Die Sexualität von Menschen mit geistiger Behinderung ist nach wie vor ein tabuisiertes Thema, das mit vielen Vorurteilen einhergeht. Nicht selten wird jegliche Form der Sexualität bei Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung verleugnet, da angenommen wird, sie hätten gar keine oder im Höchstfall eine Art „Kindersexualität“. Die Negierung jeglicher sexueller Bedürfnisse bei Menschen mit Behinderung führt häufig dazu, dass sie unterdrückt wird, um dem Bild der Gesellschaft zu entsprechen.
Besonders das Leben in einer stationären Wohneinrichtung erschwert die selbstbestimmte Entwicklung und Auslebung einer subjektiv befriedigenden Sexualität, aufgrund von Einschränkungen durch Mitarbeiter*innen und strukturellen Begebenheiten.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Sexualität als Grundrecht für Menschen mit geistiger Behinderung
- 2.1 Sexuelle Bedürfnisse von Menschen mit geistiger Behinderung
- 2.2 Wann ist sexuelle Selbstbestimmung in Einrichtungen für Menschen mit Behinderung gewährleistet
- 3. Einschränkung der Sexualität von Menschen mit Behinderung
- 3.1 Einschränkungen durch Mitarbeiter*innen
- 3.2 Einschnitte bei der Auslebung sexueller Selbstbestimmung in Wohneinrichtungen durch räumliche und strukturelle Gegebenheiten
- 4. Veränderungsansätze für Einrichtungen, um eine selbstbestimmte Sexualität der Bewohner*innen zu fördern
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Einschränkungen der sexuellen Selbstbestimmung von Menschen mit geistiger Behinderung im betreuten Wohnen. Sie beleuchtet die sexuelle Selbstbestimmung als Grundrecht und analysiert, inwieweit dieses Recht in Wohneinrichtungen tatsächlich gewährleistet ist. Die Arbeit untersucht sowohl die Rolle der Mitarbeiter*innen als auch die Auswirkungen räumlicher und struktureller Gegebenheiten auf die sexuelle Selbstbestimmung.
- Sexuelle Selbstbestimmung als Grundrecht
- Sexuelle Bedürfnisse von Menschen mit geistiger Behinderung
- Einschränkungen der sexuellen Selbstbestimmung durch Mitarbeiter*innen und Strukturen
- Möglichkeiten zur Förderung sexueller Selbstbestimmung in Wohneinrichtungen
- Analyse der Herausforderungen und Lösungsansätze
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema ein und hebt die gesellschaftliche Tabuisierung der Sexualität von Menschen mit geistiger Behinderung hervor. Sie betont den Widerspruch zwischen dem Wunsch nach sexueller Selbstbestimmung, wie im Zitat von Ines Eisolt ausgedrückt, und der gesellschaftlichen Verleugnung sexueller Bedürfnisse dieser Personengruppe. Die Einleitung stellt die zentrale Forschungsfrage nach den Einschränkungen der sexuellen Selbstbestimmung im betreuten Wohnen und skizziert den Aufbau der Arbeit.
2. Sexualität als Grundrecht für Menschen mit geistiger Behinderung: Dieses Kapitel etabliert Sexualität als Grundrecht, basierend auf Artikel 2 des Grundgesetzes, der die freie Entfaltung der Persönlichkeit garantiert. Es widerlegt gängige Vorurteile über die Asexualität oder Übersexualität von Menschen mit geistiger Behinderung und betont die individuelle Ausprägung sexueller Bedürfnisse und deren Bedeutung für ein erfülltes Leben. Es betont die Notwendigkeit, den Einzelfall im Blick zu behalten und von pauschalisierenden Aussagen über "behinderte Sexualität" abzusehen.
2.1 Sexuelle Bedürfnisse von Menschen mit geistiger Behinderung: Dieser Abschnitt widerlegt die weit verbreiteten und wissenschaftlich unhaltbaren Klischees über die Sexualität von Menschen mit Behinderung, sowohl die Annahme von Asexualität als auch die Annahme von unkontrollierbarer Triebhaftigkeit. Es wird deutlich gemacht, dass Menschen mit geistiger Behinderung die gleichen sexuellen Wünsche und Bedürfnisse wie andere Menschen haben und dass eine spezifische "behinderte Sexualität" nicht existiert.
2.2 Wann ist sexuelle Selbstbestimmung in Einrichtungen für Menschen mit Behinderung gewährleistet: Dieses Kapitel definiert sexuelle Selbstbestimmung und beschreibt die Voraussetzungen für deren Gewährleistung. Es erläutert die Herausforderungen im stationären Wohnen, das durch Fremdbestimmung und Abhängigkeiten gekennzeichnet ist. Es stellt Kriterien von Walter (2001) zur Bewertung der sexuellen Selbstbestimmung in Institutionen vor, darunter die Möglichkeit der Auslebung der eigenen Sexualität, Schutz vor Übergriffen, Sexualpädagogik, Sexualassistenz und die Möglichkeit der Familienplanung.
