Im Fokus der vorliegenden Arbeit stehen zwei richtungsweisende Abhandlungen über den Roman. Dessen erste umfassende Diskussion liefert Pierre-Daniel Huet 1670 mit seinem „Traitté de l’origine des romans“. Mit dem 1774 erschienenen „Versuch über den Roman“ setzt schließlich Christian Friedrich von Blanckenburg wichtige Impulse in der Verhandlung des Themas im deutschsprachigen Raum.
Huet liefert vordergründig eine literaturgeschichtliche Betrachtung romanhaften Erzählens. Ausgehend von der Antike verfolgt er die Entwicklung ungebundener Dichtkunst entlang der Hochkulturen der Weltgeschichte. Den Leitdiskurs stellt dabei die Diskussion der didaktischen Funktion des Romans dar. Die Bildung und Erziehung des Lesers durch den Roman steht auch im Zentrum der Überlegungen Blanckenburgs. Im Gegensatz zu Huet, der den gelehrten Kreis adressiert, wendet sich der Autor dabei aber weder an die „Meister der Kunst“, noch die „guten Romanenschreiber“. Er versteht seine Ausführungen als Anleitungen zum Verfassen von Romanen für junge angehende Dichter.
Was nun rechtfertigt trotz genannter Unterschiede einen Bezug der Texte aufeinander? Methodik und Zielerkenntnis beantworten diese Frage. Zu Beginn soll belegt werden, welche formal-ästhetischen Merkmale beide Autoren dem Roman zusprechen. Auf herauszustellende Gemeinsamkeiten und Unterschiede wird aufgebaut und dargelegt, dass sowohl Huet wie Blanckenburg die didaktische Funktion aus dem Prinzip der Vergnügung herleiten. Ausgehend von dieser Erkenntnis ist anschließend zu diskutieren, inwieweit Blanckenburgs Ideen des Erhabenen und der Leidenschaften– so er auch selbst behauptet, Huet nicht gelesen zu haben – das Konzept der Vergnügung erweitern. Wie nutzt Blanckenburg dieses Konzept, um seine Vorstellungen vom Potential des Romans zu differenzieren? Insofern soll seine Argumentation stichhaltig nachvollzogen, dargelegt und mit der Position Huets verglichen werden.
Im Fazit der Arbeit zeigt sich dann, worin Blanckenburgs besondere Verdienste um die Diskussion des Romans bestehen. Er reflektiert ihn literaturhistorisch, leitet über die Verschränkung der Konzepte der Vergnügung und Unterhaltung gestalterisch-erzählende Mittel zu dessen konzeptueller Umsetzung her. So gelingt es ihm, den Roman als eigenständige, gehaltvoll-bildende Gattung zu begründen. Er schafft genauso wenig eine formale Regelpoetik wie eine Streitschrift zur Legitimierung des Romans. Und doch stellt seine Abhandlung einerseits einen...
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Zu den formal-ästhetischen Anforderungen an den Roman bei Huet und Blanckenburg
- 3. Zur Aufgabe und Funktion des Romans bei Huet und Blanckenburg
- 4. Zur Bedeutung der Vergnügung bei Huet und Blanckenburg
- 5. Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit vergleicht die romanpoetologischen Konzepte von Pierre-Daniel Huet und Christian Friedrich von Blanckenburg, indem sie deren Abhandlungen über den Roman gegenüberstellt. Das Hauptziel ist es, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in ihren formal-ästhetischen Ansätzen und der Bedeutung der "Vergnügung" für die didaktische Funktion des Romans zu untersuchen.
- Formal-ästhetische Anforderungen an den Roman bei Huet und Blanckenburg
- Aufgabe und Funktion des Romans im Kontext von Bildung und Erziehung
- Die Rolle der "Vergnügung" in den romanpoetologischen Konzepten beider Autoren
- Vergleich der Konzepte des Erhabenen und der Leidenschaften bei Huet und Blanckenburg
- Blanckenburgs Beitrag zur Entwicklung und Akzeptanz des Romans als eigenständige Gattung
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die beiden zentralen Abhandlungen von Huet ("Traitté de l'origine des romans") und Blanckenburg ("Versuch über den Roman") vor. Sie skizziert die literaturgeschichtliche Perspektive Huets, der die Entwicklung des Romans von der Antike verfolgt, und hebt die didaktische Funktion des Romans bei beiden Autoren hervor. Die Einleitung benennt die Forschungsfrage und die methodische Vorgehensweise der Arbeit, die auf einem Vergleich der formal-ästhetischen Merkmale, der didaktischen Funktion und der Rolle der Vergnügung basiert. Die Arbeit zielt darauf ab, Blanckenburgs besondere Verdienste um die Diskussion des Romans zu beleuchten und seine Argumentation im Kontext von Huets Position zu analysieren.
