Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Symbolverzeichnis
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
1 Einleitung
2 Was sind Eliten?
2.1 Definition
2.2 Elitearten
3 Vergleich politischer Machteliten
3.1 Historische Betrachtung
3.1.1 Deutschland
3.1.2 Frankreich
3.3 Homogenität der Elitenstruktur
3.4 Rekrutierung der Eliten
3.4.1 Frankreich
3.4.2 Deutschland
3.5 Mobilität
3.5.1 Frankreich
3.5.2 Deutschland
4 Elitenmacht und soziale Ungleichheit
5 Zusammenfassung
Quellenverzeichnis V
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Symbolverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Abbildung 1: Soziale Schichtung der westdeutschen Bevölkerung (1960)
Abbildung 2: Soziale Schichtung der westdeutschen Bevölkerung (2000)
Abbildung 3: Idealtypische Karrieremuster im internationalen Vergleich
Tabelle 1: Soziale Rekrutierung der politischen Eliten
Tabelle 2: Einkommensverteilung in Deutschland und Frankreich
1 Einleitung
Die immer stärker zunehmende Kluft zwischen und Arm Reich in Europa fordert eine Antwort darauf, wer wirklich in der Lage ist, diese Entwicklung mit seinen Entschei- dungen spürbar zu steuern.1 Bekanntlich haben politische Machteliten einen direkten Einfluss auf die Gesetzgebung wie beispielsweise die Steuererhöhung oder die Einfüh- rung von Studiengebühren. Nutzen sie ihre gesellschaftliche Position ausschließlich für ihre eigenen Vorteile? Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Elitestruktur und der sozialen Ungleichheit eines Landes? Die Behandlung dieser Fragen ist der zentrale Ge- genstand der vorliegenden Arbeit.
Einen interessanten Ansatz bietet die Theorie der Neomachiavelisten, die allerdings in dieser Arbeit nicht weiter vertieft werden soll. Sie stellt eine der beiden wesentlichen existierenden Theorien der soziologischen Elitenforschung dar, in deren Zentrum politische Führer und deren Machtausübung stehen. Diese Theorie, zu deren Vertretern Robert Michels, Charles Mills und Pierre Bourdieu gehören, besagt unter anderem, dass die Machthabenden nicht ausschließlich zum Wohle der Masse regieren, sondern zur Vermehrung des eigenen Reichtums.2
Zur Klärung der oben aufgeworfenen Fragen wird in der vorliegenden Arbeit im Kapitel 3 ein Vergleich der Elitenstruktur Deutschlands mit der Frankreichs vorgenommen. Dieser erfolgt anhand von Kriterien wie der Rekrutierung, Homogenität sowie der Zu- sammensetzung und Mobilität der Eliten. Es wird näher darauf eingegangen, aus wel- cher sozialen Schicht die Mitglieder der politischen Führung stammen. Jedoch ist zuvor eine Auseinandersetzung mit dem Elitebegriff und den Elitearten für das weitere Ver- ständnis der Arbeit in Kapitel 2 notwendig. Anschließend wird in Kapitel 4 das Ausmaß der sozialen Differenzen in Deutschland und Frankreich mit Hilfe eines Vergleichs der Vermögensverteilung in den ausgewählten Ländern näher betrachtet. Die gewonnenen Schlussfolgerungen schlagen sich ebenfalls in Kapitel 4 nieder, in dem die soziale Un- gleichheit in einen Zusammenhang mit der Elitenstruktur gebracht wird.
2 Was sind Eliten?
2.1 Definition
Das Wort Elite stammt ursprünglich aus dem Lateinischen. Electus EHGHXWHW ÄDXVJHOe- VHQ³ VHLQ E]Z HWZDV DXVOHVHQ 'DV XQV KHXWH JHOlXILJH :RUW Ä(OLWH³ HUVFKHLQW im Deut- schen erstmals im 17. Jahrhundert und bezeichnet hochwertige und teure Waren wie z.B. seltene Gewürze oder Elitegarn3. Folglich gilt das Elitäre als selten, erlesen und deshalb kostbar.
