Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Zur Ausgangslage des Unterrichts
1.1 Institutionelle Bedingungen
1.2 Anthropologische Bedingungen
2. Überlegungen und Entscheidungen zum Unterrichtsgegenstand
2.1 Klärung der Sache
2.2 Didaktische Überlegungen
3. Intention des Unterrichts
4. Überlegungen zum Lehr - Lernprozess
4.1 Methodische Überlegungen und Entscheidungen
4.2 Unterrichtsverlauf
4.3 Verlaufsskizze
5. Mögliche Weiterarbeit
6. Verwendete Literatur und Materialquellen
1. Zur Ausgangslage des Unterrichts
1.1 Institutionelle Bedingungen
Die X-Schule ist als Sonderschule für Sprachbehinderte eine so genannte Durchgangsschule zur allgemeinen Schule und endet nach der 6. Klasse. Sie hat zur Aufgabe, Sprachbehinderte Kinder so rasch wie möglich in die allgemeinen Schulen einzugliedern.
Die X-Schule für Sprachbehinderte liegt innerhalb eines verkehrsberuhigten Bereiches der Stadt Y. Zusammen mit dem Schulkindergarten für Sprachbehinderte Kinder, dem Geistigbehinderten- kindergarten und der Geistigbehindertenschule wirkt der Schulkomplex insgesamt sehr freundlich, lebendig und innovativ. Die Räumlichkeiten der verschiedenen Schulen sind durch einzelne Gebäude getrennt. Allerdings werden die Schwimm- und Sporthalle sowie die Mensa gemeinsam genutzt. Aufgrund dessen haben die Kinder auch Kontakt zu Schülern der anderen Schule und zu den Kindergärten.
Der Einzugsbereich der X-Schule ist auf den ganzen Landkreis Y ausgedehnt. Über 30 Schulbusse sorgen an jedem Schultag für den Transport der Schüler zwischen Wohnort und Schule. Die Distanz zwischen den Wohnorten der Schüler ist somit sehr groß, weshalb es für die Kinder schwer ist, Freundschaften auch außerhalb der Schule zu pflegen.
Den Schülern der X-Schule steht ein attraktiver und kindgerechter Schulhof zur Verfügung, welchen sie in den Pausen aufsuchen können. Dieser verfügt über eine große Anzahl von Spielgeräten (Klettergerüst, Sandkasten…) und auf den Boden aufgemalte Spielfelder. Darüber hinaus steht den Kindern ein Fußballplatz zur Verfügung, auf welchem die einzelnen Klassen gegeneinander Turniere austragen.
Die Gänge zwischen den Klassenzimmern der Sprachheilschule sind mit zahlreichen Schülerarbeiten (Plakaten, Schaukästen, Bildern) dekoriert und geben Einblicke in die Unterrichtsarbeit der Klassen. Die Schüler haben so die Möglichkeit, aktiv an der Gestaltung der Schule teilzunehmen. Die Flure, Klassenzimmer und das Lehrerzimmer sind mit Teppichböden ausgelegt, was dem Schulhaus insgesamt einen sehr gemütlichen Eindruck verleiht. Die einzelnen Klassen haben vor den Zimmern ihre eigene Garderobe, die von allen genutzt wird.
Das Klassenzimmer der Klasse 2a befindet sich im zweiten Stock. Es ist sehr kindgerecht und schön eingerichtet. In zahlreichen Regalen und Schränken sind Unterrichtsmaterialien (Overheadprojektor, Bastelmaterialien,…), Spielsachen und Lernmaterialien untergebracht. Den Kindern stehen im Klassenzimmer zwei Computer zur Verfügung, an denen sie bei Bedarf mit bestimmten Lernprogrammen selbstständig üben können. Des Weiteren wurde eine Leseecke eingerichtet, die über viele, interessante Bücher verfügt und von den Schülern in der Freiarbeit genutzt werden kann.
Es gibt es auch einen Schuhschrank, in dem die Kinder ihre Hausschuhe aufbewahren. Außerdem ist im Klassenzimmer ein kleines Waschbecken und ein Spiegel vorhanden, wo sie sich bei Bedarf die Hände waschen oder die Zähne putzen können.
