Notker Balbulus beschrieb 883 den Aachener Kirchenbau als "herrlicher als die Werke der alten Römer". Heute sind die ursprünglichen Bauelemente der Königspfalz auf dem Domplatz kaum sichtbar. Meine Arbeit untersucht den Zustand der Aachener Pfalz zur Zeit Karls des Grossen und Datierungsfragen. Nach der Einleitung werden Vorgeschichte, Quellen und einzelne Bauobjekte analysiert, um Vorbilder und die Urform der Pfalz zu erarbeiten.
Die Aachener Königspfalz war der bedeutendste Herrschersitz im Frankenreich und späteren Ostfrankenreich. Ihre Grösse war ungewöhnlich und die Lage im äussersten Osten des karolingischen Kernlandes um Lüttich/Herstal bemerkenswert. Erhalten sind die Pfalzkapelle (Oktogon/Westbau des Doms) und der Granusturm des Rathauses (auf der Aula regia). In der Pfalzkapelle wurden über 600 Jahre römisch-deutsche Könige gekrönt, die sich als Nachfolger Karls sahen.
Die Geschichte Aachens im Frühmittelalter basiert auf archäologischen Funden, baulichen Resten und Schriftquellen. Dokumentarische Quellen zur Karolingerzeit sind spärlich, was die Unterscheidung von Fakten und Fiktionen erschwert. Hauptquellen sind Einhards Karlsvita, die Fränkischen Reichsannalen, Notkers Taten Karls, Alkuins Briefe und weitere Schriften.
Systematische Forschungen begannen erst im 19. Jahrhundert (Carl Rhoen). Erich Schmidts Grabungen (1910-1914) brachten neue Erkenntnisse, doch der Erste Weltkrieg beendete sie abrupt und die Auswertung unterblieb. Grosse Teile der Funde und Dokumentation gingen durch die Weltkriege verloren. In den 1960er Jahren folgten Untersuchungen durch Felix Kreusch und Leo Hugot, die die Grundlage für die heutige Rekonstruktion der Kernanlage bildeten.
Seit 2011 wertet ein Forschungsprojekt der Stadt Aachen, RWTH und des Rathauses Schmidts Grabungen neu aus. Durch erneute Grabungen im Dom (2007-2011) wurden moderne Messungen und neue Funde gewonnen. Zudem wurden verschollene Funde und Dokumentation in Archiven wiederentdeckt.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung: „Herrlicher als die Werke der alten Römer“
- 2. Karl plant eine Pfalz: „columnas et marmora aliunde habere non posset“
- 3. Die Pfalzanlage und ihre Umgebung
- 4. Die Aula regia mit grosser Konche im Westen
- 5. Der durchdachte Treppenaufgang im Granusturm
- 6. Der doppelstöckige Verbindungsgang von der Aula regia zur Pfalzkapelle
- 7. Das Atrium fugig zum Verbindungsgang
- 8. Der immerwährende Gottesdienst in der Pfalzkapelle
- 9. Die Pfalzkapelle: dendrochronologische Datierung und das Erdbeben von 803
- 10. Die Annexbauten bleiben rätselhaft
- 11. Der Alkuinbrief bringt etwas Licht ins Dunkel
- 12. Vorbildbauten: Ravenna oder doch Pavia?
- 13. Datierung und Urform der Aachener Pfalz
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die Aachener Pfalz Karls des Grossen, insbesondere deren Baugeschichte und ursprüngliche Form. Sie analysiert schriftliche und archäologische Quellen, um die Entstehung und Entwicklung der Anlage zu rekonstruieren und die Bedeutung der Pfalz als Herrschersitz zu beleuchten.
- Die Baugeschichte der Aachener Pfalz und die Datierung der einzelnen Bauphasen
- Die Funktion der verschiedenen Bauteile der Pfalzanlage (Aula regia, Pfalzkapelle, Annexbauten etc.)
- Mögliche Vorbildbauten für die Aachener Pfalz (Ravenna, Pavia)
- Die Rolle der Pfalz als Zentrum der karolingischen Herrschaft
- Auswertung und Interpretation der archäologischen Befunde
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: „Herrlicher als die Werke der alten Römer“: Die Einleitung stellt die Aachener Pfalz Karls des Grossen als bedeutenden Herrschersitz des frühen Mittelalters vor und skizziert die Forschungsgeschichte, die von frühen Beschreibungen bis zu modernen archäologischen Untersuchungen reicht. Sie betont die Bedeutung schriftlicher Quellen neben archäologischen Befunden und kündigt die methodische Vorgehensweise der Arbeit an, die sich mit der Vorgeschichte des Projektes, der Analyse der einzelnen Bauobjekte und der Erarbeitung möglicher Vorbildbauten auseinandersetzt.
