Diskussion zur Willensfreiheit


Seminararbeit, 2010

16 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2.0. Freiheit und Determinismus - Begriffserläuterungen
2.1. Wie definiert sich Freiheit
2.2. Der Libertarianismus
2.3. Der Inkompatibilismus
2.3. Der Kompatibilismus

3.0. Kritiker und Verfechter der Willensfreiheit und ihre Theorien
3.1. Das Libet-Experiment
3.2. Unbewusste Handlungen
3.3. Die Theorie von Laplace
3.4. Die Chaostheorie
3.5. Die Heisenbergsche Unschärferelation
3.6. Kritik am Libertarianismus

4.0. Persönliche Stellungnahme

5.0. Quellenverzeichnis

„Seit Langem ist über die Bedeutung des Kausalgesetzes in der Natur- und Geisteswelt, über Sinnliches und Übersinnliches, über Willensfreiheit und Willensgebundenheit nicht so heftig gestritten worden, wie in unseren Tagen, und man kann sagen, dass über diese Dinge in weiten Kreisen gegenwärtig eine höchst unerfreuliche Unklarheit besteht.“ (Max Planck, 1923)

1. Einleitung

Ende der 1970er in Posen (Polen): Witek Dlugosz ist auf dem Weg zum Bahnhof. Er hat sein Studium auf Eis gelegt, will nach Warschau fahren…

Die beschriebene Situation ist die Schlüsselszene des polnischen Films „Der Zufall möglicherweise“ aus dem Jahr 1981. Regisseur Krzysztof Kieslowski setzt sich darin mit der Rolle des Zufalls und des Determinismus als Elemente des menschlichen Daseins auseinander. In drei Episoden mit gleicher Ausgangshandlung, wird das Leben des Protagonisten beleuchtet. In der ersten Episode springt Witek auf den bereits fahrenden Zug und beginnt in Warschau eine Karriere als kommunistischer Politiker. In der zweiten Episode verpasst er den Zug, gerät mit einem Bahnpolizisten aneinander und wird daraufhin zum Oppositionellen. In der dritten Version schließlich, verpasst er den Zug, trifft am Bahnhof eine Studienkollegin, verliebt sich in sie, heiratet und lebt ein Leben fernab jeder Politik. (Vgl.: Wikipedia.de, Der Zufall m ö glicherweise) Die großen Fragen des Films: Gibt es eine schicksalhafte Fügung oder wird das Leben letztendlich von Zufällen geprägt? Wie viel Einfluss haben wir selbst auf unser Leben und wie viel liegt außerhalb unseres Entscheidungsspielraums, weil es von äußeren Kräften bestimmt wird? Haben wir die Möglichkeit zwischen Alternativen zu entscheiden und wenn ja: Was bedeutet moralisch gerechtfertigtes Handeln?

Die Frage nach der Willensfreiheit, nach Determinismus und Zufall, nach Ursache und Wirkung, beschäftigt die Wissenschaft seit Jahrhunderten. Philosophen wie Immanuel Kant, Physiker wie Max Planck, Biologen wie Gerhard Roth oder Psychologen wie Wolfgang Prinz haben zum Thema Stellung genommen. Eine klare Antwort scheint es nicht zu geben. Zu viele unterschiedliche Auffassungen kursieren, jeder will auf seine Art beweisen ob und wenn ja wie und warum es Willensfreiheit geben muss oder nicht. Folgende Hausarbeit soll die unterschiedlichen Standpunkte zur Willensfreiheit - wie den Libertarianismus, den Inkompatibilismus und den Kompatibilismus - beleuchten, sie auf philosophische Weise hinterfragen und letztendlich dazu Stellung beziehen.

