Ziel dieser Arbeit ist es, Montaignes Verständnis der Gewohnheit im Spannungsfeld zwischen ethischer Prägung und kritischer Distanz zu untersuchen. Im Zentrum steht der Essai „Über die Gewohnheit“, der als Ausgangspunkt dient. Die zentrale Fragestellung lautet: Inwiefern ist die Gewohnheit für Montaigne eine ethisch formende Kraft und inwieweit ein Hindernis für selbstbestimmtes, kritisches Denken?.
Zur Beantwortung dieser Frage wird zunächst Montaignes Sicht auf die Gewohnheit dargestellt, ihre Definition und ambivalente Rolle beleuchtet, unter Rückgriff auf „Über die Gewohnheit“ und andere Essais. Anschließend wird eine vergleichende Perspektive eingenommen: Montaignes Überlegungen werden mit der aristotelischen Konzeption des hexis kontrastiert, um herauszuarbeiten, ob sich bei Montaigne trotz seines radikalen Skeptizismus ein eigener Begriff ethischer Bildung durch Erfahrung und Reflexion erkennen lässt. Abschließend soll die Arbeit aufzeigen, inwiefern Montaignes Überlegungen zur Gewohnheit auch heute noch aktuell sind, etwa in der Auseinandersetzung mit sozialen Normen, tradierten Vorurteilen oder in ethischen Debatten über die Notwendigkeit von kritischer Selbstreflexion in einer durch Routine geprägten Welt.
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- Khaled Omayrat (Author), 2025, Montaigne und die Rolle der Gewohnheit als moralischer Kompass, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1592480