Die negative Veränderung der Situation der Frau in der Erwerbstätigkeit vom dritten Reich bis zur Gründungszeit der Bundesrepublik Deutschland

Zwischen Selbstverwirklichung, Anforderungen und Druck der Gesellschaft


Seminararbeit, 2009

16 Seiten, Note: 1.0


Leseprobe


1. Einleitung

Die 50er Jahre also die Gründungszeit der Bundesrepublik Deutschland waren eine ereignisreiche Zeit. Die Gesellschaft durchlief bis dahin einen Wandel von totalitärer Unterdrückung und Unselbstständigkeit, zu einer an Konsum orientierten Wirtschaftsmacht. Im Zentrum dieser Entwicklung stand, wie in den meisten Gesellschaften, die Familie. Gerade in den 50er Jahren war die Diskrepanz zwischen dem Wirtschaftswunder (der neuen Technik und dem neu erworbenen Luxus) und dem Zurücktasten zu Altvertrauten in der Familie (autoritäre Wertmuster in Ehe und Familie) enorm.[1] Meine Hausarbeit hebt in diesem Zusammenhang die Situation der Frau in diesem Gefüge hervor. Sie stand im Zwiespalt zwischen der sich reformierenden Wirtschaftsmacht und den traditionellen Verhaltensmustern und Denkweisen der Gesellschaft, als Zentrum der Kleinfamilie und war somit im höchsten Maße betroffen.

Meinen Schwerpunkt lege ich jedoch auf die negative Veränderung der Situation der Frau in der Erwerbstätigkeit in der Zeit vom Dritten Reich bis zur Gründungszeit der Bundesrepublik. Ich werde hierbei verdeutlichen, dass sich gerade durch die weibliche Erwerbstätigkeit die Rolle der Frau in der Gesellschaft und deren Wandel verkörpern lässt. Denn die Veränderungen in der weiblichen Erwerbstätigkeit spiegeln immer auch den Wandel in Wirtschaft und Gesellschaft wieder. Die Frauen stehen hierbei zwischen eigener Selbstverwirklichung und dem Druck der Gesellschaft. Dieses werde ich im Verlauf meiner Hausarbeit anhand von Belegen verschiedener Autoren verdeutlichen.

Um die Veränderung der Situation der Frau erfassen zu können, werde ich im ersten Teil meiner Hausarbeit kurz auf die Rolle der Frau im Dritten Reich eingehen und mich dann mit der tief greifenden Nachkriegszeit, mit ihren lebensmutigen ,,Trümmerfrauen’’ befassen. Im Zentrum meiner Hausarbeit steht jedoch die erwerbstätige Frau der 50er Jahre. Die Ansicht der Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sowie die Gesetzeslage jener Zeit spielt hierbei eine nicht unwesentliche Rolle. Am Ende meiner Hausarbeit werde ich dann einen kleinen Einblick in die Situation der Frau in den 50er Jahren in Braunschweig geben, die eigentlich im Zentrum meiner Hausarbeit stehen sollte, aufgrund des Mangels an Literatur, nicht weiter hervorgehoben werden konnte, um dann durch mein Fazit zum Schluss zu gelangen.

2. Die Veränderung der Situation der Frau vom Dritten Reich bis zur Gründungszeit der Bundesrepublik Deutschland anhand der Erwerbstätigkeit

2.1 Die Situation der Frau im Dritten Reich

Im Dritten Reich war die Familie, zur Durchsetzung der rassen- und gesellschaftspolitischen Ziele, von enormer Wichtigkeit.[2] Der Mann bildete hierbei das Oberhaupt und den Ernährer.[3] Im Zentrum stand jedoch die Ehefrau und Mutter. Für Hitler zählten die Frauen zu seinen treusten Gefolgsleuten.[4] Dies begründete er mit dem Argument, dass für ihn die arische und gesunde Mutter die wichtigste Staatsbürgerin sei.[5] Die Wahrung der eigenen „Rasse“ und damit die erhoffte ansteigende Geburtenrate von „arischen“ Kindern stand für ihn mit im Zentrum des politischen Geschehens.[6] Die NSDAP-Ideologie sprach sich ganz entschieden gegen die Frauenemanzipation aus. Auch die Erwerbstätigkeit der Frau wurde als etwas Beschämendes angesehen. „Frauen hätten in jener Zeit um politische Macht, Berufe und Geld konkurriert und ihre eigentlichen Aufgaben und Pflichten als Mutter jedoch darüber vernachlässigt.“[7] Politiker wie Joseph Goebbels (Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda) erklärten in diesem Zusammenhang in der Öffentlichkeit: „… Den ersten, besten und für sie gemäßen Platz hat die Frau in der Familie und die wunderbarste Aufgabe, die sie erfüllen kann, ist die, ihrem Land und Volk Kinder zu schenken![8] Die einzigen beruflichen Tätigkeiten die Frauen hätten ausüben können, waren ehrenamtliche Arbeit oder Tätigkeiten in NS-Massenorganisationen wie der „Frauenschaft“, dem „deutschen Frauenwerk“ oder auch dem „BDM“ (Bund deutscher Mädel).[9] Die Frauen widersetzten sich diesem Leitbild nicht, sahen sie sich doch selbst als wichtigen und elementaren Teil der Gesellschaft und nahmen dieses Bild gerne an.[10]

