Leseprobe
Inhalt
1. Vorbemerkungen
2. Problemdarstellung
3. Die MDGs und ihr Bezug zu Wasser
4. Zwischenstandsbericht
5. Fazit und Ausblick
6. Literaturverzeichnis
1. Vorbemerkungen
Mit der Verabschiedung der Millenniumserklärung und den später aus ihr abgeleiteten acht Millenniums-Entwicklungszielen (MDGs) wurde Armutsbekämpfung zur übergreifenden Aufgabe der internationalen Entwicklungszusammenarbeit (EZ) erklärt und eine umfassende Agenda für die internationale Politik des 21. Jahrhunderts gebildet. Die Tatsache, dass Armuts- und Umweltprobleme korrelieren, macht eine Verknüpfung der globalen Armutsbekämpfung und Umweltpolitik notwendig. Die natürlichen Ressourcen und insbesondere Wasser haben eine Schlüsselfunktion für die Erreichung aller MDGs, deren Zielsektoren mit der Ressource Wasser direkt oder indirekt verknüpft sind. So stellt Kemal Dervis, der Direktor des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP), fest, dass „[…] ensuring that the poor have access to sanitation and water is central to achieving all the MDGs.“1 Gut einem Drittel der Weltbevölkerung steht die Ressource Wasser nicht in einem ausreichenden Maß zur Verfügung. In den Entwicklungsländern des Südens und den Entwicklungsregionen Asiens haben mehr als 1,1 Mrd. Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und 2,4 Mrd. Menschen verfügen über keine akzeptablen sanitären Einrichtungen. Dieses Versorgungsdefizit wird durch das Bevölkerungswachstum , die Urbanisierung, die industrielle Entwicklung und den globalen Klimawandel verschärft und lässt den intersektoralen Druck zwischen den konkurrierenden Ansprüchen der Haushalte, der Landwirtschaft und der Industrie auf die Ressource Wasser weiter ansteigen.
2. Problemdarstellung
1,1 Mrd. Menschen verfügen auf der Erde über keinen Zugang zu Trinkwasser und 2,2 Mrd. Menschen fehlen grundlegende sanitäre Einrichtungen. Die UN-Millenniums-Erklärung geht davon aus, dass Armut als multidimensionales Phänomen häufig mit Wasserarmut verknüpft ist und umgekehrt. Daraus ergibt sich die Folgerung, dass durch eine Verbesserung des Zugangs zu Trinkwasser und sanitären Einrichtungen die Armut bekämpft werden kann. Im Folgenden wird dargestellt, auf welche Bereiche das Fehlen dieser Infrastruktur Auswirkungen hat. Die Abbildungen 1-3 zeigen die globale Verteilung von extremer Armut, den Zugang zu Trinkwasser und grundlegenden sanitären Einrichtungen. Anschließend werden die MDGs kurz genannt und ihr Bezug zum Wasser hergestellt.
Abb.1: Globale Verteilung extremer Armut
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: http://devdata.worldbank.org/atlas-mdg/
Abb.2: Zugang zu Trinkwasser
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: http://devdata.worldbank.org/atlas-mdg/
Abb.3 : Zugang zu sanitärer Entsorgung
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: http://www.unwater.org/downloads/JMP_08.pdf
3. Die MDGs und ihr Bezug zu Wasser
Die 8 MDGs wurden aus dem Entwicklungs- und Umweltkapitel der Millenniums-Erklärung abgeleitet und sind immer im Zusammenhang mit dieser zu betrachten. Armutsbekämpfung wird zur übergreifenden Aufgabe der internationalen Entwicklungszusammenarbeit erklärt.
Die Ziele sollen bis 2015, in einigen Fällen bis 2020, realisiert werden. Als Vergleichsgrundlage wird das Jahr 1990 genommen. Die 8 MDGs werden durch 18 Unterziele ergänzt, die die eigentlichen konkreten Ziele bilden.
Abb.4: Übersicht über die MDGs
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: UN, eigene Darstellung
Wenn man bedenkt, für welche Zwecke und Bereiche Wasser Rolle spielt, so lässt sich leicht der Wasserbezug zu allen 8 Zielen herstellen. Wasser wird als Trinkwasser, zur Energiegewinnung, Bewässerung, Abwasserentsorgung, Ernährung, Hygiene benötigt ebenso wie zum Erhalt der Gesundheit.
