Ein unverzichtbarer Wertmaßstab besagt, dass das Kind nicht an Leib und Seele geschädigt werden darf. In der Realität wird dieser Maßstab jedoch häufig gerade durch diejenigen gebrochen, auf die sich das Kind absolut verlassen muss, nämlich die eigenen Eltern.
Schon seit Beginn der Menschheit ist Gewalt präsent, im Wandel der Zeit hat sich aber das Verständnis darüber verändert. Um diesen Verlauf aufzuzeigen, beginnen wir unsere Arbeit mit einem geschichtlichen Rückblick. Im Anschluss daran beschreiben wir die vier möglichen Gewaltformen körperliche, psychische und sexuelle Misshandlung sowie Vernachlässigung.
Mit Begründung der Bindungstheorie wurde bekannt, dass frühkindliche Erfahrungen für die spätere Persönlichkeitsbildung maßgeblich sind und dass Entwicklungsprobleme entstehen, wenn die Eltern auf Bedürfnisse des Kindes nicht angemessen reagieren. Da dieses Konzept für innerfamiliäre Gewalt von zentraler Bedeutung ist, gehen wir in unserer Arbeit näher darauf ein.
In den Medien wird immer wieder von grausamen innerfamiliären Kindesmisshandlungen und -vernachlässigungen berichtet, die die Öffentlichkeit schockieren. Bei den publizierten Fällen handelt es sich um extreme Beispiele, in denen Handlungen bzw. Unterlassungen der Eltern häufig sogar bis zum Tod des Kindes führen. Geringere Beachtung finden dagegen weniger schwerwiegende Misshandlungen, weshalb die Gesellschaft über das gesamte Ausmaß der Kindeswohlgefährdung kaum etwas weiß. Auch wir haben keine genaue Vorstellung darüber, weshalb wir im vierten Abschnitt auf Daten der Kinder- und Jugendhilfestatistik sowie der Polizeilichen Kriminalstatistik eingehen und diese auswerten.
Misshandlungen stellen einen massiven Einschnitt in das Leben der Kinder dar und gehen mit weitreichenden Folgen einher, mit denen wir uns im fünften Kapitel befassen.
Mit jedem öffentlich gemachten Missbrauchsfall wird die Frage nach dem Warum laut. Auch wir werden uns in der Diplomarbeit die Frage stellen, ob und inwieweit Persönlichkeitsmerkmale und andere Umstände eine Täterschaft begünstigen. Gehäuft wird das Jugendamt in die Schuldfrage mit einbezogen und Vorwürfen der Fahrlässigkeit bzw. Unterlassung ausgesetzt. Der mühsame Weg der Gefahrenbeseitigung findet aber nur selten Beachtung. Wir werden den Verlauf unter Einbeziehung des SGB VIII erläutern und Schwachstellen benennen.
Um Kindeswohlgefährdung bereits im Vorfeld zu verhindern, sind 2006...
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Geschichtlicher Rückblick
- Definitionen
- Definition körperlicher Misshandlung
- Definition psychischer Misshandlung
- Definition sexuellen Missbrauchs
- Definition der Vernachlässigung
- Bindungstheorie
- Grundlagen zur Bindungstheorie
- Evolutionäre Verhaltensbiologie
- Innere Arbeitsmodelle
- Konzept der Feinfühligkeit
- Die „Fremde Situation“ - Konzept der kindlichen Bindungsqualität
- Grundlagen zur Bindungstheorie
- Häufigkeiten auf der Grundlage von Statistiken
- Kinder- und Jugendhilfestatistik
- Kriminalstatistik
- Folgen
- Folgen körperlicher Misshandlung
- Folgen psychischer Misshandlung
- Folgen sexuellen Missbrauchs
- Folgen der Vernachlässigung
- Erklärungsansätze für sexuellen Missbrauch
- Psychodynamische Ansätze
- Täterzentrierte Ansätze
- Ansätze der Pädosexualität
- Systemtheoretische bzw. familien-dynamische Ansätze
- Sozialwissenschaftliche bzw. sozial-psychologische Ansätze
- Feministische Ansätze
- Erklärungsansätze für Kindesmisshandlung
- Psychopathologische Ansätze
- Soziologische Ansätze
- Sozial-situationale Ansätze
- Gesellschaftliche und kulturelle Ansätze
- Eklärungsansätze beim Kind: Viktimierungs-risiken
- Prävention und Intervention
- Strukturen der Kinder- und Jugendhilfe
- Aufgaben der Kinder- und Jugendhilfe
- Präventionsprojekte
- „Keiner fällt durchs Netz“
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema der Kindesmisshandlung. Ziel ist es, die verschiedenen Formen der Kindesmisshandlung zu definieren, ihre Ursachen und Folgen zu beleuchten und Präventions- und Interventionsmöglichkeiten aufzuzeigen.
