Die Konzentrationslager entwickelten sich im Laufe der Diktatur des Nationalsozialismus zum wichtigsten Terrorinstrument. Sie sollten ursprünglich und offiziell als >Verwahrungs- und Erziehungslager< der Bekämpfung und Verwahrung politischer Gegner dienen,
>die sich als Schädlinge am deutschen Volkskörper erwiesen haben und deren Sinnesänderung insoweit aussichtslos erscheint.<
Nach dem Röhm-Putsch 1934 übernahm die SS die alleinige Befehlsgewalt über die Konzentrationslager. Außer den Mißliebigen, die die Nationalsozialisten bis dahin schon als politische Straftäter gebrandmarkt hatten, wurden ab 1937 auch sogenannte Arbeitsscheue und Asoziale verfolgt und zwangsinterniert. Diese vagen Kategorien boten einen weiten Interpretationsspielraum, der umfassend und willkürlich ausgelotet wurde. Die Rechtsmaxime lautete seit 1933 nach Göring: >Recht ist, was dem deutschen Volke nützt!<
Von Beginn des Zweiten Weltkrieges an (1939) wurden die Konzentrationslager zu Tötungsmaschinerien infernalischen Ausmaßes. Durch willkürliches Herausreißen aus der Familie, Enteignung persönlicher Habe, durch Internierung, äußerliche Gleichmachung und unberechenbare, viehische Behandlung verloren viele Häftlinge ihre Bezugspunkte zur Vergangenheit.
Der Terror im Lager, dessen wichtiger Bestandteil die Arbeit war, zielte darauf ab, die Insassen durch fortwährende körperliche und seelische Gewaltanwendung zu brechen und zu verschleißen. Der Inhaftierte wurde durch die Lagermaschinerie Teil einer anonymen Masse. Er wurde gedemütigt, seiner Wesenheit beraubt und seiner Identität.
Der Höhepunkt menschenverachtenden Handelns begann 1942. Um die „Endlösung der Judenfrage“, die im März ´41 zum ersten Mal und von Eichmann öffentlich verbalisiert wurde, möglichst effizient umsetzen zu können, baute die SS ausgewählte Lager zu Zentren der Massenvernichtung aus. 1942 wurden in Auschwitz-Birkenau und Lublin-Majdanek Gaskammern für die massenhafte Ermordung der Juden errichtet.
Es ist schwer zu schätzen, wie viele Menschen von 1933–1945 in den Konzentrations- und Vernichtungslagern gestorben sind oder getötet wurden. Die Zahlen differieren immens.
So nennt das „Jugendlexikon Nationalsozialismus“ die Zahl 5 Millionen, Sofsky spricht von >weit über vier Millionen< , Eugen Kogon schwankt zwischen 8 und 10 Millionen Menschen .
Übereinstimmend lässt sich aber herauslesen, dass etwa ein Drittel der Häftlingspopulation in Deutschland von Januar 1945 bis zum Kriegsende umkam.
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkung
- Einleitung
- Arbeit:
- Organisationsstrukturen:
- Arbeitseinsatz in SS-eigenen Betrieben am Beispiel Auschwitz
- Arbeitseinsatz in SS-eigenen Betrieben am Beispiel Mauthausen:
- Arbeitseinsatz in Fremdbetrieben:
- Richtlinien für die Auswahl der Zulageberechtigten Schwerarbeiter:
- Kriegs-Heimarbeit:
- Schlussbetrachtung:
- Anlage I
- Bibliographie:
- Primärquellen: Akten aus dem Bundesarchiv Berlin.
- Sekundärquellen:
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit zielt darauf ab, einen Einblick in die Funktionsweise der Arbeit im Konzentrationslager während der NS-Zeit zu ermöglichen. Sie untersucht die Rolle der Arbeit als Instrument des Terrors und der Vernichtung im Kontext des Nationalsozialismus.
- Die Entwicklung der Konzentrationslager von Verwahrungs- und Erziehungslagern zu Tötungsmaschinen
- Die Veränderung der Arbeit im KZ von einem Mittel der Selbstzweck-Erniedrigung zu einem Instrument der Kriegswirtschaft
- Die Organisation und Struktur der Arbeitsverwaltung innerhalb des KZ-Systems
- Die Nutzung der KZ-Häftlinge für die Kriegsindustrie und das daraus resultierende Spannungsfeld zwischen Produkterwartung und Terrorregime
- Die Bedeutung der Arbeit für die physische und psychische Vernichtung der KZ-Insassen
Zusammenfassung der Kapitel
- Vorbemerkung: Die Autorin beschreibt ihren persönlichen Zugang zum Thema und erläutert die Grundlage ihrer Recherche, insbesondere den Einsatz von Primärquellen aus dem Bundesarchiv.
- Einleitung: Diese Einleitung stellt die Konzentrationslager als Terrorinstrument des Nationalsozialismus vor und beleuchtet die Entwicklung ihrer Funktion vom Verwahrungs- und Erziehungslager zur Tötungsmaschine. Sie beschreibt die verschiedenen Gruppen von Insassen und die Entstehung der "Endlösung der Judenfrage" im Jahr 1942.
- Arbeit: Dieses Kapitel analysiert die Arbeit im Konzentrationslager im Gegensatz zur "normalen" Arbeit, die auf den Austausch von Leistung gegen Geld basiert. Die Arbeit im KZ entbehrte jeglicher ökonomischer Vernunft, war reiner Selbstzweck und diente der physischen und psychischen Vernichtung der Häftlinge.
- Organisationsstrukturen: Dieses Kapitel beschreibt die Entwicklung der Organisationsstrukturen der Arbeit im KZ-System. Die Lagerkommandantur hatte zunächst freie Hand, aber die zunehmende Nutzung der Häftlinge für die Kriegswirtschaft führte zur Einführung des Wirtschaftverwaltungshauptamt (WVHA) im Frühjahr 1942.
- Arbeitseinsatz in SS-eigenen Betrieben am Beispiel Auschwitz: Dieses Kapitel untersucht das Beispiel Auschwitz und beleuchtet anhand von Quellenmaterialien den Tagesablauf und die Arbeitsbedingungen in den SS-eigenen Betrieben des Lagers.
Schlüsselwörter
Konzentrationslager, Nationalsozialismus, Arbeit, Terror, Vernichtung, Kriegswirtschaft, Organisation, WVHA, Auschwitz, SS, Häftlinge, Primärquellen, Sekundärliteratur,
- Quote paper
- Babette Ruppel (Author), 2004, Arbeit im Konzentrationslager, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/158325