2.2 Leben der Frau in der Nachkriegszeit

In der Nachkriegszeit(1945-1949) folgte dann eine Zeit des Mangels, der Armut und harter Arbeit.[11] Die meisten Überlebenden empfanden das Ende des Krieges als Demütigung und Niederlage[12] und selten als Befreiung. Millionen von Menschen hatten durch den Krieg alles verloren und besaßen zum Kriegsende oft nur noch wenig Hab und Gut.[13] Vor allem die Frauen hatten es in dieser Zeit schwer. Sie mussten dafür Sorge tragen, dass die Familie versorgt, gekleidet und ernährt wurde.[14] Viele Frauen verzichteten dabei nicht selten auf ihre eigene Lebensmittelrationen um ihre Kinder versorgt zu wissen.[15] Die Situation wurde jedoch durch den Fakt erschwert, dass fast vier Millionen deutsche Männer im Krieg gefallen waren und sich noch 11,7 Millionen Soldaten in Gefangenschaft befanden.[16] Auf 100 Frauen zwischen 25 und 45 Jahren kamen 1949 lediglich 81 Männer.[17] Aufgrund dessen mussten sich Millionen von Frauen eigenständig um die Versorgung der Familie kümmern. Ziel der Politik war es, die Wirtschaft und somit das Alltagsleben wieder aufzubauen.[18] Im Sommer 1945 verordnete der Alliiertenrat, dass sich alle Männer zwischen 14 und 65 Jahren und alle Frauen, ohne Kinder oder hilfsbedürftige Familienmitglieder, von 15 bis 50 Jahre bei den zuständigen Arbeitsämtern melden sollten.[19] Die massive Differenzierung zwischen weiblicher- und männlicher Erwerbstätigkeit wurde aufgehoben.[20] So kam es immer häufiger vor, dass viele Frauen Beschäftigungen auch im Baugewerbe und Industrie fanden.[21] In diesem Zusammenhang wird heute noch von den so genannten „Trümmerfrauen“[22] gesprochen. Durch den Mangel an Männern mussten viele Frauen selbst mit „anpacken“ und waren somit maßgeblich am Wiederaufbau Deutschlands beteiligt.[23] In den Betrieben arbeiteten die Frauen vor allem in an- und ungelernten Positionen.[24] Die Erwerbstätigkeit der Frau wurde von der Gesellschaft jedoch nur als „Notlösung“ für die vermeintlich bald zurückkehrenden Männer gesehen. Dies führte dazu, dass viele Betriebe die Frauen nicht weiter ausbilden wollten.[25] Die Frauen jener Zeit litten an Hunger, kämpften mit Hilfe der Erwerbstätigkeit um das Überleben der Familien und versuchten mit den physischen und psychischen Schäden des Krieges zu Recht zu kommen. Viele Wissenschaftler sprechen in diesem Zusammenhang von einer „Zwangs-“ oder auch „Notemanzipation“ und

„-Zwangsselbstständigkeit“. Die Frauen kämpften nicht darum in die Erwerbstätigkeit einzusteigen, sondern wurden durch die äußeren Umstände dazu gedrängt.

3. Die 1950er Jahre

Nach den auf das Minimum reduzierten und gnadenlosen Nachkriegsjahren wurde durch die Währungsreform vom 20. Juni 1948[26] die 50er Jahre eingeleitet. Sie sollte die Konsummöglichkeiten verbessern, doch die wenigsten Menschen konnten dies wahrnehmen, denn die Währungsreform hatte sehr viel Geldumsatz vernichtet und Geldvermögen als Ausgleich für den Staatsbankrott herangezogen.[27] Viele Arbeiter sahen daher in der Wirtschafts- und Währungsreform zunächst eine Verschlechterung ihrer Lebenslage.[28] Doch das oberste Ziel der neuen Regierung war es, Deutschland wieder als eine, im ausländischen Vergleich ernsthafte, Wirtschaftsmacht hervor zu heben. Im Verlauf der 50er Jahre rückten schließlich, im Zuge der Liberalisierung, Konsumgüter in die freie Marktwirtschaft und veränderten die Wirtschaft nachhaltig. Auch in der Erwerbswelt veränderte sich allerhand, denn durch die Verschiebung vom Agrar- zum Dienstleistungssektor wurden viele, vor allem für Frauen in Frage kommende Berufe neu geschaffen.[29] Durch das Wirtschaftswunder jener Zeit wurde der aufkommende Wohlstand und technischer Fortschritt eingeleitet.[30] Das Alltagsleben wurde durch neue Produkte wie Nylon, Plastikfolie und neue Haushaltsgeräte wie Staubsauger, Waschmaschine und Mixer vereinfacht.[31]

[...]


