Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Klärung wichtiger Begriffe in der TZI
2.1 Beziehungsebene
2.2 Inhaltsebene
2.3 Interaktion, agere = handeln
2.4 soziale Interaktion
2.5 Gruppengröße
3 Das Strukturmodell der TZI: Das Dreieck in der Kugel
3.1 Darstellung des Konzeptes
3.2 Axiome gr. axioma = Grundsatz
3.2.1 Erstes Axiom: Existentiell-anthropologisches Axiom
3.2.2 Zweites Axiom: Ethisch-soziales Axiom
3.2.3 Drittes Axiom: Pragmatisch-politisches Axiom
3.3 Postulate
3.3.1 Erstes Postulat
3.3.2 Zweites Postulat
3.4 Hilfsregeln
4 Darstellung der eigenen praktischen Anwendung
4.1 „Das Dreieck in der Kugel“ im Gruppenraum
4.1.1 „Ich“ die Gruppenleiterin
4.1.2 „Wir“ die Arbeitsgruppe
4.1.3 „Thema/ Es“ das Dokumentationssystem
4.1.4 „Globe“ der Gruppenraum
4.2 konstruktive Gruppenführung
4.3 Arbeitsergebnis und Gruppenerfahrung
4.4 Interpretation und Schlussfolgerung
5 Zusammenfassende Bewertung und Ausblick
5.1 Zusammenfassung
5.2 eigenes Fazit
5.3 Ausblick
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die Psychologin und Psychoanalytikerin Ruth Charlotte Cohn, 1912 geboren, entwickelte Mitte des vorigen Jahrhunderts im amerikanischen Exil das Konzept der Themenzentrierten Interaktion (TZI). Das Modell fand in Mitteleuropa weite Verbreitung und ist eines der meistangewandten Gruppenarbeitsverfahren im Bereich der Humanistischen Psychologie und Pädagogik. Kurz gesagt wird es überall da eingesetzt, wo Arbeitsgruppen ihren Kooperations- und Kommunikationsstil verbessern wollen; insbesondere in der Erwachsenenbildung aber auch in der Schule.
Ziel der vorliegenden Arbeit soll es sein, die Grundsätze des Modells der Themenzentrierten Interaktion am Beispiel einer Arbeitsgruppensitzung zu beschreiben, als einen Teil meiner Kernaufgaben im beruflichen Arbeiten mit Führungskräften einer Münchener Universitätsklinik.
Ich beginne meine Ausführungen mit einer ausführlichen Beschreibung des Strukturmodells selbst. Darauf aufbauend stelle ich meine praktische Anwendung dar: also wie erlebe ich „themenzentrierte Interaktion“ im Gruppenraum? Welche Arbeitsergebnisse und Gruppenerfahrungen konnten gesammelt werden? Wichtig hierbei waren mir, meinen Erfahrungen als Gruppenleiterin zu reflektieren. Um diesen Transfer optimal zu bearbeiten finde ich es notwendig, wichtige Begriffe in der TZI zu klären bzw. zu beschreiben.
2. Klärung wichtiger Begriffe in der TZI
Kennzeichen der Themenzentrierten Interaktion ist das Gleichgewicht von Beziehungs- und Sachebene.
2.1 Beziehungsebene
Die Beziehungsebene ist die Ebene der Gefühle und Empfindungen der Gesprächspartner zueinander. Es geht um das Verhältnis zwischen Personen, also vor allem um die Art und Weise, wie miteinander gesprochen wird. Sie ist geprägt durch Emotionen, Erwartungen, Ängste, Sympathien und Antipathien.
2.2 Inhaltsebene
Auf der Inhaltsebene (auch Sachebene) wird in der Kommunikation die Ebene der Rationalität und sachlich-inhaltlicher Informationen bezeichnet wie z.B. Termine, Meilensteine der Projektarbeit usw. Auf der Inhaltsebene bleibt das emotionale Wechselspiel der Kommunikationspartner - im Gegensatz zur Beziehungsebene - außen vor.
2.3 Interaktion, agere = handeln
Unter Interaktion wird das aufeinander bezogene Handeln zweier oder mehrerer Personen bezeichnet. Vor allem wenn sich darüber eine gewisse menschliche und sachliche Abhängigkeit entwickelt. Diese Abhängigkeit und Allverbundenheit wird als Interdipendenz bezeichnet.
2.4 soziale Interaktion
Soziale Interaktion ist die Bezeichnung für Vorgänge die von Mensch zu Mensch ablaufen und sich wechselseitig beeinflussen. Die soziale Interaktion geht über die soziale Kommunikation hinaus, da sie den Aspekt des gegenseitigen Handelns beinhaltet. „Bestehen zwischen mehreren Personen Interaktionen, durch die sie wechselweise aufeinander Einfluss nehmen, so spricht man von einer Gruppe“ (Zimbardo 1995, S. 751). Es ist nicht nur entscheidend wer mit wem kommuniziert, sondern auch mit welchen Zielen, Normen, Rollen oder Themen die Gruppe in soziale Interaktion tritt.
