Wachstumstrends und Konjunkturzyklen in der Eurozone


Diplomarbeit, 2007

69 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Einleitung

I Theoretische Debatte
1. Die Endogenitätshypothese
2 Die Spezialisierungshypothese
3 Auswirkung der monetären Integration auf die Konjunktur

II Empirische Analysen zu Konjunkturzyklen und Wachstumstrends in der Eurozone
1 Grundlage zur Konjunkturanalyse
1.1 Zum Wachstumstrend
1.2 Zu Konjunkturzyklen
2 Konvergenzanalyse der Wachstumsraten des BIP in der Eurozone
2.1 Stilisierte Fakten der Wachstumsdifferenzen in der Eurozone
2.2 Untersuchung zu Wachstumsdifferenzen in Mitgliedländern
2.3 Zerlegung der Wachstumsraten in Trend- und zyklische Komponente zur Erklärung der Wachstumsdifferenz im Euro-Raum
3. Synchronisierung der Konjunkturzyklen im Eurosystem
3.1 Korrelationsanalyse zur Synchronisierung der Konjunkturzyklen
3.1.1 Korrelation der klassischen Zyklen
3.1.2 Korrelation der Wachstumszyklen
3.2 Synchronisierung der Rezessionsphase der Zyklen
4 Stilisierte Fakten des Wachstumstrends und des Konjunkturzyklus der Eurozone
4.1 Zur Volatilität des Output-Wachstums
4.2 Zum Wachstumstrend
4.3 Charakteristika des Wachstumszyklus

III Die Auswirkung der einheitlichen Geldpolitik auf Wachstumstrends und Konjunkturzyklen
1 Kann die einheitliche Geldpolitik die Divergenz kontrollieren?
1.1 Kleine Länder profitieren
1.2 Wechselkurs und Ausschlag der Konjunkturzyklen
2 Preisstabilitätsorientierte Geldpolitik und BIP-Wachstum in der Eurozone
2.1 Preisstabilität zur Kontrolle der zyklischen Bewegung der Konjunktur
2.1.1 Theoretische Interpretation
2.1.2 Gefahr der Inflation
2.2 Preisstabilität zur Gewährleistung des Wachstumstrends
2.2.1 Inflationserwartung und langfristiges Wachstumspotenzial
2.2.2 Glaubwürdigkeit der EZB
2.3 Preisstabilitätsorientierte Geldpolitik zugunsten Strukturreform

IV Schlusswort

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Die Effekte der wirtschaftlichen Integration auf die Konjunktur unter verschiedenen theoretischen Aspekten

Abbildung 2: Die Auswirkungen der wirtschaftlichen Integration auf die Konjunktur unter Spezialisierung- und Endogenitäthypothese

Abbildung 3: Dispersionen der Wachstumsraten des realen BIP (in %) im Euroland (alle Werte in Prozent-Punkten)

Abbildung 4: Beiträge zur Dispersion des BIP-Wachstums im Euroraum (BP Filter)

Abbildung 5: Dispersionen der BIP-Wachstumstrends im Euroraum
(BP Filter)

Abbildung 6: Korrelationen der Output-Lücke zwischen Euroland für gleitende Acht-Jahres-Durchschnitte

Abbildung 7: Korrelationen der Output-Lücke in zwei Ländergruppen für gleitende Acht-Jahres-Durchschnitte

Abbildung 8: Perioden der Rezession der klassischen Zyklen im Euroland seit (nach logarithmierten Daten von Harding und Pagan)

Abbildung 9: Die Standardabweichungen der Wachstumsraten des realen BIP für gleitende Fünf-Jahres-Durchschnitte ( in % von 1975 Q4 bis 2006 Q4)

Abbildung 10: Die Einkommenslücke

Abbildung 11: Deviationszyklus der Eurozone

Abbildung 12: Deviationszyklus der USA

Abbildung 13: Reale effektive Wechselkurs für DE, FR, IT, ES im Vergleich zur restlichen IC24

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Die Wachstumsraten des realen BIP (in %) in den Euro-Staaten

Tabelle 2: Korrelationskoeffizienten zwischen Wachstumsraten des BIP der abgesonderten Länder und der Eurozone