Im Laufe der Zeit wurde der Begriff auch auf soziale Zusammenhänge ausgeweitet. So wurde im Zeitalter der Industrialisierung der Ausdruck im Bürgertum zur Abgrenzung von der Masse der Ungebildeten und Unselbständigen wie Arbeitern und Angestellten verwendet.
Der Literatur lässt sich keine eindeutige Definition des Elitebegriffs entnehmen. In den verschiedenen Zeitepochen wurden unterschiedliche Menschengruppen als Eliten be- zeichnen. Eins war und ist Ihnen allen allerdings gemein: Eliten heben sich von der Masse ab, weil sie ÄDXV einem Selektionsprozess als den übrigen Mitgliedern überlegen KHUYRUJHKHQ³4.
Hierin wird die Grundannahme deutlich, dass Eliten aus Personen bestehen, die einen lebensbegleitenden Ausleseprozess erfolgreich durchlaufen haben und in Folge der Auswahl zu einer positiv bewerteten Minderheit gehören. Dahrendorf bezeichnet in sei- ner Darstellung der Gesellschaft in Form eines Hauses lediglich unter 1 % der Bevölke- rung als Eliten.5
Weick weist den Eliten in seiner Darstellung der gesellschaftlichen Strukturen mengenmäßig ebenfalls nur 1 % zu und unterscheidet sich somit nicht von Dahrendorf.
Abb. 1: Soziale Schichten der West- Abb. 2: Soziale Schichtung der Westdeutschen deutschen Bevölkerung (1960) Bevölkerung (2000)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Dahrendorf, in R. Geißler (2008), S. 99 Quelle: Weick, in R. Geisler (2008), S. 100
Die Darstellungen betonen den mengenmäßigen Exklusivitätsgedanken und zeigen gleichzeitig, dass sich die Eliten zwischen den Jahren 1965 und 2000 ihre Exklusivität bewahren konnten. Im späteren Verlauf der Arbeit wird hierzu auf den Selektionsprozess zur Bewahrung der Erlesenheit eingegangen.
2.2 Elitearten
Bedingt durch den begrenzten Umfang der Arbeit ist eine Begrenzung auf eine Eliteart unumgänglich. Dennoch sollen zunächst die Elitearten voneinander abgegrenzt werden, bevor die Auswahl der weiter zu betrachtenden Art begründet wird.
Dahrendorf unterteilt die Elite in vier Teileliten: Leistungseliten, Werteliten, Bildungseliten und Machteliten. Unter Leistungseliten versteht er diejenigen sozialen Gruppen, denen es gelungen ist unabhängig von ihrer sozialen Herkunft, durch herausragende schulische, berufliche oder universitäre Leistungen an die Gesellschaftsspitze zu gelangen. Die Wertelite sorgt für die Integration der Gesellschaft durch einen paradigmatischen Lebensstil, ihre Überzeugung und ihre Werte. Die Kirche kann als eine solche Elite verstanden werden. Die Bildungselite ist ein Sammelbegriff für eine Gruppierung innerhalb einer Gesellschaft, die über besondere und anerkannte Bildung verfügt z.B. herausragende Wissenschaftler, Nobelpreisträger.
ÄDie Machtelite umfasst die Träger der gesellschaftlichen Macht, diejenigen Personen, die den größten Einfluss auf wichtige Entscheidungen ausüben; Menschen, die >«@ die größten Chancen haben, »andermenschliches Verhalten steuern zu können«³.6
Der Schwerpunkt in der literarischen Elitenforschung liegt auf den Machteliten, welche DOV ÄHFKWH³ (OLWHQ EH]HLchnet werden. Machteliten schaffen einen Rahmen für andere Teileliten und beeinflussen diese durch ihre Macht. So kann eine Bildungselite über noch so viel wertvolles Wissen verfügen und dennoch keinen Einfluss in der Gesell- schaft ausüben, wenn sie nicht auch über Macht verfügt. Die Teileliten lassen sich nochmals in Funktionseliten7 unterteilen. So umfasst die Machtelite Funktionseliten wie Militär, Medien, Kultur, Kirche, Verwaltung, Justiz, Wirtschaft und Politik.