2.0 Freiheit und Determinismus - Begriffserläuterungen

Die Freiheit des Menschen wird im Volksmund als „wertvollstes Gut“ bezeichnet. Doch mit Freiheit ist nicht nur äußere Freiheit - sozial, politisch und rechtlich - gemeint, sondern auch die so genannte innere Freiheit: Die Möglichkeit, individuelle Fähigkeiten zu nutzen und zu erweitern. Zusätzlich wird im Bezug auf Freiheit der Anspruch erhoben, zwischen gebotenen Alternativen abwägen und letztendlich auf rationaler Grundlage Entscheidungen treffen zu können. Innere Freiheit und Entscheidungsfreiheit sind maßgebliche Elemente der Willensfreiheit - der Freiheit des Menschen, willentlich zu handeln. Ein freier Wille ermöglicht ein selbst bestimmtes und auf eigene Verantwortung aufbauendes Leben. (Vgl.: Wikipedia.de, Freiheit)

Doch was, wenn die Freiheit des Willens eine Wunschvorstellung ist? Wenn letztendlich vorherbestimmt ist, wie wir uns entscheiden? Wenn feste Naturgesetze unser Handeln bestimmen? Philosophen sprechen dabei vom „Determinismus“ (lat.: determinare = „abgrenzen“, „bestimmen“). Der Determinismus sagt, dass alle Ereignisse, die eintreten, bereits im Vorfeld festgelegt sind. Die Welt funktioniert, laut dem Determinismus, allein auf der Grundlage von Ursachen und ihren Folgen. Alles was geschehen ist, musste exakt so geschehen, weil bereits im Vorfeld die Weichen dazu gestellt wurden. (Vgl.: Philosophieverstaendlich.de, Determinismus)

Wenn die Freiheit des Willens also wirklich nicht existiert, kann man dann noch von Schuld sprechen oder von moralischem Handeln auf Grund eigener ethischer Richtlinien? Trägt nur der Verantwortung, der einen freien Willen hat und entlässt der Determinismus den Menschen deshalb von jeglicher Schuldfähigkeit? Wer nicht frei ist, handelt wie er handelt, weil er so handeln muss. Darf er dann bestraft werden? Ist unser modernes Rechtssystem dann noch gültig? (Vgl.: nicolasschuengel.net, Determinismus und Willensfreiheit)

2.1. Wie definiert sich Freiheit?

Dass sich Freiheit in äußere und innere Freiheit gliedert, wurde bereits angesprochen. Ein freier Mensch bestimmt autonom über sein Handeln. Generell müssen für die Freiheit drei wesentliche Voraussetzungen erfüllt sein:

1. Eine Person hat die Wahl zwischen Alternativen.
2. Welche Wahl getroffen wird, hängt von der Person selbst ab.
3. Wie die Person handelt und sich entscheidet, muss ihrer Kontrolle unterliegen.

Die Willensfreiheit stellt sich somit folgende Fragen:

1. Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, damit eine Entscheidung frei sein kann? (Begriffliche Frage)
2. Sind diese Bedingungen in der Welt tatsächlich erfüllt? (Faktische Frage)

(Vgl.: philosophieverstaendlich.de)

Die Philosophie versucht auf diese Fragen Antworten zu geben. Dabei gibt es drei unterschiedliche Standpunkte: Den Libertarianismus, den Inkompatibilismus und den Kompatibilismus.

2.2. Der Libertarianismus

Der Libertarianismus geht davon aus, dass die Menschheit im Handeln und Denken Freiheit besitzt und es deshalb keinen absoluten Determinismus geben kann. Im libertarianischen Sinn sind Handlungen nur dann frei, wenn sie nicht naturgesetzlich determiniert sind, noch aus einem Zufall entstehen, sondern vom handelnden Menschen eigens hervorgerufen werden. Wenn ein Mensch in seinem Handeln zwei Alternativen hat, ist er dann frei, wenn er sich weder durch äußere Umstände, noch durch spezielle Gründe für oder gegen die Handlung beeinflussen lässt, sondern sich selbst angesichts der Gründe für eine der beiden Alternativen entscheidet. Eine determinierte Kausalitätskette gibt es nicht. (Vgl.: philosophieverstaendlich.de)

2.3. Der Inkompatibilismus

Inkompatibilisten sehen den gesamten Weltverlauf und somit die gesamte Menschheit als determiniert. Einen freien Willen gibt es nicht, da jeder Situation eine andere vorausgeht, die sie bestimmt. Die Entwicklung jeglicher Ereignisse knüpft deshalb an eine Kausalitätskette, resultiert also aus Ursache und Wirkung. Aus diesem Grund kann sich auch die Welt zu einem bestimmten Zeitpunkt nur auf eine einzige Weise weiterentwickeln. Aus Ereignis A folgt Ereignis B, daraus Ereignis C usw. (Vgl.: philosophie-verstaendlich.de)

