Ist das, was für alle Einzelnen nützlich ist, auch vernünftig? Was meint Vernunft eigentlich? Und ist das Einzel-Vernünftige auch objektiv vernünftig, also unabhängig von den einzelnen Interessen? Also kürzer gefragt: Ist das Nützliche das Vernünftige?
Die Frage soll in dieser Arbeit untersucht werden. Basierend auf einem Vernunftbegriff von Immanuel Kant wird die Mittel-Zweck-Relation untersucht, zunächst in der Kritischen Theorie von Max Horkheimer, der zwischen der Subjektiven und Objektiven Vernunft differenziert und eine unzulässige Verschiebung des Vernunftbegriffs zum Nutzen des Einzelnen unter Vernachlässigung einer übergeordneten Vernunft beklagt.
In einem zweiten Versuch wird in die Analytische Philosophie verzweigt, wo sowohl Christine Korsgaard als auch Stephen Darwall mit unterschiedlichen, aber dennoch aufeinander aufbauenden Konzepten versuchen, Kriterien zu entwickeln, wann ein subjektives Wollen dann doch auch objektiv vernünftig, d.h. unabhängig vom subjektiven Standpunkt, ist. Basis ist die Grundlegung der Metaphysik der Sitten von Immanuel Kant, die darum in den hierfür relevanten Teilen auch entfaltet werden muss.
In der Ausarbeitung wird eine Linie entlang der o.a. Fragestellungen unter Rückgriff auf die Veröffentlichungen der genannten Autoren komponiert, die durch eigene Überlegungen ergänzt wird.
Man stelle sich vor: Ich habe lange gespart, verdiene gut, und habe auch noch eine Erbschaft gemacht. Endlich kann ich meinen Wunsch erfüllen, für mich und meine Familie ein schönes Haus im Grünen zu kaufen. Ich werde unabhängig von den steigenden Mieten, bin endlich mein eigener Herr und kann mein Eigentum nach meinem Gusto gestalten. Mein Gefühl sagt mir: Ich habe eine nützliche, also vernünftige Sache gemacht.
Das würden vermutlich viele so machen, vorausgesetzt, die Mittel stünden ihnen zur Verfügung. Alle hätten dann gemäß ihrem Nutzenkalkül vernünftig gehandelt. Somit müsste das nicht nur für die einzelnen Menschen, sondern generell, also objektiv vernünftig sein.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Hauptteil
- 2.1. Probleme und Folgen durch die Fokussierung auf die Instrumentelle Vernunft
- 2.1.1. Heutzutage dominiert die Instrumentelle Vernunft, die den Fokus auf die Mittel legt und das Warum, die Ziele ausblendet.
- 2.1.2. Die Instrumentelle Vernunft hat das Problem des Bootstrapping: Die Mittel rechtfertigen jegliches Ziel.
- 2.2. Die Objektive Vernunft ist verschwunden, die Subjektive Vernunft dominiert nach Horkheimer inzwischen die Welt. Ein Ausweg ist nicht in Sicht.
- 2.3. Christine Koorsgaards Erstpersönliche Perspektive rettet über die Instrumentelle Vernunft - mit Hilfe des Kant´schen Moralgesetzes – die Objektive Vernunft.
- 2.3.1. Der empiristische Ansatz kann nur die Motivation, nicht aber die nötigen Handlungsanleitungen erklären.
- 2.3.2. Der rationalistische Ansatz kann zwar die Handlungsanleitungen erklären, nicht aber die Motivation zum Handeln.
- 2.3.3. Der Kant'sche Ansatz der Selbstgesetzgebung des Moralischen Gesetzes liefert die Erstpersönliche Perspektive von Korsgaard – und somit zugleich Motivation und Handlungsanleitung.
- 2.4. Stephen Darwalls Zweitpersönliche Perspektive zur Sicherung einer hinreichenden Objektivität.
- 2.1. Probleme und Folgen durch die Fokussierung auf die Instrumentelle Vernunft
- 3. Fazit
- 4. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Frage, ob das, was für den Einzelnen nützlich erscheint (subjektiv vernünftig), auch objektiv vernünftig ist. Sie analysiert den Vernunftbegriff anhand der Mittel-Zweck-Relation, beginnend mit der Kritischen Theorie Horkheimers und seiner Unterscheidung zwischen subjektiver und objektiver Vernunft. Anschließend werden Konzepte aus der Analytischen Philosophie von Christine Korsgaard und Stephen Darwall untersucht, die versuchen, Kriterien für die Objektivität subjektiven Wollens zu entwickeln, basierend auf Kants Werk.
