Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Definitionen
3 Überblick über die Erscheinungsformen der Armut in den Entwicklungsländern
4 Ursachen der Armut
4.1 Globalisierung
4.1.1 Transnationale Konzerne
4.1.2 Brain Drain
4.2 Innerstaatliche Ursachen
5 Die Akteure in der Entwicklungshilfe
5.1 Staatliche, nichtstaatliche und privatwirtschaftliche Akteure
5.1.1 Staatliche Akteure
5.1.2 Nichtstaatliche Akteure
5.1.3 Privatwirtschaftliche Akteure
5.2 Zwei vielversprechende Innovationen - Negropontes 100-Dollar-Laptop und Yunus Grameen Bank
5.2.1 Die Grameen Bank
5.2.2 Der 100-Dollar-Laptop
6 Wirkungsweise der Innovationen in den sozialen Systemen
7 Zusammenfassung und Stellungnahme des Autors
Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Der Text ist gegliedert in acht Abschnitte. Im nachfolgenden zweiten Abschnitt sollen Begriffe, die im Mittelpunkt der Thematik stehen, beleuchtet werden. Eine klare und eindeutige Definition ist in den wenigsten Fällen im entwicklungspolitischen Themenfeld möglich, so dass zumindest definitorische Abgrenzungen gemacht werden. In vielen Fällen wird eine vereinfachte Definition zugrunde gelegt werden, die die Diskussionen in der Fachliteratur nicht widerspiegeln, jedoch aus Platzgründen in dieser Weise dargestellt werden. Für die Zwecke dieser Arbeit ist dieser Ansatz hinreichend. Der dritte Abschnitt dient der Darstellung der Situation in den Entwicklungsländern. Hier geht es um einen Überblick der Armut, da sie letztendlich die Symptome repräsentiert, die durch die Maßnahmen der Entwicklungspolitik gemindert, im besten Fall ausgemerzt, werden sollen.
Der vierte Abschnitt soll einen Überblick über die Ursachen der Armut geben, ohne den Anspruch zu erheben, die gesamte Bandbreite vollständig abzubilden. Die Darstellung der einschlägigen Faktoren soll hier im Vordergrund stehen.
Der Abschnitt fünf widmet sich der Entwicklungspolitik, also in gewisser Weise der Reaktion auf die zuvor geschilderten Zustände bzw. Symptome und deren Ursachen. Dazu sollen die entwicklungspolitischen Akteure, mit ihren verschiedenen Interessen, dargestellt werden.
Im zweiten Teil dieses fünften Abschnitts schließlich, wird das Kernstück dieses Aufsatzes thematisiert. Vorgestellt, hinterfragt und eingebettet in den Kontext der vorangestellten Abschnitte werden zwei Innovationen die in den letzten Monaten besonders für Furore gesorgt haben:
1. Der sogenannte 100-Dollar-Laptop von Nicholas Negroponte
2. Kleinkredite an Mittellose von der Grameen Bank
Es wird gezeigt, ob diese Maßnahmen wirklich dieses große Medieninteresse verdienen und ob sie die Problematik da berühren, wo es die in Abschnitt 5.1 dargestellten Akteure nicht tun.
Der sechste Abschnitt soll eine Brücke schlagen zwischen den pädagogischen Instrumenten und den Geschäftsmodellen Negropontes und Yunus. Dazu wird die Wirkungsweise der Innovationen identifiziert. Dies führt zu folgender übergeordneter Frage: Wie wirken die beiden Ideen auf die sozialen Systeme ein und wie verändern sie sie? Das siebte und damit letzte Kapitel fasst die wichtigsten Arbeitsergebnisse zusammen, beinhaltet die kritische Stellungnahme des Autors und versucht eine Perspektive der Innovationen und der Gesamtsituation zu geben.
2 Definitionen und definitorische Abgrenzungen
Armut
Armut ist ein weitverbreiteter Begriff, der in den verschiedensten Zusammenhängen bemüht wird. Wir wollen unter Armut den unfreiwilligen Mangel an essentiellen Gütern verstehen. Dies gilt sowohl für materielle Güter, wie z.B. Kleidung, Obdach oder Nahrung, als auch für immaterielle Güter wie z.B. Bildung, Sicherheit oder soziale Sicherung. Unfreiwillig deshalb, weil ganz klar unterschieden werden muss zu Personen die sich z.B. aus religiöser Überzeugung und freier Überzeugung in diese Situation begeben.
