Das Nibelungenlied gehört zu den bekanntesten Werken mittelalterlicher Literatur. Es faszinierte jeher durch die bildgewaltige Handlung sowie starke Charaktere. Letztere, und insbesondere ihre Dynamik untereinander, werden in dieser Arbeit näher betrachtet. Es wird die immer wieder diskutierte Frage der Schuld am Untergang der Nibelungen in Verbindung mit geschlechtsspezifischen Aspekten zusammengebracht - die Thematik wird somit aus einer hochaktuellen Perspektive betrachtet.
Die Betrachtung eines so alten Textes unter Beleuchtung moderner Kategorien wie Gender-Fragen mag zunächst unpassend erscheinen, jedoch wird sich zeigen, dass sich diese Kategorien und Fragestellungen durchaus auch auf das Nibelungenlied anwenden lassen. Das Thema Männlichkeit und Weiblichkeit, Geschlechterrollen wie auch Rollenzuschreibungen werden nicht erst seit Kurzem diskutiert. Auch im Mittelalter waren sie bereits bekannt; es wurde, besonders in der Literatur, mit ihnen gespielt, wie noch gezeigt werden soll; hierzu gibt das Kapitel „Geschlechterkonflikte in Mären, Minnesang und im Höfischen Roman“ einen Überblick: bevor sich den Geschlechterrollen und -konflikten im Nibelungenlied gewidmet wird, soll hier vergleichend das Thema und dessen Umsetzung in anderen Gattungen – in Mären, im Minnesang sowie im Höfischen Roman – betrachtet werden, zumal das Nibelungenlied durchaus Parallelen und Ähnlichkeiten zu diesen aufweist. Letztendlich stellt das Nibelungenlied aber eine Einzigartigkeit dar wie kaum ein anderes Werk dieser Epoche. Das gilt auch im Hinblick auf das Thema Geschlecht. Allein der Umstand, dass Kriemhild – eine Frau – die erste Figur ist, die vorgestellt wird, wohingegen Frauen besonders in Heldenepen sonst eher marginal auftreten, spricht dafür.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Geschlechterkonflikte in Mären, Minnesang und im Höfischen Roman
- 3. Die Geschlechterkonflikte im Nibelungenlied
- 3.1 Kriemhild im Konflikt mit dem anderen Geschlecht
- 3.1.1 Kriemhild und Hagen
- 3.1.2 Kriemhild und Gunther
- 3.2 Brünhild im Konflikt mit dem anderen Geschlecht
- 3.2.1 Brünhild und Siegfried
- 3.2.2 Brünhild und Gunther
- 3.1 Kriemhild im Konflikt mit dem anderen Geschlecht
- 4. Liebesdiskurs als treibende Kraft im Geschlechterkonflikt
- 4.1 Kriemhild und Siegfried
- 4.2 Kriemhild und Etzel
- 5. Machtdiskurs als treibende Kraft im Geschlechterkonflikt
- 5.1 Weibliches Machtstreben
- 5.1.1 Gleichgeschlechtlicher Konflikt: Der Königinnenstreit
- 5.2 Männliches Machtstreben
- 5.2.1 Gleichgeschlechtlicher Konflikt: Siegfried und Hagen
- 5.1 Weibliches Machtstreben
- 6. Perspektive Klage: Liebes- oder Machtdiskurs?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Geschlechterkonflikte im Nibelungenlied und deren Beitrag zum Untergang der Nibelungen. Sie beleuchtet die Beziehungen der Hauptfiguren, insbesondere Kriemhild und Brünhild, im Kontext von Liebes- und Machtdiskursen. Dabei werden sowohl heterosexuelle als auch homosexuelle Beziehungen analysiert, um ein umfassendes Bild der geschlechtsspezifischen Dynamiken im Werk zu liefern.