Tabelle 3: Die Charakteristika der Zyklen des realen BIP für Euro-Staaten

Tabelle 4: Zusätzliche Eigenschaften der Wachstumszyklen der Eurozone

Tabelle 5: Langfristige Preiselastizitäten für Im- und Exporte
(Hooper, Johnson,Marquez)

Tabelle 6: Kurzfristige Preiselastizitäten für Im- und Exporte
(Hooper, Johnson, Marquez)

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Einleitung

„Italien möchte aus der Eurozone aussteigen“, sagte der italienische Minister im Juni 2005. Diese Nachricht war ein Schock für die Europäische Währungsunion (EMU) (vgl. Baldwin/Wyplosz, 2006, S.360). Seitdem sind folgende Thesen in der akademischen Welt öffentlich diskutiert worden: Divergierten die Mitgliedstaaten nach der Entstehung der EMU? Hat die stabilitätsorientierte Geldpolitik die langfristige Wachstumsrate in den Kernländern gedämpft?

Demzufolge stehen die Charakteristika der Wachstumstrends und Konjunkturzyklen in der Eurozone im Brennpunkt. Diese beiden wirtschaftlichen Phänomene gaben sowohl zu theoretischen, empirischen als auch politischen Debatten Anlass. Die vorliegende Arbeit setzt sich zum Ziel, durch Untersuchung der Wachstumstrends und Konjunkturzyklen die obengenannten Thesen zu analysieren und versucht, ein schlüssiges Lösungskonzept vorzuschlagen.

Über die Wirkung der Theorie optimaler Währungsräume (optimum currency area, Abkürzung: OCA) auf die Währungsunion gibt es zwei gegeneinanderstehende Theorien: die Endogenitätshypothesen und Spezialisierungshypothesen. Beide Theorien unterscheiden sich darin, ob die mikroökonomische Nutzung der OCA die makroökonomischen Kosten der OCA überwiegt. Die Endogenitätshypothese besteht darauf, dass die Mitgliedstaaten der Währungsunion infolge der vergrößerten Handelsmengen, Verminderung der asymmetrischen Schocks und ähnlicher Politik synchronisiert werden. Im Gegensatz dazu vertritt die Spezialisierungshypothese die Ansicht, dass der vergrößerte Inter-Industrie-Handel mehrere asymmetrische Schocks verursachen kann, wodurch die Wirtschaftsleistungen der einzelnen Mitgliedstaaten divergieren können, da es bei wachsenden asymmetrischen Schocks zur Instabilität der Währungsunion führte.

Spezialisierung oder Endogenität, alle theoretischen Hypothesen lassen sich durch empirisch beobachtbare wirtschaftliche Entwicklungen in der Eurozone erklären. Im zweiten Teil der Arbeit wird durch die empirische Analyse der Konjunkturzyklen und des Wachstumstrends in der Eurozone folgendes festgestellt:

- erstens: das Trendwachstum in den Eurostaaten, insbesondere das Trendwachstum zwischen kleinen und großen Mitgliedstaaten, divergiert.
- zweitens: die gleichlaufenden Konjunkturzyklen in der Eurozone unterscheiden sich im Ausschlag.
- drittens: der Wachstumstrend des Euro-Raums, im Hinblick auf den USA, ist noch schwach.

Die Mitgliedsländer der EMU verlieren das Recht, die eigene Geldpolitik voranzutreiben. Dadurch wird die kurzfristige Abwertung der heimischen Währung gegen den asymmetrischen Schock unmöglich. Daher steht die Fiskalpolitik auf der nationalen Ebene gegen asymmetrische Schocks allein. Die nationale Fiskalpolitik kann aber gleichzeitig asymmetrische Schocks auslösen, weil eine falsche Fiskalpolitik hohe Inflation und hohe Verschuldung zur Folge haben könnte. Eine übermäßige Inflation dient als Quelle der asymmetrischen Schocks. Im dritten Teil der Arbeit wird versucht folgendes darzulegen:

- erstens: die einheitliche Geldpolitik fördert das Wachstum in einzelnen kleinen Ländern.
- zweitens: die preisstabilitätsorientierte Geldpolitik kann das BIP-Wachstum in der Eurozone sowohl mittelfristig als auch langfristig absichern. Diese genannte Geldpolitik muss in der Eurozone fortgesetzt werden.

