Der Bindung zwischen Eltern und Kind wird in der Entwicklungspsychologie eine wichtige
Bedeutung beigemessen. In diesem Bereich werden bereits im frühkindlichen Alter
Verhaltensweisen festgelegt, die den späteren Umgang des Erwachsenen in der
Interaktion mit anderen Menschen grundlegend und weitreichend beeinflussen.
Der Arzt und Psychoanalytiker John Bowlby (1907 - 1990) gilt als Pionier der
Bindungsforschung. Die von ihm hervorgebrachte Bindungstheorie wurde primär als
klinische Theorie entwickelt, um Formen von emotionalen und Persönlichkeitsstörungen,
einschließlich Angst, Wut, Depression und emotionale Entfremdung, die durch ungewollte
Trennung und Verlust ausgelöst werden zu erklären. Die Bindungstheorie liefert ein
Konzept, um die menschliche Neigung zu erklären, enge emotionale Beziehungen zu
suchen. Dabei versteht man unter Bindung ("Attachment") eine besondere Beziehung
eines Kindes zu seinen Eltern oder Personen, die es beständig betreuen. Somit ergibt sich
ein andauerndes affektives Band zu bestimmten Personen, die nicht ohne weiteres
auswechselbar sind.
Diese Arbeit betrachtet die Bindung eher aus evolutionstheoretischer Sicht. Es soll die
Frage erörtert werden inwiefern die bestehende Bindungstheorie ausreicht um das
Phänomen Homosexualität („same-sex-attachment“), bei dem offenbar ähnliche
Bindungsformen zu bestehen scheinen, zu erklären und inwieweit offene Fragen
bestehen, die bisher noch nicht erforscht wurden. Im Vordergrund steht hierbei demnach
vielmehr die Frage „Weshalb Bindung?“ als die Frage nach dem „Wie“.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Bowlby's Bindungstheorie
- Evolutionstheoretischer Ansatz
- Das Ziel von Evolution nach Dawkins
- Verschiedene Erklärungsansätze
- Bowlby/Ainsworth
- Studie von LeVay
- Cohens Same-Sex-Attraction-Disorder
- Schlussüberlegungen
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht, inwiefern die bestehende Bindungstheorie das Phänomen der Homosexualität erklären kann und welche offenen Fragen bestehen. Im Vordergrund steht dabei die Frage nach dem „Weshalb“ der Bindung aus evolutionstheoretischer Perspektive.
- Die Bedeutung der Bindungstheorie von Bowlby für die menschliche Entwicklung
- Der evolutionäre Hintergrund der Bindung
- Die Erklärungsansätze für Homosexualität im Kontext der Bindungstheorie
- Offene Fragen und Forschungsbedarfe im Bereich der Homosexualität und Bindung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt den Zusammenhang zwischen Bindung und emotionaler Entwicklung dar, beschreibt die Bedeutung der Bindungstheorie und führt die Fragestellung zur Homosexualität ein.
- Bowlby's Bindungstheorie: Die Zusammenfassung erläutert die grundlegenden Prinzipien von Bowlby's Bindungstheorie, die auf Darwins Evolutionstheorie basiert. Dabei wird der Fokus auf die Überlebenssichernde Funktion der Bindung gelegt.
- Evolutionstheoretischer Ansatz: Dieser Abschnitt beleuchtet die evolutionäre Perspektive auf Bindung und thematisiert das Ziel der Evolution nach Dawkins.
- Verschiedene Erklärungsansätze: Die Zusammenfassung präsentiert unterschiedliche Ansätze, die versuchen, das Phänomen der Homosexualität im Kontext der Bindungstheorie zu erklären. Dazu zählen unter anderem die Arbeiten von Bowlby/Ainsworth, LeVay und Cohens „Same-Sex-Attraction-Disorder“.
Schlüsselwörter
Bindungstheorie, Homosexualität, Evolutionstheorie, Same-Sex-Attachment, Überleben des Individuums, Bowlby, Dawkins, LeVay, Cohen, Same-Sex-Attraction-Disorder.
- Citar trabajo
- Stefan Schmid (Autor), 2003, Gleichgeschlechtliche Bindung, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/15808