- Analyse der Geschlechterkonflikte im Nibelungenlied
- Untersuchung der Rolle von Liebesdiskursen im Kontext des Untergangs
- Bedeutung von Machtstreben als Motiv für die Handlungen der Figuren
- Vergleich mit Geschlechterkonflikten in anderen mittelalterlichen Gattungen (Mären, Minnesang, höfischer Roman)
- Perspektive der Klage und ihre Interpretation im Hinblick auf Liebes- und Machtdiskurs
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und beleuchtet die Debatten um das Nibelungenlied, insbesondere die Frage nach der Schuld am Untergang. Sie erläutert das methodische Vorgehen, das auf einer Analyse der geschlechtsspezifischen Konflikte beruht und sowohl heterosexuelle als auch homosexuelle Beziehungen berücksichtigt. Die Arbeit nutzt moderne Gender-Kategorien zur Interpretation des mittelalterlichen Textes und begründet dies mit der dauerhaften Relevanz von Fragen nach Männlichkeit und Weiblichkeit. Ein Vergleich mit anderen mittelalterlichen Gattungen wird angekündigt, bevor die Fokussierung auf die Hauptfiguren Kriemhild, Brünhild, Hagen, Siegfried und Gunther erläutert wird.
2. Geschlechterkonflikte in Mären, Minnesang und im Höfischen Roman: Dieses Kapitel bietet einen Vergleich der Darstellung von Geschlechterkonflikten in Mären, Minnesang und höfischem Roman. Es werden die typischen Merkmale dieser Gattungen in Bezug auf Geschlechterrollen und -konflikte analysiert. Mären werden als kurze Erzählungen mit oft lehrhafter Intention beschrieben, in denen das weibliche Geschlecht oft als Bedrohung für die männliche Identität dargestellt wird, oft durch aggressive und gewalttätige Konflikte, wie am Beispiel des Märes "Das heiße Eisen" illustriert wird. Der Abschnitt legt damit den Grundstein für die spätere Analyse der Geschlechterkonflikte im Nibelungenlied im Kontext der mittelalterlichen Literatur.
Schlüsselwörter
Nibelungenlied, Geschlechterkonflikte, Liebesdiskurs, Machtdiskurs, Kriemhild, Brünhild, Siegfried, Hagen, Gunther, Mittelalter, Gender, Mären, Minnesang, höfischer Roman, Königinnenstreit.
Häufig gestellte Fragen zum Nibelungenlied
Worum geht es in dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Geschlechterkonflikte im Nibelungenlied und deren Beitrag zum Untergang der Nibelungen. Sie beleuchtet die Beziehungen der Hauptfiguren, insbesondere Kriemhild und Brünhild, im Kontext von Liebes- und Machtdiskursen.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Analyse der Geschlechterkonflikte, die Untersuchung der Rolle von Liebesdiskursen, die Bedeutung von Machtstreben, ein Vergleich mit anderen mittelalterlichen Gattungen und die Perspektive der Klage.
Welche mittelalterlichen Gattungen werden zum Vergleich herangezogen?
Mären, Minnesang und der höfische Roman.
Welche Hauptfiguren stehen im Fokus der Analyse?
Kriemhild, Brünhild, Hagen, Siegfried und Gunther.
Was wird im Kapitel "Geschlechterkonflikte in Mären, Minnesang und im Höfischen Roman" untersucht?
Die typischen Merkmale dieser Gattungen in Bezug auf Geschlechterrollen und -konflikte werden analysiert. Mären werden als kurze Erzählungen mit oft lehrhafter Intention beschrieben, in denen das weibliche Geschlecht oft als Bedrohung für die männliche Identität dargestellt wird, oft durch aggressive und gewalttätige Konflikte.
Was sind die Schlüsselwörter der Arbeit?
Nibelungenlied, Geschlechterkonflikte, Liebesdiskurs, Machtdiskurs, Kriemhild, Brünhild, Siegfried, Hagen, Gunther, Mittelalter, Gender, Mären, Minnesang, höfischer Roman, Königinnenstreit.
Was wird in der Einleitung erläutert?
Die Debatten um das Nibelungenlied, insbesondere die Frage nach der Schuld am Untergang, das methodische Vorgehen (Analyse der geschlechtsspezifischen Konflikte unter Berücksichtigung heterosexueller und homosexueller Beziehungen) und die Begründung für die Nutzung moderner Gender-Kategorien zur Interpretation des mittelalterlichen Textes.
Welchen Einfluss haben Liebes- und Machtdiskurse auf die Geschlechterkonflikte im Nibelungenlied?
Die Arbeit untersucht, wie Liebes- und Machtdiskurse die Handlungen und Beziehungen der Charaktere prägen und letztendlich zum Untergang der Nibelungen beitragen.
- Quote paper
- Emma Schmoll (Author), 2022, Der Untergang der Nibelungen und die Rolle von Geschlechterkonflikten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1572712