Legasthenie im Grundschulalter


Hausarbeit, 2002

18 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsangabe

1. Einleitung

2. Definition

3. Ursachen
3.1 Minimale Cerebrale Dysfunktion (MCD)
3.1.1 Visuelle Wahrnehmungsschwäche
3.1.2 Auditive Differenzierungsschwäche
3.1.3 Visuo-motorische Koordinationsstörung
3.1.4 Störungen der Hemisphären im Bereich der Zusammenarbeit
3.2 Seh- und Hörstörungen
3.3 Kongenitale Ursachen
3.4 Umwelt- und Milieufaktoren

4. Symptome

5. Folgen

6. Umgang mit dem legasthenischen Kind und Fördermöglichkeiten
6.1 Der schulische Bereich
6.2 Der außerschulische Bereich
6.3 Der familiäre Bereich

7. Schluss

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Fast jeder kennt einen Menschen, der große Schwierigkeiten beim Lesen und Rechtschreiben hat.

Analphabetismus wird in Deutschland mit guten Schul- und Weiterbildungsmöglichkeiten

bekämpft. Dennoch gibt es Menschen, die trotz guter Schulbildung, hoher Intelligenz und guter

Allgemeinbildung nicht richtig lesen und schreiben können. In diesem Zusammenhang wird in den

Medien häufig von „Legasthenikern“ gesprochen. Doch was ist Legasthenie genau und wie entsteht sie? Welche Bedeutung und welche Folgen hat es für ein Grundschulkind und sein familiäres Umfeld, wenn eine Legasthenie festgestellt wird?

Wenn ein legasthenisches Kind nicht speziell gefördert wird, müsste es wahrscheinlich schon in der Grundschulzeit auf eine Sonderschule wechseln. Dort hätte es sicherlich nicht die Aussicht einen Schulabschluss machen zu können. Ohne Lesen und Schreiben zu können wird der Legastheniker auch keinen normalen Arbeitsplatz finden. Diese schlechte Zukunftsaussicht für das legasthenische Grundschulkind fordert Möglichkeiten der Förderung.

Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit den Fördermöglichkeiten für legasthenische Grundschulkinder in Berücksichtigung der Entstehung von Legasthenie, sowie deren Symptome und Folgen. Es soll ein Überblick über praktikable Hilfen und Hinweise zum Umgang mit legasthenischen Kindern für Eltern und Lehrer gegeben werden.

2. Definition

Der Begriff Legasthenie kommt von den lateinischen Wort „legere“, was auf deutsch lesen bedeutet[1]. „Asthenie“ kommt ursprünglich aus dem griechischen und heißt Schwäche[2]. Legasthenie bedeutet also wörtlich übersetzt „Leseschwäche“. In der internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD) ist Legasthenie eine „umschriebene Entwicklungsstörung der Lese-Rechtschreibfertigkeit bei normal entwickelter Intelligenz“[3]. Der Bundesverband Legasthenie e.V. definiert Legasthenie als eine „Bezeichnung für Schwäche beim Erlernen von Lesen, Schreiben und Rechtschreiben, die weder auf allgemeine Beeinträchtigung der geistigen Entwicklung, noch auf unzulänglichen Unterricht zurückgeführt werden kann“[4]. Da das Wort Legasthenie wörtlich übersetzt lediglich Leseschwäche bedeutet, wird heute im Allgemeinen der Begriff Lese-Rechtschreibschwäche (LRS) benützt.

3. Ursachen

Wie entsteht Legasthenie? Da in den letzten beiden Jahrzehnten die Anzahl von Schülern immer mehr zugenommen hat, die große Schwierigkeiten beim Erwerb von Lese- und Rechtschreibfertigkeiten haben, hat sich die Forschung auf diesem Gebiet verstärkt. Eine allgemein gültige Theorie gibt es jedoch bisher noch nicht. Man geht auf Grund von intensiven Untersuchungen davon aus, dass Legasthenie sich nicht auf eine einzelne Ursache zurückführen lässt. Legasthenie ist vielmehr das Ergebnis eines Zusammenwirkens mehrerer Faktoren.

3.1 Minimale Cerebrale Dysfunktion (MCD)

Die moderne Hirnforschung ermöglicht es die Regionen, die beim Lesen und Schreiben im

Gehirn aktiv sind sichtbar zu machen. Man kann feststellen, dass bei Legasthenikern die

Verarbeitung von Schriftsprache anders abläuft als bei Nicht-Legasthenikern. Man unterscheidet

hierbei zwischen Visuelle Wahrnehmungsschwäche, Auditive Differenzierungsschwäche,

Visuo-motorische Koordinationsstörung und Störungen der Hemisphären im Bereich der

Zusammenarbeit.

3.1.1 Visuelle Wahrnehmungsschwä che

Diese Teilleistungsschwäche bezeichnet alle Phänomene, die als Raumlage-Labilität oder

Raumorientierungsschwäche benannt werden[5]. Legastheniker verwechseln oft ähnlich

aussehende Buchstaben oder Wörter. Die Raumorientierungsschwäche äußert sich in

Unsicherheit der Leserichtung und spiegelbildliche Buchstaben im Schriftbild.

3.1.2 Auditive Differenzierungsschwäche

Durch mangelnde akustische Differenzierungsfähigkeit verwechseln Legastheniker ähnlich

klingende Laute und Wörter oder lassen nicht deutlich hörbare Buchstaben aus. Auch die

schnelle akustische Verarbeitung und die zentrale Verarbeitung von akustischen Informationen

kann von der Schwäche beeinträchtigt sein[6].

