Leseprobe
INHALTSVERZEICHNIS
1. EINLEITUNG
2. GOVERNMENT AND BINDING THEORIE
2.1. Die Bindungstheorie
2.2. A-Bewegung und A’ Bewegung
3. HEAD-DRIVEN PHRASE STRUCTURE GRAMMAR
3.1. Die Bindungstheorie
3.2. HPSG - Eine Alternative
4. ZUSAMMENFASSUNG
LITERATUR
1. Einleitung
Die vorliegende Arbeit behandelt ein Phänomen aus dem Bereich der Interaktion von Bindung und Bewegung. Dazu werden zunächst einige grundlegende Informationen zur Unterscheidung von A-Bewegung und A'-Bewegung geliefert. Die Unterscheidung der A-Bewegung und der A'-Bewegung wirft insofern eine interessante Frage auf, als dass sie einen Einfluss auf die in der GB angenommenen Bindungstheorie nimmt. Dabei sind besonders Fälle interessant, in denen die Bindungstheorie nicht auszureichen scheint. Es wird aufgezeigt, dass die in Kapitel 2 behandelten Phänomene über die allgemein definierte Bindungstheorie hinausgehen und somit ein Problem für die GB darstellen. Das Ziel dieser Arbeit ist es, die Probleme, welche hinsichtlich der Bewegungs- und Bindungsinteraktion auftreten, darzustellen und aufzuzeigen, wie diese unter der HPSG erfasst werden können.
Dazu wird unter Kapitel 2.1 zunächst die Bindungstheorie der GB grob umrissen. In Kapitel 2.2 werden einige grundlegende Informationen zu der Differenzierung der A- und der A'- Bewegung gegeben und einige Probleme erläutert, die in Bezug auf die Interaktion von Bindung und Bewegung auftreten können. In Kapitel 3 wird zunächst die Bindungstheorie der HPSG dargestellt. Anschließend wird erläutert, wie die unter Kapitel 2 dargestellten Probleme innerhalb der HPSG erfasst werden können und welche Probleme sich durch die Bindungstheorie der HPSG lösen lassen. In Kapitel 4 werden die vorangegangenen Vor- und Nachteile beider Theorien verglichen und zusammengefasst.
2. Government and Binding Theorie
In Kapitel 2.1 soll zunächst die Bindungstheorie der GB umrissen werden. Danach soll in Kapitel 2.2 an Hand von Phrasenbewegungen gezeigt werden, welche Probleme sich für die angegebene Bindungstheorie ergeben können.
2.1. Die Bindungstheorie
In der Bindungstheorie der GB definieren sich die Bindungsverhältnisse im wesentlichen durch die Bindungsprinzipien und das C-Kommando. Büring (2005: 8) definiert Bindung wie folgt:
Binding: NP1 bind NP2 iff
a) NP1 and NP2 are coindexed
b) NP1 precedes NP2
c) NP1 c-commands NP2
Then NPi is the binder of NP2, and NP2 is bound (by NPi).
Demnach müssen eine NPi und eine NP2 koindiziert sein. Die NP1 muss der NP2 vorangehen und die NP1 muss die NP2 c-kommandieren. C-Kommando besteht, wenn eine NP1 und eine NP2 einander nicht direkt dominieren, aber alle Knoten die die NPi dominieren auch die NP2 dominieren.
Ebenfalls Bestandteile der Bindungstheorie sind die Bindungsprinzipien. Nach Prinzip A muss ein Reflexivpronomen lokal gebunden sein. Ein Nicht-Reflexivum muss nach Prinzip B nicht lokal gebunden sein. Prinzip C besagt, dass R-Ausdrücke frei sein müssen. Die Bindungsprinzipien der GB definieren sich über die Konzepte des C-Kommandos und der Koindizierung.
Das folgende Beispiel soll zeigen wie die oben definierte Bindung funktioniert:
(1) Peter3 watches himself3/*him3 in the mirror. (Büring 2005: 8)
Nach Bindungsprinzip A muss „himselľ' gebunden sein. Die NP „Peter" und die NP „himselľ' bzw. „him" dominieren einander nicht direkt, aber alle Knoten die Peter dominieren (in diesem Fall der Satzknoten) dominieren auch „himselľ' bzw. „him". „Peter" und „himselľ' bzw. „him" sind koindiziert und „Peter" geht „himselľ' bzw. „him" voran. Nach Prinzip A wäre der Satz mit dem Reflexivpronomen grammatisch. Mit dem Nicht-Reflexiven Pronomen wäre der Satz hingegen nicht grammatisch.
