landes geprägt wurde.
- Einflüsse auf den italienischen Charakter: Dieses Kapitel erforscht die Einflüsse, die den italienischen Charakter geformt haben. Die ambivalente Natur Italiens, die durch die Geschichte, die Landschaft und die Kultur geprägt wird, steht im Zentrum der Analyse. Zudem wird die italienische Literatur als Spiegelbild der Gesellschaft untersucht.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter des Essays umfassen die italienische Gesellschaft, Madame de Staël, „Corinne ou l'Italie“, der Einfluss der französischen Revolution, die Ambivalenz des italienischen Charakters, der Kontrast zwischen Norden und Süden, die Rolle der Kunst und Literatur, Nationalität und europäische Kultur.
- Citation du texte
- Melanie Bauer (Auteur), 2009, Madame de Stael, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/156932