Entwicklungsland
Unter dem Begriff Entwicklungsland sollen in dieser Arbeit Länder verstanden werden, die zwei wesentliche Bedingungen erfüllen: Zum Einen ist die Armut so weit verbreitet, dass breite Bevölkerungsschichten darunter leiden. Indikatoren dafür sind u.a. Hunger, Krankheiten wie AIDS, eine niedrige Lebenserwartung und eine hohe Kriminalitätsrate. Zum Anderen sind die Länder technologisch und infrastrukturell rückständig im Vergleich zu den Industrieländern.
Dabei soll in dieser Arbeit keine Messlatte angelegt werden, die z.B. Länder mit einem bestimmten BIP als Entwicklungsland einstufen, wohlwissend, dass diese definitorische Abgrenzung etwas schwammig erscheinen mag, aber für die Untersuchung in dieser Arbeit völlig ausreichend ist. In den folgenden Kapiteln wird aber die Problematik der verschiedenen Definitionsansätze von Entwicklungsländern angerissen.
Globalisierung
Unter Globalisierung soll die Definition des Universallexikons Brockhaus zu Grunde gelegt werden. Demnach ist Globalisierung als „zunehmende Internationalisierung des Handels, der Kapital- sowie der Produkt und Dienstleistungsmärkte und die internationale Verflechtung der Volkswirtschaften“ (Zwahr, Annette 2003, S. 2608) zu verstehen.
Innovation
Für Innovation wird eine Definition in Anlehnung an das Universallexikon Brockhaus zu Grunde gelegt: Innovation ist die zielgerichtete Erneuerung bzw. Neugestaltung von Verhaltensweisen (z.B. im Lernprozess) oder Funktionsbereichen (z.B. in der Finanzierung von handwerklicher Produktion), um bereits existente Verfahren zu verbessern oder neuen Anforderungen gerecht zu werden (vgl. Zwahr, Annette 2003, S. 3284).
Staatlicher Akteur
Mit dem Begriff staatlicher Akteur werden solche Akteure bezeichnet, die ausschließlich durch staatliche Gelder finanziert werden, kein Gewinnstreben haben und aufgrund politischer Entscheidungen agieren. Dabei ist es unerheblich, ob der Träger ein Staat oder ein Staatenzusammenschluss (z.B. UNO) ist.
Nichtstaatlicher Akteur
Ein nichtstaatliche Akteur (non-governmental-Organisation) hegt kein Gewinnstreben, verfolgt einen gemeinnützigen Zweck (z.B. Hilfe Hungerleidender) und ist unabhängig von jeglichem staatlichen Einfluss.
Privatwirtschaftlicher Akteur
Unter einem privatwirtschaftlichen Akteur soll ein jeder Akteur mit Gewinnabsichten verstanden werden, der als oberstes Ziel die Gewinnmaximierung hat und nach marktwirtschaftlichen Prinzipien (Angebot und Nachfrage) handelt.
Soziales System
Der Begriff „soziales System“ soll im Folgenden mit einer Definition in Anlehnung an Meyers Online Lexikon belegt werden (vgl. MEYERS ONLINE LEXIKON 2.0).
Danach erfasst ein soziales System das zwischenmenschliche Handeln innerhalb eines Rahmens sozialer Verhaltens- und Orientierungsmuster. Das umfassendste soziale System ist die Gesellschaft, bestehend aus Teilsystemen wie dem Bildungs-, politischen oder dem Wirtschaftssystem (vgl. MEYERS ONLINE LEXIKON 2.0).
3 Überblick über die Erscheinungsformen der Armut in den Entwicklungsländern
Heutzutage leben viele Menschen in Armut weltweit, überwiegend sind diese in den Entwicklungsländern vorzufinden. Um diese Menschen in besagten Entwicklungsländern geht es in dieser Arbeit. Dabei gibt es keine unumstößliche und unumstrittene Definition für die sogenannten Entwicklungsländer, denn je nach angelegtem Maßstab werden Ökonomie, Bildung, Zugang zu Ressourcen oder andere Kriterien betont.