2.2. A-Bewegung und A’ Bewegung
Unter Kapitel 2.1 wurden die Bindungsprinzipien und das C-Kommando als wesentlich für die Bindung zwischen NP's beschrieben. Dass die oben angegebenen Bindungsbedingungen auch problematisch sein können, zeigen die in diesem Kapitel behandelten Phrasenbewegungen.
Zur Betrachtung von Phrasenbewegung werden in der Regel zwei Arten von Bewegung unterschieden. Die Unterteilung erfolgt in die A-Bewegung bzw. A'- Bewegung.
Unter einer A-Bewegung wird eine Bewegung verstanden, die in einer A-Position endet. Eine A-Position hat die Eigenschaft, dass ihr eine Theta-Rolle zugewiesen werden kann. Unter einer A'- Bewegung wird eine Bewegung erfasst, die in einer A'-Position endet. Im Gegensatz zur A-Position kann ihr keine Theta-Rolle zugewiesen werden.
Unter A-Bewegung fallen Bewegungsarten wie z.B. Anhebung in Subjektposition, Anhebung in Objektposition, Passivierung usw. Unter A'-Bewegung fallen Bewegungen wie z.B. Relativierung, Quantifier-Raising und Topikalisierung sowie WH-Bewegung.
Ein Problem hinsichtlich der Bewegungstypen ergibt sich bei Betrachtung der Bindungs-/Bewegungsinteraktion. Das bedeutet explizit, dass einige
Konstruktionen, in denen Bewegung stattfand, die allgemein angenommenen Bindungskonditionen in Frage stellen.
(2) Cassandra: seems to contradict herself,. (Büring 2005: 245)
(3) *She seems to her/ Cassandra; to be a genius. (Büring 2005: 244)
Das Beispiel (2) zeigt eine Anhebungskonstruktion, in der das Subjekt des Infinitivsatzes zum Subjekt des Matrixsatzes angehoben wird. Die Änderung der Argumentenstruktur ist ein charakteristisches Merkmal für Konstruktionen der A- Bewegung. Ebenfalls kennzeichnend für diese Sätze ist es, dass sich durch die Bewegung die Bindungsverhältnisse ändern.
Vor der Bewegung konnte „Cassandra" von der Subjektposition des Infinitivsatzes „herself' binden. Es lagen C-Kommando und Koindizierung vor, und „Cassandra" ging „herself' voran. Die Bindung fand innerhalb des Infinitivsatzes statt. Prinzip A war demnach erfüllt. Nach der Bewegung wird „herself' nicht mehr lokal gebunden. Im Infinitivsatz ist kein Element, dass „herself' c-kommandieren kann. Es gibt lokal kein koindiziertes Element und somit keine Bindung. Trotz dieser Verletzung des Bindungsprinzips A ist der Satz grammatisch. In der GB wird angenommen, dass „Cassandra" eine Spur hinterlässt, die „herself' lokal binden kann. Diese Annahme ist deshalb zwingend, weil die Notwendigkeit des C-Kommandos als Bestandteil der Bindung in Frage gestellt werden würde. Die Existenz grammatischer Sätze, die nicht dem C-Kommando unterliegen, würden die oben angeführte Bindungsdefinition in Frage stellen.
In Beispiel (3) lag vor der Bewegung keine Bindung zwischen „She" und „her" bzw. „Cassandra" vor, da „She" zu tief eingebettet war, um Zugriff auf die PP-interne NP zu haben. Nach der Bewegung kann „She" „her" bzw. „Cassandra" binden, wodurch eine Verletzung des Bindungsprinzips B bzw. Bindungsprinzips C hervorgerufen wird.
Die A'-Bewegung zeigt ein anderes Verhalten. Charakteristisch für eine A'- Bewegung ist, dass sich die Bindungsverhältnisse durch eine Bewegung nicht ändern. Ebenso wenig ändert sich die Argumentstruktur.
(4) Herself, we know she admires . (Büring 2005: 247)
(5) *Her, I think that she likes. (Büring 2005: 247)
[...]
- Arbeit zitieren
- Stefanie Heberling (Autor), 2007, Zur Problematik von Bindungs- und Bewegungsinteraktion, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/158371
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