Jim Jarmusch' Permanent Vacation

Analyse der Exposition unter Rückgriff auf Gilles Deleuze' Taxonomie des Kinos


Trabajo de Seminario, 2010

15 Páginas, Calificación: 1,0


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung zu Jim Jarmusch‘ Permanent Vacation

2. Der beliebige Raum: Leere und Verbindungslosigkeit

3. Die vier Bildtypen der Wiederholungsreihe.

4. Abbildungsverzeichnis
4.1 Kontrastmontage: New York Haupt- und Nebenstraßen (Bilder 1 bis 6)
4.2 Allies Wanderung in den Nebenstraßen (Bilder 7 bis 14)
4.3 Vertikale Montage der Innenräume (Bilder 15 bis 26)

5. Quellenverzeichnis
5.1 Literaturverzeichnis
5.2 Filmverzeichnis/ Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung zu Jim Jarmusch‘ Permanent Vacation

Das Kontrastverhältnis kann kaum größer sein: Während in der verödeten Landschaft der New Yorker Lower Eastside voller zerfallener Häuser und ruinenhafter Straßenzüge eine beklemmende Stille herrscht, pulsiert das Leben einige Straßenzüge weiter in den überfüllten Avenues Manhattans geradezu. Jim Jarmusch‘ Erstlingswerk Permanent Vacation[1] aus dem Jahre 1980 zeigt uns die Welt des 16-jährigen Aloysious Parker, gespielt von Laiendarsteller Chris Parker, der sich ohne Arbeit, festen Wohnsitz und familiären Rückhalt, völlig ziel- und perspektivlos durch die verlassenen Gassen New Yorks treiben lässt und dabei gleichsam eine Art mentale Stadtkarte entwirft. Die Schule hat Allie abgebrochen, seinen Zustand beschreibt er treffend als Permanent Vacation. Ängstlich und Vereinsamt angelt er sich von Moment zu Moment und flüchtet in eine erdachte Vergangenheit, in der er sich als ziviles Opfer eines Krieges begreift. Das Hauptanliegen des Films besteht darin, die seelische Verfasstheit der Hauptfigur in den Mittelpunkt zu rücken. Im Spannungsverhältnis von Gesagtem und Gezeigtem entfaltet die Narration eine melancholische Grundstimmung um den Protagonisten Allie, der sich, wie er im Verlauf mitteilt, in Paris aufhält und von dort aus Schichtweise in Erinnerungsakten ein mentales Bild[2] seines seelischen Befindens entwirft. Im Rahmen dieser Arbeit wird unter Rückgriff auf Gilles Deleuze‘ in seinen beiden Werken Das Bewegungs-Bild Kino 1 und Das Zeit-Bild Kino 2[3] formulierten filmischen Terminologie anhand der Anfangssequenz von Permanent Vacation der Frage nachgegangen, auf welche Art und Weise Allies‘ Angstgefühl und seine Heimatlosigkeit in der audio-visuellen Darstellung seinen Ausdruck findet.

2. Der beliebige Raum: Leere und Verbindungslosigkeit

Zu Beginn der Eröffnungssequenz werden mit Hilfe der Kontrastmontage Einstellungen von New Yorks lebendigen Hauptstraßen (Bild 1, 3 und 5) mit Einstellungen von verlassenen, leeren Nebenstraßen (Bild 2, 4, 6-9) , in denen sich Allie aufhält, gegenübergestellt. Die Aufnahmen der Hauptstraßen sind voller Menschen, alles ist bewegt, hinzu kommen Werbetafeln, Lichter und auf der Tonebene der Klang verfremdeter Schritte, Wortfetzen, Straßenlärm- und Saxophonklänge - allesamt charakteristische Informationen, die dem Ort eine eindeutige Identität verleihen, was auch durch die konventionelle Art der filmischen Auflösung in Totale, (Bild 1) Nahe (Bild 3) und Große (Bild 5) deutlich unterstrichen wird. Dem gegenüber erscheinen die Nebenstraßen im Gegenschnitt karg, verlassen und traurig und lassen im Kontrastverhältnis einen beliebigen Raum entstehen, der nach Gilles Deleuze , wie im Zeit-Bild beschrieben, durch die Leere, Leb- und Verbindungslosigkeit der einzelnen Teile bestimmt ist.[4] [5]

„Die senso-motorische Situation nimmt den Raum eines genau bestimmten Milieus ein, sie setzt eine Aktion voraus, in der sie sich zeigt, oder ruft eine Reaktion hervor die sich an sie anpasst oder die sie verwandelt. Demgegenüber entsteht die rein optische oder akustische Situation in einem „beliebigen Raum“, ob er abgetrennt [déconnecté] oder entleert ist.“[6]