Es muss zusätzlich erwähnt werden, dass die empirischen Analysen lediglich die zwölf alten Mitgliedstaaten umfassen. Slowenien ist von den jüngsten statistischen Daten ausgenommen, weil sie ein neues Mitglied der EMU ist.

I Theoretische Debatte

Mundell (1961) entwickelte zuerst das Konzept der Theorie optimaler Währungsräume (OCA). Er untersuchte die unterschiedlichen Auswirkungen asymmetrischer Nachfrage- schocks in einem Zwei-Länder-Modell. Dabei kam er zu dem Ergebnis, dass ein Währungsraum unter zwei Vorraussetzungen optimal ist:

- erstens: zur Abfederung symmetrischer Nachfrageschocks liegen sehr ähnliche wirtschaftliche Grundstrukturen vor, ohne Zuhilfenahme von Wechselkurs- änderungen der Länder (vgl. Mundell, 1961, S. 660).
- zweitens: zur Abfederung asymmetrischer Nachfrageschocks liegt eine ausreichende Faktormobilität bzw. Faktorpreisflexibilität (Arbeitsmarkt) vor (vgl. Mundell, 1961, S. 663 f.).

Eine weitere bedeutende Arbeit lieferte McKinnon (1963). Er untersuchte den Nutzen von Währungsunionen anhand des Offenheitsgrades ihrer Beteiligte: Je mehr Handel zwischen zwei Ländern getrieben wird, umso abträglicher sind die Auswirkungen einer Wechselkursänderung zwischen beiden Währungen. Daraus ergibt sich, dass zwei Länder um so eher einen optimalen Währungsraum bilden, je mehr Handel sie treiben.

Zur Zeit stehen Handelsausmaß (extend of trade) und Gleichartigkeit der Schocks bzw. Gleichlauf der Zyklen (similarity of the shocks and cycles) (vgl. Frankel/ Rose, 1998, S. 1011) im Blickpunkt der theoretischen Debatte. Anhand der beiden Variablen wird geklärt, ob die Kosten den Nutzen der Euro-Währungsunion übersteigen können (oder umgekehrt). Ferner ist folgendes sieben Jahren nach Entstehung der EMU von Bedeutung:

- erstens: ob „intra-industrie“ stärker als „inter-industie“ Handel innerhalb des Euro-Währungsgebiets betrieben worden ist.
- zweitens: ob die Anfälligkeit der asymmetrischen Schocks geringer geworden ist.
- drittens: ob die Konjunkturzyklen der Teilnehmerländer des Euro-Währungsgebiets synchronisiert sind.

Die Europäische Kommission argumentiert in dem Report „One Trade, One Money“, die fortgesetzte europäische wirtschaftliche Integration führe zur Synchronisation der Mitgliedstaaten. Weswegen werden asymmetrische Schocks weniger wichtig (vgl. De Grauwe, 1993, S. 118). De Grauwe hat die Meinung der Europäische Kommission folgende erklärt „The existing instruments of policy will be able to deal with these disturbances“ (De Grauwe, 1993, S. 118). Jedoch betont Krugman, dass die wirtschaftliche Integration zur Spezialisierung im Bereich Industrie, die asymmetrische Schocks verursacht, führe. Infolgedessen werden die Wachstumsraten auf regionaler Ebene divergieren (vgl. Krugman, 1993, S. 242 ff.). Die Meinung, dass die Schaffung einer Währungsunion zu einem Optimalen Währungsgebiet führen könnte, wurde zuerst von Frankel und Rose (1998) vertreten und sie ist seitdem breit diskutiert worden. Es stehen sich zwei Meinungen gegenüber: Endogenität oder Spezialisierung. Folgend werden beide Meinungen dargestellt.