Max Weber definiert den Machtbegriff foOJHQGHUPD-HQ Ä0DFKW EHGHXWHW MHGH &KDQFH innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegenüber Widerstreben durchzuset]HQ JOHLFKZRKO ZRUDXI GLHVH &KDQFH EHUXKW ³8
Aufgrund ihrer Einflussmöglichkeiten auf andere Funktionseliten durch Steuerpolitik, Verabschiedung von Gesetzen etc. wird die Funktionselite Politik in der vorliegenden Arbeit zum zentralen Untersuchungsgegenstand.
3 Vergleich politischer Machteliten
Im folgenden Abschnitt wird die deutsche politische Elite der französischen gegenübergestellt. Der Vergleich beginnt mit der historischen Betrachtung beider Länder. Diese veranschaulicht, welche Gruppen im Laufe der Zeit eine elitäre gesellschaftliche Position einnahmen. Die Gegenüberstellung konzentriert sich auf drei Zeitabschnitte: die Eliten vor, während und nach dem zweiten Weltkrieg.
Im nächsten Abschnitt wird die Zusammensetzung der politischen Elite untersucht, wobei Karriereverläufe, Homogenität, Rekrutierung und Mobilität als Vergleichskriterien der Eliten dienen. Aus diesem Vergleich gewonnene Erkenntnisse werden, im letzten Abschnitt der Arbeit, zur Untersuchung eines Zusammenhangs zwischen Elitenmacht und sozialer Ungleichheit eines Landes verwendet.
3.1 Historische Betrachtung
3.1.1 Deutschland
Im Deutschen Kaiserreich (1871-1918) hatte der Adel die herrschende Stellung in der Gesellschaft. Führungsposition in Politik, Verwaltung und Militär konnten nur durch Personen mit entsprechendem familiärem Hintergrund bekleidet werden. Das wichtigste Mittel zur Steuerung der Gesellschaftsverhältnisse waren die Armee und Beamte.9
Nach dem Sturz der Monarchie und der späteren Zerstörung der Weimarer Republik veränderten sich die Vorstellungen bezüglich der Machteliten grundlegend. Während der NS-Diktatur (1933-1945) hatten Nationalsozialisten einen massiven Einfluss auf die Bevölkerung. Zur Herausbildung einer nationalsozialistischen Elite gab es spezielle Schulen, die auf den Weg zur Führungsspitze vorbereiteten. Kinder die diese Einrich- tungen besuchten stammten zumeist aus dem Kleinbürgertum und hatten einen vorwie- gend mäßigen Bildungsgrad.10
Am Ende des zweiten Weltkrieges, nach dem Zusammenbruch der faschistischen Ideo- logie, wurden die SS-Führer von US-amerikanischen Militärgerichten angeklagt und zu lebenslanger Haft oder Todesstraffe verurteilt. Die politische Führung übernahm die neugegründete christdemokratische Volkspartei (CDU/CSU), die stark sozialistisch ausgeprägt war.11
3.1.2 Frankreich
In Folge der französischen Revolution am 4. September 1870, nach der Niederlage des französischen Kaiserreiches, wurde Frankreich zur Republik ausgerufen und hat diese Staatsform bis heute beibehalten. Alleidings wurde die demokratische Regierung von 1941-1944 durch deutsche Besatzungsmachte unterbrochen.12 Vor dem Krieg zeichne- ten sich die Eliten der französischen Republik dadurch aus, dass sie ihre adligen Wur- zeln aus der Zeit des Kaiserreiches beibehalten haben.
[...]
1 Vgl. Hartmann (2007), S. 12.
2 Vgl. http://www.schrefler.net/92soziologie/VO-Theorie.I-Weiss-WS.2005-300106.pdf.
3 Vgl. http://www.nzz.ch/nachrichten/kultur/aktuell/stichwort_elite_1.735729.html.
4 Vgl. Endruweit: in Geißler (2008), S. 121.
5 Vgl. ebd., S. 121.
6 Vgl. Endruweit: in Geißler (2008), S. 121.
7 Vgl. Dahrendorf: in Geißler (2008), S. 121 ff.
8 Vgl. Weber, Max., http://www.textlog.de/weber_wirtschaft.html.
9 Vgl. Lang (2005), S. 16.
10 Vgl. Hartmann (2002), S. 10.
11 Vgl. Hartmann (2007), S. 45 ff.
12 Vgl. Lang (2005), S. 16 ff.