In meiner Hausarbeit beschäftige ich mich mit den Hysterieforschungen Jean Martin Charcots, insbesondere mit seinen photographischen Arbeiten, deren Ergebnis unter dem Titel Iconographie photographique de la Salpêtrière in 3 Bänden zwischen 1876 und 18801 veröffentlicht wurde.2 Sie besteht aus einer „Sammlung exemplarischer Fallgeschichten“3 in der Charcot die hysterischen Anfälle seiner Patienten fotografisch festhält und genau beschreibt. Die ausführlichste Bildserie lieferte das Starmodell Augustine mit ihren „leidenschaftlichen Gebärden [attitudes passionelles]“4, auf die ich im dritten Kapitel genauer eingehen werde. Der Fall der Geneviève ist ein gutes Beispiel für Charcots wöchentliche Vorlesungen, die ich im zweiten Kapitel vorstellen möchte. Dort stellte er die hysterischen Attacken der Patientinnen öffentlich zur Schau. Diese Schau erfordert eine gut funktionierende wechselseitige Beziehung zwischen Arzt und Patientin. Wie aber sah so eine Vorstellung aus? Dieser Frage und wie dieses wechselseitige Spiel funktionierte werde ich in meiner Arbeit nachgehen. Das vierte Kapitel erläutert, wie der Ablauf der einzelnen Arbeiten und Maßnahmen Charcots ausgesehen haben. Schließlich möchte ich im fünften Kapitel der Frage nachgehen, inwiefern die Hysterie in dem spanischen Roman La Regenta von Clarín dargestellt wird. Um auf die Hysterieforschungen eingehen zu können, werde ich zunächst im ersten Kapitel Charcots beruflichen Aufstieg an der Salpêtrière genauer erläutern.
[...]
1 Désiré-Magloire Bourneville/Paul Regnard, Iconographie photographique de la Salpêtrière. 3 Bde., Paris: Progrès médical 1876/77, 1878, 1878-1880, http://jubil.upmc.fr (15.9.2009).
2 Vgl. dazu Sigrid Schade, „Charcot und das Schauspiel des hysterischen Körpers“, in: Silvia Baumgart/Gotlind Birkle/Mechthild Fend/Bettina Götz/Andrea Klier/Bettina Uppenkamp (Hgg.), Denkräume. Zwischen Kunst und Wissenschaft, Berlin: Reimer 1993, S. 461-484, hier S. 466.
3 Susanne Holschbach, „Vom Bild der Leidenschaften zur Aufzeichnung der Symptome. Zu den zwei Visualisierungsparadigmen in Charcots 'photographischer Klinik'“, in: Nusser, Tanja/Strowick, Elisabeth (Hgg.), Krankheit und Geschlecht. Diskursive Affären zwischen Literatur und Medizin, Würzburg: Könighausen & Neumann 2002, S. 123-142, hier S. 125.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Charcots Forschungen und seine Arbeit an der Salpêtrière
- Die Leçons du mardi: Forschung oder Schauspiel?
- Die Iconographie photographique de la Salpêtrière
- Salpêtrière - „Die weibliche Hölle“
- Die Darstellung der grande hystérie in Claríns La Regenta
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert die Hysterieforschung von Jean Martin Charcot, insbesondere seine photographischen Arbeiten, die im "Iconographie photographique de la Salpêtrière" veröffentlicht wurden. Die Arbeit untersucht die Inszenierung der hysterischen Anfälle durch Charcot und die Interaktion zwischen Arzt und Patientin bei den Vorlesungen. Zudem befasst sie sich mit der Darstellung der Hysterie im spanischen Roman "La Regenta" von Clarín.
- Charcots Forschungsmethoden und Arbeitsweise an der Salpêtrière
- Die theatralischen Aspekte der Leçons du mardi
- Die Rolle der Photographie in der Darstellung der Hysterie
- Die Behandlung und die Lebensbedingungen der Patientinnen an der Salpêtrière
- Die Darstellung der Hysterie in der Literatur
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt Charcots Hysterieforschung vor und erläutert die Bedeutung seiner photographischen Arbeiten. Sie skizziert die Thematik der Hausarbeit und die zu behandelnden Fragen.
- Charcots Forschungen und seine Arbeit an der Salpêtrière: Dieses Kapitel behandelt Charcots beruflichen Aufstieg an der Salpêtrière und beleuchtet die Arbeitsbedingungen und die Situation der Patientinnen. Es wird auf die hohen Todesraten und die unterschiedlichen Ursachen eingegangen.
- Die Leçons du mardi: Forschung oder Schauspiel?: Das Kapitel analysiert die öffentlichen Vorlesungen, die Charcot in der Salpêtrière hielt. Es werden die theatralischen Elemente und die Interaktion zwischen Arzt und Patientin untersucht, sowie die Frage, ob die Patientinnen ihre Symptome simulierten.
Schlüsselwörter
Hysterie, Jean Martin Charcot, Salpêtrière, Iconographie photographique de la Salpêtrière, Leçons du mardi, Grande Hystérie, Hypnose, Theatralität, La Regenta, Clarín, Spanischer Roman des 19. Jahrhunderts.
- Arbeit zitieren
- Claudia Hoffmann (Autor:in), 2009, Charcots Hysterieforschungen und ihre Darstellung in "La Regenta", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/158921