E.T.A. Hoffmann gilt als einer der großen literarischen Wegbereiter der Moderne. In seinem Roman "Die Elixiere des Teufels" entfaltet er eine komplexe Erzählarchitektur, die gezielt auf die Verunsicherung des Lesers abzielt – sowohl inhaltlich als auch strukturell. Die Studie untersucht, wie Literatur Unsicherheit figurieren kann und welche Techniken Hoffmann dabei einsetzt.
Im Zentrum steht die These, dass "Die Elixiere des Teufels" ein literarisches „Anti-Sicherheits-Kunstwerk“ ist: Durch narrative Instabilität, Herausgeberfiktionen, Autofiktion, Metalepse und perturbatory narration entsteht ein Erzählsystem, das Realität, Identität und Moral infrage stellt. Gleichzeitig verknüpft Hoffmann diese Verfahren mit wissenschaftlichen und philosophischen Diskursen seiner Zeit – von Psychologie über Medizin bis Naturphilosophie.
Die Studie schlägt eine Brücke zwischen romantischer Literaturtheorie, moderner Rezeptionsästhetik und gegenwärtigen Konzepten wie der VUCA-Welt (Volatility, Uncertainty, Complexity, Ambiguity). Dabei wird Hoffmanns Werk als frühe Form „disruptiven Erzählens“ lesbar gemacht – ein Prinzip, das Lesererwartungen unterläuft und neue Formen literarischer Erkenntnis anstößt.
Mit ihrer interdisziplinären Perspektive liefert diese Untersuchung nicht nur einen neuen Blick auf Hoffmanns berühmtesten Roman, sondern auch auf die ästhetische Funktion von Verunsicherung in der Literatur insgesamt.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Rahmenbedingungen
- 2.1 Unsichere Zeiten
- 2.2 Der verunsicherte Künstler
- 2.3 Die verunsicherte Vernunft: Romantik und Schwarze Romantik
- 2.4 Leitmotive der Verunsicherung: das Unheimliche und das Böse
- 2.5 Ermöglichung von Verunsicherung: Autonomie der Literatur
- 2.6 Die Problematik der Form
- 3. Figurationen von Unsicherheit auf Ebene des discours
- 3.1 Rahmung
- 3.1.1 Herausgeber-Fiktion
- 3.1.2 Schreiben als Buße
- 3.2 Imagination
- 3.2.1 Das serapiontische Prinzip
- 3.2.2 Traum, Halbtraum, Wirklichkeit
- 3.3 Das Prinzip der Wiederholung
- 3.3.1 Repetitives Erzählen
- 3.3.2 Wort-Wiederholungen
- 3.4 Interpunktion
- 3.1 Rahmung
- 4. Figurationen von Unsicherheit auf Ebene der histoire
- 4.1 Identität
- 4.2 Familie
- 4.3 Kunstverständnis
- 5. Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Masterarbeit untersucht, wie E.T.A. Hoffmann in seinem Roman "Die Elixiere des Teufels" Unsicherheit beim Leser erzeugt. Die Arbeit analysiert die literarischen Techniken, die Hoffmann einsetzt, um das Wirklichkeitsbewusstsein des Lesers zu erschüttern. Die Analyse konzentriert sich auf die Figuration von Unsicherheit auf der Ebene des Diskurses und der Geschichte.
- Die Darstellung von Unsicherheit in der Romantik und Schwarzen Romantik
- Die Rolle der Imagination und des serapiontischen Prinzips in der Konstruktion von Unsicherheit
- Die Verwendung von repetitiven Erzählstrukturen und stilistischen Mitteln zur Erzeugung von Verunsicherung
- Die Auswirkungen von Unsicherheit auf die Figuren und deren Identität, Familie und Kunstverständnis
- Die Autonomie der Literatur und ihre Fähigkeit, Wirklichkeitsbewusstsein zu beeinflussen
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung legt die Grundfrage der Arbeit dar: Wie gelingt es E.T.A. Hoffmann, den Leser in "Die Elixiere des Teufels" zu verunsichern? Sie beleuchtet das Potential von Literatur, Wirklichkeit zu hinterfragen und Kontingenz aufzuzeigen, indem sie auf Theorien von Niklas Luhmann und Tzvetan Todorov zurückgreift und den Fokus auf die „Verunsicherung des Wirklichkeitsbewusstseins“ durch die romantische Erzählweise legt. Die Einleitung führt die zentralen Forschungsfragen ein und skizziert den methodischen Ansatz der Arbeit.
2. Rahmenbedingungen: Dieses Kapitel etabliert den historischen und literaturtheoretischen Kontext. Es untersucht die "unsicheren Zeiten", in denen Hoffmann lebte und arbeitete, die Position des verunsicherten Künstlers in der Gesellschaft, den Einfluss romantischer und schwarzer romantischer Ideale auf die Gestaltung von Unsicherheit und die Rolle des Unheimlichen und des Bösen als Leitmotive. Es befasst sich auch mit dem Konzept der Autonomie der Literatur und der Problematik der Form in Bezug auf die Vermittlung von Unsicherheit.
