„Männlein und Weiblein“, „Junge und Mädchen“, „Mann und Frau“ – die Unterschiede
zwischen den Geschlechtern werden schon seit Jahrzehnten in der Öffentlichkeit
postuliert und genießen auch gerade in der heutigen Zeit wieder Beachtung. Das Thema
„Gender“ feiert Konjunktur – angefangen mit einer eigenen Forschungsdisziplin über
das soziale Geschlecht werden die Unterschiede zwischen Männern und Frauen auch
der breiten Öffentlichkeit durch diverse Sachbücher („Warum Männer nicht zuhören
und Frauen schlecht einparken: Ganz natürliche Erklärungen für eigentlich
unerklärliche Schwächen“1 oder „Männer sind vom Mars. Frauen von der Venus:
Tausend und ein kleiner Unterschied zwischen den Geschlechtern“2 sowie „Männer sind
anders. Frauen auch.3“) und Fernsehshows (wie z. B. „Typisch Frau - typisch Mann“4)
nicht vorenthalten. Doch wie sieht es bei all den viel diskutierten Unterschieden
zwischen den Geschlechtern mit dem Ursprung, der Herkunft, geschlechtstypischen
Verhaltens aus? Ist „männliches und weibliches Verhalten ‚natürlich‘, d. h. von der
Natur mittels Erbanlagen in uns festgelegt“ oder werden uns die geschlechtstypischen
Verhaltensweisen durch entsprechende Normen von Kind an so auferlegt, dass sie sich
(unbewusst) als typisches Rollenverhalten in uns festigen?5 Letztere Erklärung teilen
laut Ekkehard Kloehn viele Soziologen und Feministen.6 Sie seien der Auffassung,
„jede Gesellschaft habe eine bestimmte Vorstellung von dem, was als männlich und
weiblich zu akzeptieren sei, und schreibe diese ihre Normen dem heranwachsenden
Kind vor wie ein Theaterregisseur seinem Schauspieler eine bestimmte Rolle. Das Kind
spiele dann diese Geschlechterrolle und verinnerliche sie dabei unbewußt.“7
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1 Pease/Pease 2000.
2 Evatt 2010.
3 Gray 1998.
4 Typisch Frau – Typisch Mann ist eine seit 2005 von Günther Jauch moderierte und beim Fernsehsender
RTL ausgestrahlte Spielshow, in der sich prominente Gäste und das Studiopublikum mit Spielen und
Fragen zum Thema der Geschlechterrollen von Mann und Frau beschäftigen.
5 Kloehn 1979, S. 14.
6 Vgl. Kloehn ebd.
7 Kloehn ebd.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Einführung in Begrifflichkeiten, Forschungsfelder und -hintergrund
- 2.1 Unterscheidung zwischen den Begriffen „sex“ und „gender“
- 2.2 Definition „Geschlechtsunterschiede“
- 2.3 Theorien der Entstehung von Geschlechtsunterschieden
- 3. Geschlechtsunterschiede nach Cohn
- 3.1 Die Geschlechtlichkeit als solche und der primäre Geschlechtsunterschied
- 3.2 Die sekundären Geschlechtsunterschiede
- 3.3 Konsequenzen für die Erziehung
- 4. Geschlechtsunterschiede nach Freud
- 4.1 Die phallische Phase
- 4.1.1 Der Ödipuskomplex
- 4.1.2 Der Penisneid
- 4.1.3 Die Kastrationsangst
- 5. Forschungsergebnisse
- 5.1 Die soziale Ebene
- 5.1.1 Die Aggressivität
- 5.1.2 Das soziale Handeln
- 5.2 Die kognitive Ebene
- 5.2.1 Das räumliche Denken
- 5.2.2 Verbale Fähigkeiten
- 5.2.3 Mathematische Fähigkeiten
- 5.3 Motorische Fähigkeiten
- 6. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Entstehung und Natur von Geschlechtsunterschieden, indem sie die Theorien von Jonas Cohn mit aktuellen Forschungsergebnissen vergleicht. Sie zielt darauf ab, eine Brücke zwischen stark gegensätzlichen Ansichten zu schlagen, die Geschlechtsunterschiede entweder als biologisch determiniert oder als sozial konstruiert betrachten.
- Abgrenzung der Begriffe „sex“ und „gender“
- Analyse der Theorien Cohns zu Geschlechtsunterschieden
- Vergleich mit Freuds psychoanalytischen Erklärungsansätzen
- Bewertung aktueller Forschungsergebnisse zu sozialen, kognitiven und motorischen Unterschieden
- Diskussion der Implikationen für die Erziehung
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt die zentrale Forschungsfrage nach dem Ursprung geschlechtstypischen Verhaltens und den bestehenden gegensätzlichen Erklärungsansätzen (biologisch vs. sozial) vor. Sie gibt einen Überblick über die Relevanz des Themas „Gender“ in der öffentlichen Diskussion und kündigt den Vergleich der Theorien Cohns mit neueren Forschungsergebnissen an.
2. Einführung in Begrifflichkeiten, Forschungsfelder und -hintergrund: Dieses Kapitel klärt grundlegende Begriffe wie „sex“ und „gender“ und definiert den Begriff „Geschlechtsunterschiede“. Es werden verschiedene Theorien zur Entstehung von Geschlechtsunterschieden vorgestellt und die Grenzen zwischen biologischen und sozial konstruierten Aspekten diskutiert. Die kritische Auseinandersetzung mit der vermeintlichen Unveränderbarkeit von „sex“ im Gegensatz zur Veränderbarkeit von „gender“ bildet einen Schwerpunkt.
