In der berühmten Vorrede zu seinem Roman ,Il Garofano Rosso’ spricht Elio Vittorini über seinen Werdegang als Schriftsteller und mißt dabei vor allem seinem Werk ,Conversazione in Sicilia’ große Bedeutung zu: „ Ora il ,mio’ libro io l`avevo, o pensavo di averlo, in Conversazione“ . In diesem Roman sei es ihm endlich gelungen, ,die eine Wahrheit’ auszudrücken.
,Conversazione in Sicilia’ wird von den meisten Kritikern als Vittorinis Meisterstück angesehen. Die zahlreichen Neuauflagen, die seit seiner Veröffentlichung erschienen sind, bezeugen die Beliebtheit, die der Roman auch beim Publikum erfährt.
Das Werk wurde 1938/39 als Fortsetzungsroman in der Zeitschrift ,Letteratura’ zum ersten Mal der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und blieb zunächst sowohl von den Kritikern, als auch von der faschistischen Zensur weitestgehend unbeachtet. Dies änderte sich mit der ersten Buchedition im Jahre 1941. Das Verlagshaus Parenti veröffentlichte den Roman unter dem Titel ,Nome e lagrime’ zusammen mit der gleichnamigen Erzählung Vittorinis. Die große Nachfrage veranlaßte Bompiani, den Roman noch im selben Jahr – diesmal unter seinem Originaltitel - nachzudrucken. Die erste Auflage war innerhalb eines Monats vergriffen. Es folgten zwei weitere, bis die faschistische Zensur im Herbst 1942 die Publikation unterband. Doch ,Conversazione in Sicilia’ erfreute sich in Italien bereits so großer Beliebtheit, daß es in verschiedene Sprachen übersetzt wurde und so im Ausland weiterhin erscheinen konnte. Vor allem in der Schweiz fand der Roman als antifaschistisches Werk großen Zuspruch. Nach dem Krieg erschienen in Italien zahlreiche weitere, teilweise auch illustrierte Ausgaben . Der Roman gehört heute zu den unbestrittenen ,Klassikern’ der italienischen Literatur.
Im folgenden sollen einige zentrale Aspekte des Romans diskutiert werden. Aufgrund einer Analyse der Figuren, des Sprachstils und der Intertextualität wird der symbolisch-allegorische Charakter des Werkes und die politische Ideologie, die dem Roman zu Grunde liegt, erläutert. Dabei kommen auch die poetologischen Vorstellungen Vittorinis und ihre Umsetzung in ,Conversazione in Sicilia’ zur Sprache.
Inhaltsverzeichnis
- ‚Conversazione in Sicilia‘ – das Meisterwerk Elio Vittorinis
- Analyse und Interpretation zentraler Aspekte des Romans
- Die Figuren
- Silvestro
- Concezione
- Die ‚Gran Lombardi‘
- Calogero, Ezechiele und Porfirio
- Die Vertreter der faschistischen Herrschaft
- ‚Il mondo offeso‘
- Sprachliche Gestaltung und rhetorische Mittel
- Der Dialog
- Die Wiederholungen
- Die Symbolik
- Die Ironie
- Intertextualität
- Die Multidimensionalität des Romans
- Die ‚doppia realtà‘
- Die Symbolhaftigkeit des Romans
- Theorie und Ideologie im Roman
- Die Poetik Vittorinis
- Die politische Ideologie
- Die Figuren
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Roman ‚Conversazione in Sicilia‘ von Elio Vittorini ist ein vielschichtiges Werk, das sowohl eine tiefe soziale und politische Analyse Siziliens im Kontext der faschistischen Herrschaft bietet, als auch die innere Reise des Protagonisten Silvestro Ferrauto beleuchtet. Der Autor erforscht die komplexe Beziehung zwischen Individuum und Gesellschaft, Tradition und Moderne, sowie die Suche nach Identität und Sinn in einer von Krisen und Umbrüchen geprägten Zeit.
- Die Darstellung der Lebensbedingungen und sozialen Probleme in Sizilien während der faschistischen Herrschaft
- Die Auseinandersetzung mit der Geschichte und den Mythen Siziliens
- Die Suche nach einem neuen Verhältnis zu den Menschen und der Welt
- Die Rolle der Sprache und des Dialogs in der Kommunikation und der Konstruktion von Wirklichkeit
- Die Erkundung von symbolischen Bedeutungen und Allegorien im Roman
Zusammenfassung der Kapitel
Im ersten Kapitel erhält der Protagonist Silvestro Ferrauto einen Brief von seinem Vater, der ihn dazu veranlasst, eine Reise nach Sizilien an den Ort seiner Kindheit anzutreten. Die Reise führt ihn zu seiner Mutter, Concezione, die als Symbol der Ur-Mutter und der Weiblichkeit dargestellt wird. Sie steht für bedingungslose Barmherzigkeit und die traditionelle Lebensweise der Sizilianer. Im Zug nach Sizilien begegnet Silvestro einem Sizilianer, den er ‚Gran Lombardo‘ nennt. Dieser Mann steht für eine bestimmte Lebenshaltung, die sich durch eine gewisse Gleichgültigkeit gegenüber der Welt und eine Sehnsucht nach etwas anderem auszeichnet. Silvestro trifft auf seiner Reise auch auf andere Figuren, die die verschiedenen Facetten der sizilianischen Gesellschaft repräsentieren.
Schlüsselwörter
‚Conversazione in Sicilia‘ ist ein Werk, das von zentralen Begriffen geprägt ist, die über den Kontext des Romans hinaus relevante Bedeutung haben. Wichtige Schlüsselwörter sind: ‚astratti furori‘, ‚doppia realtà‘, ‚il mondo offeso‘, ‚Gran Lombardo‘ und ‚Mamma Melone‘. Diese Begriffe verweisen auf die Themen der inneren Zerrissenheit, der Suche nach Sinn, der sozialen und politischen Realitäten und der mythischen Dimension der Geschichte.
- Citation du texte
- Franziska Knogl (Auteur), 2003, Über Elio Vittorinis "Conversazione in Sicilia", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/157299