2.5 Gruppengröße
Bei der Gruppengröße in der TZI spielen Faktoren wie Übung/ Erfahrung der Gruppenleiterin, die zur Verfügung stehende Zeit, eigene Befindlichkeit, angenehme oder schwierige Teilnehmer u.a.m. eine entscheidende Rolle im Gruppenprozess. Ideal wäre, wenn alle Gruppenmitglieder (alle „ICH`s“) sich auf sich selbst, auf alle anderen Gruppenmitglieder und auf das Thema beziehen könnten. Als Anhaltspunkt der Gruppengröße gelten ca. 15-25 Personen (vgl. Klein 1993). In der Literatur wird der Begriff „Kleingruppe“ für solche Gruppen verwendet, „deren Mitgliederzahl niedrig genug ist, so dass alle Mitglieder einander persönlich kennen und die Möglichkeit direkter Interaktion haben.“ (Herkner 1981, S. 399)
An zusammenfassender Stelle und gleichzeitig Ausblick auf die folgenden Ausführungen des Strukturmodells der TZI finde ich das Zitat von Adolf Friedemann (Psychologe 1871-1932) sehr passend:
„ Der einzelne Mensch wird in der Gruppe Teil eines neuen Ganzen, dessen Charakter von den Eigenschaften aller Gruppenmitglieder bestimmt wird. Jedes Ich in der Gruppe nimmt etwas vom anderen und gibt etwas her. “ (Marmet 1998, S. 25)
3. Das Strukturmodell der TZI: Das Dreieck in der Kugel
3.1 Darstellung des Konzeptes
Grundlage der Anwendung der TZI ist das Dreieck, bestehend aus Ich, Wir und dem Thema der Gruppe. Umgeben wird das Dreieck von der Umwelt, vom sogenannten Globe. (vgl. Wrage 1985)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: http://www.feliz.de/html/tzi.htm
Eine nach TZI arbeitende Gruppe berücksichtigt in ihrem Vorgehen gleichermaßen die vier Faktoren Ich-Wir-Es und Globe; alle vier Faktoren sind gleich wichtig und werden „das Prinzip der dynamischen Balance“ genannt.
„Ich“ meint die Fähigkeit, das Verhalten der einzelnen Person, des
Gruppenmitglieds
„Wir“ meint das Miteinander, das durch die Interaktion der Gruppenarbeit
gestärkt oder geschwächt werden kann
„Thema/ Es“ meint das Anliegen, weshalb die Gruppe zusammenkommt oder die Aufgabe die zu bewältigen ist
„Globe“ meint die Gegebenheiten (z.B. zeitlich, örtlich, sozial, technisch), in
denen die Gruppe arbeitet
Unterstützt wird dieses Dreieck von den Axiomen, den Postulaten, und den Hilfsregeln. Diese möchte ich im Folgenden kurz erläutern.
3.2 Axiome gr. axioma = Grundsatz
Die drei unbeweisbaren, existentiellen Grundsätze, Axiome, sind nach Ruth Cohn der Boden, auf dem die TZI -Methode verstanden werden kann. Die Axiome beziehen sich aufeinander, sind aber in ihrer Reihenfolge nicht auswechselbar (vgl. Löhmer& Standhardt 1992). Diese sind:
3.2.1 Erstes Axiom: Existentiell-anthropologisches Axiom
Dieses erste Axiom beschreibt die Wechselseitigkeit von Eigenständigkeit und Entscheidungsfreiheit des Menschen und von Verbundenheit mit den Menschen. „Der Mensch ist eine psycho-biologische Einheit und ein Teil des Universums. Er ist darum gleicherweise autonom und interdependent. Die Autonomie des einzelnen ist umso größer, je mehr er sich seiner Inderdependenz mit allen und allem bewusst wird.“ (Löhmer& Standhardt 1992, S. 24).
3.2.2 Zweites Axiom: Ethisch-soziales Axiom
Das zweite Axiom ist das ethische Axiom, hier geht es um die Wert- und Sinnhaftigkeit des menschlichen Lebens: „Ehrfurcht gebührt allem Lebenden und seinem Wachstum. Respekt vor dem Wachstum bedingt bewertende Entscheidungen. Das Humane ist wertvoll, Inhumanes ist wertbedrohend.“ (Löhmer& Standhardt 1992, S. 25).
3.2.3 Drittes Axiom: Pragmatisch-politisches Axiom
In diesem Axiom wird laut R. Cohn deutlich, dass es in jeder Situation innere und äußere Grenzen gibt und diese verändert werden können. Jeder Mensch kann zum Einen frei entscheiden und ist zum Anderen von inneren und äußeren Grenzen umgeben. „Freie Entscheidung geschieht innerhalb bedingender innerer und äußerer Grenzen. Erweiterung dieser Grenzen ist möglich. […]“ (Löhmer& Standhardt 1992, S. 26f).
[...]
- Arbeit zitieren
- D. Petzoldt (Autor), 2008, Die Themenzentrierte Interaktion (TZI). Anwendung auf ein Arbeitsgruppengespräch, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/158558
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