Im idyllischen Arauco-Golf im südlichen Chile liegt die historische Stadt Lota, einst ein lebendiges Zentrum des Kohlebergbaus, das im Jahr 1662 seine Anfänge fand. Geprägt von einer blühenden Kohleindustrie und den monumentalen Kohlebergwerken, spielte Lota eine entscheidende Rolle in der wirtschaftlichen Blüte der Region Biobío, dem zweitgrößten Ballungsraum des Landes nach Santiago. Mit ihren reichen Kohlevorkommen zog Lota Arbeiter aus allen Teilen Chiles an und wurde somit zum Epizentrum industrieller Aktivitäten. Über viele Jahrzehnte hinweg prägte die Kohleindustrie das Stadtbild und den Lebensstil der Bewohner. Lota erlangte Berühmtheit als Wiege des industriellen Aufschwungs und des Kapitalismus in Chile und genoss fast anderthalb Jahrhunderte lang eine bedeutende nationale Präsenz als industrieller und wirtschaftlicher Vorreiter. Heutzutage sind die einst mächtigen Kohlebergwerke größtenteils stillgelegt, und Lota hat einen Wandel durchlaufen, der von Deindustrialisierung gezeichnet ist. Dennoch bleibt die Geschichte von Lota als einstiges Herzstück der chilenischen Kohleförderung lebendig und prägt weiterhin die Identität und Kultur der Gemeinschaft.
Im Jahr 1987 wurde Lota aufgrund seines einzigartigen historischen Erbes, das untrennbar mit der Kohleförderung und der industriellen Vergangenheit verbunden ist, vom Staat zur touristischen Attraktion ernannt. Trotz des Scheiterns staatlicher Wirtschaftssanierungspläne hat die Gemeinde begonnen, eine neue Identität für Lota zu schmieden und sieht im Kulturtourismus eine Möglichkeit für nachhaltige wirtschaftliche und soziale Entwicklung. Lota beherbergt zudem eine Fülle nationaler Denkmäler, die hauptsächlich in der einstigen Betriebsstadt Lota Alto und dem Industriegebiet zu finden sind, wo einst die Kohle gefördert wurde. Allerdings vermitteln diese Gedenkstätten eher ein positiv gefärbtes Bild einer harten Vergangenheit.
Daher soll diese Hausarbeit untersuchen, inwieweit eine selektive Erinnerung an die Deindustrialisierung in Lota als Strategie betrachtet werden kann, um bestimmte Aspekte der Vergangenheit zu verdrängen oder zu verschleiern. Dazu werden im weiteren Verlauf im besonderen Maße mit den Werken von Magdalena Novoa gearbeitet.
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- Marina Krieger (Auteur), 2024, Erinnerungsgeschichte der Deindustrialisierung in Lota, Chile, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1586662