Leseprobe
Gliederung
1. Einleitung
2. Zu den Autoren Julio Cortázar und Antonio Muñoz Molina
3. Die Beziehung der Autoren zur Jazzmusik
4. Wesentliche Merkmale des Jazz
5. Überlegungen zur Strukturverwandtschaft von Musik und Literatur
6. Die Rolle des Jazz in „Rayuela“
7. Die Rolle des Jazz in „El invierno en Lisboa“
8. Schlussbemerkung
7. Bibliographie
1. Einleitung
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Rolle des Jazz in „Rayuela“ von Julio Cortázar im Vergleich zu „El invierno en Lisboa“ von Antonio Muñoz Molina. Ich vergleiche hier zwei absolut unterschiedliche Romane.
Zum einen sind sie in unterschiedlichen Jahrzehnten geschrieben worden (1963 „Rayuela“; 1987 „El invierno en Lisboa“), zum anderen sind die Autoren unterschiedlicher Herkunft. So ist Cortázar ein lateinamerikanischer Autor, während Muñoz Molina Spanier ist. Zudem spielt der Jazz in beiden Werken eine völlig unterschiedliche Rolle. Bei „Rayuela“ werde ich mich im Laufe dieser Arbeit lediglich auf die Kapitel 10-18 beziehen, da hauptsächlich diese im Bezug auf den Jazz eine signifikante Rolle spielen.
Der Roman „El invierno in Lisboa“ spielt in der Welt des Jazz. Die gesamte Handlung ist hier vom Jazz durchwoben und der Jazz wird nicht wie bei „Rayuela“ in nur einigen wenigen Kapiteln erwähnt.
Ich beginne meine Arbeit mit einer kurzen Einführung zu den beiden Autoren, um ihre Werke besser einordnen zu können und somit auch eine Grundlage zu erhalten. Anschließend an diese Kapitel versuche ich darzustellen, welche Beziehung die Autoren zum Jazz haben bzw. gehabt haben, um dadurch vielleicht ihre Werke aus einer anderen Perspektive betrachten zu können.
Das Kapitel 4 benutze ich, um die Merkmale des Jazz hervorzuheben, die ebenfalls eine nicht unwesentliche Rolle in den beiden untersuchten Romanen spielen. Somit fällt es hoffentlich leichter, gewisse Stimmungen, die beim Lesen auftreten können, zuzuordnen.
Im 5. Kapitel geht es darum theoretische Überlegungen zur Strukturverwandtschaft von Musik und Literatur zu beschreiben. Hier habe ich mir die Frage gestellt, welche Anknüpfungspunkte Musik und Literatur überhaupt haben, und ob es Komponenten gibt, die sowohl die Musik als auch die Literatur gemeinsam haben und sich somit ähnlich sind. Bezugnehmend auf Muñoz Molinas Aufsatz „El jazz y la ficción“ habe ich dann die wichtigsten Gemeinsamkeiten versucht herauszuarbeiten, die er zwischen Jazz (bzw. Musik im Allgemeinen) und Literatur herstellt.
Kapitel 5 und 6 gehen dann auf die eigentliche Aufgabe dieser Arbeit ein, indem sie die Rolle des Jazz zunächst in „Rayuela“ deutlich machen wollen und anschließend in gleicher Weise mit dem Roman „El invierno en Lisboa“ verfahren.
2. Zu den Autoren Julio Cortázar und Antonio Muñoz Molina
Der argentinische Schriftsteller Julio Cortázar gehört mit seinen vom Surrealismus beeinflussten phantastischen Erzählungen und Romanen gehört er zu den bedeutendsten Autoren der lateinamerikanischen Literatur.
Cortázar wurde am 26. August 1914 in Brüssel geboren. Zunächst Gymnasiallehrer, war er bis 1946 als Literaturprofessor in Mendoza tätig. 1951 ging er als Übersetzer nach Paris. Im selben Jahr erschien sein erster, von Pablo Neruda hochgelobter Erzählband „Bestiario“, dessen Geschichten noch stark von Borges beeinflusst sind.[1]
War in „Los premios“ (1960) noch eine stringente Erzählhandlung auszumachen, so setzte Cortázar in „Rayuela“ auf ein konsequent experimentelles Schreiben, das die Geschlossenheit der Romanwelt sprengen will. In einer dem Erzähltext voranstehenden „Gebrauchsanweisung“ wird dieser spielerische Aspekt des Werkes unterstrichen: Mit dem Hinweis darauf, dass der Leser manche Kapitel „getrost beiseite lassen" könne, gibt der Erzähler seine Organisatorenrolle auf und bezieht den „Leser-Komplizen" in den Schöpfungsprozess des Buches mit ein. Wie beim Kinderspiel Himmel und Hölle soll der Rezipient sich – gleichsam von Kapitel zu Kapitel hüpfend – durch ein Gerüst von Handlungsvorschlägen lavieren. Affinitäten zum Nouveau roman sind offensichtlich[2].
Der spanische Schriftsteller Antonio Muñoz Molina 1956, genau 40 Jahre nach Cortázar, in Andalusien geboren und studierte zunächst neben Kunstgeschichte auch Journalismus in Madrid. Er arbeitete als Verwaltungsbeamter und Journalist. 1986 wurde er durch seinen Roman „Beatus Ille“ bekannt. Sein Werk „El invierno en Lisboa“ wurde 1987 mit dem Premio de la Critica und dem Premio Nacional de Literatura ausgezeichnet. Außerdem wurde „El invierno de Lisboa“ durch Pilar Miró verfilmt.
Derzeit verfolgt der neunundvierzigjährige Antonio Muñoz Molina wieder seine Karriere als Journalist, lebt in Granada und schreibt wöchentliche Beiträge für die spanische Zeitung „El País“.