2. Karl plant eine Pfalz: „columnas et marmora aliunde habere non posset“: Dieses Kapitel erörtert die Beweggründe Karls des Grossen für den Bau der Aachener Pfalz, die in Verbindung mit den warmen Quellen und der strategischen Bedeutung des Ortes stehen. Es analysiert zeitgenössische schriftliche Quellen wie die Vita Karoli Magni von Einhard und Briefe Alkuins, um die Bauphase näher einzugrenzen. Das Kapitel beleuchtet die bedeutende Rolle der Pfalz als zentrale Residenz und vergleicht sie mit anderen Pfalzen des fränkischen Reiches, wobei die Einzigartigkeit und Komplexität der Aachener Anlage hervorgehoben wird. Die Schwierigkeit der genauen Datierung aufgrund der spärlichen Quellen wird ebenfalls thematisiert.
3. Die Pfalzanlage und ihre Umgebung: Dieser Abschnitt beschreibt die räumliche Struktur der Aachener Pfalz und das Umfeld der Hauptgebäude. Die zentralen Gebäude – Aula regia und Pfalzkapelle – werden vorgestellt, und es wird auf die erhaltenen Fundamente und Reste eingegangen. Das Kapitel behandelt die Lage der Wohnhäuser für Berater und Vertraute Karls und erwähnt die Anwesenheit verschiedener Bevölkerungsgruppen im Umfeld der Pfalz. Die Schwierigkeiten der vollständigen Rekonstruktion der Anlage aufgrund von archäologischen Einschränkungen im dicht bebauten Stadtzentrum werden angesprochen.
4. Die Aula regia mit grosser Konche im Westen: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Aula regia, den Thronsaal, ihre Ausmasse und bauliche Gestaltung. Es beschreibt die große Westkonche und die im Norden gelegene Konche. Die Diskussion über die mögliche Südapsis und die damit verbundenen Fragen zur Anordnung des königlichen Throns werden beleuchtet. Die Analyse der Bauform wird mit anderen Palastbauten verglichen. Die jüngsten archäologischen Erkenntnisse zur Südkonche und die daraus resultierenden Konsequenzen für die Deutung der Raumstruktur werden erläutert.
5. Der durchdachte Treppenaufgang im Granusturm: Der Granusturm wird detailliert beschrieben, inklusive der erhaltenen Stockwerke, Türen und des Treppenverlaufs. Das Kapitel analysiert die Funktion der Treppen und der Korridore innerhalb des Turms, wobei die komplexen architektonischen Details und ihre mögliche Bedeutung hervorgehoben werden. Die übereinanderliegenden Türen weisen auf einen doppelstöckigen Anbau hin. Die architektonischen Besonderheiten und ihre Interpretation werden eingehend diskutiert.
6. Der doppelstöckige Verbindungsgang von der Aula regia zur Pfalzkapelle: Der doppelstöckige Verbindungsgang zwischen Aula regia und Pfalzkapelle wird im Detail erörtert. Seine bauliche Konstruktion, die Beleuchtung und die Funktion als Verbindungselement zwischen den beiden Hauptgebäuden werden beschrieben. Der „Torbau“ wird als späterer Anbau identifiziert und seine Entstehungszeit im Kontext mit dem Normannenüberfall eingeordnet.
7. Das Atrium fugig zum Verbindungsgang: Dieses Kapitel analysiert das Atrium der Pfalzkapelle, dessen Bauphasen und die Beziehung zum Verbindungsgang. Die anfängliche Gestaltung mit Konchen und die spätere Umgestaltung mit Laubengängen werden beschrieben. Die „fugige“ Verbindung zum Verbindungsgang wird detailliert untersucht und gedeutet. Die Analyse konzentriert sich auf die chronologische Abfolge der Baumaßnahmen und die sich daraus ergebenden Schlüsse für die Gesamtkonstruktion der Pfalz.
