Zentrales Element Pastiorscher Syntax ist das Fehlen des Prädikats – und somit die Aufforderung des Autors an den Leser, selbst weiterzudenken. Die Betrachtung der Morphologie hingegen ließ Rückschlüsse auf Pastiors kreatives Verhältnis zur deutschen Sprache zu: Das Schaffen neuer Wörter entpuppte sich als Protest gegen das Verharren in festgefahrenen Normen – und seien es nur die des Wortschatzes. Zuletzt offenbarte die Analyse seiner Semantik das selbstbewusste Spiel des Unsinnspoeten mit der eigenen Sinnhaltigkeit: Indem er seine Texte stets zwischen Sinn und Unsinn schwanken lässt, fordern sie ein permanentes Hinterfragen heraus: Des Inhalts ebenso wie der Sprache an sich. Umgekehrt konnte gezeigt werden, dass mögliche andere Spielarten des Unsinns fehlten – etwa die Änderung der Satzreihenfolge. Ihre Nichtexistenz ließ ebenso auf die Gesamtintention der Pastiorschen Texte schließen, wie die oben beschriebenen „Stilmittel des Unsinns“. Das „Tangopoem“ erweist sich als Pastiors ironische Verbeugung vor der Suche nach dem vollkommenen Unsinn. Denn dieser bleibt selbst für den virtuosesten Sprachanarchisten unerreichbar.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Sinn und Unsinn
- Was ist Sinn?
- Was ist Unsinn?
- "Ein Tangopoem und andere Texte" als Beispiel für Sinndekonstruktion
- Spielarten der Sinndekonstruktion I - Syntaktischer Unsinn
- Spielarten der Sinndekonstruktion II - Morphologischer Unsinn und Schriftbild
- Spielarten der Sinndekonstruktion III - Semantischer Unsinn
- Ist vollkommene Sinndekonstruktion möglich? - Eine Analyse anhand des „Tangopoem“
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Struktur in scheinbar sinnlosen Texten, insbesondere im Werk Oskar Pastiors. Ziel ist es, zu zeigen, dass selbst in Texten, die den Identitätszwang der Sprache aufbrechen wollen, wiederkehrende Muster und Strukturen erkennbar sind. Dabei werden verschiedene Spielarten der Sinndekonstruktion am Beispiel von Pastiors „Ein Tangopoem und andere Texte“ analysiert.
- Die Definition von Sinn und Unsinn aus linguistischer Perspektive
- Die Analyse von Pastiors Texten im Hinblick auf syntaktische, morphologische und semantische Aspekte der Sinndekonstruktion
- Die Frage nach der Möglichkeit einer vollkommenen Sinndekonstruktion
- Die Bedeutung der Erkenntnisse für die Interpretation von Unsinnspoesie im Allgemeinen
- Die Relevanz von Struktur und Muster in der Analyse von scheinbar sinnlosen Texten
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung befasst sich mit der Schwierigkeit, Oskar Pastiors Werk zu interpretieren, da er den Identitätszwang der Sprache bewusst aufbricht. Es wird die Frage gestellt, ob überhaupt eine Struktur im Unsinn existiert und ob es möglich ist, Pastiors Texte zu interpretieren.
Sinn und Unsinn
Dieses Kapitel definiert die Begriffe Sinn und Unsinn aus linguistischer Perspektive. Der Sinn eines Wortes wird als dessen Platz in einem System von Beziehungen zu anderen Wörtern definiert. Ein sinnvoller Text ist demnach eine Ansammlung von Wörtern, die in einem Netzwerk von Beziehungen zueinander stehen.
"Ein Tangopoem und andere Texte" als Beispiel für Sinndekonstruktion
Dieses Kapitel stellt Pastiors „Ein Tangopoem und andere Texte“ als typisches Beispiel für sinndekonstruierende Dichtung vor. Es werden drei Aspekte der Sinndekonstruktion untersucht: der Gebrauch der Syntax, der Morphologie und der Semantik. Das Kapitel analysiert, welche Auswirkungen die Durchbrechung dieser sinnstiftenden Zusammenhänge auf die Texte hat.
- Citar trabajo
- Stefan Sewenig (Autor), 2006, Spielarten der Sinndekonstruktion am Beispiel von Oskar Pastiors "Ein Tangopoem und andere Texte", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/159139