3. Figurationen von Unsicherheit auf Ebene des discours: Dieses Kapitel analysiert die literarischen Techniken auf der Ebene des Diskurses, mit denen Hoffmann Unsicherheit erzeugt. Es untersucht die Rahmung der Erzählung durch die Herausgeber-Fiktion, die Funktion des Schreibens als Buße, die Rolle der Imagination und des serapiontischen Prinzips, das Spiel mit Traum, Halbtraum und Wirklichkeit, sowie die Wirkung repetitiver Erzählstrukturen und spezifischer Interpunktionsmuster. Der Fokus liegt auf der Manipulation der Lesererwartung und der bewussten Gestaltung von Ambiguität.
4. Figurationen von Unsicherheit auf Ebene der histoire: Im Mittelpunkt dieses Kapitels stehen die Auswirkungen der Unsicherheit auf die Figuren und deren Handlungen. Die Analyse konzentriert sich auf die Themen Identität, Familie und Kunstverständnis der Figuren im Kontext der durch den Roman erzeugten Verunsicherung. Es werden die Folgen der Unsicherheit auf die Beziehungen der Figuren und deren Selbstwahrnehmung untersucht und beleuchtet, wie die erlebte Unsicherheit ihre Entscheidungen und ihr Handeln prägt.
Schlüsselwörter
E.T.A. Hoffmann, Die Elixiere des Teufels, Unsicherheit, Romantik, Schwarze Romantik, Imagination, serapiontisches Prinzip, Wirklichkeitsbewusstsein, Erzähltechnik, Identität, Familie, Kunstverständnis, literarische Autonomie, Unheimlichkeit, Böse.
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in der Masterarbeit über E.T.A. Hoffmanns "Die Elixiere des Teufels"?
Die Masterarbeit untersucht, wie E.T.A. Hoffmann in seinem Roman "Die Elixiere des Teufels" Unsicherheit beim Leser erzeugt. Sie analysiert die literarischen Techniken, die Hoffmann einsetzt, um das Wirklichkeitsbewusstsein des Lesers zu erschüttern, wobei der Fokus auf die Figuration von Unsicherheit auf der Ebene des Diskurses und der Geschichte liegt.
Welche Themenschwerpunkte werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte:
- Die Darstellung von Unsicherheit in der Romantik und Schwarzen Romantik
- Die Rolle der Imagination und des serapiontischen Prinzips in der Konstruktion von Unsicherheit
- Die Verwendung von repetitiven Erzählstrukturen und stilistischen Mitteln zur Erzeugung von Verunsicherung
- Die Auswirkungen von Unsicherheit auf die Figuren und deren Identität, Familie und Kunstverständnis
- Die Autonomie der Literatur und ihre Fähigkeit, Wirklichkeitsbewusstsein zu beeinflussen
Was wird im Kapitel "Rahmenbedingungen" untersucht?
Das Kapitel "Rahmenbedingungen" etabliert den historischen und literaturtheoretischen Kontext. Es untersucht die "unsicheren Zeiten", in denen Hoffmann lebte und arbeitete, die Position des verunsicherten Künstlers in der Gesellschaft, den Einfluss romantischer und schwarzer romantischer Ideale auf die Gestaltung von Unsicherheit und die Rolle des Unheimlichen und des Bösen als Leitmotive. Es befasst sich auch mit dem Konzept der Autonomie der Literatur und der Problematik der Form in Bezug auf die Vermittlung von Unsicherheit.
Was wird im Kapitel "Figurationen von Unsicherheit auf Ebene des discours" analysiert?
Dieses Kapitel analysiert die literarischen Techniken auf der Ebene des Diskurses, mit denen Hoffmann Unsicherheit erzeugt. Es untersucht die Rahmung der Erzählung durch die Herausgeber-Fiktion, die Funktion des Schreibens als Buße, die Rolle der Imagination und des serapiontischen Prinzips, das Spiel mit Traum, Halbtraum und Wirklichkeit, sowie die Wirkung repetitiver Erzählstrukturen und spezifischer Interpunktionsmuster. Der Fokus liegt auf der Manipulation der Lesererwartung und der bewussten Gestaltung von Ambiguität.
Was steht im Mittelpunkt des Kapitels "Figurationen von Unsicherheit auf Ebene der histoire"?
Im Mittelpunkt dieses Kapitels stehen die Auswirkungen der Unsicherheit auf die Figuren und deren Handlungen. Die Analyse konzentriert sich auf die Themen Identität, Familie und Kunstverständnis der Figuren im Kontext der durch den Roman erzeugten Verunsicherung. Es werden die Folgen der Unsicherheit auf die Beziehungen der Figuren und deren Selbstwahrnehmung untersucht und beleuchtet, wie die erlebte Unsicherheit ihre Entscheidungen und ihr Handeln prägt.
Welche Schlüsselwörter sind mit der Analyse von "Die Elixiere des Teufels" verbunden?
Schlüsselwörter sind unter anderem: E.T.A. Hoffmann, Die Elixiere des Teufels, Unsicherheit, Romantik, Schwarze Romantik, Imagination, serapiontisches Prinzip, Wirklichkeitsbewusstsein, Erzähltechnik, Identität, Familie, Kunstverständnis, literarische Autonomie, Unheimlichkeit, Böse.
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- Christian Sonntag (Author), 2024, Figurationen von Unsicherheit in E.T.A. Hoffmanns Roman "Die Elixiere des Teufels", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1585610