Der Gedanke der europäischen Integration scheint auf den ersten Blick als eine ganz moderne Sache zu sein. Wird von ihm gesprochen, also nur in den Reihen von Jahrzehnten, maximal in der Hinsicht auf die Jahreszahlän¬derung als von der Problematik des letzten Jahrhunderts. Die Wurzeln der Integration in Europa finden wir ohne Zweifel bereits viel früher; und zwar in der Zeit, als das Römische Reich etliche Jahrhunderte lang nicht nur die europäische Entwicklung, sondern auch die Geschichte auf dem Teil des afrikanischen und asiatischen Kontinents beeinflusste. Wenn auch die Motivation ihrer Inspiratoren verschieden war, stoßen wir auch auf die Bemühungen um die Sicherstellung des dauernden Friedens unter den Personen, die sich den Frieden wirklich wünschen. Die ersten Verträge dieses Typs, die den Frieden unter die Sanktionen völkerrechtlichen Cha¬rakters stellen, sind uns schon seit dem Mittelalter bekannt.
Die lange Geschichte der Integrationsbemühungen sei dem ersten tsche¬choslowakischen Präsidenten gewiss in den Sinn gekommen, als er zu Karel Čapek die Worte gesagt hat, die wir in dem Geleitmotto benutzt haben. Wie viele andere sah er auch die Hindernisse, die sich in der Ver¬gangenheit in den Weg der Friedenszusammenarbeit von Staaten und Nationen gestellt haben. Er warnte vor der Illusion, dass alles Misstrauen, Verdächtigung und Spannung in den internationalen Beziehungen durch einen Schwung mit dem Zauberstab verschwinden würden. Trotzdem glaubte er, dass die Kriegserfahrung, zu der es bisher keine Parallele gab, eine genügende Belehrung war, damit eine Wende eintreten könnte. Er glaubte, die Welt arbeite sich langsam, Schritt für Schritt und „durch Kleinarbeit“ zum friedlichen Zusammenleben empor. Den Krach dieser Hoffnung – den zweiten Weltkonflikt – erlebte er nicht mehr, aber seit An¬fang der 30. Jahren musste er mit ansehen, wie seine Hoffnung von den ersten Nachkriegstagen und Nachkriegswochen in die Brüche ging.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs erwachte wieder eine Welle der Hoffnung aber die Realität der Nachkriegsentwicklung begrub die meisten von ihnen schnell wieder. Dennoch die Androhung der weltweiten Katast¬rophe mit den unvorsehbaren Folgen half auch die schwersten Situationen in der ein halbes Jahrhundert andauernden Geschichte der bipolaren Welt zu überwinden.
Inhaltsverzeichnis
- ZUSAMMENFASSUNG
- EINFÜHRUNG
- 1. DIE ÄLTESTEN INTEGRATIONSBEMÜHUNGEN
- 1.1 Verbindung von griechischen Stadtstaaten
- 1.2 Römisches Imperium als historisches Phänomen
- 2. MITTELALTERLICHE INTEGRATIONSVERSUCHE UND INTEGRATIONSKONZEPTIONEN
- 2.1 Mittelalterliche Integrationsversuche und Integrationskonzeptionen
- 2.1.1 Heiliges Römisches Reich – erfolgloser Versuch um Integration der christlichen Welt
- 2.1.2 Integrationstendenzen in Nordeuropa
- 2.1.3 Universalistische Konzeptionen des Mittelalters
- 2.2 Angleichungseinflüsse auf das mittelalterliche Recht
- 2.1 Mittelalterliche Integrationsversuche und Integrationskonzeptionen
- 3. EUROPÄISCHE INTEGRATIONSVERSUCHE IN DER NEUZEIT
- 3.1 Zerfall des römisch - deutsches Reiches und Entstehung des Deutschen Bundes
- 3.2 Neue Visionen von Europa und der Welt
- 3.3 Das neunzehnte Jahrhundert im Zeichen der Politik der Allianzen
- 3.4 Sackgassen der mitteleuropäischen Integration
- 3.5 Auf dem (Weiten) Horizont stehen die Vereinigten Staaten von Europa
- 3.6 Motivation und Integrationsziele in der Antike, im Mittelalter und in der früheren Neuzeit
- 3.7 Angleichungseinflüsse in der Zeit der ersten großen privatrechtlichen Kodifikationen
- 3.7.1 Einfluss des römischen Rechts
- 3.7.2 Bürgerliche Gesetzbücher und römisches Recht
- 3.7.3 Vergleich einiger Institute des römischen Rechts und des tschechischen bürgerlichen Rechts
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Publikation befasst sich mit der Geschichte der Integrationsbemühungen in Europa, angefangen von den ersten Versuchen in der Antike bis hin zu den Entwicklungen in der Neuzeit. Der Fokus liegt auf der Analyse von Integrationskonzeptionen, -versuchen und -erfolgen, wobei die Rolle der böhmischen Länder im europäischen Kontext hervorgehoben wird.
- Die Entwicklung von Integrationskonzepten und -versuchen in verschiedenen historischen Epochen
- Die Rolle der böhmischen Länder in der europäischen Integration
- Die Bedeutung des römischen Rechts als Einflussfaktor für die Entwicklung des europäischen Rechts
- Die Herausforderungen und Chancen der europäischen Integration
- Die Bedeutung der Integration für die Zukunft Europas
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einführung bietet einen Überblick über das Thema und die Zielsetzung der Publikation. Kapitel 1 beleuchtet die ältesten Integrationsbemühungen, beginnend mit der Verbindung von griechischen Stadtstaaten und dem Römischen Imperium als historisches Phänomen. Kapitel 2 widmet sich den mittelalterlichen Integrationsversuchen und -konzeptionen, einschließlich des Heiligen Römischen Reichs, der Integrationstendenzen in Nordeuropa und universalistischen Konzeptionen. Das Kapitel behandelt auch die Angleichungseinflüsse auf das mittelalterliche Recht. Kapitel 3 analysiert europäische Integrationsversuche in der Neuzeit, inklusive des Zerfalls des römisch-deutschen Reiches, neuer Visionen von Europa und der Welt, des neunzehnten Jahrhunderts im Zeichen der Politik der Allianzen und der Sackgassen der mitteleuropäischen Integration. Es beleuchtet auch die Motivation und Integrationsziele in der Antike, im Mittelalter und in der früheren Neuzeit sowie die Angleichungseinflüsse in der Zeit der ersten großen privatrechtlichen Kodifikationen, insbesondere den Einfluss des römischen Rechts und den Vergleich einiger Institute des römischen Rechts und des tschechischen bürgerlichen Rechts.
Schlüsselwörter
Die Publikation fokussiert auf die Themen Europäische Integration, Böhmische Länder, Rechtsgeschichte, Integrationskonzeptionen, Römisches Recht, Mittelalter, Neuzeit, Heiliges Römisches Reich, Europäische Union, Rechtsangleichung. Die Arbeit analysiert historische Entwicklungen der Integration und beleuchtet die Bedeutung von rechtlichen und kulturellen Einflüssen für die Gestaltung der europäischen Einheit.
- Quote paper
- Univ.-Doz. Karel Schelle (Author), JUDr. Renata Veselá (Author), 2010, Böhmische Länder und die Integrationsbemühungen in Europa, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/158264