Diese Suche nach der bestmöglichen Kategorisierung der armen Länder hat neben dem Begriff „Entwicklungsland“ auch Begriffe wie „Dritte Welt“, „Vierte Welt“, „Hungerland“, „unterentwickeltes Land“, „rückständiges Land“, „nicht-entwickeltes Land“, „Less Developed Country (LDC), „Least Developed Country (LLDC)“ (vgl. WIKIPEDIA „Entwicklungsland“) hervorgebracht, um nur einige zu nennen. An dieser Stelle kann und soll jedoch die Diskussion über die Gründe für oder gegen diese Begriffe nicht wiedergegeben werden.
Der Begriff „Entwicklungsland“ an sich ist ebenfalls nicht ohne Kritik. Der Bezeichnung wird unterstellt, dass sie etwas suggeriert was evtl. gar nicht stattfindet und wenn Entwicklung stattfindet bedeutet dies ja eine Entwicklung zu einem bestimmten Endziel hin (vgl. Nohlen 1991, S. 203). Dieses wiederum impliziert den vorgegebenen Weg zum Entwicklungsstand der Industrienationen, welcher nicht der sein muss den die Entwicklungsländer gehen. Ohne die Plausibilität dieser Argumente in Abrede zu stellen, möchte ich den Begriff „Entwicklungsland“ benutzen, da dieser ein sehr verbreiteter ist, umgangssprachlich etabliert ist und Assoziationen weckt. Dabei möchte ich ihn jedoch wie in Kapitel 2 definiert verstanden wissen.
Auch kann man verschiedener Meinung darübe]r sein, wer als arm zu bezeichnen ist und wer nicht. An dieser Stelle soll diese Diskussion um den Armutsbegriff nicht weiter vertieft und unnötig ausgeweitet werden, da es schlichtweg den Rahmen dieser Thematik sprengen würde.
Hier nur einige Beispiele ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
Laut Weltbank gilt eine Person als arm, wenn sie weniger als $ 1 pro Tag zum Leben hat. Eine neuere Klassifizierung der Weltbank trägt der Kritik Rechnung, dass ein absoluter Wert die Armut der Menschen in verschiedenen Ländern nicht gleichermaßen darstellt. So ist die Kaufkraft eines US-Dollars in Land A größer als in Land B und damit die Armut in Land A geringer als in Land B.
Daraus resultiert die Festlegung der Weltbank, dass ein Mensch als arm gilt, wenn er mehr als 70% seines Einkommens für Nahrung ausgeben muss.
Die IDA (International Development Association) bezeichnet einen Menschen als arm, wenn er unter $150 im Jahr zur Verfügung hat und eine Kalorienzufuhr von unter 2160 bis 2670 Kalorien täglich (variiert nach Ländern), sowie eine Lebenserwartung von unter 55 Jahren hat (vgl. Nohlen 1991, 57f).
Um diese Diskussion zu umgehen legen wir die für diese Zwecke ausreichende Definition aus Kapitel 2 zu Grunde.
Unbestritten ist, dass viele Menschen in Verhältnissen leben, die wir in Deutschland als nicht ertragbar halten würden.
Dabei zeigt sich eine weite Bandbreite dieser Armut:
Weltweit hungern ca. 852 Mio. Menschen, davon alleine 815 Mio. in den Entwicklungsländern (vgl. WIKIPEDIA „Armut“), andere Quellen sprechen von bis zu 50% der 2 Mrd. Menschen in Entwicklungsländern (vgl. Nohlen 1991, S. 57). So leben eine Mrd. Menschen ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser und 2,6 Mrd. Menschen haben keinen Zugang zu sanitären Einrichtungen (vgl. UNICEF). 771 Mio.
Menschen weltweit sind des Alphabets nicht mächtig (vgl. BRANDEINS), bei einer Alphabetisierungsquote von 99% in den Industrieländern, kann man sich vorstellen, wie sich die Situation in den Entwicklungsländern darstellt.