1. Die Endogenitätshypothese

Die Endogenität der Kriterien der Theorie optimaler Währungsräume (Endogeneity of Optimum Currency Area Criteria) hat Frankel/Rose wie folgt definiert: „More integration can be expected to less to more trade; and more international trade will result in more highly correlated business cycles.” (Frankel/Rose, 1998, S. 1012) Es ist durchaus denkbar, dass eine Währungsunion, die ex ante als problematisch eingeschätzt wurde, ex post optimal ist.

Frankel und Rose (1998) haben in ihren empirischen Studie bewiesen: einerseits fallen die asymmetrischen Schocks, die vor der Währungsunion von einer national differenzierten Geldpolitik und von Wechselkursschwankungen verursacht wurde, weg. Andererseits kann das intensiveren Handel im Währungsgebiet zu einer besseren Synchronisierung der Konjunkturzyklen beitragen (vgl. Frankel/Rose, 1998, S. 1014). Frankel und Rose geben zu, dass die Integration zur Spezialisierung führt, die der Synchronisation der Konjunkturzyklen schaden könnte. Aber die „intra-industry trade“ ist größer als die „inter-industry trade“, somit kann die dominierende „trade integration“ zu synchronisierteren Konjunkturzyklen beitragen (vgl. Frankel/Rose, 1998, S. 1014). Frankel und Rose haben die Nutzung der Einheitswährung weiter begründet: „Countries are likely to link their currencies deliberately to those of their most important trading partners, in order to capture gains associated with greater exchange rate stability. In doing so, they lose the ability to set monetary policy independently of those neighbors.” (Frankel/Rose, 1998, S. 1018)

Ein weiterer deutlicher Nutzen der einheitlichen Währung liegt darin, die Transaktionskosten zu sparen, wofür die damalige Europäische Gemeinschaft 0.3 % bis 0.4 % des totalen BIP nach der Schätzung der Europäische Kommission (1990) aufwenden musste. Jacobsen/ Tomann haben dies wie folgt begründet: „In a currency union there is no need to calculate prices in different currencies and to hold cash balances in different currencies. Transaction costs are particularly important, if the currencies involved are not perfectly convertible.” (Jacobsen/ Tomann, 2001, S. 69) Die Einführung einer Einheitswährung trägt sowohl direkt als auch indirekt zur Verringerung der „trading“ Kosten bei: beispielsweise die Kosten von „hedging” gegen das Währungsrisiko, und dementsprechende Informationskosten (vgl. Inklaar, et al., 2005, S. 5 und De Grauwe/ Mongelli, 2005, S. 10). Die Senkung der Transaktionskosten hat zwei positive Wirkungen: Erstens handeln die Mitgliedsländer mehr, besonders mit den benachbarten Ländern, daher wächst nicht nur die „inter-“, sondern auch der „intra-industrie“ Handel. Zweitens schrumpft die Instabilität der Geldnachfrage, die zumindest keine Auswirkungen auf den Ablauf der Geldpolitik hat (vgl. Jacobsen/ Tomann, 2001, S. 69), denn die spekulative Geldhaltung M3 wird dadurch reduziert.

Rose/ Engel sind zu dem Schluss gekommen, dass „The high degree of integration we find between currency union countries might arise either because countries that form currency unions conform to Mundell ’s criteria, or because the currency union itself increases the degree of integration.” (Rose/ Engel, 2002, S. 1069)

Coe und Helpman (1995) berichten über die Spillover-Effekte der internationalen Forschung und Entwicklung (F&E) („international R&D spillovers”) und zeigen, dass die totale Faktorproduktivität (TFP) in einem Land nicht nur von dessen eigenem Grundkapital für Forschung und Entwicklung (F&E) abhängt, sondern auch von dem Grundkapital, das die Handelspartner im Bereich von F&E investieren. Sie folgern dementsprechend, dass je offener die Volkswirtschaft gegenüber dem internationalen Handel ist, desto mehr kann die inländische Faktorproduktivität von ausländischen F&E profitieren (vgl. Coe/Helpmann, 1995, S. 875).