- Die Unterscheidung zwischen subjektiver und objektiver Vernunft
- Die Kritik an der instrumentellen Vernunft und deren Folgen
- Die Rolle des Kant'schen Moralgesetzes in der Begründung objektiver Vernunft
- Erst- und Zweitpersonenperspektiven als Wege zur Sicherung von Objektivität
- Die Mittel-Zweck-Relation im Kontext der praktischen Vernunft
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt die zentrale Forschungsfrage ein: Ist das subjektiv Nützliche auch objektiv vernünftig? Sie skizziert den methodischen Ansatz der Arbeit, der auf dem Vernunftbegriff Kants basiert und die Mittel-Zweck-Relation im Kontext der Kritischen Theorie und der Analytischen Philosophie untersucht. Die Arbeit verfolgt die Frage, wie subjektives Wollen in objektive Vernunft überführt werden kann, und kündigt die Auseinandersetzung mit den relevanten Werken von Horkheimer, Korsgaard und Darwall an.
2. Hauptteil: Der Hauptteil analysiert kritisch die instrumentelle Vernunft und deren Fokussierung auf Mittel anstelle von Zielen. Er beleuchtet die Problematik des Bootstrapping, in dem die Mittel jegliches Ziel rechtfertigen, sowie das Verschwinden objektiver Vernunft zugunsten einer subjektiven, wie von Horkheimer beschrieben. Es werden verschiedene Lösungsansätze vorgestellt, darunter Korsgaards Erstpersonenperspektive und Darwalls Zweitpersonenperspektive, die beide auf Kants Moralgesetz zurückgreifen, um objektive Vernunft zu etablieren. Die Kapitel befassen sich ausführlich mit den jeweiligen Argumentationslinien und untersuchen empiristische und rationalistische Ansätze im Vergleich zum kantianischen Selbstgesetzgebungsansatz.
Schlüsselwörter
Instrumentelle Vernunft, Objektive Vernunft, Subjektive Vernunft, Kritische Theorie, Analytische Philosophie, Immanuel Kant, Max Horkheimer, Christine Korsgaard, Stephen Darwall, Mittel-Zweck-Relation, Moralgesetz, Erstpersonenperspektive, Zweitpersonenperspektive, Bootstrapping.
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Frage, ob das, was für den Einzelnen nützlich erscheint (subjektiv vernünftig), auch objektiv vernünftig ist. Sie analysiert den Vernunftbegriff anhand der Mittel-Zweck-Relation, beginnend mit der Kritischen Theorie Horkheimers und seiner Unterscheidung zwischen subjektiver und objektiver Vernunft. Anschließend werden Konzepte aus der Analytischen Philosophie von Christine Korsgaard und Stephen Darwall untersucht, die versuchen, Kriterien für die Objektivität subjektiven Wollens zu entwickeln, basierend auf Kants Werk.
Was sind die Hauptthemen der Arbeit?
Die Hauptthemen sind:
- Die Unterscheidung zwischen subjektiver und objektiver Vernunft
- Die Kritik an der instrumentellen Vernunft und deren Folgen
- Die Rolle des Kant'schen Moralgesetzes in der Begründung objektiver Vernunft
- Erst- und Zweitpersonenperspektiven als Wege zur Sicherung von Objektivität
- Die Mittel-Zweck-Relation im Kontext der praktischen Vernunft
Was wird in der Einleitung behandelt?
Die Einleitung führt die zentrale Forschungsfrage ein: Ist das subjektiv Nützliche auch objektiv vernünftig? Sie skizziert den methodischen Ansatz der Arbeit, der auf dem Vernunftbegriff Kants basiert und die Mittel-Zweck-Relation im Kontext der Kritischen Theorie und der Analytischen Philosophie untersucht. Die Arbeit verfolgt die Frage, wie subjektives Wollen in objektive Vernunft überführt werden kann, und kündigt die Auseinandersetzung mit den relevanten Werken von Horkheimer, Korsgaard und Darwall an.
Was wird im Hauptteil analysiert?
Der Hauptteil analysiert kritisch die instrumentelle Vernunft und deren Fokussierung auf Mittel anstelle von Zielen. Er beleuchtet die Problematik des Bootstrapping, in dem die Mittel jegliches Ziel rechtfertigen, sowie das Verschwinden objektiver Vernunft zugunsten einer subjektiven, wie von Horkheimer beschrieben. Es werden verschiedene Lösungsansätze vorgestellt, darunter Korsgaards Erstpersonenperspektive und Darwalls Zweitpersonenperspektive, die beide auf Kants Moralgesetz zurückgreifen, um objektive Vernunft zu etablieren. Die Kapitel befassen sich ausführlich mit den jeweiligen Argumentationslinien und untersuchen empiristische und rationalistische Ansätze im Vergleich zum kantianischen Selbstgesetzgebungsansatz.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für diese Arbeit?
Relevante Schlüsselwörter sind: Instrumentelle Vernunft, Objektive Vernunft, Subjektive Vernunft, Kritische Theorie, Analytische Philosophie, Immanuel Kant, Max Horkheimer, Christine Korsgaard, Stephen Darwall, Mittel-Zweck-Relation, Moralgesetz, Erstpersonenperspektive, Zweitpersonenperspektive, Bootstrapping.
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- Herbert Gross (Author), 2025, Ist das, was für mich vernünftig ist, auch objektiv vernünftig?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1574451