Norbert Elias beschreibt in „Über den Prozeß der Zivilisation“ wie im Abendland verfeinerte Sitten und strikte Regulation der Körperfunktionen zu Distinktionsmerkmalen der gehobenen Gesellschaft wurden. Das Bestreben sich zu distinguieren entwickelte folgliche mit figurativer Mechanik, erst in den Oberschichten, dann in angeeigneter Form im Bürgertum und in immer weiteren Bevölkerungskreisen, eine Eigendynamik und führte ultimativ dazu, dass gesellschaftliche Interaktion zu dem wurde, was Mary Douglas später „den Verkehr zwischen körperlosen Geistern nennt.“ In diesem Essay wird jedoch der Annahme nachgegangen, dass es in 'zivilisierten Gesellschaften' und anderen menschlichen Gemeinschaften Einrichtungen gibt, in denen unterdrückte Triebe dieser Kontrolle entkommen: Diese 'geheimen Orte' sind der Gesellschaft zwar bekannt sind, bleiben aber diskursiv unbeachtet, um das Bild der Zivilisiertheit zu erhalten.
Inhaltsverzeichnis
- EssayEinleitung
- Die Funktion geheimer Räume im Zivilisationsprozess
- Zusammenfassung der Kapitel
- Schlüsselwörter
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Essay untersucht die Funktion von „geheimen Räumen“ in zivilisierten Gesellschaften, wobei er sich auf Norbert Elias' Theorie des Zivilisationsprozesses stützt. Ziel ist es, die Diskrepanz zwischen der offiziellen Darstellung eines zivilisierten Verhaltens und dem tatsächlichen Ausleben von unterdrückten Trieben in der Privatsphäre zu beleuchten.
- Die Rolle von Selbstzwängen im Zivilisationsprozess
- Die Bedeutung von „geheimen Räumen“ für die Ausübung von unterdrückten Trieben
- Die Bedeutung der Sexualität im Kontext der Zivilisation
- Häusliche Gewalt als Beispiel für das Ausleben von „unzivilisiertem“ Verhalten in der Privatsphäre
- Die Körperlichkeit des Menschen in einer scheinbar „entkörperlichten“ Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
- EssayEinleitung: Der Essay stellt die These auf, dass zivilisierte Gesellschaften „geheime Räume“ aufweisen, in denen unterdrückte Triebe ausgelebt werden. Die These wird am Beispiel von häuslicher und sexualisierter Gewalt veranschaulicht.
- Die Funktion geheimer Räume im Zivilisationsprozess: Der Essay erläutert die Entwicklung des Zivilisationsprozesses nach Norbert Elias, der die fortschreitende Selbstkontrolle und die Unterdrückung von Trieben als zentrale Elemente hervorhebt. Er stellt die These auf, dass „geheime Räume“ die Möglichkeit bieten, diese unterdrückten Triebe auszuleben.
- Zusammenfassung der Kapitel: Der Essay vertieft die Analyse von „geheimen Räumen“ anhand von Beispielen aus dem Bereich der Sexualität und der häuslichen Gewalt. Er argumentiert, dass die Privatsphäre als ein solcher Raum fungiert, in dem „unzivilisiertes“ Verhalten ausgelebt werden kann.
Schlüsselwörter
Dieser Essay beschäftigt sich mit den Schlüsselbegriffen Zivilisationsprozess, „geheime Räume“, Selbstzwänge, Sexualität, häusliche Gewalt, Körperlichkeit und „entkörperlichte“ Gesellschaft. Die Arbeit befasst sich mit der Diskrepanz zwischen dem öffentlichen Bild von Zivilisiertheit und dem Ausleben von Trieben in der Privatsphäre.
- Arbeit zitieren
- Stefanie Mallon (Autor:in), 2009, Die Funktion "geheimer Räume" im Zivilisationsprozess, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/158383