Ziel 1 beschäftigt sich mit der Bekämpfung extremer Armut und Hunger. Ein verbesserter Wasserzugang für Kleinbauern kann die landwirtschaftliche Produktivität erhöhen. Dies bedeutet, dass grüne und blaue Wasserressourcen durch effektivere Maßnahmen nutzbar gemacht werden müssen, 70-90% der Gesamtwasserentnahme in subtropischen Regionen werden für die Bewässerungslandwirtschaft benötigt. Weiterhin wird Wasser für Produktionsprozesse benötigt und leichter erreichbare, verlässlichere, und sichere Versorgung der Haushalte mit Wasser ist grundlegend für die Bekämpfung von extremer Armut und von Hunger.
Eine vollständige Primarschulbildung für alle Mädchen und Jungen (Ziel 2) kann in Bezug auf Wasser nur erreicht werden, wenn getrennte Wasseranschlüsse und Toiletten innerhalb der Schule für Lehrer, Jungen und Mädchen vorhanden sind, um die Schulabbrecherquote und die Schulverdrossenheit zu vermindern. Grundlegend sind natürlich überhaupt erst einmal Wasseranschlüsse. In vielen Entwicklungsländern verbringen vor allem Mädchen mehrere Stunden damit, Wasser zu holen. Diese Zeit können sie nicht in der Schule verbringen. Sind außerdem in der Schule keine Wasseranschlüsse vorhanden, begeben sich die Kinder auf den oft weiten Weg zur nächsten Quelle und kehren nicht selten nicht wieder zurück in die Schule, so berichtet UNICEF.2 Die Verkürzung des Zeitaufwandes zum Wasserholen kann, mit Einschränkungen, die Gleichstellung der Geschlechter und die Stärkung der Rolle der Frau fördern (Ziel 3). Frauen können ihre so gewonnene Zeit für Einkommenstätigkeiten (oder Schulbesuch für Mädchen) und anderen Aufgaben in der Familie nutzen.
Kindersterblichkeit ist in hohem Maße auf verschmutztes Trinkwasser bzw. die damit einhergehenden Krankheiten zurückzuführen. Ziel 4 der MDGs stellt die Bekämpfung der Kindersterblichkeit in den Vordergrund. Ebenso sind Hygiene im Haushalt, reichhaltige Nahrung für Kinder und Kleinkinder, sauberes Trinkwasser und richtige Entsorgung der Fäkalien entscheidend für Auftreten und Verlauf von Kinderkrankheiten.
Damit einher geht die in Ziel 5 genannte Verbesserung der Gesundheitsversorgung von Müttern. Besonders Infektionen durch unsauberes Wasser im Wochenbett sollen reduziert werden, um eine Senkung der Mütter- und Kleinkindersterblichkeit, besonders bei Hausgeburten, zu erreichen. Eine verbesserte Gesundheit der Mütter soll ebenso durch bessere Kost und Hygiene forciert werden.
In Ziel 6 werden Bekämpfung von HIV/AIDS, Malaria und anderen schweren Krankheiten genannte. Krankheiten, die durch Wasser übertragen werden, sind durch Unterbrechung der Infektionswege, durch den Zugang zu sauberen Wasser, Hygienekenntnisse und Abwasserentsorgung zu bekämpfen. Dabei muss unterschieden werden zwischen durch Wasser übertragene Krankheiten (z.B. Cholera), vektorbedingten Krankheiten (z.B. Malaria) und hygienebedingten Krankheiten (z.B. Diarrhö). Die Hygienisierung des Wassers, dessen sichere Lagerung und Aufklärung in Hygienefragen sind grundlegend für das Erreichen dieses Ziels.
In Ziel 7, das mit Ökologische Nachhaltigkeit bezeichnet wird, wird die Umkehrung der Tendenz zum Verlust ökologischer Ressourcen angesprochen.
[...]
1 (http://content.undp.org/go/newsroom/2007/april/kemal-dervis-special-meeting-on-water .en?categoryID=349469
2 Projektbericht „Wasser“ 2009: Händewaschen rettet Leben.