Leseprobe
Inhaltsverzeichnis:
1.Einleitung.
2.Überlegungen vor dem Praktikumsbeginn
3.Profil der Praktikumsschule
3.1.Die Schule, Schulorganisation und Schulleben
3.2.Die Klassenräume
3.3.Das Kollegium
3.5.Eltern, Schülerschaft und Praktikumsklasse
4.Beobachtungen während des Praktikums
4.3.Der Unterricht
4.2.Lehrerpersönlichkeiten und Verhalten
4.3.Eigene Erfahrung in der Schülerbetreuung
5.Praktikumsprojekt
5.1.Problem und Zielsetzung
5.2.Definition jahrgangsübergreifendes Lernen und theoretischer Hintergrund
5.3.Vorteile des jahrgangsübergreifenden Lernens laut Literatur
5.4.Voraussetzung für jahrgangsübergreifendes Lernen
5.5.Datenerhebung und methodisches Vorgehen
5.5.1.Schülerbefragung
5.5.2.Lehrerinterviews
5.6.Ergebnisse
5.7.Zusammenfassung und Schlussfolgerung
6.Abschließende Reflexion zum Praktikum
7.Literaturverzeichnis
Einleitung:
In meinem vorliegenden Praktikumsbericht werde ich meine Erfahrungen und Beobachtungen aus meinem Schulpraktikum an der Grundschule im Bezirk schildern.
Während meines Praktikums hat sich für mich die Frage nach der Sinn- und Zweckmäßigkeit von jahrgangsübergreifendem Lernen und jahrgangsübergreifenden Klassenverbänden aufgetan. Daher habe ich mich entschlossen als Forschungsthema den Anspruch, den jahrgangsübergreifendes Lernen in der Theorie hat, mit dem Resultat und den Auswirkungen im Schulalltag zu vergleichen. Mein Projektthema habe ich deswegen als „Jahrgangsübergreifendes Lernen - Theorie und Praxis“ formuliert. Ich halte diese Fragestellung zudem auch als sinnvoll, da vermehrt Schulen jahrgangsübergreifendes Lernen und jahrgangsübergreifende Klassenverbände einführen.
Vorab werde ich jedoch im ersten Teil meines Praktikumsberichtes beschreiben, mit welchen Erwartungen ich mein Schulpraktikum angetreten habe und welche Ziele ich hatte (S.2-4).
Danach möchte ich kurz ein paar allgemeine Bemerkungen zu der Schule, dem dortigen Kollegium und der Schülerschaft, sowie der Schulorganisation und den Einrichtungen des Schulgebäudes und der Klassenräume machen, also zu den Rahmenbedingungen meines Praktikums und dem Profil der Praktikumsschule (S.5-6).
Der letzte Abschnitt des ersten Teils meines Praktikumsberichtes wird sich dann mit meinen Beobachtungen im Schulalltag während meines Praktikums befassen. Hier werde ich meine Erfahrungen, die ich während des Unterrichts gesammelt habe, schildern. Außerdem werde ich hier die Art, wie Unterricht gemacht wurde und die Lehrerpersönlichkeiten, deren Lehrerverhalten, sowie das Verhalten der Schüler im Unterricht beschreiben (S.7-8). Dieser Abschnitt ist wichtig, da ich durch meine Beobachtungen im Unterricht auf die Forschungsfrage für mein Praktikumsprojekt gekommen bin.
Im zweiten Teil meines Berichtes werde ich dann mein Praktikumsprojekt und die Fragestellung, mit der ich mich während meines Praktikums befasst habe, vorstellen. Hier wird es dann, wie eingangs bereits erwähnt, darum gehen zu untersuchen, ob jahrgangsübergreifendes Lernen den Ansprüchen, die es in der Theorie erhebt, in der Praxis gerecht wird. Ich werde dabei kurz vorab das Problem und die Zielsetzung umreißen. Danach werde ich jahrgangsübergreifendes Lernen und den theoretischen Hintergrund beschreiben, sowie die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Umsetzung in die Praxis. Im Zuge meines Praktikumsprojektes habe ich Daten erhoben bezüglich jahrgangsübergreifendem Lernen.