Wenn diese Art der Weltanschauung wahr ist, kann ein Mensch sich niemals anders entscheiden, als er es tut, denn seine Entscheidungen sind fremd- und nicht durch ihn selbst bestimmt. Wie sich die Welt entwickelt, könnte somit unter Einbeziehung jeglicher Fakten theoretisch berechnet werden, da es Zufall und freie Entscheidungskraft nicht gibt.

Der amerikanische Philosoph Peter van Inwagen beschreibt in seinem „KonsequenzArgument“ zum Inkompatibilismus, wie sich der Determinismus durch den Weltverlauf ziehen könnte. Er sagt:

„Wenn der Determinismus wahr ist, dann ergeben sich alle unsere Handlungen als Konsequenzen aus den Naturgesetzen und aus Ereignissen in der entfernten Vergangenheit. Aber es hängt nicht von uns ab, was vor unserer Geburt vor sich ging, und ebenso wenig hängt es von uns ab, was die Naturgesetze sind. Deshalb hängen auch deren Konsequenzen nicht von uns ab.“

Auch Immanuel Kant spricht von Ursache und Wirkung:

„Aus der Notwendigkeit im Kausalverhältnis folgt, dass eine jede Begebenheit […] unter der Bedingung dessen, was in der vorhergehenden Zeit war, notwendig sei. Da nun die vergangene Zeit nicht mehr in unserer Gewalt ist, so muss jede Handlung, die ich ausübe, durch bestimmte Gründe, die nicht in meiner Gewalt sind, notwendig sein, das heißt ich bin zu dem Zeitpunkte, darin ich handle, niemals frei.“(Vgl.: Willascheck]; 2008; 8 f.)

2.4. Der Kompatibilismus

Der Kompatibilismus hält Willensfreiheit und Determinierung für vereinbar. Freier Wille besteht laut dem Kompatibilismus darin, anhand von psychologische Faktoren, Überzeugungen, Emotionen oder Wünschen, eine individuelle Entscheidung treffen zu können. Die genannten Faktoren beeinflussen zwar die Entscheidung, determinieren sie jedoch nicht. Der freie Wille setzt allerdings den teilweisen Determinismus voraus, da ohne kausale Vorbedingungen eine Entscheidung rein willkürlich und zufällig geschehen würde. (Vgl.: Thies; 2005)

3.0. Kritiker und Verfechter der Willensfreiheit und ihre Theorien

3.1. Das Libet-Experiment

Anfang der 1980er führte der amerikanische Physiologe Benjamin Libet eine Reihe von Untersuchungen des menschlichen Gehirns durch, die als „Libet-Experiment“ bekannt wurden und in denen er die Abfolge von Handlungssträngen untersuchte. Die Versuchspersonen sollten dabei in einer Zeitspanne von drei Sekunden die rechte Hand bewegen. Libet maß währenddessen die Gehirnströme und fand heraus in welcherzeitlichen Reihenfolge Entscheidung und deren Umsetzung zueinander stehen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Diskussion zur Willensfreiheit
Hochschule
Hochschule Darmstadt  (Sozial- und Kulturwissenschaften)
Veranstaltung
Grundfragen der Philosophie
Note
1,0
Autor
Jahr
2010
Seiten
16
Katalognummer
V159246
ISBN (eBook)
9783640719112
ISBN (Buch)
9783640719556
Dateigröße
410 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Diskussion, Willensfreiheit, Philosophie, Schicksal, Wolfgang Prinz, Determinismus, Immanuel Kant, Max Planck, Gerhard Roth, Libertarianismus, Inkompatibilismus, Kompatibilismus, Moral, Schmetterlingseffekt, Chaostheorie, Laplace, Benjamin Libet, Libetexperiment, Heisenberg, Heisenbergsche Unschärferelation, Freiheit
Arbeit zitieren
Julia Lesch (Autor:in), 2010, Diskussion zur Willensfreiheit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/159246

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