Der handelsrechtliche Jahresabschluss eines Konzerns dient vorrangig als Informationsinstrument für Aktionäre und Gesellschafter, sowie für Gläubiger und Lieferanten, aber auch für die Arbeitnehmer und die breite Öffentlichkeit. Gemäß Einheitstheorie des § 250 Abs. 3 HGB ist ein Konzernabschluss so aufzustellen, als ob die Muttergesellschaft sowie die einbezogenen Gesellschaften ein einziges Unternehmen wären. Zur Erlangung einer umfassenden Transparenz über eingegangene Risiken eines Unternehmens bedarf es somit auch einer Abbildung der Tochtergesellschaften und deren Risiken. Allerdings gestaltet es sich in der Praxis oftmals so, dass Zweckgesellschaften als eine besondere Form der Tochterunternehmen nicht konsolidiert werden und somit deren Risikoaktiva der öffentlichen Wahrnehmung entzogen werden.
Dieser Umstand war bisher auf die deutliche Schwäche des HGB in Bezug auf die Konsolidierung von Zweckgesellschaften zurückzuführen. Im Gegensatz zu den International Financial Reporting Standards (IFRS) mit Standing Interpretations Committee (SIC) 12 fehlten im deutschen Handelsrecht bislang Regelungen, welche die Konsolidierungspflicht, neben der allgemeinen Einbeziehung von Tochterunternehmen, explizit auf Zweckgesellschaften ausweiteten.
Prominente deutsche Beispiele der Finanzmarktkrise wie die SachsenLB, die IKB oder die HSH Nordbank gaben dem Gesetzgeber Anlass, die geforderte Erhöhung der Transparenz des handelsrechtlichen Konzernabschlusses bei der Umstrukturierung des HGB zu berücksichtigen. Durch die erstmals verbildliche Einbeziehungspflicht von Zweckgesellschaften ergeben sich mit der Einführung des HGB in der Fassung des Bilanzrechtsmodernisierungsgesetzes (BilMoG) weitreichende Änderungen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zweckgesellschaft
- Zum Erfordernis der Bilanzrechtsreform
- Neureglungsbedarf aus Sicht des Gesetzgebers
- Notwendigkeit der Ausweitung der Konsolidierungspflicht im Besonderen
- Konzernrechnungslegungspflicht nach BilMoG
- Konzept der möglichen Beherrschung im Überblick
- Tochterunternehmen im Konzern
- Kriterien zur Bestimmung der möglichen Beherrschung
- Mehrheit der Stimmrechte
- Organbestellungsrecht
- Beherrschung aufgrund von Vertrag oder Satzung
- Mehrheit der Chancen und Risiken
- Einbeziehung von Zweckgesellschaften in den Konsolidierungskreis
- Zweckgesellschaften als Tochterunternehmen nach BilMoG
- Kriterien zur Bestimmung von Zweckgesellschaften als Tochterunternehmen
- Geschäftstätigkeit
- Entscheidungsmacht
- Mehrheit des Nutzens
- Mehrheit der Risiken
- Kritische Würdigung der Neuregelungen durch das BilMoG
- Konzept der möglichen Beherrschung im Überblick
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Konsolidierung von Zweckgesellschaften nach dem Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (BilMoG). Sie analysiert die Notwendigkeit der Bilanzrechtsreform im Hinblick auf die Transparenz von Konzernabschlüssen, insbesondere hinsichtlich der Einbeziehung von Zweckgesellschaften.
- Die Schwächen des bisherigen Handelsgesetzbuchs (HGB) in Bezug auf die Konsolidierung von Zweckgesellschaften
- Die Bedeutung der Transparenz von Konzernabschlüssen für Aktionäre, Gläubiger und die Öffentlichkeit
- Die neuen Regelungen im BilMoG zur Einbeziehung von Zweckgesellschaften in den Konsolidierungskreis
- Die Kriterien zur Bestimmung von Zweckgesellschaften als Tochterunternehmen nach BilMoG
- Die kritische Würdigung der Neuregelungen durch das BilMoG
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Problematik der fehlenden Konsolidierung von Zweckgesellschaften im deutschen Handelsrecht dar und erläutert die Bedeutung der Transparenz von Konzernabschlüssen.
- Zweckgesellschaft: Dieses Kapitel definiert den Begriff der Zweckgesellschaft und beschreibt ihre besondere Stellung innerhalb von Konzernabschlüssen.
- Zum Erfordernis der Bilanzrechtsreform: Dieses Kapitel analysiert die Gründe für die Notwendigkeit der Bilanzrechtsreform, insbesondere in Bezug auf die Konsolidierungspflicht von Zweckgesellschaften. Es werden die Schwächen des bisherigen HGB und die daraus resultierenden Probleme aufgezeigt.
- Konzernrechnungslegungspflicht nach BilMoG: Dieses Kapitel beleuchtet die neuen Regelungen im BilMoG zur Konzernrechnungslegungspflicht und fokussiert insbesondere auf die Einbeziehung von Zweckgesellschaften in den Konsolidierungskreis. Es werden die Kriterien zur Bestimmung von Zweckgesellschaften als Tochterunternehmen im Detail erläutert.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter der Arbeit sind: Zweckgesellschaft, Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (BilMoG), Konzernrechnungslegungspflicht, Konsolidierung, Transparenz, Tochterunternehmen, Beherrschung, Risikoaktiva, Finanzmarktkrise.
- Citar trabajo
- Mariya Chernoruk (Autor), 2010, Zur Konsolidierung von Zweckgesellschaften nach dem Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (BilMoG), Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/158770