Auf der einen Seite des Klassenzimmers befindet sich eine große Fensterfront mit Blick auf den Favoritepark, von der aus viel Licht ins Klassenzimmer kommt. Dies verleiht dem Raum eine gewisse Helligkeit, in dem es für die Kinder angenehm ist zu arbeiten.
Die Tische der Klasse sind in einer sehr offen gestalteten U-Form zur Tafel hin angeordnet, was eine lockere Atmosphäre schafft. Die Anordnung ist überaus vorteilhaft für die Arbeit mit unterschiedlichen Sozialformen. Es ist dadurch ausreichend Platz geschaffen, um inmitten der Tische einen Sitz- oder Stuhlkreis zu bilden, ohne die Tische immer verschieben zu müssen. Dadurch steht den Kindern auch Raum zum ausgiebigen Spielen in den Pausen zur Verfügung.
Angrenzend an das Klassenzimmer befindet sich ein kleines Vorbereitungszimmer der Lehrerinnen. Darin befinden sich ein Computer, Tische, Unterrichtsmaterialien und ein Waschbecken. Es bietet außerdem die Möglichkeit, die Kinder bei Bedarf in Ruhe einzeln oder in kleinen Gruppen zu fördern.
Der Unterricht an der X-Schule beginnt regulär um 8.15 und endet um 12.30.
Die Schüler kommen durch den Schultransfer sehr unterschiedlich an der Schule an, weshalb es meist nicht möglich ist, pünktlich mit dem Unterricht anzufangen. Die Zeitspanne vergrößert sich im Winter auf Grund schlechter Wetterverhältnisse. In der Zeit bis alle eingetroffen sind wird den Schülern Raum zum ausgiebigen Spiel miteinander gegeben.
Es gibt kein offizielles Pausenzeichen zwischen den einzelnen Stunden, wodurch es dem Lehrer selbst überlassen bleibt, wie viel Zeit er den einzelnen Unterrichtseinheiten einräumen möchte und wann er dazwischen eine Vesper- oder Spielpause machen möchte. Lediglich die große Pause wird um 10.45 mit einem Gong eingeläutet und endet um 11.05. Die Schüler verbringen diese auf dem Schulhof, wo sie am Ende von ihren Lehrern an vereinbarten Plätzen abgeholt und zum Klassenzimmer gebracht werden.
Um 12.30 endet der Schultag für die Unterstufe (Klasse 1, 2, 3). Die einzelnen Bustouren werden per Mikrophon ausgerufen und gegen 12.50 sind alle Schüler von ihren Bussen abgeholt worden. Für einzelne Kinder bietet die X-Schule eine Nachmittagsbetreuung an. Die Schüler bleiben über Mittag an der Schule und haben die Möglichkeit, in der Mensa zu essen. Anschließend erledigen sie in betreuten Gruppen ihre Hausaufgaben.
1.2 Anthropologische Bedingungen
Sachstruktureller Entwicklungsstand Der Lehrplan der X-Schule gleicht dem der Grundschule. Allerdings erlernen die Schüler den Unterrichtsstoff, der laut Bildungsplan für die ersten beiden Schuljahre vorgesehen ist, in drei Schuljahren.
Die Schüler haben bereits im letzten Schuljahr das Alphabet behandelt und es verinnerlicht. Sie kennen Gedichte und Lieder zu diesem und können es alle ausnahmslos fehlerfrei vortragen. In den vorangegangenen zwei Schulstunden wurden sowohl die Alphabetkenntnisse als auch die Buchstabenfolge und -ordnung aufgefrischt und vertieft. Die Kinder kennen bereits die Begriffe Vorgänger und Nachfolger und können Buchstaben und Wörter entsprechend des Alphabets ordnen.
Die Klasse zeigt eine große Lernbereitschaft und ist motiviert, sich mit Lerninhalten auseinanderzusetzen. Die Schüler sind besonders interessiert, werden diese mittels kindgerechtem Anschauungsmaterials dargeboten oder mit wilden Tieren (derzeitiges MeNuK-Thema) in Verbindung gebracht. Darüber hinaus sind sie besonders wissbegierig, wenn es etwas zu entdecken gibt und die Themen als spannend empfunden werden. Die meisten Kinder sind bemüht, sich am Unterricht sachgerecht zu beteiligen.