Antonio Muñoz Molina behandelte in seinen Romanen die verschiedensten Themen. In „El dueño del secreto“ (1998), beschreibt er beispielsweise die Situation Spaniens gegen Ende des Francoregimes, während „Los misterios de Madrid“ (1999) eine Parodie auf den Kriminalroman ist, um nur zwei Beispiele für die Vielseitigkeit von Muñoz Molina zu nennen.
Der Roman „El invierno en Lisboa“ ist eine Verbindung aus Krimi und Liebesgeschichte und gilt als Hommage an den Film und die Jazzmusik. Er wurde mit zwei Preisen[3] ausgezeichnet und in Spanien als Ereignis gefeiert.
3. Die Beziehung der Autoren zur Jazzmusik
Es ist wohl kein Geheimnis, dass Cortázar eine Leidenschaft für den Jazz empfand und diesen allen anderen Musikstilen vorzog.
Das er Gefallen am Jazz gefunden hatte, bestätigte Cortázar in folgender Aussage:
“su importancia se encuentra en la manera en que puede salirse de sí misma… permitiendo todos los estilos, ofreciendo todas las posibilidades, cada uno buscando su vía. Desde ese punto de vista está probada la riqueza infinita del jazz; la riqueza de la creación espontánea, total… cada músico crea su obra, es decir que no hay un intermediario, no existe la mediación de un intérprete… la improvisación, una creación que no está sometida a un discurso lógico y preestablecido sino que nace de las profundidades…”.[4]
Cortázar übte schon als kleines Kind am Klavier und lernte später dann die Klarinette zu spielen. Er liebte den Jazz schon sehr früh, die typisch südamerikanische oder argentinische Musik dagegen mochte er nicht so gerne. Erst als er in Europa lebte, lernte er den Tango und andere südamerikanische Musik zu schätzen.
"Los negros de allá, de Norte América, le gustaban. Los tangos, esas cosas nuestras, no."[5]
In einem Interview wurde Cortázar einmal gefragt, seit wann er sich denn für den Jazz interessiere. Seine Antwort war die folgende.
”No lo sé exactamente, pero creo que no tengo casi recuerdos sin jazz. Yo nací en 1914 así que, cuando era chico, asistí al nacimiento de la radio... no había discos de jazz todavía. En esa época se escuchaba en la radio, en Argentina, tangos, música clásica o música popular hasta que un día, -yo tendría diez años- escuché por primera vez un fox trot y fue mágico para mí. Dos o tres años después, descubrí a Jelly Roll Morton y más tarde, a Louis Armstrong y a Duke Ellington. Durante mucho tiempo ellos fueron mis músicos de jazz preferidos.”
Auf die Frage, ob der Jazz seine Werke beeinflusst habe, antwortete er knapp mit:
“Sí, mucho. Me enseñó cierto swing que está en mi estilo e intento escribir mis cuentos, un poco como el músico de jazz enfrenta un take, con la misma espontaneidad de la improvisación.” [6]
Warum Muñoz Molina sein Werk auf den Jazz hin konzentrierte, ist eine Frage, die mir nicht wirklich gelungen ist zu beantworten. Seine Liebe zur Musik und zum Jazz muss man somit als gegeben hinnehmen. Was über ihn allerdings bekannt ist, ist, dass er z.B. in Granada monatliche Auftritte im Auditorio Manuel de Falla organisierte und später dem Club de Jazz de Granada vorstand.[7]
4. Wesentliche Merkmale des Jazz
Der Jazz entstand etwa um die Jahrhundertwende in den Südstaaten der USA, wo schwarze Sklaven ihre verschiedenen Musiktraditionen mischten und entwickelte sich seitdem vor allem in den USA. Erst nach dem 2. Weltkrieg wurde er auch in anderen Ländern bekannt. Seine Elemente sind hauptsächlich afrikanisch-amerikanische und europäisch-amerikanische. Die persönliche Freiheit war für alle Stilrichtungen des Jazz konstitutiv und machte ihn totalitärem Denken verdächtig. Die Jazzmusik war daher auch eine geeignete Möglichkeit, eine oppositionelle Haltung zu demonstrieren – zumindest dort, wo es nicht, wie unter dem Faschismus, lebensgefährlich war.
Eine Definition des Jazz gibt es nicht, dazu hat sich der Jazz im Laufe seiner Geschichte zu stark verändert und in zu viele Stilrichtungen aufgespaltet. Typisch für den Jazz ist jedoch, dass er meistens von individuellen Spielweisen geprägt wird, d.h. die Musik wird von einer Persönlichkeit entwickelt und auch gespielt, was wiederum bedeutet, dass Komposition und Interpretation zusammenfallen. Somit kann man jeden bedeutenden Jazzmusiker schon nach wenigen Takten an seiner Art der Improvisation oder seiner Spielweise erkennen.
Der Selbstausdruck des Interpreten, sein Charakter und seine „Message“ stehen im Mittelpunkt einer Jazz-Darbietung.
[...]
[1] vgl. Microsoft Carta Enzyklopädie, Thomas Köster : Cortázar Julio.
[2] ebd.
[3] 1987 erhielt er den Premio de la Crítica und den Premio Nacional de Literatura
[4] zitiert nach: http://ezioneyramagagna.blogspot.com/2005/08/el-arma-secreta-de-cortzar-acerca-del.html
[5] http://www.sololiteratura.com/cor/eldeljazz.html
[6] Interview auf: http://www.geocities.com/juliocortazar_arg/jazzbox.htm
[7] http://www.vanroode.com/usuarios/guia/musi3.html