8. Der immerwährende Gottesdienst in der Pfalzkapelle: Dieses Kapitel befasst sich mit der Pfalzkapelle und dem ihr zugeordneten Kanoniker-Stift. Die Bedeutung des ununterbrochenen Gottesdienstes und die Rolle Alkuins werden hervorgehoben. Der erhaltene karolingische Kernbau wird beschrieben, und der Kapitel vergleicht die Aachener Pfalzkapelle mit anderen Pfalzkapellen der Zeit. Die bautechnischen und typologischen Besonderheiten des Gebäudes werden betont.
9. Die Pfalzkapelle: dendrochronologische Datierung und das Erdbeben von 803: Das Kapitel behandelt die umstrittene Datierung der Pfalzkapelle. Es diskutiert die Ergebnisse der dendrochronologischen Untersuchungen und setzt diese in Beziehung zu historischen Ereignissen wie dem Erdbeben von 803. Die unterschiedlichen Datierungsansätze und ihre jeweiligen Argumente werden detailliert dargestellt, und die Komplexität der Interpretation der Befunde wird hervorgehoben.
10. Die Annexbauten bleiben rätselhaft: Dieses Kapitel beschreibt die Annexbauten an der Pfalzkapelle und deren bisher ungeklärte Funktionen. Die Beschreibung der Fundamente und der erhaltenen Wände, sowie der innere Aufbau der Annexbauten im Norden und Süden der Pfalzkapelle wird detailliert wiedergegeben. Die möglichen Funktionen der Annexbauten werden im Kontext mit ähnlichen Bauten anderer Pfalzanlagen diskutiert.
11. Der Alkuinbrief bringt etwas Licht ins Dunkel: Der Alkuinbrief aus dem Jahr 798 wird analysiert und seine Bedeutung für die Rekonstruktion der Baugeschichte der Pfalz hervorgehoben. Das Kapitel diskutiert die im Brief enthaltenen Hinweise auf den Baufortschritt und setzt diese mit den anderen Daten in Verbindung. Es werden Schlüsse auf die Bauzeit gezogen und die Bedeutung des Briefes im Verhältnis zu anderen Überlieferungen bewertet.
12. Vorbildbauten: Ravenna oder doch Pavia?: Dieses Kapitel untersucht mögliche Vorbilder für die Aachener Pfalz in Ravenna und Pavia. Es vergleicht die Architektur der Aachener Pfalzkapelle mit der Kirche S. Vitale in Ravenna und analysiert die Rolle des langobardischen Königspalastes in Pavia als mögliches Vorbild. Die architektonischen Parallelen und Unterschiede werden diskutiert.
13. Datierung und Urform der Aachener Pfalz: Das Kapitel fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen und präsentiert eine Rekonstruktion der ursprünglichen Form der Aachener Pfalz. Die einzelnen Bauphasen werden chronologisch eingeordnet, und es wird eine Gesamtansicht der Pfalz zu Zeiten Karls des Grossen rekonstruiert. Die Rolle des hölzernen Verbindungsgangs und die Bedeutung der späteren Umbauten werden erörtert.
Schlüsselwörter
Aachener Pfalz, Karl der Grosse, Karolingerzeit, Pfalzkapelle, Aula regia, Granusturm, Archäologie, Baugeschichte, Datierung, Vorbildbauten, Ravenna, Pavia, Alkuin, Einhard, dendrochronologie, Herrschersitz, fränkisches Reich.
Häufig gestellte Fragen
Was ist der Inhalt der Seminararbeit über die Aachener Pfalz?
Die Seminararbeit untersucht die Aachener Pfalz Karls des Grossen, insbesondere deren Baugeschichte, ursprüngliche Form und Bedeutung als Herrschersitz. Sie analysiert schriftliche und archäologische Quellen, um die Entstehung und Entwicklung der Anlage zu rekonstruieren.
Welche Themen werden in der Seminararbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die Baugeschichte der Aachener Pfalz, die Funktion der einzelnen Bauteile (Aula regia, Pfalzkapelle, Annexbauten), mögliche Vorbildbauten (Ravenna, Pavia), die Rolle der Pfalz als Zentrum der karolingischen Herrschaft und die Auswertung archäologischer Befunde.
Welche Kapitel enthält die Seminararbeit?
Die Arbeit gliedert sich in 13 Kapitel: Einleitung, Karl plant eine Pfalz, Die Pfalzanlage und ihre Umgebung, Die Aula regia, Der Treppenaufgang im Granusturm, Der Verbindungsgang zur Pfalzkapelle, Das Atrium, Der Gottesdienst in der Pfalzkapelle, Die Pfalzkapelle (Datierung und Erdbeben), Die Annexbauten, Der Alkuinbrief, Vorbildbauten und Datierung der Pfalz.
