„Ein neues Ruanda“ titelte „Die Zeit“ in Bezug auf den Darfur – Konflikt im Westen des Sudan, ein Ressourcenkonflikt der sich entlang ethnischer und religiöser Grenzen zieht und laut Schätzungen der Vereinten Nationen seit dem Beginn im Jahre 2003 bis zu 300.000 Tote forderte. Den Aussagen der UN zufolge handelt es sich hierbei um die „gegenwärtig schlimmste humanitäre Krise der Welt, die von Menschenhand verursacht wird“.
Ob sich nun ethno-nationalistische Konflikte soweit verschärfen, dass sich das angestaute Gewaltpotential in einem Genozid wie in Ruanda entlädt oder sich innerstaatliche Konflikte, wie im Falle Sudan, auf bestimmte Territorien begrenzen. Zur Entstehung solcher Auseinandersetzungen kann es nur kommen, wenn der Staat, im Max Weber´schen Sinne, seine Steuerungs-, Regulierungs-, und Koordinierungsfunktionen nicht mehr ausreichend erfüllen kann und aus dem Inneren heraus zerfällt.
Es gibt eine ganze Reihe von Gründen warum fragile oder zerfallende Staaten als globales Problem betrachtet werden müssen. Schon die in öffentlichen Debatten allgegenwärtige Terrorbedrohung, die als die größte sicherheitspolitische Herausforderung zu Begin des 21.Jahrhunderts gilt, spielt hier eine große Rolle.
Ich möchte mich in dieser Arbeit eingehend mit den afrikanischen Staaten Ruanda und Sudan beschäftigen und diese beiden Länder hin auf die Qualität ihrer Staatlichkeit überprüfen. Mit Hilfe des Analyseschemas von Ulrich Schneckener soll überprüft werden, inwieweit sich Ruanda vom Genozid 1994 erholt hat und ob es gelungen ist dem Staat wieder genügend Stabilität zu verleihen. Im Anschluss folgt eine entsprechende Analyse zum Sudan, bei der geklärt werden soll, welche staatlichen Fehlentwicklung zu Auseinandersetzungen wie dem Darfur - Konflikt führen und warum der Staat im Failed States Index 2007 den ersten Platz einnimmt. Eben jener Failed States Index, sowie 3 weitere Indices, die zur besseren Veranschaulichung nochmal eingehend vorgestellt werden, sollen in die Analyse mit integriert werden, um die gelieferten Erkenntnisse mit Daten zu untermauern, aber auch um wichtige Teilaspekte fragiler Staaten aufzugreifen, die im Analyseschema von Schneckener nicht ausreichend zum tragen kommen. Die Werte der Staaten werden nach der jeweiligen Erklärung der einzelnen Rankings mit aufgeführt, um schon vor der eigentlichen Fallanalyse erste Eindrücke der Leistungen des jeweiligen Staates zu gewinnen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Qualitative Bewertung von Staatlichkeit - Das Modell Schneckener
- Die drei Kernfunktionen des Staates
- Sicherheitsfunktion
- Wohlfahrtsfunktion
- Legitimitäts- und Rechtsstaatsfunktion
- Typen von Staatlichkeit
- Destabilisierungsfaktoren
- Die drei Kernfunktionen des Staates
- Rankings und Indices
- Der Failed States Index
- Die Worldwide Governance Indicators der Weltbank
- Der HDI-Human Development Index
- MCA - Millennium Challenge Account
- Fallstudien Ruanda und Sudan
- Sicherheitsfunktion
- Ruanda
- Sudan
- Wohlfahrtsfunktion
- Ruanda
- Sudan
- Legitimitäts- und Rechtsstaatsfunktion
- Ruanda
- Sudan
- Sicherheitsfunktion
- Abschließende Betrachtung der beiden Staaten
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema der fragilen Staatlichkeit und untersucht die Qualität der Staatlichkeit in den afrikanischen Ländern Ruanda und Sudan. Ziel ist es, mit Hilfe des Analyseschemas von Ulrich Schneckener zu beurteilen, inwieweit sich Ruanda vom Genozid 1994 erholt hat und ob es gelungen ist, dem Staat wieder genügend Stabilität zu verleihen. Weiterhin soll geklärt werden, welche staatlichen Fehlentwicklungen zu Auseinandersetzungen wie dem Darfur-Konflikt im Sudan führen und warum der Sudan im Failed States Index 2007 den ersten Platz einnimmt.
- Qualitative Bewertung von Staatlichkeit anhand des Modells von Ulrich Schneckener
- Analyse der Sicherheits-, Wohlfahrts- und Legitimitäts-/Rechtsstaatsfunktion in Ruanda und Sudan
- Einbezug von Rankings und Indices wie dem Failed States Index, den Worldwide Governance Indicators, dem HDI und dem MCA
- Untersuchung der Destabilisierungsfaktoren, die sich auf die Stabilität der Staaten auswirken
- Vergleich der beiden Fallstudien und deren Auswirkungen auf die Staatlichkeit
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den Kontext der fragilen Staatlichkeit anhand der Beispiele Ruanda und Sudan aufzeigt. Sie beschreibt den Genozid in Ruanda und den Darfur-Konflikt im Sudan als Beispiele für die Folgen von gescheiterter Staatlichkeit.
Qualitative Bewertung von Staatlichkeit - Das Modell Schneckener: Dieses Kapitel erläutert das Analysemuster von Ulrich Schneckener, das die Kernfunktionen des Staates (Sicherheit, Wohlfahrt und Legitimität/Rechtsstaat) betrachtet, um die Qualität der Staatlichkeit zu bewerten.
Rankings und Indices: Die Arbeit stellt verschiedene Rankings und Indices vor, wie den Failed States Index, die Worldwide Governance Indicators, den HDI und den MCA, die zur Bewertung der Staatlichkeit von Ländern genutzt werden können.
Fallstudien Ruanda und Sudan: In diesem Kapitel werden die beiden Fallstudien Ruanda und Sudan im Detail analysiert. Die Arbeit untersucht, inwieweit die Sicherheits-, Wohlfahrts- und Legitimitäts-/Rechtsstaatsfunktionen in den beiden Ländern erfüllt werden.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt die Themen Staatlichkeit, Fragile Staaten, Staatliche Funktionen, Sicherheitsfunktion, Wohlfahrtsfunktion, Legitimitäts- und Rechtsstaatsfunktion, Destabilisierungsfaktoren, Genozid, Darfur-Konflikt, Ruanda, Sudan, Failed States Index, Worldwide Governance Indicators, HDI, MCA.
- Citar trabajo
- Denny Ehrlich (Autor), 2008, Zwischen Zerfall und Stabilisierung, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/158552