Ich habe eine Schülerbefragung durchgeführt und die Klassenlehrerinnen interviewt. Die Ergebnisse meiner Datenerhebung werde ich in Relationen setzen zu den Ansprüchen, die an jahrgangsübergreifendes Lernen gestellt werden, um daraus abschließend zu versuchen, eine Schlussfolgerung zu ziehen (S.9-21).
Am Ende meines Berichtes werde ich noch einmal mein Praktikum resümieren, um zu überlegen, in welcher Weise meine Erwartungen und die Ziele, mit denen ich ins Praktikum gegangen bin, erfüllt worden bzw. nicht erfüllt worden sind (S.22-25).
Im Literaturverzeichnis habe ich die Quellen angegeben, aus denen ich mich über jahrgangsübergreifendes Lernen informiert habe.
Überlegungen vor dem Praktikumsbeginn:
Da meine eigene Grundschulzeit schon eine geraume Weile her ist hatte ich nur eine vage Vorstellung davon, wie mein Schulpraktikum werden würde. Hauptsächlich konzentrierten sich meine Überlegungen darauf, welches Forschungsthema ich mir aussuchen würde.
In meiner Schulzeit war ich oft eher damit beschäftigt, den Unterricht zu stören und rumzualbern und daher hatte ich mir als Praktikumsprojekt überlegt, ebensolche Schüler und Schülerinnen zu beobachten und ein Soziogramm zu erstellen, über deren Beziehungen zueinander und der Hierarchie unter ihnen. Ich wollte untersuchen, aus welchem Grund Schüler und Schülerinnen auffällig werden und welche sozialen Hintergründe sie haben. Außerdem wollte ich die Lehrer-Schüler Beziehungen beobachten, also welche Schüler oder Schülerinnen bei den Lehrern besonders beliebt sind und wie das mit dem erstellten Soziogramm in Relation gesetzt werden könnte.
Nachdem ich mich aber über meine Praktikumsschule genauer informiert hatte, war der Aspekt der hier praktizierten Montessoripädagogik und besonders das jahrgangsübergreifende Klassensystem auch interessant für mich, da ich so etwas aus meiner eigenen Schulzeit nicht kenne. Wir hatten früher ausschließlich Frontalunterricht in jahrgangshomogenen Klassen. Daher hatte ich überhaupt keine Vorstellung davon und war gespannt, wie das in der Praxis aussehen würde.
Eine weitere Überlegung war noch zu beobachten, wie Kinder mit Migrationshintergrund von den Mitschülern in den Klassenverband integriert werden und wie deren Beziehungen zu den Lehrern und Lehrerinnen sind.
Dies zu untersuchen hätte sich für mich angeboten, weil ich selber Deutsch-Türke bin und daher in meiner Schulzeit Erfahrung damit gemacht habe. Ich hatte zum Beispiel früher in meiner Schulzeit das Gefühl, mehr Leistung bringen zu müssen, um dieselbe Anerkennung und Aufmerksamkeit der Lehrer und Lehrerinnen zu bekommen, die deutsche Schüler und Schülerinnen mit weniger Leistung bekamen. Außerdem kamen auch hin und wieder ausländerfeindliche Bemerkungen von den deutschen Mitschülern, die zwar meistens als Witz getarnt waren, aber trotzdem dazu geführt hatten, dass ich letztendlich meine Zeit lieber mit Schülern und Schülerinnen mit dem gleichen oder ähnlichem Hintergrund verbracht hatte.
Ich wollte beobachten, ob es den Schülern und Schülerinnen mit Migrationshintergrund heutzutage ähnlich geht oder ob unterschiedliche Herkünfte mittlerweile keine Rolle mehr spielen.
Bis zu meinem Praktikumsbeginn habe ich mir dann überlegt, aus diesen unterschiedlichen Gedanken und Ansätzen ein kombiniertes Thema zu erarbeiten. In meinem Praktikumsprojekt wollte ich zum Beispiel ein Soziogramm erstellen und es dann auf den Background der Schüler und Schülerinnen und auch auf das jahrgangsübergreifende Klassensystem beziehen.
Warum daraus dann schließlich nur die Untersuchung zu dem jahrgangsübergreifenden Klassensystem geworden ist, werde ich noch unter dem Punkt vier meines Berichtes schildern. Ich möchte aber kurz noch vorab meine Praktikumsschule und ihre wesentlichen Besonderheiten beschreiben.