Was ist das Ziel der Einleitung?
Die Einleitung stellt die Aachener Pfalz vor, skizziert die Forschungsgeschichte und betont die Bedeutung schriftlicher Quellen und archäologischer Befunde.
Warum baute Karl der Grosse die Aachener Pfalz?
Karl baute die Aachener Pfalz aufgrund der warmen Quellen und der strategischen Bedeutung des Ortes. Die Pfalz diente als zentrale Residenz und wurde mit anderen Pfalzen des fränkischen Reiches verglichen.
Wie war die Aachener Pfalz aufgebaut?
Die Pfalzanlage umfasste die Aula regia, die Pfalzkapelle, Annexbauten, Wohnhäuser für Berater und weitere Gebäude. Die genaue Rekonstruktion wird durch archäologische Einschränkungen erschwert.
Was ist die Aula regia und welche Besonderheiten hatte sie?
Die Aula regia war der Thronsaal mit einer grossen Westkonche und einer Konche im Norden. Diskutiert wird die Anordnung des königlichen Throns und die Existenz einer Südkonche.
Was ist der Granusturm und welche Funktion hatte er?
Der Granusturm enthielt einen durchdachten Treppenaufgang und Korridore. Die architektonischen Details und ihre mögliche Bedeutung werden analysiert.
Wie war der Verbindungsgang zwischen Aula regia und Pfalzkapelle gestaltet?
Der Verbindungsgang war doppelstöckig und diente als Verbindungselement zwischen den beiden Hauptgebäuden. Der „Torbau“ wird als späterer Anbau identifiziert.
Was ist das Atrium und wie war es mit dem Verbindungsgang verbunden?
Das Atrium der Pfalzkapelle wurde analysiert hinsichtlich seiner Bauphasen und der Beziehung zum Verbindungsgang. Die „fugige“ Verbindung wird detailliert untersucht und gedeutet.
Welche Bedeutung hatte die Pfalzkapelle?
Die Pfalzkapelle diente dem immerwährenden Gottesdienst und wurde von einem Kanoniker-Stift betreut. Der karolingische Kernbau wird beschrieben und mit anderen Pfalzkapellen verglichen.
Wie wurde die Pfalzkapelle datiert und welche Rolle spielte das Erdbeben von 803?
Die Datierung der Pfalzkapelle ist umstritten. Es werden Ergebnisse dendrochronologischer Untersuchungen und historische Ereignisse wie das Erdbeben von 803 diskutiert.
Was ist über die Annexbauten der Pfalzkapelle bekannt?
Die Funktionen der Annexbauten an der Pfalzkapelle sind bisher ungeklärt. Die Fundamente, erhaltenen Wände und der innere Aufbau werden detailliert wiedergegeben.
Welche Informationen liefert der Alkuinbrief über die Baugeschichte der Pfalz?
Der Alkuinbrief aus dem Jahr 798 wird analysiert und seine Bedeutung für die Rekonstruktion der Baugeschichte der Pfalz hervorgehoben. Er enthält Hinweise auf den Baufortschritt.
Welche Vorbildbauten für die Aachener Pfalz werden diskutiert?
Mögliche Vorbilder für die Aachener Pfalz sind die Kirche S. Vitale in Ravenna und der langobardische Königspalast in Pavia. Architektonische Parallelen und Unterschiede werden diskutiert.
Wie sah die ursprüngliche Form der Aachener Pfalz aus?
Die Seminararbeit fasst die Ergebnisse zusammen und präsentiert eine Rekonstruktion der ursprünglichen Form der Aachener Pfalz. Die einzelnen Bauphasen werden chronologisch eingeordnet.
Welche Schlüsselwörter sind mit der Aachener Pfalz verbunden?
Schlüsselwörter sind: Aachener Pfalz, Karl der Grosse, Karolingerzeit, Pfalzkapelle, Aula regia, Granusturm, Archäologie, Baugeschichte, Datierung, Vorbildbauten, Ravenna, Pavia, Alkuin, Einhard, dendrochronologie, Herrschersitz, fränkisches Reich.
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- Markus Stricker (Auteur), 2024, Die Pfalz von Karl dem Grossen in Aachen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1582463