Weiterhin kann zusammengefasst werden, dass der Abbau der Handelsbarrieren mehrere miteinander korrelierte Konjunkturzyklen zur Folge hat, wobei Nachfrageschock leicht über Ländern verbreitet werden kann. Wirtschaftliche und monetäre Integration werden nach dieser Ansicht zu mehr Symmetrie der strukturellen Schocks und Wissens- und Technologie-Spillovers führen, welche zu einem höheren Grad der Synchronisierung der nationalen Konjunkturzyklen beitragen (vgl. Kalemli-Ozan et al., 2001, S. 108 und Bergman, 2007, S. 125).

Es ist zu erwähnen, dass die Intensität des Handels Einfluss auf die Synchronisation der Konjunkturzyklen hat, wobei der Einfluss weniger als beim „Rosen Effect“ beträgt (vgl. Inklaar et al., 2005, S. 32 ; Rose, 2000 und Silvestre/ Mendonca, 2007, S. 4). Die einheitliche Geldpolitik und Ähnlichkeit der Fiskalpolitik spielen eine gleichwichtige Rolle wie der Handel (vgl. Inklaar et al., 2005, S. 32), um die Synchronisation der Zyklen zu stützen.

2 Die Spezialisierungshypothese

Krugman formulierte im Jahr 1993 die Hypothese, dass die wirtschaftliche Integration Europas zu einer stärkeren Spezialisierung von Regionen und zu einer höheren Konzentration von Industrien führen wird, welche in Amerika bereits stattgefunden haben.

Krugman geht davon aus, dass die voranschreitende Integration in Europa die Handelsbarriere abbauen wird. Somit tragen die fallenden Transaktionskosten zur mehr inter-Industrie-trade bei, was zu einem Anstieg des Konzentrations- und Spezialisierungsgrades führen wird. Eine verstärkte räumliche Konzentration und eine zunehmende regionale Spezialisierung können zu mehr asymmetrischen Nachfrage- schocks führen, sowohl auf regionaler Ebene als auch auf nationaler Ebene. Infolgedessen werden die langfristigen Wachstumsraten stark divergieren, wenn die Faktormobilität flexibel sind (vgl. Krugman, 1993, S. 247). Das Stabilitätsproblem wird produziert als Ergebnis ökonomischer Integration und liegt insbesondere auf der regionalen Ebene in der Währungsunion vor (vgl. Krugman, 1993, S. 260).

Ein ähnliches Argument ist auch von Kalemli-Ozcan et al. (2001) vorgeschlagen worden. Er behauptet, erhöhte wirtschaftliche Integration führe zur besseren Einkommensversicherung durch die höhere Kapitalintegration. Daher trage die Einkommensversicherung zu mehr Spezialisierungen der Produktion bei. Diese Ansicht ist empirisch von Kamlemli-Ozcan u. a. (1999) bestätigt worden. Und Kamlemli-Ozcan et al. (2001) hat weiter mathematisch, empirisch bewiesen, dass eine höhere Spezialisierung der Produktion mit niedriger Symmetrie der Output Dispersion (bzw. weniger synchronisierten Konjunkturzyklen) verbunden ist.

De Grauwe gibt die Wirkung der Spezialisierungshypothesen zu bedenken, da sich die Produktion infolge der wirtschaftlichen Integration über Grenzen in mehren Ländern konzentrieren kann. Die nationale Grenze hat kaum Einfluss auf den Konzentrationseffekt. Konzentration liegt auf der regionalen Ebene. Gleiche Produktionen werden in mehreren Ländern getätigt. Daher wird der asymmetrische Schock geringer. Demzufolge ist eine Einheitswährung in den betroffenen Ländern effektiv gegen entstehenden symmetrischen Nachfrageschock (vgl. De Grauwe, 2005, S.27).

3 Auswirkung der monetären Integration auf die Konjunktur

Die gegeneinander stehenden Ansichten entdecken die Spannung zwischen mikroökonomischem Nutzen und makroökonomischen Kosten der Währungsunion. Die Endogenitäthypothese meint, dass der Nutzen die Kosten überwiegt, d.h., dass die wirtschaftliche Integration zu mehr synchronisierten Konjunkturzyklen führt. Stattdessen kritisiert die Spezialisierungshypothese die Wirkung der Währungsunion und besteht darauf, dass die verstärkte wirtschaftliche Integration zu weniger synchronisierten Konjunkturzyklen führt. Abbildung 1 veranschaulicht die unterschiedlichen Ansichten der Ökonomen über die Wirkung der wirtschaftlichen Integration.