Profil der Praktikumsschule:
Die -Schule in ist eine Halbtagsgrundschule die 1991 gegründet wurde. Dort werden circa 300 Schüler und Schülerinnen von ungefähr 30 Lehrern und Lehrerinnen unterrichtet und dort wurde auch in erstmalig eine Jahrgangsmischung in Klassenverbänden eingeführt. Jede Klasse besteht immer im Schnitt aus 24 Schülern und Schülerinnen und wird von 2-3 Klassenlehrerinnen beziehungsweise Klassenlehrern unterrichtet. Die Besonderheit dieser Schule ist neben den jahrgangsübergreifenden Klassenverbänden die Arbeit auf der Grundlage der vorher erwähnten Montessoripädagogik.
Die Montessoripädagogik ist eine kinderfreundliche und die individuelle Leistungsfähigkeit der Kinder unterstützende Form der Pädagogik. Unterrichtet wird mit besonderen, von Maria Montessori entwickelten Arbeitsmaterialien, die den Unterricht zu einer Art Spiel werden lassen und die die zu lernenden Unterrichtsstoffe durch Symbole, Farben und praktische Übungen verdeutlichen sollen.
Zur Montessoripädagogik gehört außerdem noch die Freiarbeit, die eigentlich jeden Tag zwei Stunden umfassen soll und in der jedes Kind selbständig die Arbeit wählen soll, mit der es sich in dieser Zeit befassen will. Die Kinder können auch wählen, ob sie in dieser Zeit in Gruppen oder lieber alleine arbeiten möchten, sie können das Tempo, mit dem sie an bestimmten Sachen arbeiten wollen, bestimmen, sowie die Dauer, mit der sie sich mit etwas beschäftigen wollen.
Die Lehrer und Lehrerinnen sind in dieser Zeit ausschließlich als eine Art Moderatoren dabei. Sie geben den Kindern Anweisungen, wie zum Beispiel mit den unterschiedlichen Montessorimaterialien gearbeitet wird, beobachten die Kinder und geben Orientierungshilfen.
Dazu kommt noch die Projektarbeit, die auch jeden Tag stattfindet. Hier wird das Thema von der Lehrern und Lehrerinnen vorgegeben und die Kinder arbeiten selbständig an diesen Themen und fertigen einen Projektordner an, der dann von den Lehrern und Lehrerinnen durchgesehen und bewertet wird. Die Kinder haben an zwei Tagen der Woche Sportunterricht in jahrgangsgemischten Klassen in einer Sporthalle in der Nähe der Schule. Der Naturwissenschaftsunterricht, Englischunterricht, sowie der Schwimmunterricht finden jedoch in jahrgangsgleichen Klassen statt.
Zusammengefasst ist zu bemerken, dass viel Wert darauf gelegt wird, dass die Kinder selbständig arbeiten und möglichst auch an Dinge herangeführt werden, die ihr Interesse wecken. Für die Montessoripädagogik ist es daher durch das Maß der selbständigen Arbeit der Kinder und der moderierenden Rolle, die der Lehrer oder die Lehrerinnen dabei einnehmen, eine sinnvolle Voraussetzung, bzw. unumgänglich, die Klassen in einem jahrgangsübergreifendem System zu organisieren, damit die Schüler sich gegenseitig helfen können.
Hauptaugenmerk wird bei dieser Art der Erziehung auf die Mitbestimmung der Kinder gelegt. Entscheidungen werden diskutiert und abgestimmt. Die Kinder haben zum Beispiel auch die Schulordnung der Schule mitbestimmt.
Dass die Kinder mitbestimmen, merkt man auch an der Einrichtung der Klassenräume. Hier sind die Kinder selber am Gestalten und Einrichten. Die Klasse, in der ich Praktikum gemacht habe, mochte zum Beispiel den Teppich nicht, der im Klassenraum ausgelegt war und daher haben sie ihn zusammengerollt und in die Ecke gestellt. Es wird auch von den Kindern bestimmt, welche Bilder an die Wände gehängt werden sollen.
Die Klassenräume sind meistens eingeteilt in drei Gruppentische, an denen sechs Kinder sitzen können. Es gibt dazu noch mehrere einzelne Schulbänke, an denen jeweils zwei Kinder sitzen können. In einem von der Sicht abgetrennten kleinen Bereich werden Störenfriede gesetzt.