3. Geschlechtsunterschiede nach Cohn: Dieses Kapitel präsentiert Cohns Theorie zu Geschlechtsunterschieden, unterteilt in primäre und sekundäre Geschlechtsunterschiede und deren Konsequenzen für die Erziehung. Es wird detailliert auf Cohns Sichtweise eingegangen und die zeitgenössische Relevanz seiner Ansätze analysiert, die sich mit den Aspekten der Geschlechtlichkeit, dem primären und sekundären Geschlechtsunterschied und den erzieherischen Implikationen auseinandersetzt.
4. Geschlechtsunterschiede nach Freud: Hier wird Freuds psychoanalytische Sichtweise auf Geschlechtsunterschiede, insbesondere die phallische Phase mit Ödipuskomplex, Penisneid und Kastrationsangst, ausführlich dargestellt und analysiert. Der Fokus liegt auf der Bedeutung dieser Konzepte für die Entwicklung geschlechtsspezifischen Verhaltens und deren Einordnung in den Gesamtkontext der Arbeit.
5. Forschungsergebnisse: Dieses Kapitel präsentiert und analysiert aktuelle Forschungsergebnisse zu Geschlechtsunterschieden auf sozialer, kognitiver und motorischer Ebene. Es werden spezifische Beispiele für Unterschiede in Aggressivität, sozialem Handeln, räumlichem Denken, verbalen und mathematischen Fähigkeiten sowie motorischen Fertigkeiten genannt und deren mögliche Ursachen und Implikationen diskutiert. Die Kapitelstruktur ermöglicht ein differenziertes Verständnis der komplexen Zusammenhänge.
Schlüsselwörter
Geschlechtsunterschiede, sex, gender, Jonas Cohn, Sigmund Freud, Erziehung, Sozialisation, biologische Faktoren, soziale Faktoren, kognitive Fähigkeiten, motorische Fähigkeiten, Aggressivität, Geschlechterrollen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu "Geschlechtsunterschiede: Ein Vergleich der Theorien von Cohn und Freud mit aktuellen Forschungsergebnissen"
Was ist der zentrale Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Entstehung und Natur von Geschlechtsunterschieden. Sie vergleicht die Theorien von Jonas Cohn mit aktuellen Forschungsergebnissen und versucht, eine Brücke zwischen biologischen und sozial konstruierten Erklärungen zu schlagen.
Welche Begriffe werden im Text abgegrenzt und definiert?
Der Text grenzt die Begriffe "sex" und "gender" klar voneinander ab und definiert den Begriff "Geschlechtsunterschiede". Es wird die Problematik der vermeintlichen Unveränderbarkeit von "sex" im Gegensatz zur Veränderbarkeit von "gender" kritisch diskutiert.
Welche Theorien zur Entstehung von Geschlechtsunterschieden werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Theorien von Jonas Cohn und Sigmund Freud. Cohns Theorie wird in primäre und sekundäre Geschlechtsunterschiede unterteilt und deren Konsequenzen für die Erziehung beleuchtet. Freuds psychoanalytische Perspektive, insbesondere die phallische Phase mit Ödipuskomplex, Penisneid und Kastrationsangst, wird ausführlich dargestellt.
Wie werden die Theorien von Cohn und Freud miteinander verglichen?
Die Arbeit vergleicht die Theorien von Cohn und Freud, um ein umfassendes Verständnis der unterschiedlichen Erklärungsansätze für Geschlechtsunterschiede zu liefern. Der Fokus liegt auf der Gegenüberstellung biologischer und psychosozialer Perspektiven.
Welche aktuellen Forschungsergebnisse werden präsentiert?
Die Arbeit präsentiert aktuelle Forschungsergebnisse zu Geschlechtsunterschieden auf sozialer, kognitiver und motorischer Ebene. Es werden Unterschiede in Aggressivität, sozialem Handeln, räumlichem Denken, verbalen und mathematischen Fähigkeiten sowie motorischen Fertigkeiten diskutiert und mögliche Ursachen analysiert.
Welche Schlussfolgerungen zieht die Arbeit?
Die Arbeit zieht Schlussfolgerungen über die komplexen Zusammenhänge zwischen biologischen und sozialen Faktoren bei der Entstehung von Geschlechtsunterschieden. Sie diskutiert die Implikationen dieser Erkenntnisse für die Erziehung und Sozialisation.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit umfasst Kapitel zu Einleitung, Begriffsklärungen, Cohns Theorie, Freuds Theorie, aktuellen Forschungsergebnissen und einem Fazit. Jedes Kapitel behandelt einen spezifischen Aspekt des Themas Geschlechtsunterschiede.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Geschlechtsunterschiede, sex, gender, Jonas Cohn, Sigmund Freud, Erziehung, Sozialisation, biologische Faktoren, soziale Faktoren, kognitive Fähigkeiten, motorische Fähigkeiten, Aggressivität, Geschlechterrollen.
Für wen ist diese Arbeit gedacht?
Diese Arbeit richtet sich an Leser, die sich akademisch mit dem Thema Geschlechtsunterschiede auseinandersetzen möchten. Sie eignet sich für Studierende und Wissenschaftler, die sich für die verschiedenen Theorien und Forschungsergebnisse zu diesem komplexen Thema interessieren.
Wo finde ich weitere Informationen zu den behandelten Themen?
Weitere Informationen zu den behandelten Themen können in der wissenschaftlichen Literatur zu den Bereichen Geschlechterforschung, Psychologie und Pädagogik gefunden werden. Die Arbeit selbst nennt explizit die relevanten Theorien und Forscher.
- Quote paper
- Jennifer Schons (Author), 2009, Mädchen und Jungen – Über Geschlecht, Geschlechtsunterschiede und geschlechtstypisches Verhalten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/159066