2. Zu den formal-ästhetischen Anforderungen an den Roman bei Huet und Blanckenburg: Dieses Kapitel untersucht die formal-ästhetischen Kriterien, die Huet und Blanckenburg an den Roman stellen. Huet definiert den Roman als "gezierte und beschriebene Liebesgeschichten in ungebundener Rede", die sich durch Wahrscheinlichkeit und mäßige Verwunderung auszeichnen. Er grenzt den Roman von der Historie und der Fabel ab, indem er die unterschiedlichen Verhältnisse von Wahrheit und Fiktion betont. Das Kapitel analysiert Huets Vorstellung vom Roman als Körper mit einem hierarchischen Aufbau, wo die "unterhörigen Taten" sich dem Hauptgeschehen unterordnen. Im Vergleich zu Huet werden die formalen Anforderungen Blanckenburgs beleuchtet, wobei ein Fokus auf die Unterschiede und Gemeinsamkeiten beider Autoren liegt.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Vergleich der romanpoetologischen Konzepte von Huet und Blanckenburg
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit vergleicht die romanpoetologischen Konzepte von Pierre-Daniel Huet und Christian Friedrich von Blanckenburg, indem sie deren Abhandlungen über den Roman gegenüberstellt. Der Fokus liegt auf den Gemeinsamkeiten und Unterschieden in ihren formal-ästhetischen Ansätzen und der Bedeutung der "Vergnügung" für die didaktische Funktion des Romans.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Das Hauptziel ist die Untersuchung der Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den formal-ästhetischen Ansätzen Huets und Blanckenburgs sowie die Rolle der "Vergnügung" in ihren Konzepten. Die Arbeit beleuchtet auch Blanckenburgs Beitrag zur Entwicklung und Akzeptanz des Romans als eigenständige Gattung.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Schwerpunkte: Formal-ästhetische Anforderungen an den Roman bei Huet und Blanckenburg; Aufgabe und Funktion des Romans im Kontext von Bildung und Erziehung; Die Rolle der "Vergnügung" in den romanpoetologischen Konzepten beider Autoren; Vergleich der Konzepte des Erhabenen und der Leidenschaften bei Huet und Blanckenburg; Blanckenburgs Beitrag zur Entwicklung und Akzeptanz des Romans als eigenständige Gattung.
Welche Abhandlungen werden verglichen?
Die Arbeit vergleicht die Abhandlung "Traitté de l'origine des romans" von Huet und "Versuch über den Roman" von Blanckenburg.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zu den formal-ästhetischen Anforderungen, ein Kapitel zur Aufgabe und Funktion des Romans, ein Kapitel zur Bedeutung der Vergnügung und ein Fazit mit Ausblick. Die Einleitung stellt die beiden Autoren und deren Abhandlungen vor und skizziert die Forschungsfrage und Methodik.
Welche formal-ästhetischen Anforderungen werden bei Huet und Blanckenburg untersucht?
Das Kapitel zu den formal-ästhetischen Anforderungen analysiert Huets Definition des Romans als "gezierte und beschriebene Liebesgeschichten in ungebundener Rede", die sich durch Wahrscheinlichkeit und mäßige Verwunderung auszeichnen. Es wird auch Huets Vorstellung vom Roman als Körper mit hierarchischem Aufbau untersucht und mit Blanckenburgs Anforderungen verglichen.
Welche Rolle spielt die "Vergnügung" in den Konzepten beider Autoren?
Die Arbeit untersucht die Bedeutung der "Vergnügung" im Kontext der didaktischen Funktion des Romans bei Huet und Blanckenburg. Es wird analysiert, wie die "Vergnügung" zur Erreichung der didaktischen Ziele beiträgt.
Was ist das Fazit der Arbeit?
Das Fazit fasst die Ergebnisse des Vergleichs zusammen und gibt einen Ausblick auf weiterführende Forschungsfragen.
Welche methodische Vorgehensweise wird angewendet?
Die Arbeit basiert auf einem Vergleich der formal-ästhetischen Merkmale, der didaktischen Funktion und der Rolle der Vergnügung in den romanpoetologischen Konzepten von Huet und Blanckenburg.
Welche Literaturgeschichtliche Perspektive wird eingenommen?
Die Arbeit berücksichtigt Huets literaturgeschichtliche Perspektive, die die Entwicklung des Romans von der Antike verfolgt.
- Quote paper
- Michael Schwark (Author), 2010, Zur Bedeutung des Begriffs der Vergnügung für die romanpoetologischen Konzepte von Huet und Blanckenburg, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/158413