Das Kollegium der Schule besteht, wie bereits weiter oben erwähnt, aus circa 30-35 Lehrern, die überwiegend weiblich sind. Ich habe dort in meiner Praktikumszeit nur zwei männliche Lehrer gesehen. Die Lehrerinnen meiner Praktikumsklasse waren überzeugt von der Montessoripädagogik und dem jahrgangsübergreifenden Klassensystem. Bei näheren Fragen zu ihrem Beruf und ihren Motivationsgründen für diese Arbeit kamen meistens Antworten wie „Ich wollte schon immer mit Kindern arbeiten und sie fördern!“. Sie waren also ziemlich idealistisch eingestellt.
Die Schülerschaft selber setzt sich zusammen aus einer Hälfte von Kindern, deren Eltern aufgeschlossen und informiert sind und die ihre Kinder gerade wegen der Montessoripädagogik an diese Schule schicken. Die Eltern dieser Kinder sind genauso idealistisch wie die Lehrerinnen und ihre Kinder kommen gut im Unterricht mit und beteiligen sich auch an den Diskussionen und den Entscheidungen. Teilweise machen die Eltern dieser Kinder den Lehrerinnen das Leben ein wenig schwer, weil sie zu viele Verbesserungsvorschläge einbringen und vieles bemängeln. Sie sind sozusagen ein bisschen überengagiert.
Die andere Hälfte der Kinder, vornehmlich die mit Migrationshintergrund, aber hat Eltern, denen es nicht bekannt und bewusst ist, was dieser Schule wichtig erscheint und was ihre Besonderheiten sind. Sie denken, die -Schule ist eine Grundschule wie jede andere. Nach Aussagen der Lehrerinnen sind die Eltern dieser Kinder selten bei Elternabenden anzutreffen und melden sich bei Abstimmungen über Entscheidungen auch nicht zu Wort.
In meiner Praktikumsklasse waren beide Hälften ausgewogen vorhanden, wobei sich aus der Hälfte der Kinder mit Migrationshintergrund vorwiegend die Problemschüler und Problemschülerinnen rekrutierten. Meine Praktikumsklasse war jedoch an dieser Schule ein Sonderfall bzw. eine sogenannte Chaosklasse, weil der Anteil der Integrationskinder mit fünf Schülern und Schülerinnen besonders hoch war. Daher war auch der Unterricht in dem jahrgangsübergreifenden Klassenverband und mit der Montessoripädagogik eine Herausforderung. Die Integrationskinder waren teilweise nur für Sekunden konzentriert und haben den Rest der Zeit herumgetollt und versucht, die anderen Kinder abzulenken, während diese mit Freiarbeit oder Projekten beschäftigt waren. Dadurch wurde die Arbeit der Lehrerinnen natürlich nervenaufreibend, da sie mehr dafür sorgen mussten, die Ordnung herzustellen und weniger als Orientierungshilfen und Moderatorinnen tätig sein konnten, wie es im Sinne der Montessoripädagogik gewesen wäre. Der Grad der Störung durch auffällige Kinder ging in meiner Praktikumsklasse sogar so weit, dass gar keine Freiarbeit mehr stattfand, weil die meisten Kinder auch durch den Einfluss der Problemschüler und Problemschülerinnen Freiarbeit an wichtigen, relevanten Themen mit Freiarbeit an ihren eigenen Hobbys verwechselten.
Die Integrationskinder waren zum Teil sehr lerngestört und hatten zuzüglich noch schwierige Elternhäuser, die auf Erziehung und Bildung keinen großen Wert gelegt haben. So musste ein Integrationskind zum Beispiel regelmäßig nach den Sommerferien wieder alphabetisiert werden, weil es in den Ferien alles im Schuljahr Gelernte wieder vergessen hatte. Das waren natürlich alles doppelte Belastungen für die Lehrerinnen, die dadurch auch mit den anderen Kindern weniger arbeiten konnten.
Die Zusammensetzung der Schülerschaft hat sich daher wesentlich auf den Unterricht und das Verhalten der Lehrerinnen ausgewirkt und meine Beobachtungen diesbezüglich schildere ich unter dem nächsten Punkt.