Ein Viertel der Neugeborenen in Entwicklungsländern sterben vor ihrem 5.Lebensjahr (vgl. Nohlen 1991, S. 57). Diese Fakten veranschaulichen eindrucksvoll die ärmliche Situation der Menschen in den Entwicklungsländern. Obwohl in den Entwicklungsländern die Armut in den dargestellten Ausprägungen besonders stark verbreitet ist, wollen wir nicht die Augen davor verschließen, dass es auch Armutserscheinungen vor der eigenen Haustür gibt.
Diese sogenannte relative Armut ist ein Phänomen, das nicht von der Hand zu weisen ist und mit wechselnder Intensität in den Medien thematisiert wird. Nichtsdestotrotz muss gesagt werden, dass die „weltweite Ungleichheit […] in erster Linie (zu 70%) durch Unterschiede zwischen und nicht innerhalb von Ländern bestimmt wird“ (Schirm 2006, S. 201). Aus diesem Grunde soll die relative Armut zwar nicht ignoriert werden, sie ist für die zu untersuchenden Innovationen zur Armutsbekämpfung jedoch irrelevant, da sie auf Armutsbekämpfung in Entwicklungsländern abzielen.
Auch wenn Armut je nach Entwicklungsland unterschiedlich starke Früchte trägt, bedürfen sie alle entsprechender Hilfe. Wie diese aussehen kann zeigt sich in den folgenden Kapiteln.
4 Ursachen der Armut
4.1 Globalisierung
Von vielen Globalisierungsgegnern wird in diesem Zusammenhang in heutiger Zeit das Schreckgespenst der Globalisierung bemüht. Zweifelsohne ist Globalisierung ein Thema, wenn nicht das dominierende, das die Situation der Menschen in allen Ländern der Erde stark beeinflusst. Die Vielschichtigkeit und der Facettenreichtum dieses Prozesses gilt es zu untersuchen.
4.1.1 Transnationale Konzerne
In dieses Feld ist auch der schon vielerorts vernommene Begriff der „Global Governance“ einzuordnen. Doris Fuchs bezeichnet „Global Governance [… als] das politische Begleit- und Folgephänomen der Globalisierung“ (Schirm 2006, S. 147) und definiert es als „multi-actor, multi-level political decision-making“(Schirm 2006, S. 147). Diese Betrachtungsweise verdeutlicht die politischen Dimensionen und Konsequenzen des Globalisierungsphänomens. Inwieweit die Globalisierung mit der Armut zusammenhängt und wie die politische Dimension der Globalisierung zu sehen ist, soll im Folgenden veranschaulicht werden.
Globalisierungsgegner führen ins Feld, dass die Industrieländer die Entwicklungsländer ausbeuten und ihre Position am längeren Hebel ausnutzen würden. Zudem profitierten nur einige wenige Entwicklungsländer von der internationalen Verflechtung. Richtig ist, dass „Entwicklungsländer in stärkerem Maße als früher in die Weltwirtschaft integriert“ (Schirm 2006, S. 206) sind. In der Tat trägt z.B. der Gewinnabzug (siehe Nohlen 1991, S. 58) durch die transnationalen Konzerne aus den Entwicklungsländern, wo sie diese Gewinne erwirtschaftet haben dazu bei, dass die Gesellschaft dort nicht davon profitieren und sich entwickeln kann. In anderer Fachliteratur wird in diesem Zusammenhang auch der Begriff der Gewinnverlagerung bemüht (vgl. Schirm 2006, S. 127). Ziel dieser Gewinnverlagerung ist das Verlagern der Gewinne innerhalb eines transnationalen Konzerns, also eines in mehreren Ländern tätigen Konzerns, sodass die Steuerlast möglichst gering ausfällt. Zugute kommt dies den Kapitaleignern in den Industrieländern und kann zu Steuermindereinnahmen der Entwicklungsländer führen.