Abbildung 1 Die Effekte der wirtschaftlichen Integration auf die Konjunktur unter verschiedenen theoretischen Aspekten

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Kalemli-Ozcan et al.(2001) S. 109 und De Grauwe/ Mongelli (2005), S. 23

Abbildung 2 veranschaulicht die Wirkung der wirtschaftlichen Integration nach der Spezialisierungshypothese bzw. der Endogenitätshypothese auf Output-Volatilitäts- Symmetrie und Synchronisation der Konjunkturzyklen.

Abbildung 2 Die Auswirkungen der wirtschaftlichen Integration auf die Konjunktur unter Spezialisierung- und Endogenitäthypothese

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: De Grauwe/ Mongelli ( 2005) S. 24 - selbst bearbeitet und erweitert.

Die Spezialisierungshypothese behauptet, dass sich die Länder mit steigenden Grad der Integration tendenziell spezialisieren. Daher sind die Länder unfähig, gegen die asymmetrischen Schocks vorzugehen. Demzufolge korrelieren die Einkommen zwischen den Ländern geringer. Es kann sein, dass die Länder, die sich vorher in der OCA-Zone befanden, mit steigender Integration außerhalb der OCA-Zone liegen, d.h. die Länder des Währungs-Raums sich nicht mehr den Gegebenheiten der Währungsunion anpassen. Graphisch bewegen sich die Länder von Punkt 1 zu Punkt 3. Ob die Länder zu Punkt 2 oder 3 rutschen, hängt von der relativen Stärke der zwei gegeneinandergesetzten Kräfte ab: die Zunahme der Kosten gegen asymmetrischen Schocks und die Zunahme der Effizienzgewinne der Währungsunion (vgl. De Grauwe/ Mongelli, 2005, S. 24 f.).

Im Gegensatz dazu zeigt die Endogenitäthypothese der OCA eine positive Beziehung zwischen der Korrelation der Einkommen (bzw. der Synchronisierung der Konjunkturzyklen) und wirtschaftlichen Integration auf. Die Währungsunion schließt zukünftige konkurrierende Abwertungen aus, und erleichtert fremde Direktinvestitionen. Sie kann im Zeitablauf zur Verwirklichung der politischen Integration anregen. Dadurch können nicht nur gegenseitiger Handel und ökonomische Integration, sondern auch die Synchronisierung der Konjunkturzyklen, gefördert werden (vgl. De Grauwe/ Mongelli, 2005, S. 24).

Wenn die Länder, die sich in Abbildung 2 in Punkt a unterhalb der OCA-Linie befinden, eine Union bilden, wie z. B. europäische Union (EU), werden die Handelsintegration und Einkommenskorrelation innerhalb der Gruppe steigen. Folglich ziehen sie stufenweise nach Punkt b. Wenn die Länder, die sich in der Abbildung 2 schon in Punkt b befinden, eine Währungsunion bilden, wie z. B. EMU, würde der Grad der Geschäftsintegration und Einkommenskorrelation innerhalb der Währungsunion sogar weitersteigen. Demzufolge befinde sich die Gruppe nachher oberhalb der OCA-Linie in Richtung Punkt c. (vgl. De Grauwe/ Mongelli, 2005, S. 25)

[...]

Ende der Leseprobe aus 69 Seiten

Details

Titel
Wachstumstrends und Konjunkturzyklen in der Eurozone
Hochschule
Freie Universität Berlin
Note
1,7
Autor
Jahr
2007
Seiten
69
Katalognummer
V157272
ISBN (eBook)
9783640693696
ISBN (Buch)
9783640694822
Dateigröße
1100 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wachstumstrends, Konjunkturzyklen, Eurozone
Arbeit zitieren
Yahui He (Autor:in), 2007, Wachstumstrends und Konjunkturzyklen in der Eurozone, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/157272

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