Wurde in der Vergangenheit durchaus schon das ein oder andere Mal nach dem Sinn und Zweck und der eigentlichen Relevanz von Kinder- und Jugendarbeit für die Gesellschaft gefragt (vgl.Giesecke 1984 ”Wozu noch Jugendarbeit?“; Thole 2000 ”Warum überhaupt noch Jugendarbeit“ S.275), stand sie doch nie unter einem solchen inhaltlichen und strukturellen Veränderungsdruck wie heute. Der Prozess des
gesellschaftlichen Wandels und die Konsequenzen des PISA-Schocks produzieren für die Kinder- und Jugendarbeit augenblicklich einen so noch nicht da gewesenen existentiellen Handlungs(/Wandlungs-)bedarf. Die strukturellen Veränderungen unserer Gesellschaft überfrachten die
Kinder- und Jugendarbeit derzeit mit immer neuen und oft auch widersprüchlichen Anforderungen, die sie in ihre Arbeit integrieren soll. In Ermangelung eines dies verarbeitenden Selbstkonzepts, fällt es der Kinder- und Jugendarbeit jedoch zusehends schwerer, den Prozess des Ausgleichs und der Integration dieser Anforderungen zu einem positiven Abschluss zu führen, zu vieles ändert sich derweil zu grundlegend.
In einem diffusen, wenig fundierten und mit den Zielen von Kinder- und Jugendarbeit selten austarierten Reaktionsmix, läuft Kinder- und Jugendarbeit aktuell eher Gefahr sich zu überfordern und zu einer Ergänzungsinstitution anderer Einrichtungen wie z.B. der Schule zu werden. Denn Kinder- und Jugendarbeit in ihrem vielseitigen äußeren wie inhaltlichen Erscheinungsbild ist keine unabhängig operierende Institution. Seit knapp fünfzig Jahren steht sie offiziell als dritte Institution neben der Schule und dem Elternhaus im System der Sozialisationsinstanzen und muss sich mit Veränderungen der am Systemverbund beteiligten Personen und Einrichtungen auseinandersetzen.
War Wandel, Wechsel und Fluktuation, ob gesellschaftlich, inhaltlich oder die Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen als AdressatInnen betreffend, für Kinder- und Jugendarbeit bisher also ein traditionell alltägliches Geschäft, ist der Umfang und die Intensität des Wandels
von der jetzigen Form der Kinder- und Jugendarbeit kaum noch zu kompensieren...
...Die zukünftig entscheidende Frage für die Kinder- und Jugendarbeit wäre also, ob sie sich aktiv an einer inhaltlich strukturellen Neupositionierung ihres Feldes beteiligt oder ob sie sich von andern Institutionen ins Abseits einer reinen Wochenendveranstaltung
drängen lässt?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Offene Kinder- und Jugendarbeit
- Definition
- Finanzierung, Infrastruktur und Qualifikation der Fachkräfte
- Strukturprinzipien und ihre Bedeutung für Bildung
- Anforderungen, Problemlagen und Kritik - eine Gegenwartsanalyse
- AdressatInnen und Angebote
- Inhaltlich konzeptionelle Orientierung und Identität
- Finanzen und Politik
- Forschung, Legitimation und Profession
- Kompensationsansätze
- Die Pädagogik der Kinder- und Jugendarbeit - Alter Wein in neuen Schläuchen?
- QQS und WANJA - Hilfen zur konzeptionellen Gestaltung von Offener Kinder- und Jugendarbeit
- Qualität durch Wirksamkeitsdialoge?
- Offen geführte Jugendhäuser - ein Auslaufmodell oder Baukasten für die Zukunft?
- Jugendsozialarbeit, Jugendberufshilfe und die OGS als neue Domizile der Offenen Kinder- und Jugendarbeit?
- Zwischen Utopie und Wirklichkeit: die eigenständige Offene Kinder- und Jugendarbeit
- ,,Mein Versuch 1''
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Diplomarbeit untersucht die aktuelle Situation der offenen Kinder- und Jugendarbeit in Deutschland und analysiert die Herausforderungen, denen sie sich im Kontext gesellschaftlicher Veränderungen und neuer Anforderungen gegenübersieht.
- Definition und Strukturprinzipien der offenen Kinder- und Jugendarbeit
- Kritik und Problemlagen in der Praxis der offenen Kinder- und Jugendarbeit
- Kompensationsansätze zur Sicherung der Qualität und Wirksamkeit der Arbeit
- Zukünftige Entwicklungen und Herausforderungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit
- Die Rolle und Bedeutung der offenen Kinder- und Jugendarbeit in der Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung
Die Einleitung führt in das Thema der Diplomarbeit ein und stellt die Relevanz der offenen Kinder- und Jugendarbeit in der heutigen Gesellschaft dar. Sie beschreibt die Herausforderungen, denen die Arbeit im Kontext gesellschaftlicher Veränderungen und des PISA-Schocks gegenübersteht.
- Kapitel 2: Offene Kinder- und Jugendarbeit
Dieses Kapitel widmet sich der Definition und Beschreibung der offenen Kinder- und Jugendarbeit. Es beleuchtet Finanzierung, Infrastruktur und Qualifikation von Fachkräften sowie die Strukturprinzipien und ihre Bedeutung für Bildung. Zudem werden aktuelle Anforderungen, Problemlagen und Kritikpunkte der Arbeit im Kontext gesellschaftlicher Veränderungen analysiert.
- Kapitel 3: Kompensationsansätze
Das Kapitel diskutiert verschiedene Ansätze zur Kompensation von Defiziten und zur Sicherung der Qualität und Wirksamkeit der offenen Kinder- und Jugendarbeit. Hierbei werden Konzepte wie die Pädagogik der Kinder- und Jugendarbeit, QQS und WANJA sowie die Rolle von Wirksamkeitsdialogen untersucht.
- Kapitel 4: Offen geführte Jugendhäuser - ein Auslaufmodell oder Baukasten für die Zukunft?
Dieses Kapitel analysiert die Zukunft der offenen Jugendhäuser und ihre Rolle in der sich verändernden Soziallandschaft. Es diskutiert die Einbindung von Jugendsozialarbeit, Jugendberufshilfe und der OGS in den Bereich der offenen Kinder- und Jugendarbeit und reflektiert die Utopie einer eigenständigen offenen Kinder- und Jugendarbeit.
Schlüsselwörter
Offene Kinder- und Jugendarbeit, Gesellschaftlicher Wandel, PISA-Schock, Finanzierung, Infrastruktur, Qualifikation, Strukturprinzipien, Bildung, Anforderungen, Problemlagen, Kritik, Kompensationsansätze, Qualitätssicherung, Wirksamkeit, Jugendhäuser, Jugendsozialarbeit, Jugendberufshilfe, OGS, Utopie, Wirklichkeit, Zukunft
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- Anne Piplies (Author), 2010, Kinder- und Jugendarbeit in der Kommune, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/157538