Auch wenn Jim Jarmusch selbst die ungewöhnlichen Kamerapositionen und Bildausschnitte der Szenen mit Allie in den Gassen durch die Produktionsbedingungen und die Fehlenden Drehgenehmigungen begründet und damit auf Improvisation und Zeitdruck verweist,[7] bestätigen die Szenen das Bild des Any-Space-Whatever, wie er in der englischsprachigen Ausgabe genannt wird, und illustrieren auf ungewöhnliche Art und Weise Allies‘ Umherdriften, der in das Bild wankt und immer wieder angeschnitten und in Untersicht aufgenommen in den Bildrahmen hineintritt und wieder herausfällt und damit völlig musterlos und unkonventionell in die Erzählung eingeführt wird. Dennoch wird die Auflösung lebendiger sobald Allie ins Bild (Bilder 7-14) tritt, die Kamera folgt ihm durch den urbanen Raum und gewährt sogar POV-Aufnahmen. Wenn Allie schließlich die Häuserwände mit dem Schriftzug „ALLIE, TOTAL BLAMBLAM!“ ansprüht (Bild 14), gibt dies nicht nur einen Eindruck über sein Befinden, sondern schreibt er sein Territorium gleichsam in den glatten Raum ein.

Gemeinsam haben die beiden kontrastierenden Szenen einen aus Diagonalen aufgespannten zentralperspektivistischen Bildraum, der jeweils links und rechts von Häuserreihen eingerahmt wird und damit die Personen im Bild ausstellt. Neben den beiden Straßenszenen korrelieren auch zwei unterschiedliche Erfahrungsbereiche miteinander. Allie besetzt eine Doppelrolle, indem er einerseits im Filmbild sichtbar agiert, wobei „an die Stelle der Aktion oder der senso-motorischen Situation die Fahrten, das Herumstreifen und das ständige Hin und Her getreten“ ist und andererseits als auktorialer Erzähler aus dem Off spricht und sein Fluchtbedürfnis mitteilt. Somit entspricht Allie sowohl dem erlebenden als auch dem erzählenden Ich, wobei seine Gefühle in erster Linie durch seine Kommentare mitgeteilt werden und das erlebende Ich vielmehr eine motivlose Wanderung im „beliebigen Raum“, in den „Löchern im urbanen Gewebe“[8] unternimmt.

[...]


[1] Permanent Vacation. Regie: Jim Jarmusch, USA 1980

[2] Deleuze, Gilles, Das Bewegungs-Bild. Kino 1, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1997. S. 287.

[3] Deleuze, Gilles, Das Zeit-Bild. Kino 2, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1997.

[4] Deleuze, Kino 2. S. 17.

[5] Vgl. Deleuze, Kino 2. S. 17f.

[6] ebenda

[7] Vgl. Jarmusch, Jim. Permanent Vacation. Cinesthesia Productions Inc., 1980. DVD-Extras: Jim Jarmusch Dokumentation.

[8] Deleuze, Kino 1. S. 278.

Final del extracto de 15 páginas

Detalles

Título
Jim Jarmusch' Permanent Vacation
Subtítulo
Analyse der Exposition unter Rückgriff auf Gilles Deleuze' Taxonomie des Kinos
Universidad
University of Vienna  (Theater-, Film- und Medienwissenschaft )
Curso
Proseminar "Medientheorie" - Kino, Körper, Denken. Die Medien- und Kinotheorie von Gilles Deleuze
Calificación
1,0
Autor
Año
2010
Páginas
15
No. de catálogo
V158209
ISBN (Ebook)
9783656188902
Tamaño de fichero
3682 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Jim Jarmusch, Jarmusch, Gilles Deleuze, Deleuze, Taxonomie, Medientheorie, Filmtheorie, Permanent Vacation, beliebige Raum, Leere, Verbindungslosigkeit, Wiederholungsreihe, Kontrastmontage, Vertikale Montage, Innenräume, Manhattan, Bewegungs-Bild, Kino 1, Kino 2, Film, Filmanalyse, Kino-Bild, Zeit-Bild, Voice Over, Off, Permanent, Vacation, Filmwissenschaft, Medienanalyse, Topografie, Topgraphie, Fotographie, Kamera
Citar trabajo
Thilo Fischer (Autor), 2010, Jim Jarmusch' Permanent Vacation, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/158209

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Título: Jim Jarmusch' Permanent Vacation



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