3.1.3 Visuo-motorische Koordinationsstörung

Um visuelle Sinneseindrücke wie Figuren, Symbole oder Buchstaben zeichnerisch oder

schreibend darzustellen bedarf es einer Vorstellung, wie der motorische Bewegungsablauf

für die entsprechende Figur aussieht. Eine visuo-motorische Koordinationsstörung liegt vor,

wenn diese visuellen Sinneseindrücke nicht reproduziert, beziehungsweise die Umsetzung in

entsprechende Bewegungsabläufe erschwert oder unmöglich ist[7].

3.1.4 Störungen der Hemisphären im Bereich der Zusammenarbeit

Die perfekte Zusammenarbeit der rechten und der linken Gehirnhälfte ist eine wichtige

Voraussetzung um Lesen und Schreiben zu können. „Viele Untersuchungen weisen darauf hin,

dass diese Zusammenarbeit der Gehirnhälften bei Legasthenikern beeinträchtigt ist“[8].

3.2 Seh- und Hörstörungen

Um richtig Lesen und Schreiben zu können ist es wichtig, dass kleinste Unterschiede an Wörtern

visuell und akustisch wahrgenommen werden. Störungen im Bereich des Sehens und Hörens

wirken sich hemmend auf den Lernprozess aus[9].

3.3 Kongenitale Ursachen

Untersuchungen an Familien von lese- und rechtschreibschwachen Kindern haben ein

verstärktes Auftreten der Schwäche in manchen Familien gezeigt. Genauere Studien der

betroffenen Familien und die moderne Chromosomenforschung lassen den Schluss zu, dass

Vererbung eine mögliche Ursache für Legasthenie sein kann[10].

3.4 Umwelt und Milieufaktoren

Es ist bekannt, dass ungünstige Umweltbedingungen Lernprozesse verzögern oder hemmen.

Äußere Umstände im Leben des Kindes wie z.B. Erziehung, Schulung, Gesellschaft und

Umwelt verursachen die Legasthenie zwar nicht, aber wirken wesentlich mit bei ihrem

Verlauf[11].

4. Symptome

Eine Legasthenie, die bei allen Kindern gleich aussieht, gibt es nicht. Je nach Schweregrad und

Veranlagung äußern sich die Symptome in unterschiedlicher Fülle und Ausprägung. Allerdings gibt es charakteristische Fehler, die bei einer Lese-Rechtschreibschwäche auftreten können und sich schon in der Grundschulzeit zeigen. Legastheniker fallen auf, weil sie sich anscheinend keine Buchstaben merken können. Sie können sich trotz intensiver Übung nicht daran erinnern, wie ein bestimmter Laut als Buchstabe geschrieben wird. Wenn andere Kinder flüssig lesen lernen, erfassen sie mehrere Buchstaben gleichzeitig. Ein legasthenisches Kind wird dann noch einen Laut so lange dehnen, bis es den nächsten Laut erfasst hat. So klingt das Gelesene gedehnt und verzerrt. Legastheniker können im Gegensatz zu anderen Erstklässlern häufig geschriebene oder gelesene Wörter nicht auf einen Blick wiedererkennen, sondern erlesen auch geübte Wörter lautierend. Um sich dem Tempo ihrer Mitschüler anzupassen neigen sie dazu, beim Lesen Wörter zu erraten. Wenn das Kind für Laute nicht die zugehörigen Buchstaben findet, schreibt es bei einem Diktat „Wortruinen“, bei denen das diktierte Wort nicht mehr zu erkennen ist. Auch lassen sie hörbare Buchstaben weg, oder fügen Buchstaben hinzu, wo sie nicht hingehören. Ähnlich klingende oder ähnlich aussehende Buchstaben werden sehr oft verwechselt. Ab der dritten Klasse treten vermehrt Probleme bei Wörtern mit Ausnahmeschreibungen wie zum Beispiel Dehnungen und Doppellungen auf. Das legasthenische Kind erkennt das „Ausnahmewort“ und errät, wo eine Schwierigkeit sein könnte. Dadurch entstehen vermehrt Fehler. Schwierigkeiten grammatikalische Regeln anzuwenden, führen ebenfalls zu Rechtschreibfehlern.

[...]


[1] vgl. Pschyrembel, 1993, S. 859

[2] vgl. Pschyrembel, 1993, S. 127

[3] Dürre, 2000, S. 25

[4] Dürre, 2000, ebd.

[5] vgl. van Husen, 1982, S. 40

[6] vgl. Dürre, 2000, S. 27

[7] vgl. van Husen, 1982, S. 42f

[8] http:/www.ulrike-meiss.de/leg_urs.htm

[9] vgl. van Husen, 1982, S. 46f

[10] vgl. http://www.ulrike-meiss.de/leg_urs.htm

[11] vgl. Klasen, 1997, S. 47

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Legasthenie im Grundschulalter
Hochschule
Duale Hochschule Baden-Württemberg, Stuttgart, früher: Berufsakademie Stuttgart  (Sozialwesen)
Note
1,3
Autor
Jahr
2002
Seiten
18
Katalognummer
V15921
ISBN (eBook)
9783638209083
Dateigröße
482 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Legasthenie, Grundschulalter
Arbeit zitieren
Diplom-Sozialpädagoge Benjamin Kriwy (Autor:in), 2002, Legasthenie im Grundschulalter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/15921

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