3. Einschränkung der Sexualität von Menschen mit Behinderung: Dieses Kapitel beschreibt die Realität, in der die Forderungen nach sexueller Selbstbestimmung oft nicht erfüllt sind. Es differenziert zwischen selbstverschuldeten Einschränkungen aufgrund von Kommunikationsschwierigkeiten und den externen Einschränkungen durch Abhängigkeitsverhältnisse und fremdbestimmte Lebenssituationen. Es kündigt die detailliertere Betrachtung der Rolle der Mitarbeiter*innen und der strukturellen Gegebenheiten an.
Schlüsselwörter
Sexuelle Selbstbestimmung, geistige Behinderung, betreutes Wohnen, Grundrecht, Mitarbeiter*innen, strukturelle Gegebenheiten, Vorurteile, Sexualpädagogik, Sexualassistenz, Autonomie, Fremdbestimmung.
Häufig gestellte Fragen
Was ist das Hauptthema dieses Dokuments?
Dieses Dokument befasst sich mit der sexuellen Selbstbestimmung von Menschen mit geistiger Behinderung im betreuten Wohnen. Es untersucht die Einschränkungen, denen diese Personen in Wohneinrichtungen begegnen, und beleuchtet die Rolle von Mitarbeitern und strukturellen Gegebenheiten.
Welche zentralen Fragen werden in diesem Dokument behandelt?
Das Dokument untersucht, inwieweit das Grundrecht auf sexuelle Selbstbestimmung für Menschen mit geistiger Behinderung im betreuten Wohnen gewährleistet ist. Es analysiert die sexuellen Bedürfnisse dieser Personengruppe und identifiziert Einschränkungen durch Mitarbeiter und institutionelle Strukturen. Außerdem werden Möglichkeiten zur Förderung der sexuellen Selbstbestimmung diskutiert.
Welche Kapitel enthält dieses Dokument?
Das Dokument gliedert sich in folgende Kapitel: Einleitung, Sexualität als Grundrecht für Menschen mit geistiger Behinderung (mit Unterpunkten zu sexuellen Bedürfnissen und der Gewährleistung sexueller Selbstbestimmung), Einschränkung der Sexualität von Menschen mit Behinderung (mit Unterpunkten zu Einschränkungen durch Mitarbeiter und räumliche Gegebenheiten), Veränderungsansätze zur Förderung sexueller Selbstbestimmung und Fazit.
Welche Rolle spielen Mitarbeiter*innen bei der sexuellen Selbstbestimmung von Menschen mit geistiger Behinderung?
Das Dokument untersucht, inwieweit Mitarbeiter*innen die sexuelle Selbstbestimmung von Bewohner*innen im betreuten Wohnen einschränken können. Es werden mögliche Einschränkungen durch ihr Verhalten, ihre Einstellungen und ihr Wissen beleuchtet.
Welchen Einfluss haben räumliche und strukturelle Gegebenheiten auf die sexuelle Selbstbestimmung?
Das Dokument analysiert, wie die Gestaltung von Wohneinrichtungen und die vorhandenen Strukturen die Möglichkeit zur Auslebung sexueller Selbstbestimmung beeinflussen können. Dabei werden Aspekte wie Privatsphäre, Zugangsregelungen und institutionelle Routinen berücksichtigt.
Was sind die zentralen Schlüsselwörter in diesem Dokument?
Die Schlüsselwörter umfassen: Sexuelle Selbstbestimmung, geistige Behinderung, betreutes Wohnen, Grundrecht, Mitarbeiter*innen, strukturelle Gegebenheiten, Vorurteile, Sexualpädagogik, Sexualassistenz, Autonomie und Fremdbestimmung.
Welche Vorurteile werden im Dokument angesprochen?
Das Dokument widerlegt gängige Vorurteile über die Sexualität von Menschen mit geistiger Behinderung, insbesondere die Annahme von Asexualität oder unkontrollierbarer Triebhaftigkeit. Es betont, dass Menschen mit geistiger Behinderung individuelle sexuelle Bedürfnisse haben, die ernst genommen werden müssen.
Welche Ansätze werden zur Förderung der sexuellen Selbstbestimmung vorgeschlagen?
Das Dokument untersucht mögliche Veränderungsansätze für Einrichtungen, um die sexuelle Selbstbestimmung der Bewohner*innen zu fördern. Dies könnte beispielsweise durch Sexualpädagogik, Sexualassistenz oder eine Anpassung der räumlichen und strukturellen Gegebenheiten geschehen.
- Citation du texte
- Isabell Stockinger (Auteur), 2021, Einschränkungen der sexuellen Selbstbestimmung von Menschen mit geistiger Behinderung im betreuten Wohnen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1591764