Der Leistungsstand ist als durchschnittlich gut einzuordnen. Fast alle Schüler sind sicher im Umgang mit dem Alphabet und haben die Inhalte der vorausgegangenen Stunden verstanden. Allerdings fällt es vielen noch schwer, sich für einen längeren Zeitraum auf eine Sache zu konzentrieren. Vor allem bei Einzelarbeiten benötigt ein Großteil der Schüler motivierende Unterstützung. Den beiden Mädchen der Klasse gelingt es gut, Arbeiten eigenständig und gewissenhaft auszuführen. Auch Jörg, Andreas und Bilal erledigen schriftliche Aufgaben sauber und sorgfältig.
Bezüglich des Lern- und Arbeitstempos als auch bei den Einzelleistungen bestehen erhebliche Unterschiede bei den Schülern. Ben, Sandro und Erkan brauchen aufgrund von extremer Konzentrationsschwäche sehr lange, Lerninhalte nachzuvollziehen, Zusammenhänge zu erkennen und eine Arbeit fertig zu stellen. Sie müssen immer wieder persönlich auf ihre Aufgabe hingewiesen werden.
Soziale Aspekte in der Klasse
In der Klasse herrscht ein auffällig angenehmes Klassenklima.
Das gute Sozialverhalten wird vor allem im gemeinsamen Spiel und bei Gruppenarbeiten deutlich. Es wird niemand ausgegrenzt, Spiel- und Arbeitsmaterial wird freiwillig untereinander geteilt und Konflikte- die im Allgemeinen selten auftreten- können zumeist ohne das Eingreifen einer Lehrperson unter den Beteiligten selbst geregelt werden. Auch die drei neuen Schüler Mathias, Bilal und Julian, welche die zweite Klasse wiederholen, haben sich schon nach den ersten Wochen gut in die Gemeinschaft integriert.
Lediglich Sandro hebt sich negativ aus dem Klassengeschehen hervor. Auf Grund seiner bestimmerischen Art wird er selten in das gemeinsame Spiel integriert und sucht häufig den persönlichen Kontakt zu den Lehrerinnen.
Der Großteil der Klasse verfolgt interessiert das Unterrichtsgeschehen und beteiligt sich daran. Sehr positiv ist auch, dass selbst schwächere Schüler aktiv mitarbeiten, ohne dass Mitschüler negative Äußerungen den Betroffenen gegenüber verlauten lassen. Ben, Erkan, Susa und Andreas sind des Öfter desinteressiert und haben vereinzelt Probleme, Regeln und Aufforderungen ohne weitere Ermahnung zu folgen.
Bei kreativen Gruppenarbeiten ist die Klasse sehr lebhaft und aufgeschlossen. Nach kurzer Ermahnung kehrt meist sofort Ruhe ein und der Unterricht kann ungehindert fortschreiten.
Personaler Aspekt
Die Klasse 2a besteht aus neun Jungen und zwei Mädchen. Neben den deutschen Kindern sind auch drei Jungen türkischer Herkunft in der Klasse sowie ein russisch-deutscher Junge. Einige der Jungen und Mädchen stammen aus schwierigen familiären Verhältnissen, was sich zum Teil in ihren Verhaltensweisen äußert.
Nachfolgend werden die einzelnen Schüler der Klasse näher beschrieben.
Erkan
Erkan ist ein im Unterricht eher zurückhaltender und ruhiger türkischer Junge. Er wirkt oft abwesend und um seine Aufmerksamkeit zu erhalten benötigt es häufig einer direkten Ansprache durch die lehrende Person,. Auf konkrete Fragen zum Unterrichtsgegenstand benötigt er viel Zeit zum Überlegen und weist Schwierigkeiten beim Formulieren seiner Antwort auf. Er gerät dabei häufig ins Stocken und seine Aussprache ist undeutlich und grammatikalisch nicht korrekt. Darüber hinaus ist er häufig verunsichert, wenn er vor der Klasse etwas vortragen soll. Bei freien Gesprächen gelingt es ihm allerdings meist, sich gut und verständlich zu artikulieren.
Erkan erledigt schriftliche Arbeiten generell sauber und sorgfältig, lässt sich dabei allerdings leicht ablenken und benötigt folglich viel Zeit.
Im Umgang mit seinen Mitschülern ist er hilfsbereit und sozial und gut in die Klassengemeinschaft integriert.
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