Als problematisch erweist sich außerdem die Tatsache, dass nicht alle Länder und Regionen gleichermaßen von der engeren Verzahnung der Länder profitieren und schlichtweg außen vor bleiben. Dies ist zwar Fakt, aber nicht ganz so drastisch wie es teilweise dargestellt wird. Ein wichtiger Indikator ist die Integration in den internationalen Handels- und Kapitalverkehr: Der Außenhandelsanteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP), also der Anteil der Exporte am BIP, ist in Afrika, im Mittleren Osten und in Südasien zwischen 1990 und 2003 nur mäßig gestiegen, während Lateinamerika und Ostasien sehr deutliche Zuwächse vorweisen konnten (vgl. Schirm 2006, S. 194). Diese Quasi-Abkopplung vom Weltmarkt ist sehr dramatisch, denn ohne Nachfrage für eigene Produkte fehlen entsprechende Devisen um benötigte Güter zu importieren.
Eben diese transnationalen Konzerne sind Phänomene, die die Globalisierung hervorgebracht hat. Unter einem transnationalen Konzern muss man sich den Zusammenschluss mehrerer miteinander Handel treibende Unternehmen vorstellen, die in verschiedenen Märkten und unter verschiedenen Rechtssprechungen agieren (vgl. Schirm 2006, S. 127).
4.1.2 Brain Drain
Eine weitere Ursache für Armut wird der in dem sogenannten „Brain Drain“ zugesprochen. Als „Brain Drain“ wir allgemeinhin das Abwandern von qualifizierten Arbeitskräften aus ihrer Heimat in Industrieländer verstanden, ebenfalls eine Folge der Globalisierung. Dieses weltweite Werben um Arbeitnehmer ist für die Entwicklungsländer besonders problematisch, brauchen sie doch ihre „klugen Köpfe“ um ihr Land zu entwickeln und nach vorne zu bringen.
Verblüffend ist nun die Tatsache, dass „Migranten […] ungefähr das Doppelte der gesamten internationalen Entwicklungshilfe in ihre Herkunftsländer“(Nuscheler 2006, S. 14) überweisen.
Abschließend bleibt zu sagen, dass eine höhere Integration in die Weltwirtschaft zu einem positiveren Einfluss auf Wachstum und Verteilung in den jeweiligen Entwicklungsländern führt (vgl. Schirm 2006, S. 207), was im folgenden Kapitel im Zusammenhang mit den Akteuren in der Entwicklungshilfe noch ausführlicher mit Inhalt gefüllt wird. Wir stellen fest, dass Globalisierung durchaus positive Effekte für Entwicklungsländer hat, zumindest in den Ländern die einen hohen Integrationsgrad in der globalen Verflechtung aufweisen.
4.2 Innerstaatliche Ursachen
Werfen wir nun einen Blick auf einige ausgewählte innerstaatliche Gründe, die als Ursache für Armut in Frage kommen und hier exemplarisch für eine Vielzahl anderer Gründe für Armut stehen, die nicht oder nur mittelbar mit Globalisierung zusammenhängen:
Der als AIDS (Acquired Immune Deficiency Syndrome) bekannte Virus erweist sich als besonders problematisch in den Entwicklungsländern. Er kann sowohl als Ursache als auch als Begleiterscheinung von Armut in Entwicklungsländern gesehen werden und ist ein Teufelskreis aus dem nur schwer herauszukommen ist.
Die gesamte Bevölkerung leidet unter dem Virus, ob selber infiziert oder nicht. Menschen im so genannten arbeitsfähigen Alter sind durch die Immunschwäche arbeitsunfähig und sterben früh, sodass die nachfolgenden Generationen früh ihre Eltern verlieren usw. Nicht nur dass Arbeitskräfte fehlen, sie belasten den Staat zusätzlich und binden Kräfte und Mittel (vgl. Nohlen 1991, S. 28). So liegt beispielsweise die Lebenserwartung in Simbabwe bei 38 Jahren für Männer und bei nur 37 Jahren für Frauen (Weltentwicklungsbericht 2007, S. 349).
In Kapitel 3 als Indikator für Armut dargestellt, ist Analphabetismus gleichzeitig Ursache für Armut. Einerseits verschließt der Analphabetismus vielen Menschen qualifizierte Betätigungen. Im Umkehrschluss bedeutet die Lese- und Schreibfertigkeit eine Voraussetzung für ein gutes Leben für den Einzelnen.
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