Beobachtungen während des Praktikums:
Während meiner sechzig Praktikumsstunden habe ich mir den Englischunterricht, den Mathematikunterricht, den Deutschunterricht, sowie den naturwissenschaftlichen Unterricht angeguckt. Mathematik und Deutsch wurden in jahrgangsgemischten Klassen unterrichtet und Englisch und Naturwissenschaft fanden in jahrgangsgleichen Klassenverbänden statt. Jeden Morgen wurden in einem Stuhlkreis die Aufgaben für den Tag besprochen und Themen, die auf der Tagesordnung waren, wie zum Beispiel anstehende Ausflüge, Anmeldungen und ähnliche Sachen. Hier wurden auch Konflikte der Kinder untereinander angesprochen und sie wurden dazu aufgefordert, durch Diskussionen diese beizulegen und sich zu vertragen. Diese Umgehensweise fand ich beeindruckend, da den Kindern dadurch Mitbestimmung, Diskusssionsfreudigkeit und eine gute Art Aufgaben und Probleme zu lösen vermittelt wird.
Der Unterricht selber jedoch hatte, bis auf den Mathematikunterricht und teilweise den Deutschunterricht, nicht sehr viel spezifisch Montessoripädagogisches oder modernes. Der Englischunterricht zum Beispiel fand vorwiegend nach Arbeitsbuch statt. Die Kinder sollten Texte aus dem Arbeitsbuch lesen, vervollständigen oder besprechen. In den Wochen, in denen ich anwesend war, wurden gerade die Präpositionen durchgenommen. Der Unterricht lief immer nach einer gewissen Routine ab. Jeden Morgen sollte ein Kind, das die Lehrerin aufrief, das Datum sagen und wie das Wetter war. Danach wurden dann im Frontalunterricht die Aufgaben aus dem Arbeitsbuch bearbeitet. Einmal hat die Lehrerin jedoch eine Art Lernen an Stationen durchgeführt, bei dem in der Mitte des Raumes mehrere Aufgaben auslagen und die Kinder sich Aufgaben aussuchen konnten, um sie dann in der Gruppe oder alleine zu bearbeiten. Meiner Meinung nach ging das aber etwas daneben, weil die Klasse die ganze Zeit über unruhig war und mit den gestellten Aufgaben nicht vorankam. Ich bin in dieser Zeit von Tisch zu Tisch gegangen und konnte beobachten, dass die Schüler sich gar nicht lange genug auf die Aufgaben konzentrieren konnten, weil sie sich gegenseitig abgelenkt haben. Nur wenn die Lehrerin vorbeikam wurde kurz für ein paar Minuten gearbeitet, um dann wieder in Gespräche zu versinken. Dies ist auch wahrscheinlich der Grund, warum die Lehrerin von solchen Aufgabenstellungen im Allgemeinen abgesehen hat und Frontalunterricht machte.
Der naturwissenschaftliche Unterricht, der auch in jahrgangsgleichen Klassenverbänden stattfand, lief im Prinzip nach demselben Schema im Frontalunterricht ab. Die Kinder sollten Texte zum Beispiel über Arten der Energiegewinnung durch Gas, Öl oder Wasserkraft vervollständigen, nachdem sie vorab Informationen darüber bekommen hatten.
Im Deutschunterricht, der in jahrgangsgemischten Klassen stattfand wurden dann Elemente der Montessoripädagogik eingebaut und es war ein verhältnismäßig kreativer Unterricht, da auch die Lehrerin engagiert und erfahren war. Die Wortarten zum Beispiel wurden nach Montessoripädagogik durch geometrische Figuren gelernt. Ein Dreieck steht dann für ein Substantiv, während Verben als Kugeln gelernt werden. Das hat den Hintergrund, dass die Kinder gleich dabei lernen, dass die Verben als Kugeln durch den Satz „rollen“, also an verschiedenen Stellen im Satz stehen können und die Substantive dagegen immer an einer bestimmten Stelle stehen. Die Kinder können dann mit geometrischen Figuren Sätze konstruieren. Ich halte diese Art Wortarten zu lernen zwar nicht für sinnvoll, aber die Lehrerin meinte, dass die Kinder dadurch verhältnismäßig schneller lernen und weniger Fehler machen würden.
Mathematik wurde auch in jahrgangsgemischten Klassen unterrichtet und hatte schon wesentlich mehr Elemente der Montessoripädagogik.
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