Die vorliegende Arbeit untersucht die sozialen, kulturellen und rechtlichen Dimensionen von Behinderung in der Vormoderne am Beispiel der blinden Clara Duffnerin, deren Fall anhand zweier Triberger Gerichtsprotokolle aus den Jahren 1739 und 1740 analysiert wird. Ausgangspunkt der Untersuchung ist die Frage, inwiefern Claras Sehbehinderung ihre Rolle innerhalb des vormodernen Haushaltsgefüges und ihre soziale Stellung beeinflusste. Unter Einbezug theoretischer Konzepte der Disability Studies, historisch-medizinischer Perspektiven sowie geschlechtergeschichtlicher Analysen wird aufgezeigt, wie Behinderung nicht nur als medizinischer Zustand, sondern als soziales Konstrukt in familiären und herrschaftlichen Kontexten verhandelt wurde. Clara Duffnerins Fall verdeutlicht die Verschränkung von körperlicher Unversehrtheit mit Autorität, ökonomischer Teilhabe und der Ausübung häuslicher Herrschaft. Die Studie leistet damit einen Beitrag zur historischen Dis/ability History und zur Erforschung des Haushalts als Ort sozialer Aushandlungsprozesse in der Frühen Neuzeit.
- Arbeit zitieren
- Victoria Giambra (Autor:in), 2024, Sichtweisen auf Behinderung und Blindheit in der Vormoderne. Eine multidisziplinäre Analyse am Beispiel von Clara Duffnerin und ihrer Rolle im Haushalt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1588408