Das Reich von Mittani, das im 15. Jahrhundert v. Chr. zur dominierenden Macht in Nordmesopotamien aufstieg und dessen Einfluss bis in die Levante reichte, birgt trotz der bis heute rätselhaften Lage seiner Hauptstadt Waššukanni Einblicke in seine kulturelle und künstlerische Welt. Die archäologischen Funde, insbesondere aus der Stadt Nuzi innerhalb des Königreichs Arrapḫa, liefern dabei Informationen über die materielle Kultur dieser Epoche. Neben Privatbauten und einem Tempelbezirk barg Nuzi einen Palast von beachtlicher Größe, dessen Wandmalereien und die Funde aus dem Tempel zu den wenigen gesicherten Zeugnissen der Mittani-Kunst zählen.
Dieser Text versucht die verschiedenen künstlerischen Ausdrucksformen des Mittani-Reiches zu beleuchten: Die charakteristische Keramik, bekannt als Nuzi-Ware, , deren Bemalung und Verbreitung auf Handelskontakte . Ein weiteres Augenmerk gilt den frühen Anfängen der Glasherstellung in Nordmesopotamien, die sich anhand von Funden in Nuzi und anderen Orten nachvollziehen lassen. Obwohl Zeugnisse der Rund- und Reliefplastik rar sind, werfen die in Alalach gefundene Statue des Königs Idrimi und die Löwenskulpturen aus Nuzi ein Schlaglicht auf die figürliche Kunst. Nicht zu vergessen sind die farbenprächtigen Wandmalereien im Palast von Nuzi, die den luxuriösen Charakter dieser Residenz unterstreichen und den damaligen Geschmack für fremde, insbesondere ägyptische und ägäische Motive widerspiegeln.
Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Glyptik, der Kunst der Siegelherstellung, die in Nuzi reiches Material zutage förderte. Die Analyse der mittanischen Rollsiegel, unterteilt in den sogenannten Common Style und den Elaborate Style, erlaubt es, Einblicke in die Ikonographie, die Materialien und die stilistischen Entwicklungen dieser wichtigen Artefakte zu gewinnen, die im gesamten mesopotamischen Raum verbreitet waren und die Interaktion mit anderen Kulturen widerspiegeln.
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- Markus Stricker (Autor), 2021, Mittani-Kunst. Anatolien und seine Nachbarn, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1582437