In seinem in vielerlei Hinsicht erhellenden Beitrag „Rousseau und das Verlangen nach Anerkennung“ vertritt Frederick Neuhouser die These, dass Rousseau im sogenannten Zweiten Diskurs die Hauptquelle menschlicher Ungleichheit in bösartigen Formen von l’amourpropre
erblicke. Zweifellos spielen l’amour-propre und alle damit verbundenen Gefahren eine wichtige Rolle im Zweiten Diskurs, und sicherlich kann sie als eine Quelle von Ungleichheit angesehen werden. Doch Rousseau nennt auch noch andere Faktoren, die zusammenkommen müssen, damit Ungleichheit entstehen konnte. Im vorliegenden Essay werde ich daher danach fragen, ob es sich bei l’amour-propre um die Hauptursache handelt und inwieweit man überhaupt sinnvoller Weise nach einer solchen fragen kann.
Ausgehend von den nicht zu leugnenden Stärken Neuhousers These, werde ich versuchen, auf einige Probleme und Schwachstellen in seinen Begründungen hinzuweisen. Gleichzeitig werde ich nach Anhaltspunkten für eine alternative Lesart der Rangfolge unter den Ursachen der Ungleichheit suchen.
Inhaltsverzeichnis
- Die Ketten der Besitzenden
- Über die wahre(n) Quelle(n) der Ungleichheit
- Neuhousers These und ihre Stärken
- Die Rolle des l'amour-propre im Zweiten Diskurs
- Eigentum als Quelle der Ungleichheit
- L'amour-propre und die Entwicklung des menschlichen Geistes
- Die Rolle der Arbeitsteilung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Essay analysiert die Entstehung von Ungleichheit in Rousseaus „Zweiten Diskurs“ und hinterfragt die These von Frederick Neuhouser, dass l'amour-propre die Hauptquelle menschlicher Ungleichheit darstellt. Die Analyse beleuchtet die Rolle von Eigentum, Arbeitsteilung und der Entwicklung des menschlichen Geistes bei der Herausbildung von Ungleichheit.
- Die Rolle von l'amour-propre in Rousseaus Theorie der Ungleichheit
- Die Bedeutung von Eigentum und Arbeitsteilung für die Entstehung von Ungleichheit
- Die Entwicklung des menschlichen Geistes als Faktor der Ungleichheit
- Alternative Lesarten der Rangfolge unter den Ursachen der Ungleichheit
Zusammenfassung der Kapitel
- Der Essay stellt zunächst Neuhousers These zur Rolle von l'amour-propre im Zweiten Diskurs vor und zeigt die Argumentationslinien auf, die diese These stützen.
- Im zweiten Schritt werden problematische Aspekte von Neuhousers These untersucht, indem die Rolle von Eigentum und die Verbindung von l'amour-propre mit der Entwicklung des menschlichen Geistes beleuchtet werden.
- Abschließend wird die Bedeutung der Arbeitsteilung für die Entstehung von Ungleichheit diskutiert, wobei Rousseau's Argumentation für die Bedeutung dieser Entwicklung für die Entstehung von Abhängigkeit und Konflikt hervorgehoben wird.
Schlüsselwörter
Rousseau, Zweiter Diskurs, Ungleichheit, l'amour-propre, Eigentum, Arbeitsteilung, Entwicklung des menschlichen Geistes, Neuhouser, Anerkennung.
- Citation du texte
- R. Fehl (Auteur), 2010, Die Ketten der Besitzenden, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/157442