[1] http://www.durchblick-siegen.de/themes/ds/pdf/04_06/seite46.pdf 15.01.2010 14.36Uhr

[2] http://www.uni-giessen.de/~gk1165/seite/ebene1/familie.htm 20.03.2010 16.43 Uhr

[3] Ebd.

[4] Frevert, Ute:Frauen- Geschichte zwischen bürgerlicher Verbesserung und neuer Weiblichkeit.Frankfurt am Main.1986. S.200

[5] Ebd. S. 200

[6] www.freie-schule-prerow.de/.../Handout%20 Frauen %20in%20der%20NS.doc20.03.2010 16.43Uhr

[7] Frevert, Ute:Frauen- Geschichte zwischen bürgerlicher Verbesserung. Frankfurt am Main.1986. S. 200-201

[8] Ebd. S. 201

[9] Ebd. S. 209

[10] http://www.durchblick-siegen.de/themes/ds/pdf/04_06/seite46.pdf 15.01.2010 14.36Uhr

[11] Schwarz, Uta: Wochenschau, westdt. Identität und Geschlecht in den 50er Jahren. Frankfurt am Main.2002 S. 206

[12] Frevert, Ute Frauen- Geschichte zwischen bürgerlicher Verbesserung und neuer Weiblichkeit. Frankfurt am Main.1986. S. 244

[13] Ebd. S. 245

[14] U.a. Dr.Benda,Ernst/Dr. Gitter,Wolfgang/Dr.Anita,Pfaff:Frauen im mittleren Alter.Lebenslagen der Geburtskohorten von 1935bis 1950 in den alten und neuen Bundesländern?.1993. S. 57

[15] Frevert, Ute Frauen- Geschichte zwischen bürgerlicher Verbesserung und neuer Weiblichkeit. Frankfurt am Main.1986. S. 247-248

[16] Ebd. S. 246

[17] http://www.durchblick-siegen.de/themes/ds/pdf/04_06/seite46.pdf 15.01.2010 14.36Uhr

[18] Frevert, Ute Frauen- Geschichte zwischen bürgerlicher Verbesserung und neuer Weiblichkeit. Frankfurt am Main.1986. S. 249

[19] Ebd. S. 249

[20] Ebd. S. 249

[21] Ebd. S. 249

[22] http://www.hdg.de/lemo/html/Nachkriegsjahre/DasEndeAlsAnfang/truemmerfrauen.html 29.03.2010 17.26Uhr

[23] Ebd.

[24] Frevert, Ute Frauen- Geschichte zwischen bürgerlicher Verbesserung und neuer Weiblichkeit. Frankfurt am Main.1986. S. 249

[25] Ebd. S 250

[26] Abelshauser,Werner:Die langen fünfziger Jahre.Wirtschaft und Gesellschaft der Bundersrepublik Deutschland 1949-1966.Düsseldorf.1987 S. 28

[27] Ebd.. S.28

[28] Ebd. S.28

[29] Abelshauser,Werner: Die langen fünfziger Jahre.Düsseldorf.1987. S. 61

[30] U.a. Dr.Benda,Ernst/Dr. Gitter,Wolfgang/Dr.Anita,Pfaff :Frauen im mittleren Alter. Frankfurt am Main.1986. S. 56-57

[31] Abelshauser,Werner: Die langen fünfziger Jahre.Düsseldorf.1987. S. 57

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Die negative Veränderung der Situation der Frau in der Erwerbstätigkeit vom dritten Reich bis zur Gründungszeit der Bundesrepublik Deutschland
Untertitel
Zwischen Selbstverwirklichung, Anforderungen und Druck der Gesellschaft
Hochschule
Technische Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig
Note
1.0
Autor
Jahr
2009
Seiten
16
Katalognummer
V157721
ISBN (eBook)
9783640710539
ISBN (Buch)
9783640710782
Dateigröße
537 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Der Dozent war sehr angetan von der kritischen Beleuchtung des Lebens der Frau vor und während der 50ger Jahre und die unterschwellige Kritik an dem wirtschaftlichen- und politischen System in jener Zeit.
Schlagworte
Fünfziger Jahre, Nachkriegszeit, Wandel der Rolle der Frau, Emanzipation der Frau, Stellung der Frau in der Familie, Erwerbstätigkeit der Frau, Die Situation der Frauen in den fünfziger Jahren
Arbeit zitieren
Nina Falke (Autor:in), 2009, Die negative Veränderung der Situation der Frau in der Erwerbstätigkeit vom dritten Reich bis zur Gründungszeit der Bundesrepublik Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/157721

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