- Definitionen der verschiedenen Formen von Kindesmisshandlung
- Die Rolle der Bindungstheorie bei der Entstehung von Kindesmisshandlung
- Häufigkeit von Kindesmisshandlung anhand von Statistiken
- Die Folgen von Kindesmisshandlung für die Betroffenen
- Erklärungsansätze für Kindesmisshandlung und die Rolle von Täter und Opfer
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema Kindesmisshandlung ein und stellt den aktuellen Stand der Forschung dar. Sie beleuchtet die Brisanz des Themas und verdeutlicht die Relevanz der Auseinandersetzung mit der Thematik.
- Geschichtlicher Rückblick: Dieses Kapitel bietet einen Einblick in die historische Entwicklung der Wahrnehmung von Kindesmisshandlung. Es zeigt, dass Gewalt gegen Kinder zwar in allen Zeiten vorhanden war, aber ihre gesellschaftliche Bewertung und Bekämpfung sich im Laufe der Zeit verändert haben.
- Definitionen: Hier werden die verschiedenen Formen der Kindesmisshandlung - körperliche Misshandlung, psychische Misshandlung, sexueller Missbrauch und Vernachlässigung - klar definiert und abgegrenzt.
- Bindungstheorie: Dieses Kapitel beleuchtet die Bedeutung der Bindungstheorie im Kontext von Kindesmisshandlung. Es wird erläutert, wie sichere und unsichere Bindungserfahrungen in der frühen Kindheit die Entwicklung des Kindes beeinflussen und die Anfälligkeit für Misshandlung erhöhen können.
- Häufigkeiten auf der Grundlage von Statistiken: Dieses Kapitel präsentiert die Ergebnisse von statistischen Erhebungen, die Aufschluss über das Ausmaß von Kindesmisshandlung geben. Es werden Daten aus der Kinder- und Jugendhilfestatistik sowie aus der Kriminalstatistik analysiert und diskutiert.
- Folgen: Dieses Kapitel geht auf die vielfältigen und weitreichenden Folgen von Kindesmisshandlung ein, die sowohl körperliche als auch psychische Auswirkungen haben können.
- Erklärungsansätze für sexuellen Missbrauch: Dieses Kapitel widmet sich der Erklärung von sexuellem Missbrauch. Verschiedene Ansätze, die auf unterschiedliche Ebenen der Entstehung von Missbrauch fokussieren, werden vorgestellt und kritisch beleuchtet.
- Erklärungsansätze für Kindesmisshandlung: Dieses Kapitel befasst sich mit den Ursachen von Kindesmisshandlung. Verschiedene Erklärungsansätze, die psychopathologische, soziologische, gesellschaftliche und kulturelle Faktoren berücksichtigen, werden diskutiert.
- Prävention und Intervention: Dieses Kapitel fokussiert auf Präventions- und Interventionsmöglichkeiten. Es werden verschiedene Strukturen und Aufgaben der Kinder- und Jugendhilfe vorgestellt sowie konkrete Präventionsprojekte und deren Umsetzung beleuchtet.
Schlüsselwörter
Kindesmisshandlung, körperliche Misshandlung, psychische Misshandlung, sexueller Missbrauch, Vernachlässigung, Bindungstheorie, Feinfühligkeit, Statistik, Folgen, Erklärungsansätze, Prävention, Intervention, Kinder- und Jugendhilfe, „Keiner fällt durchs Netz“
- Arbeit zitieren
- Dennis Becker (Autor:in), Hannah Pangerl (Autor:in), 2010, Innerfamiliäre Gewalt gegenüber Kindern, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/157155